Wiener Messe

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Nicht mehr bestehender Haupteingang der Wiener Internationalen Messe (1956) beim heutigen Rotundenplatz
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Messegelände, Wien wird Bundesland, Prater
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Wienermesse.jpg
Bildunterschrift Nicht mehr bestehender Haupteingang der Wiener Internationalen Messe (1956) beim heutigen Rotundenplatz

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Wiener Messe (Reed Exhibitions Messe Wien; früher: Wiener Internationale Messe).

Vorläufer

Vorläufer der Warenmessen reichen in verschiedenen Formen (Jahrmarkt) bis ins Mittelalter zurück. Das Aufkommen moderner Verkehrsmittel (Eisenbahn, Dampfschiff) machte es nicht mehr erforderlich, den Warenaustausch ausschließlich auf Warenmessen abzuwickeln, weshalb man dazu überging, nur Musterkollektionen auszustellen ("Mustermessen"); dazu gehören in Wien auch die Gewerbeproduktenausstellungen des Vormärz (erstmals 1835). Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu Weltausstellungen, von denen eine, 1873, in Wien abgehalten wurde.

1906 wollte ein kleiner weitblickender Kreis von Kaufleuten die aus Leipzig stammende Messeidee (dort war erstmals die veraltete Warenmesse in eine großzügig konzipierte Mustermesse umgestaltet worden) in Wien realisieren; das Projekt wurde jedoch von den Mitgliedern der Niederösterreichischen Gewerbekammer mit großer Mehrheit abgelehnt.

Wiener Messe

Nach dem Ersten Weltkrieg suchte man neue Wege, um die Geschäftsverbindungen mit dem Ausland aufzubauen und den Güteraustausch im Inland zu beleben. So kam es zur Gründung der Wiener Messe, die am 11. September 1921 erstmals ihre Pforten öffnete und äußerst erfolgreich war; Mitbegründer und erster Präsident war Ernst Hochmuth (Hochmuthgasse).

In der Ersten Republik wurden jährlich zwei Messeveranstaltungen (Frühjahrs- und Herbstmesse) abgehalten, wobei die ehemaligen Hofstallungen ("Messepalast") und die Rotunde (die 1937 nach der Beendigung der Herbstmesse abbrannte) mit dem sie umgebenden Areal ("Messegelände") als Veranstaltungsorte zur Verfügung standen. Beide Standorte waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut zu erreichen: Der Messepalast lag an der so genannten Zweierlinie, auf der drei Straßenbahnlinien verkehrten. Das Messegelände war (und ist) in der Nähe der Ausstellungsstraße und verfügte beim heutigen Messeplatz über eine eigene Schleifenanlage für zur Messe verkehrende Garnituren diverser Linien.

Die Wiener Messe wurde nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch von der Presse und der Werbewirtschaft gut aufgenommen (beispielsweise Sondernummern und Sonderbeilagen in Zeitungen). Ein weiteres Indiz für die Bedeutung dieser Institution ist auch die Tatsache, dass der 1926 ins Leben gerufenen Fremdenverkehrskommission für Wien und Niederösterreich neben je drei Vertretern dieser beiden Bundesländer auch ein Vertreter der Wiener Messe angehörte.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden in der Schlacht um Wien rund 70 Prozent der Ausstellungsgebäude im Messegelände des Praters zerstört; dennoch konnte (nach einer Exportmusterschau im Frühjahr 1946) bereits am 5. Oktober 1946 die erste Wiener Messe der Nachkriegszeit eröffnet werden. In der Folge wurden die Kriegsschäden relativ rasch beseitigt; 1946-1951 wurde das Messegelände systematisch erweitert, wogegen die Erweiterungsmöglichkeiten des Messepalasts infolge der denkmalpflegerischen Auflagen bereits 1947 erschöpft waren.

Zum Direktor der Messe-AG wurde 1945 Bruno Marek bestellt, der als junger Mann 1924 - 1934 Mitarbeiter der Messe gewesen war und sich nun um die Wiener Messe hohe Verdienste erwarb. (Er wurde 1965 zum Wiener Bürgermeister gewählt und blieb dies bis 1970.) Seit den 1980er Jahren wurden die Frühjahrs- und Herbstmessen allmählich durch Fach- und Sondermessen ersetzt; die Hofstallungen wurden für die Präsentationen nicht mehr herangezogen und zum Museumsquartier umgestaltet, wobei unhistorische Zubauten entfernt wurden.

Projekt Messe Wien neu (2., Prater)

Als seit den 1980er Jahren nach Aufgabe des Standorts "Messepalast" im 7. Bezirk die Frühjahrs- und Herbstmessen allmählich durch Fach- und Sondermessen ersetzt wurden, die ausschließlich auf dem Messegelände abgehalten wurden und auch eine Privatisierung der "Wiener Messe" den Attraktivitätsverlust nicht aufhalten konnte, stand man in den 1990er Jahren vor der Alternative, den Messestandort Wien aufzugeben oder einen Neubeginn zu setzen, der auch von der Diskussion über die Zukunft des Volkspraters beeinflusst wurde.

