Wacker

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Briefkopf von Wacker aus der Korrespondenz im Nachlass von Hugo Meisl, Jänner 1933
Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1908
Datum bis 1971
Benannt nach
Prominente Personen Johann Breitwieser, Gerhard Hanappi, Josef Walzhofes, Karl Zischek
PageID 2977
GND
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Bildname Wacker.jpg
Bildunterschrift Briefkopf von Wacker aus der Korrespondenz im Nachlass von Hugo Meisl, Jänner 1933
  • 12., Rosasgasse 36

Frühere Adressierung

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48° 10' 55.51" N, 16° 19' 14.15" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Sportklub Wacker (Farben: schwarz-weiß) war ein Fussballklub aus Meidling, dem 12. Wiener Gemeindebezirk. Der Verein spielte von 1914 bis 1971 insgesamt 53 Mal in der obersten österreichischen Spielklasse, bis 1961 durchgehend. In der Saison 1946/1947 gewann Wacker, das stets eine enge Bindung zum Bezirk wahrte und Weltklassespieler wie Karl Zischek und Gerhard Hanappi hervorbrachte, das erste und letzte Mal Meisterschaft und Cup. 1971 ging der Verein in einer Fusion mit dem ESV Admira-NÖ Energie auf.

Gründung und Aufstieg

Die Wurzeln von Wacker liegen im "Gatterhölzl", einem Areal mit Wäldchen durchzogener Brachflächen auf dem Grünberg in Obermeidling, wo lokale Jugendliche schon um 1900 den Fußballsport betrieben. Einer davon war Max Freund, Mitglied der Jungmannschaft des WAC, auf dessen Initiative hin sich 1906 eine Mannschaft formte, die im Gatterhölzl, in der Nähe des Meidlinger Schlachthauses und der Trainkaserne, ballesterte. Die Gegend war in Verruf und wurde im Volksmund auch "Räuberhölzl" genannt, war sie doch das Territorium von Einbrecherkönig Johann Breitwieser, dem 1919 tödlich verhafteten "Robin Hood von Meidling".

1908 wurde ein Ansuchen um die Registrierung als "Sportclub Wacker" behördlich genehmigt und auch eine erste feste Spielstätte konnte bezogen werden.[1] Diese befand an der Ecke Altmannsdorfer Straße 27 und Edelsinnstraße 42, auf dem Gelände der Gastwirtschaft Nitsch, dem Mäzen des Klubs. Der Platz bestand aus einer aufgefüllten und planierten Sandgrube, die später eingeplankt wurde. 1909 erfolgte die Aufnahme Wackers in den ÖFV, wobei die Meidlinger in die zweithöchste Spielklasse gereiht wurden. 1911/1912, 1912/1913 und 1913/1914 wurde Wacker Meister der 2. Klasse A des Niederösterreichischen Fußballverbandes NÖFV. Aufgrund zweier verpasster Relegationen stieg der Klub aber erst in der ersten Kriegssaison 1914/1915 in die oberste Spielklasse auf.

Der Stolz und Schmuck von Meidling

Ab 1919 entwickelte sich der Wiener Fußball zum popularen Massenspektakel, die Zuschauerzahlen stiegen sprunghaft an; auch beim SC Wacker, welcher sich als sportlicher Stolz des bevölkerungsreichen Arbeiterbezirks Meidling etabliert hatte. Der Sportplatz in der "Sandgrube" war zu eng geworden und den Ambitionen des Klubs nicht mehr entsprechend. Auf der Suche nach repräsentablem Ersatz wurden die Schwarz-Weißen auf dem Gelände des nahen Dreherparks fündig, einer alteingesessenen Vergnügungsstätte im Eigentum des Schwechater Bierbrauers Dreher, von dem sie ein kleines unbenutztes Wald- und Wiesenstück namens "Wildpark" pachteten. Dort errichtete der Klub ein schmuckes, von Mietskasernen und den angrenzenden Gassen eng eingefasstes Kleinstadion mit offener Sitzplatztribüne, das insgesamt 15.000-20.000 Zuschauern Platz bot. Der Anlage mit der Adresse Rosasgasse 31 war auch eine Trainingshalle angeschlossen , die nicht nur von den Fußballern, sondern auch von der Boxsektion und den Stemmern des Vereins genutzt wurde. Am 8. Oktober 1921 wurde der Wacker-Platz mit einem, allerdings wegen Regens abgebrochenem Meisterschaftsspiel gegen Hertha eröffnet.

Sportlich kam Wacker in der Zwischenkriegszeit über das Mittelmaß nicht hinaus. Einzig drei 4. Plätze (1927/1928, 1934/1935, 1936/1937 und 1937/1938) sowie das einmalige Erreichen des Cupfinales sind erwähnenswert, das die Schönbrunner am 8. Juli 1923 aber mit 1:3 gegen den Wiener Sport-Club verloren. Aufgrund der starken lokalen Bindung an den Bezirk und sozialen Identität bei Wacker blieben den Meidlingern aber trotz der Verlockungen des im Sommer 1924 eingeführten Berufspielertums selbst Spitzenkräfte wie Karl Zischek erhalten.

