Hambergerhaus
48° 12' 13.41" N, 16° 22' 25.39" E zur Karte im Wien Kulturgut
Hambergerhaus (1, Fichtegasse 2, Seilerstätte 19 [vorher Seilerstätte 15, Coburgbastei 16]; Konskriptionsnummer 992C).
Dieses Soldatenquartierhaus lag im Bereich der heutigen Häuser Seilerstätte 19 und 21. Seine erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1695. Damals war es durch einen Neubau ersetzt worden, der im Gegensatz zum Vorgängergebäude über einen Keller und ein weiteres Stockwerk verfügte. Zu ebener Erde befand sich beim Eingang die Küche, rechts eine Stube und links eine weitere Stube sowie eine Kammer. Im ersten Stock gab es ebenfalls zwei Stuben, eine Küche und eine Kammer, außerdem verfügte es am Boden über zwei ausgeschalte Zimmer und eine kleine Kammer. Besitzrechtlich gehörte es zu einem Stadthaus am Kohlmarkt (Haus Stadt 280, Kohlmarkt 2).
1778 erwarb der niederösterreichische Landrechtsregistrant Johann Nepomuk Hamberger einen Hausanteil. Von ihm leitet sich der Name Hambergerhaus ab. Ab dem Herbst 1790 nahm sich hier Joseph Haydn eine Wohnung. Noch bevor er sich in seinem neuen Heim eingerichtet hatte, brach er zu seiner Konzertreise nach London auf. Am Tag der Abreise (15. Dezember 1790) sollen hier Mozart und Haydn zum letzten Mal zusammengetroffen sein. 1893 kam der damals 22-jährige Ludwig van Beethoven als Kompositions- und Klavierschüler in Haydns Wohnung und übersiedelte im Frühjahr 1801 (nach anderen Angaben 1805) selbst hierher. In einem Brief vom 29. Juni 1801 schrieb er: "Ich habe eine sehr schöne Wohnung jetzt, welche auf die Bastey geht und für meine Gesundheit einen doppelten Wert hat." Harrers Behauptung (Harrer, Band 5, S. 419), dass in diesem Gebäude 1803 Franz Xaver Süßmayer gestorben sei, ist irrig. Süßmayer starb im Haus Stadt 1191 (Seilerstätte 17).
Das Gebäude selbst musste zusammen mit drei weiteren Objekten wahrscheinlich 1819 einem Neubau (Haus Stadt 992) weichen, der mit Einführung der neuen Häusernummerierung die Adresse Seilerstätte 15, Coburgbastei 16 erhielt. Nachdem das Kaiserliche Zeughaus (Unteres Arsenal) abgetragen und durch mehrere Neubauten ersetzt worden war, verschoben sich die Folgenummern, sodass das das Haus danach die Adresse Seilerstätte 21, Coburgbastei 16 führte. Durch diese Verschiebung kam es mehrfach zu Verwechslungen mit dem Haus Seilerstätte 15. 1892 wurde der ganze damalige Baublock Seilerstätte 17-23 demoliert und nach kompletter Neuparzellierung durch die Häuser Seilerstätte 17, Seilerstätte 19 und Seilerstätte 21 ersetzt.
Literatur
- Michael Lorenz: Süßmayr und die Lichterputzer. Von gefundenen und erfundenen Quellen. In: Mozart-Jahrbuch 2006, Kassel: Bärenreiter 2008, S. 425-438
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 417-419