Seilerstätte 21

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1892
Datum bis
Andere Bezeichnung Palais Auspitz
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Milch Dionys
Prominente Bewohner Ludwig van Beethoven, Joseph Haydn, Norbert Bischoff von Klammstein
PageID 46877
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 28.11.2023 durch WIEN1.lanm08uns
  • 1., Seilerstätte 21
  • 1., Schwarzenbergstraße 1-3
  • 1., Schellinggasse 16
  • Nr.: 1036 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1041 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1042 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1051 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1055 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1193 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1194 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1195 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, 1821, bis: 1795, 1862)
  • Nr.: 1196 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1275 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1276 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1277 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1287 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 1335 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 992 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 993 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 994 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)

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48° 12' 12.36" N, 16° 22' 24.36" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1, Seilerstätte 21 (Konskriptionsnummern 992, 993, 994 1193, 1194 und 1195), Schwarzenbergstraße 1-3, Schellinggasse 16.

Vorgängerbauten

Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wurden alle Gebäude abgetragen, die sich im Bereich der heutigen Häuser Seilerstätte 17, 19 und 21 befanden. Die hier beschriebenen Vorgängerbauten lagen nur teilweise auf der heutigen Parzelle Seilerstätte 21. Während das Haus Stadt 992 weit in die heutige Parzelle Seilerstätte 19 hineinreichte, lagen die Häuser 1194 und 1195 bereits vollständig auf der Straßenfläche der heutigen Schwarzenbergstraße.

Haus Stadt 992

Dieses Objekt entstand aus vier Soldatenquartierhäusern:

Haus A

Im Jahr 1705 wird dieses aus Stube, Küche, Boden und Vorsprung bestehende Haus erstmals urkundlich erwähnt.

Haus B

Dieses Objekt bestand aus Stube, Küche und Boden und wird 1691 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.

Haus C "Hambergerhaus"

Dieses etwas größere Soldatenquartierhaus wurde um das Jahr 1895 neu errichtet und gehörte zu einem Stadthaus am Kohlmarkt (Haus Stadt 280, Kohlmarkt 2). Ab 1790 hatte hier Joseph Haydn seine Wohnung, in der er 1893 dem 22-jährigen Ludwig van Beethoven Kompositionsunterricht gab. Im Frühjahr 1801 übersiedelte auch Beethoven in dieses Gebäude, in dem 1803 Mozarts Freund Franz Xaver Süßmayer starb (ausführlichere Beschreibung im Artikel Hambergerhaus).

Haus D

Dieses zum Haus Stadt 555 (Tuchlauben 16) gehörende und 1745 erstmals erwähnte Soldatenquartierhaus bestand aus Stube, Küche und Boden.

Neubau 1819

1804 kamen die Häuser A-D in eine Hand. Bereits im folgenden Jahr wurde die Genehmigung zur Errichtung eines größeren Neubaus erteilt, dennoch dürfte dieser erst nach zwei Eigentümerwechseln im Jahr 1819 errichtet worden sein. Er stand auf einer Grundfläche von 310 Quadratmetern und war vier Stockwerke hoch. Im Jahr 1836 erwarb es Moritz Graf Sándor de Slavnicza, der als waghalsiger Reiter "des Teufels Stallmeister" genannt wurde. 1875 kam es in den Besitz seiner Tochter Pauline Metternich-Sándor und wurde 1892 demoliert.


Haus Stadt 993

Hier standen ursprünglich zwei Soldatenquartierhäuser, von denen eines zum Haus Stadt 417 (Judenplatz 17) und das andere zum Nachbarhaus Stadt 418 (Drahtgasse 2) gehörte. 1759 kamen beide in eine Hand und wurden zu einem verbaut. Im Jahr 1892 wurde das Haus abgerissen.


Haus Stadt 994

Ursprünglich standen hier vier Soldatenquartierhäuser:

Haus A

Dieses Objekt hatte zwei Eingänge (einen von der Stadt und einen von der Bastei). Zu ebener Erde befanden sich stadtseitig eine Stube, eine Kammer, ein Gewölb und basteiseitig zwei kleine Stuben, eine unterteilte Kammer und eine Küche. Im oberen Stockwerk gab es ein Zimmer, zwei Kammern und eine Küche. Außerdem gehörten zum Haus noch zwei Hütten. Weiters gab es noch einen kleinen Garten, den der Besitzer des Gebäudes "durch geraume Zeit ohne Gewöhr genossen" (ohne Eintragung ins Grundbuch) hatte. 1710 kam deswegen zu einem Streit, der durch einen Vergleich beendet werden konnte (der Eigentümer durfte den Garten weiterverwenden). 1741 wurden die Hütten und der Garten abgebrochen.

Haus B

Haus B bestand zu ebener Erde und im ersten Stock aus je einer Stube, Küche und Boden. Besitzrechtlich gehörte es zum Haus Stadt 366 (Naglergasse 1). Seine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1693. Unter Johann Baptist von Garelli wurde es vom Stadthaus getrennt.

Haus C

Dieses 1697 erstmals urkundlich genannte Gebäude hatte dieselbe Raumaufteilung wie Haus B und gehörte zum Haus Stadt 264B (Postgasse 8-12). 1763 wurde es von der Besitzerin des Hauses B erworben und mit diesem zu einem Gebäude verschmolzen.