Im Zuge der Prüfung der wirtschaftlichen Auswirkungen wurden im Oktober 1998 Martin Schwarz und Günther Sallaberger als Konsulenten der Stadt Wien mit der Ausarbeitung von Konzepten beauftragt. Finanzstadträtin Brigitte Ederer und Planungsstadtrat Bernhard Görg präsentierten 1999 die ersten Ergebnisse, die es sinnvoll erscheinen ließen, einen Neustart ins Auge zu fassen. Das Areal wurde nun von der Stadt Wien erworben. Die Wiener Messe Besitz GmbH (MBG) ist ein Tochterunternehmen der zur Wiener Holding gehörigen Wiener Standortentwicklung GmbH (94,88 %) und der Wirtschaftskammer Wien (5 %). Die restlichen Anteile befinden sich im Streubesitz. Die MBG hat die Aufgabe, das Messezentrum auf dem neuesten technischen Stand zu halten. Messebetreiber ist die Firma Reed Exhibitions Messe Wien.

Das bisherige Messegelände wurde geteilt. Während auf dem südlichen Teil bis 2013 der Campus WU als neuer Standort der Wirtschaftsuniversität gebaut wurde, errichtete die MBG auf dem nördlichen, 15 Hektar umfassenden Teil bis 2004 ein neues Messezentrum mit 70.000 Quadratmeter Hallenflächen sowie einem integrierten Kongress-, Seminar- und Tagungszentrum für rund 25.000 Teilnehmer. Die künstlerische Oberleitung wurde an das Büro Peichl & Partner vergeben, der Bau der Messehallen A, C und D sowie der beiden Parkhäuser Ost und West mit 1.904 beziehungsweise 1.523 Stellplätzen an die Architekten Gerhard Moßburger und Norbert Erlach. Parallel dazu begannen die Planungen für die Anbindung an die Verlängerung der U-Bahn-Linie U2, die 2008 anlässlich der Fußballeuropameisterschaft realisiert wurde; am Rand des neuen Messeareals entstanden die U-Bahn-Stationen Messe Prater beim Messeplatz an der Ausstellungsstraße und Krieau an der Vorgartenstraße nahe der Trabrennstraße.

Den Wettbewerb für die Gestaltung der Vorplätze gewann das Architekturbüro Katzberger, den Wettbewerb für die Gestaltung des Messehotels Hermann Czech. Im Winter 2001/2002 wurde mit dem Bau von zwei Messehallen begonnen, im Sommer 2002 begann die Errichtung der Parkhäuser. Im Herbst 2002 wurde der Grundstein für das neue Kongresszentrum gelegt, das mit dem vom 29. August bis 3. September 2003 in Wien tagenden Europäischen Kardiologen Kongress mit 26.000 Teilnehmern eröffnet wurde. Als Messe-Wahrzeichen entstand nach Plänen von Gustav Peichl der "Messeturm", ein von einem zylinderförmigen Büroturm mit abgetreppten Obergeschoßen und einer Höhe von 26 Meter aufsteigender Stahlturm von 96 Meter Höhe (Aufsetzung des Turmkopfes im Juli 2003). Dieser Turm folgte dem 1987 abgerissenen "Mannesmannturm" im alten Messegelände, einer nachts mit blauen Neonröhren beleuchteten, aus weiten Teilen Wiens gut sichtbaren Stahlrohrkonstruktion, die für den 1890 - 2000 bestehenden deutschen Industriekonzern Mannesmann warb.[1]

Am 14. Jänner 2004 wurde das "Reed Messe Wien Congress Center" mit einer gedeckten, in Glas gestalteten Promenade, die beim Messeplatz nahe der Ausstellungsstraße beginnt, offiziell eröffnet. (Der Name Messeplatz (1, 7) war 1927 - 1996 für den heutigen Museumsplatz an der Zweierlinie in Gebrauch.) Zu den hier abgehaltenen Messen zählen etwa die "VIENNA-TEC - Internationale Fachmesse für die Industrie", die Modellbau-Messe, die Ferien-Messe Wien, Bauen & Energie Wien, Wohnen & Interieur-Messe und "Buch Wien".

Einzelnachweise

Literatur

  • Bernhard Hachleitner: Eine untrennbare Beziehung? Gemeinsame Unternehmungen der beiden Bundesländer. In: Wien wird Bundesland. 100 Jahre Wiener Stadtverfassung und die Trennung von Niederösterreich. Wien: Wienbibliothek im Rathaus / Salzbzrg: Residenz Verlag 2020, S. 128 f.
  • Heinrich G. Neudhart: Wiener Internationale Messe. Vorgeschichte, Anfänge und Entwicklung bis zur kriegsbedingten Einstellung 1942. Köln: Lohmar 2011
  • Peichl & Partner. Markus Kristan. Gustav Peichl u.a.: Messe Wien = Vienna fair. Wien [u.a.]: Springer 2004
  • Johann Jungreithmair, CEO von Reed Exhibitions Messe Wien: "Wir werden Ziele erreichen".In: WirtschaftsBlatt, Nr. 3952/2011, 23.09.2011, S. 6/7

Weblinks