Wiener Vereine in der österreichischen Meisterschaft (Fußball)

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Seit der Saison 1911/1912 richten der Österreichische Fußballbund (ÖFB, vor 1926 ÖFV) bzw. seine Unterverbände (Niederösterreichischer Fußballverband (NÖFV) ab 1911/1912, WFV ab 1923/1924), im Nationalsozialismus (1938-1945) der NS-Reichsbund für Leibesübungen (NSRL), sowie die ÖFB-Mitglieder Staatsliga (ab 1949/1950) und Bundesliga (ab 1991/1992) ohne Unterbrechung (jedoch mit kriegsbedingten Einschränkungen 1915 und 1944/1945) einen Fußballbewerb im Meisterschaftsmodus aus, der trotz seines zwischen 1911 und 1949 regional und politisch teils eingeschränkten Teilnehmerfelds von den maßgeblichen Instanzen ÖFB und Österreichische Fussball-Bundesliga (ÖBFL) als österreichische Meisterschaft gewertet wird. Aufgrund dieser Präliminarien und der historischen Kräfteverhältnisse im Fußball auf dem Territorium des heutigen Österreich dominierten diesen Bewerb über lange Zeit Vereine aus Wien. 1965 wurde mit dem LASK erstmals ein Fußballklub österreichischer Meister, der nicht in Wien beheimatet ist. Der SK Rapid ist mit 32 Titeln in den bislang 106 ausgespielten Konkurrenzen österreichischer Rekordmeister.

Vorläuferbewerbe

Das erste dokumentierte Fußballspiel im heutigen Österreich fand nicht in Wien, sondern am 18. März 1894 in Graz zwischen zwei Teams des „Akademisch-Technischen Radfahr-Vereins“ (ATRV) statt. In Wien und im niederösterreichischen Baden hatte es allerdings schon seit 1891 vereinzelt Versuche gegeben, das Fußballspielen als Schulsport einzuführen, doch konzentrierte sich der organisierte Vereinsfußball seit den Gründungen der Pioniere Vienna und Cricketer im August 1894 auf die Haupt- und Residenzstadt Wien.

Der erste im Meisterschaftsmodus ausgespielte Bewerb Österreichs war der Wiener „Tagblatt-Pokal“ (1900/1901 bis 1902/1903). Dieser in zwei Klassen mit je 4 oder 5 bzw. 7 (2. Klasse A, 1902/1903) und 10 (2. Klasse B, 1902/1903) teilnehmenden Mannschaften ausgetragene Wettbewerb wurde von der „Österreichischen Fußball-Union“ (ÖFU), dem Vorläufer von ÖFV und ÖFB, organisiert. Das "Neue Wiener Tagblatt" spendete einen Pokal, welches Sponsoring auch den Namen lieferte. Alle drei Konkurrenzen, an denen außer dem Mödlinger FC ausschließlich Wiener Vereine teilnahmen, gewann der Prater-Klub WAC, der deshalb auch die Trophäe in Besitz nehmen durfte. In den Saisonen 1903/1904 und 1906/1907 fanden weitere, von der ÖFU bzw. dem ÖFV organisierte Meisterschaften statt, die allerdings abgebrochen wurden. Wieder nahmen außer dem ASK Schwechat nur Wiener Klubs teil.

Wien, nur du allein I

In der Saison 1911/1912 wurde die erste Meisterschaft des im Mai 1911 gegründeten NÖFV abgehalten, dem auch alle Wiener Vereine angehörten, da Wien damals kein eigenes Bundesland, dafür aber Hauptstadt des Kronlandes „Erzherzogtums Österreich unter der Enns“ (dem heutigen NÖ) war. Bis 1923 richtete der NÖFV den Bewerb aus, an dem 10 bis 13, ausschließlich Wiener Teams teilnahmen. Rapid konnte acht dieser zwölf Konkurrenzen für sich entscheiden, darunter zwischen 1918 und 1921 das erste Triple gewinnen, und begründete damit seinen Status als Rekordmeister. Die weiteren Titel in diesen Jahren gingen an den WAC und dem von ihm abgespaltenen Wiener Association FC (WAF), sowie den FAC und den Wiener Sport-Club.