Umbau 1801 "Aschenbrödelhaus"

1801 erwarb der Feldmarschallleutnant Camillus Graf von Lamberti die Häuser A und B/C und ließ sie zu einem verbauen, in dem Beethoven 1815/1816 wohnte. Dr. Bursy, der die Wohnung durch falsche Angaben nur schwer finden konnte, schrieb am 1. Juni 1816 in einem Brief: "Beethoven wohnt auf der Seilerstatt Nr. 1056 [damalige Konskriptionsnummer des späteren Hauses Stadt 994]. Seine Wohnung ist freundlich, sieht nach der grünen Bastei und ist ziemlich ordentlich eingerichtet. Das Vorzimmer hat auf einer Seite sein Schlafcabinett, auf der andern sein Musikzimmer, worin ein verschlossener Flügel steht, 2 gute Oelportraits hängen an der Wand, ein männliches und ein weibliches." Angeblich zahlte Beethoven hier 1100 Gulden Miete. 1846 erwarb es Moritz Graf Kolowrat, der es im zweiten Stock mit dem benachbarten Kolowratpalais (Stadt 1194) verbinden ließ. 1869 erwarb es der Stadterweiterungsfonds und ließ es schleifen.


Haus Stadt 1193

Auch dieses Objekt war ein Soldatenquartierhaus. Zu ebener Erde und im ersten Stock gab es je zwei Stuben und eine Küche. Außerdem verfügte es noch über zwei ausgeschalte Zimmer und eine Küche unter dem Dach. Erstmals urkundlich erwähnt wird es im Jahr 1668. 1713 wurde es je zur Hälfte der Bruderschaft der Allerheiligsten Dreifaltigkeit sowie der Kirche vermacht, jedoch 1714 wieder an eine Privatperson verkauft. 1862 erwarb es die Gemeinde Wien, die es niederreißen ließ.


Haus Stadt 1194

Hier standen vormals zwei Soldatenquartierhäuser:

Haus A

Dieses Gebäude hatte zu ebener Erde und unter dem Dach je eine Stube, eine Kammer und eine Küche. Besitzrechtlich gehörte es zum Haus "Zum gulden Pfauen" (Stadt 789, Wollzeile 38), von dem es in den 1680er Jahren getrennt wurde. Kurz danach wurde es "zusammengerissen" und durch einen Neubau neben dem Schwibbogen, "wo man aus der Wasserkunst geht", ersetzt. Dieser wurde am 30. Jänner von Karl Klemens Graf von Pellegrini erworben, der bereits Haus B besaß.

Haus B "Ingenieurhaus"

Am 14. Juni 1667 erwarb das Handwerk der Leinen-, Barchent- und Zeugweber ein auf der Wasserkunstbastei gelegenes Soldatenquartierhaus, das zu einem unbekannte Zeitpunkt durch einen größeren Neubau ersetzt wurde. Dieser wurde zum Ingenieurstabsquartier bestimmt und enthielt im ersten Stock ein großes Vorhaus, eine Küche, fünf Zimmer und vier Kammern sowie im zweiten Stock sieben Stuben, zwei Kammern und eine Küche. Am 1. September 1776 verkaufte es die k.k. Hofkammer an Karl Klemens Graf von Pellegrini (ausführlichere Beschreibung im Artikel Ingenieurhaus).

Kolowratpalais

Karl Klemens Graf von Pellegrini ließ die beiden Häuser zu einem verbauen. Dieses wurde 1834 vom Staats- und Konferenzminister Franz Graf von Kolowrat-Liebsteinsky erworben, der es zu einem Palast ausgestalten ließ, der vor allem durch seinen minarettartigen vier Stockwerke hohen Turm mit Galerie auffiel, der wohl als Aussichtsturm diente. Der Abbruch des Ravelins der Wasserkunstbastei (18. August 1860 - 14. Dezember 1861) und die Herstellung des Straßendammes über den Stadtgraben brachte starke bauliche Veränderungen in dieser Gegend mit sich. 1866 wurde das Palais von der Stadt angekauft und ab dem folgenden Jahr abgebrochen (ausführlichere Beschreibung im Artikel Kolowratpalais).

Haus Stadt 1195

Dieses Objekt war die Wachstube und wurde bereits 1849 demoliert.

Heutiges Haus ("Palais Auspitz")

1870 wurde auf einer Grundfläche von 1020 Quadratmetetern mit dem Bau eines Hauses (Schwarzenbergstraße 3, Schellinggasse 16) begonnen, das dem Stadterweiterungsfonds gehörte und 1872 fertiggestellt wurde. Die Parzelle Schwarzenbergstraße 1, Seilerstätte 21 hingegen wurde noch 1885 als unverbauter Bauplatz verzeichnet. Im Jahr 1892 wurde auch hier ein Gebäude errichtet (Grundfläche: 820 Quadratmeter), das seither mit dem älteren Haus einen einheitlichen Baublock bildet. Die Häuserkataster von 1905 und 1911 weisen bereits Mathilde von Auspitz als Eigentümerin des Doppelhauses aus (die Besitzabfolgen dieser Zeit sind nicht mehr genau rekonstruierbar, da die betreffenden Grundbücher beim Brand des Justizpalastes im Jahr 1927 vernichtet wurden). Die Familie Auspitz besaß das Palais bis 1940.

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 416-424