Meister und Cupsieger

Ein schon während des Nationalsozialismus mit Vizemeistertiteln in den Saisonen 1938/1939, 1939/1940 und 1940/1941 erkennbarer, wenn auch aufgrund der widrigen Verhältnisse freilich zu relativierender Aufstieg, erreichte in der Saison 1946/1947 seinen einmaligen Höhepunkt: trotz menschlichem Aderlass im Zweiten Weltkrieg und durch Bombentreffer beschädigtem Stadion konnten die Meidlinger mit einem aus talentierten Nachwuchskräften wie Gerhard Hanappi und Theodor "Turl" Wagner und arrivierten Spielern wie Karl Zischek und Wilhelm Hahnemann zusammengesetzten Team Meisterschaft und Cup und somit das Double gewinnen. 1951 erreichten die Schwarz-Weißen zudem das Finale des Zentropacups, einem internationalen Turnier, das als Nachfolge des Mitropacups gedacht war. Dort unterlag man dem SK Rapid mit 2:3. Bis zur Mitte der 1950er-Jahre zählte Wacker mit vier weiteren Vizemeisteriteln (1947/1948, 1950/1951, 1952/1953 und 1955/1956) zu den Spitzenteams, musste aber 1961 erstmals nach 46 Spielzeiten im Oberhaus absteigen.

Die "Paternoster-Elf" und ihr Ende

In den Folgejahren wechselten die Meidlinger fast jährlich zwischen oberster und zweithöchster Liga (woraus sich der Spitzname "Paternoster-Elf" ableitete). Nach dem neuerlichen Abstieg in der Saison 1970/1971, wachsender wirtschaftlicher Nöte, gepaart mit der zunehmenden Renovierungsbedürftigkeit des in die Jahre gekommenen Wacker-Platzes, entschied die Vereinsführung eine Fusion mit dem ESV Admira-NÖ Energie und zugleich den Exodus in die Südstadt, einer neuen Satellitensiedlung im niederösterreichischen Maria Enzersdorf am Gebirge, in deren Stadion die ehemalige Admira aus Floridsdorf seit März 1967 spielte. Ab der Saison 1971/1972 firmierte der fusionierte Verein als "FC Admira/Wacker Energie". Beider Nachfolgeverein ist der heutige Bundesligist "FC Admira Wacker Mödling". Das letzte, am 19. Juni 1971 abgehaltene Bewerbsspiel im Meidlinger Stadion war bezeichnend für die neuen Kräfteverhältnisse im österreichischen Fußball: Wacker verlor 1:4, und der Gegner, Namensvetter Wacker aus Innsbruck, wurde erstmals Meister der höchsten Spielklasse. Mit dem Soziotop Wacker ging ein wichtiges Stück Meidlinger Bezirksidentität und ein unverwechselbares Kapitel Wiener Fußballgeschichte zu Ende. Danach gab es drei kurzlebige Versuche zur Neugründung von Wacker (1972, 1980, 2005), deren einer in der Saison 1988/1989 sogar in die drittklassige Regionalliga Ost führte.

Nach Jahren des Verfalls wurde 1984 auf dem rückgebauten Wacker-Platz der unter Leitung des damaligen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport stehende Bundesspielplatz Schönbrunn eröffnet, auf dem sich neben einem Fußballfeld auch Hartplätze und Leichtathletikanlagen befinden, die von Schulen genutzt werden.

Bekannte Wackerianer

Die enge Verbindung von Verein und Bezirk brachte es mit sich, das Wacker stets viele gebürtige Meidlinger in seinen Reihen hatte. Teils hielten diese Spieler den Schwarz-Weißen über ihre ganze Karriere die Treue und reiften mitunter zu Fußballern von internationalem Format. In erster Linie ist hier Karl Zischek zu nennen, der von 1929 bis 1947 für Wacker stürmte, als rechter Flügel des Wunderteams in die Geschichte einging und auch bei der Weltmeisterschaft 1934 für die Auswahl des ÖFB antrat, die den 4. Platz errang. Der zweite Wackermann im Kader des WM-Teams 1934 war Josef Walzhofer. Das Erbe Zischeks trat Theodor "Turl" Wagner an, der 1940 bis 1957 für die Meidlinger tätig war und für die österreichische Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1954 als Rechtsverbinder 3 Tore schoss (zwei davon am 26. Juni 1954 beim 7:5 gegen die Schweiz, der berühmten "Hitzeschlacht von Lausanne"). Der berühmteste Fußballer aus Meidling ist aber wohl der spätere Rekordinternationale Gerhard Hanappi, der von 1942 bis 1950 das schwarz-weiße Dress des SC Wacker trug. Bereits im Alter von 17 Jahren debütierte Hanappi in der Kampfmannschaft der Meidlinger und gewann auf Anhieb Meisterschaft und Cup. 1950 wechselte er gegen den Willen Wackers zu Rapid, was die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen der beiden Klubs aus dem Wiener Westen nachhaltig belasten sollte.

Quellen

Literatur

  • 40 Jahre S.C. Wacker. Wien: Blaha 1947
  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Meidling. Wien: Mohl 1976, S. 157 ff.
  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Meidling. Wien: Mohl 1992, S. 164 ff.
  • Meidling. Blätter des Bezirksmuseums 52 (2000)
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsports in Österreich. Wien: Traunau 1951, S. 186 ff.
  • Edgar Schütz: Wacker-Platz I. In: Andreas Tröscher, Matthias Marschik, Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 176
  • Edgar Schütz: Wacker-Platz II. In: Andreas Tröscher et al., a.a.O., S. 177-182
  • Georg Spitaler: Meidling. In: Peter Eppel et al., Hg.: Wo die Wuchtel fliegt. Wien: Löcker 2008, S. 98-103

Weblinks

SC Wacker





Einzelnachweis

  1. Die erste mediale Erwähnung des Klubs findet sich im "Neuen Wiener Abendblatt2 vom 4. Jänner 1908: "Einheit schlägt Wacker (komb.) mit 6:2" (S. 8). In derselben Zeitung ist am 4. April 1908 anlässlich einer Spielankündigung "Wacker gegen Penzinger Vorwärts (I und II)" erstmals auch von einem "Wacker-Platz" zu lesen (S. 8).