Im Jahr 1922 wurde Wien ein eigenes Bundesland der Ersten Republik Österreich, im Februar 1923 wurde infolgedessen der Wiener Fußballverband (WFV) gegründet, der ab der Saison 1923/1924 die Ausrichtung der Meisterschaft vom NÖFV übernahm. In der Folgesaison führte der WFV für die drei obersten Spielklassen das erste Berufsspielertum in Kontinentaleuropa ein und legalisierte damit eine längst bestehende Praxis verdeckter Spielergehälter und Ablösezahlungen. Erster Profimeister wurde die Hakoah. Der Professionalismus wurde formal bis zum „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland im März 1938 beibehalten, obschon zahlreiche Vereine der dritten und zweiten Klasse zunehmend vom Profitum abwichen. Meist geschah das aus zunehmenden Finanznöten, die sogar zu Vereinsauflösungen führten (siehe Hertha); manchmal war der Ausstieg aus dem Profigeschäft auch gepaart mit einem Bekenntnis zum Amateurismus (siehe Rudolfshügel). Erfolgreichster Klub dieser Epoche war mit 6 von möglichen 14 Titeln Admira, vor dem SK Rapid, der weitere vier Meisterschaften gewinnen konnte. Die weiteren Champions dieser Jahre waren je zwei Mal der Wiener Amateur SV (ab 1926 Austria), und die Vienna.

Nach vereinzelten Versuchen schon ab 1909, setzten mit der Saison 1919/1920 Meisterschaften auch außerhalb Wiens in den neuen Bundesländern ein. Zwischen 1929 und 1937 nahmen die jeweiligen Meister der einzelnen Bundesländer an den Österreichischen Amateurmeisterschaften teil. Eine Ausnahme bildete die 1. Liga der Steiermark in der Saison 1936/1937, die als zweitklassig gereiht wurde. Meister Sturm Graz scheiterte aber in der Relegation am Aufstieg in oberste Spielklasse.

Wiener Mannschaften in der Meisterschaft während der NS-Zeit

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten brachte auch massive Veränderungen organisatorischer Natur: der Professionalismus wurde abgeschafft. ÖFB, WFV, alle anderen österreichischen Verbände und deren Spielbetrieb wurden in den NSRL, welcher der NSDAP unterstellt war, eingegliedert. Die oberste Spielklasse war nun (ausgenommen 1939/1940 und 1943/1944) für alle Vereine des in „Ostmark“ umbenannten Österreich offen, ausgenommen natürlich den als „jüdisch“ etikettierten oder politisch unliebsamen, die aufgelöst oder unter Kuratel gestellt wurden (siehe zum Beispiel Hakoah und Austria). Schon kurz nach dem „Anschluss“ kam es zur Umbenennung des laufenden Bewerbs 1937/1938 von „Wiener Liga“ in „Nationalliga“ und vier von zehn der Klubs mussten absteigen, um Platz für Aufsteiger aus den zu sieben Reichsgauen umstrukturierten Bundesländern zu machen.

Dennoch blieben in allen vom NSRL zwischen 1938 und 1945 ausgerichteten Meisterschafen (Gauliga XVII Ostmark (1938/39), Bereichsklasse XVII Ostmark (1939/40–1940/41), Bereichsklasse XVII Donau Alpenland (1941/42), Gauliga XVII Donau Alpenland (1942/43-1944/45 (die letzte kriegsbedingt abgebrochen) die Wiener Vereine bestimmend, die Vienna, (3), Rapid (2) und Admira (1) teilten sich die Meisterwürde. Die außerhalb Wiens beheimateten Klubs stiegen entweder bald wieder ab, oder nahmen trotz Hochreihung oder erlangter Qualifikation als Meister diverser unterer Gau- und Bezirksligen erst gar nicht an der Meisterschaft teil. Abgesehen vom Sonderfall LSV Markersdorf, für den viele bei der Luftwaffe der Wehrmacht eingerückte Wiener und deutsche Spitzenspieler tätig waren, war das beste Ergebnis eines Nicht-Wiener Vereins in diesen Jahren der 8. Rang des Grazer SC im Endklassement der Saison 1938/1939.

