Rudolfshügel (Fußballverein)

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1902
Datum bis 1934
Benannt nach Anhöhe im 10. Bezirk
Prominente Personen Heinrich Schönfeld
PageID 695
GND
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Der Sportclub Rudolfshügel (Vereinsfarben: dunkelblau-weiß) war ein Fußballverein aus Favoriten, der von 1902 bis 1934 bestand und zwischen 1907 und 1927 der höchsten österreichischen Spielklasse angehörte.

Gründung, Aufstieg und Erstklassigkeit

Im September 1902 gründeten Fußballfreunde aus dem Grätzel des im 10. Bezirk gelegenen Rudolfshügels einen nach dieser Anhöhe benannten Fußballverein, den ersten von vielen dieses historischen Fußballbezirks. Die erst Ende des 19. Jh. eingemeindete Gegend beherbergte viele Fiakerställe und war ein beliebter Ausflugsort mit zahlreichen Gaststätten. Es hatten sich zudem, wie in anderen Gegenden des Arbeiterbezirks Favoriten auch, größere Betriebe, unter anderem eine Gitterstrickerei von Hutter & Schrantz und die Wiener Automobil-Fabrik angesiedelt, in denen die meisten Spieler und Anhänger als Industriearbeiter beschäftigt waren. Diese enge Verflechtung zwischen Wohn- und Arbeitsort, das homogene soziale Milieu mit den Lebensräumen Straße und Wirtshaus, und die damalige Randlage im äußersten Süden Favoritens führten zu einer starken lokalen Bindung und sozialen Identität der Rudolfshügler, die sich als starker Zusammenhalt und in einer besonderen „Clubbegeisterung“ und zeigte.[1] Trotzdem traten 1904 einige Jugendspieler aus dem Verein aus und gründeten den Bezirksrivalen ASV Hertha.

Im gleichen Jahr errichtete der Verein mithilfe seiner Anhänger eine Spielstätte am heutigen Friesenplatz, inmitten des zwischen Laxenburger Straße und Triester Straße gelegenen Teils von Favoriten. Ab Herbst d.J. ist erstmals die Teilnahme der Dunkelblau-Weißen an einem saisonalen Bewerb für die zweithöchste Spielklasse belegt, den sie 1905/1906 und 1906/1907 für sich entscheiden konnten. Ab Herbst 1907 wurde Rudolfshügel dann unter die erstklassigen Klubs gereiht.

1911 errichtete der Klub, wiederum unter tatkräftiger Mithilfe seiner Mitglieder, einen großen, eingeplankten Sportplatz. Dieser befand sich etwas stadtauswärts auf der „Baffwiese“, einer großen Brache am Eck Laxenburger Straße/Troststraße. Von der ersten regulären Meisterschaftssaison 1911/1912 an waren die Favoritner mit einer Ausnahme bis 1926/1927, also 15 Spielzeiten über, in der höchsten österreichischen Spielklasse vertreten, ab 1924/1925 als Profiverein. Die besten Platzierungen erreichten die Mannen von Rudolfshügel dabei in den Saisonen 1916/1917 bis 1918/1919 (3., 3. u. 2. Platz) bzw. 1920/1921 (3. Platz).

Abstieg und Zwangsauflösung durch die Austrofaschisten

Der sofortige Wiederaufstieg in der Saison 1927/1928 misslang. In dem Folgejahr entsagte Rudolfshügel im Sommer 1928 dem Profibetrieb, auch aufgrund der hohen Schulden, die der Klub angehäuft hatte. Auch der mittlerweile zum Stadion mit einer überdachten Holztribüne für mehrere Tausend Besucher ausgebaute Rudolfshügel-Platz musste im Herbst des Jahres geräumt werden, es entstanden dort Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien. Ihren Besucherrekord hatte die Heimstätte der Dunkelblau-Weißen am 27. April 1924 erlebt, als im Achtelfinale des Wiener Cups gegen die Amateure bis zu 15.000 Zuschauer gezählt wurden. Schon 1919 war der Verein übrigens neben seiner seit 1903 bestehenden Eingliederung in die ÖFU bzw. den ÖFV, den Vorläufern des ÖFB auch dem sozialistischen „Verband der Arbeiter- und Soldatensportvereine“ (VAS) beigetreten, der den Amateurismus hochhielt. Die Rudolfshügler traten nun zum VAFÖ, dem Nachfolger des VAS, über und fusionierten mit einem weiteren VAFÖ-Verein, dem Favoritner Arbeiter SV, auf dessen Spielstätte, dem Lyon-Platz in der Absberggasse, sie von nun an die meisten ihrer Heimspiele austrugen. Bis zur zwangsweisen Auflösung ihres Klubs in Folge der Machtübernahme der Austrofaschisten im Februar 1934 nahm Rudolfshügel an den Konkurrenzen des VAFÖ teil. Ein Großteil der Spieler wechselte nach der Liquidierung des Vereins zum Bezirksnachbarn Vorwärts 06. Zu einer hier nicht näher dokumentierten Wiederaufnahme des Spielbetriebs kam es in der Zweiten Republik. Für die Saison 1973/1974 ist etwa belegt, dass ein "SV Rudolfshügel" in der 2. Klasse A Meister wurde. Der im Vereinsnamen aufscheinende Sponsor dieses Klubs war der Aufzughersteller Freissler-Otis, ein Favoritner Traditionsunternehmen, das schon 1874 eine Fabrik auf dem Erlachplatz eröffnet hatte, in dessen Nähe auch die Gründer des SC Rudolfshügel ihre erste Trainingsstätte hatten.


Siehe auch: Fußball

Literatur

  • Wolfgang Maderthaner, Roman Horak: Mehr als nur ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne. Wien: Löcker 1997
  • Leo Schidrowitz: Geschichte des Fußballsportes in Österreich. Wien / Wels [u.a.]: Traunau 1951
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980
  • Wolfgang Slapansky: Rudolfshügel-Platz. In: Andreas Tröscher, Matthias Marschik, Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 135-137
  • Wolfgang Slapansky: Kornkammer des Wiener Fußballs. In: Peter Eppel et al., Hg.: Wo die Wuchtel fliegt. Wien: Löcker 2008, S. 88-92
  • Österreichische Fußballdatenbank Austria Soccer: URL: http://www.austriasoccer.at/ [Stand 04.06.2016]

Einzelnachweise

  1. Sportblatt am Montag, 4. August 1919, S. 3