Wien, immer noch (fast) nur du allein II

Nachdem für die Spielzeiten 1945/1946 bis 1947/1948 die Wiener Liga als oberste Spielklasse noch einmal reaktiviert worden war, kam es in der Saison 1949/1950 schließlich zur Einführung einer gesamtösterreichischen Meisterschaft. Im Juli 1949 wurde die neu gegründete „Österreichische Fußball-Staatsliga“ nach den neun Landesverbänden als 10. Mitglied in den ÖFB aufgenommen und damit beauftragt, statt der Wiener Liga eine Staatsliga auszurichten. Diese bestand zunächst aus dreizehn Vereinen, die Meister von Niederösterreich (SV Gloggnitz), Oberösterreich (SC Vorwärts Steyr) und Steiermark (SK Sturm Graz) wurden hochgereiht. Die Klubs aus den Bundesländern in der Staatsliga wurden allmählich zahlreicher und spielstärker, doch dauerte es noch einmal 16 Saisonen, bis 1964/1965 mit dem Linzer ASK erstmals ein Nicht-Wiener Klub die Meisterschaft erringen konnte. Mit dem LASK waren in dieser Saison bereits sieben der 14 Klubs, also die Hälfte der Staatsliga, nicht aus Wien. Ehemalige Wiener Größen, wie etwa der SC Wacker, waren zuerst zu "Paternoster-Vereinen" geworden und schließlich ganz verschwunden. Bis zur eigentlichen Trendumkehr in der Saison 1970/1971 dominierten nach dem Krieg dennoch die Wiener Klubs und errangen 24 von 25 möglichen Titeln. Rapid allein konnte weitere elf Meisterschaften gewinnen und feierte 1968 seinen 25. Titel, was zu diesem Zeitpunkt die kontinentaleuropäische Rekordmeisterschaft bedeutete. Austria gewann acht Mal die Meisterschaft und hielt bereits bei zehn Titeln. Die weiteren österreichischen Meisterklubs aus Wien in dieser Epoche waren der Wiener Sport-Club (2), Admira (1), der SC Wacker (1) und die Vienna (1).

Verösterreicherung

Mit dem Triple (1970/1971-1972/1973) von Wacker bzw. SWW Innsbruck in der ab 1965/1966 als „Nationalliga“ bezeichneten obersten Spielklasse wurde die Wiener Vorherrschaft endgültig durchbrochen. Mit Ausnahme der 11 Spielzeiten 1977/1978 bis 1987/1988, als Austria und Rapid, die damals besonders starke Teams hatten und jeweils auch ein Europacup-Finale erreichten (1978 Austria, 1985 Rapid), mit sieben bzw. 4 Titeln die Meisterschaft unter sich ausmachten, dominierte von nun an die Provinz: nur 10 der 35 seither gewonnen Meistertitel zwischen 1970/1971-1976/1977 und 1988/1989 bis 2015/2016 gingen nach Wien, davon 7 an die Austria und 3 an Rapid. Von den 25 restlichen Meisterschaften gewann 10 der FC Wacker Innsbruck (SWW Innsbruck, SSW Innsbruck, FC Wacker Tirol, FC Tirol), 10 der FC Red Bull Salzburg (inkl. der drei Meistertitel des 2005 übernommenen SV Austria Salzburg), 3 der SK Sturm Graz, eine der Grazer AK und eine der SK Vöest Linz. Von den 61 Erstligateilnehmern seit 1945 stammen 40 aus den Bundesländern.

Seit 1974/1975 wird die österreichische Meisterschaft in zwei gesamtösterreichischen Spielklassen ausgetragen. (1. Spielklasse: 1974/1975-1975/1976 und ab 1994/1995 Bundesliga; 1976/1977-1993/1994 1. Division; 2. Spielklasse: 1974/1975-1975/1976 Nationalliga, 1976/1977-1997/1998 2. Division, 1998/1999-2002/2003 1. Divison, ab 2003/2004 1. Liga.) Im Dezember 1991 wurde die Österreichische Fussball-Bundesliga (ÖBFL) als eigener Dachverband konstituiert und statt der Staatsliga als 10. Mitglied in den ÖFB aufgenommen. Seither wird die österreichische Meisterschaft von der ÖBFL ausgerichtet.

Literatur

  • Hubert Dürr: Die Sozialgeschichte des Fußballspiels in Österreich (1896 bis 1911). Diplomarbeit. Universität Wien. Wien: 1990
  • Wolfgang Maderthaner, Roman Horak: Mehr als nur ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne. Wien: Löcker 1997, S. 131-139
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsports in Österreich. Wien: Verlag Rudolf Traunau 1951

Weblinks