Wohnhaus Salvatorgasse 10

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude / Gemeindebau
Datum von 1952
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Zum großen Christoph
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Otto Niedermoser, Hans Petermair
Prominente Bewohner Hans von Liechtenstein-Nikolsburg, Königin Elisabeth von Ungarn, Laurenz Haiden
PageID 41691
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 13.12.2023 durch WIEN1.lanm08krd
  • 1., Fischerstiege 1
  • 1., Salvatorgasse 10
  • Nr.: 368 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 398 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 429 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)

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48° 12' 44.05" N, 16° 22' 17.35" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1., Salvatorgasse 10, (Konskriptionsnummer: 368), identisch mit Fischerstiege 1.

Das ehemals hier gestandene Gebäude wird erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt. 1392 wurde das Haus dem Hofmeister Herzogs Albrecht III. (Österreich), Hans von Liechtenstein-Nikolsburg verkauft, der es wiederum: "Priester Gerhart Salman, Pfarrer der Kapelle Unserer lieben Frau auf der Stetten zu Wien, deren Lehensherr er ist, tauschweise das Vorderhaus, das des Heinkeins Zuhaus genannt wird und zwischen seinem großen Haus und dem zur genannten Kapelle gehörigem Pfarrhof gelegen ist, als Pfarrhof und Wohnung, ausgenommen alle hinteren Gemächer, welche gegen die Donau zu gelegen sind, wogegen ihm Gerhart Salman den Keller in dem zur Kapelle gehörigen Pfarrhof mit allen Gemächern darauf gibt." (Zitat aus: Quellen der Geschichte der Stadt Wien. Band I. S.49) Am 6. August wird dieser Tausch vom Bischof von Passau genehmigt.

Der Sturz des Hofmeistes Hans von Liechtenstein-Nikolsburg hatte die Einziehung seiner Güter durch den Herzog zur Folge und so fiel auch dieses Haus Albrecht IV. anheim. Er schenkte es seiner Gemahlin Johanna, wie aus der Schenkungsurkunde vom 22. März 1403 hervorgeht: "Albrecht, Herzog zu Österreich, gibt seiner Gemahlin der Herzogin Johanna, in Anbetracht der lauter trew und lieb so vnser liebe gemahel… zu vns hat, davon nach pilleicher Dankperchait, zu Leibgeding sein Haus, gelegen bei vnser frawn kapellen auf der Stetten hie zu Wien, das vormale Hannsen von Lichtensteinm des alten Hofmeister ist gewesen."

1441 wohnte in diesem Haus die Königin Elisabeth von Ungarn (die Witwe Albrechts V., Mutter des Ladislaus Postumus).

1450 empfing der Wiener Bürgermeister Laurenz Haiden Nutz und Gewer des Hauses "mitsamt den hinteren zwei gemauerten Stöcken und den zwei Ziegeldächern aneinander, so wie dem Garten". Nachdem das Gebäude über hundert Jahre im Besitz der Familie Haiden blieb wurde es auch "das heiden hauss" (sic!) genannt.

1554 befreite König Ferdinand I. das Haus, dessen Fenster gerade gegen die Fenster der Wiener Ratsstube gingen, bis auf Widerruf von allen Einquartierungen sowohl durch seinen eigenen Hofstaat, als auch durch Bürgermeister und Rat dargelegt, dass durch das Geschrei des fremden Volkes die Sitzungen gestört und durch den Aufenthalt desselben die Gefahr eines Brandes sowohl für die Ratsstube und das Schatzgewölbe des Rates mit allen darin verwahrten Freiheiten, brieflichen Urkunden, Büchern, Registraturen und Kanzleisachen "so si mit merklich unchosten muee (Mühe) und arbait von villen jaren heer in ain ordnung pracht" als auch für andere Häuser der Umgebung vermehr werde.

"Zum großen Christoph"

Dem Zweck des Hauses, als Herberge zu dienen, verdankte es auch seinen Schildnamen "Zum großen Christoph", vermutlich befand sich eine Statue oder ein Bild des Heiligen Christophorus (der als Patron für Reisende und Pilger gilt) am Haus. Als Jakob Daniel Tepser Bürgermeister von Wien war und das am Salzgries liegende Wirtshaus "Zum weißen Löwen" erwarb, war der Besitzer des Hauses Stadt 368 (Johann Joachim von Aichen) besorgt, dass Tepser durch Höherbauung des von ihm erworbenen Hauses seinem Gebäude den freien Ausblick sowie Luft und Licht nehmen könnte. Deshalb kam es zu einem Vergleich vom 24. September 1707, wonach das Haus zum weißen Löwen nicht höher als 46 ½ Schuh erbaut werden durfte. Zur Verhütung der Feuersgefahr und damit der Rauch nicht in die Zimmer des Herrn von Aichen schlage, wurden wegen Anbringung der Rauchfänge eigene Bestimmungen getroffen. Auch durften die "Heimblichkeiten" nicht an die Gartenmauer angebaut, sondern musste davon wenigstens zwei Klafter abgewichen werden. Dafür wurde Tepser gestattet, unter den Garten des Herrn von Aichen einen Keller von bestimmten Ausmaßen anzulegen, doch mit der Einschränkung, dass durch das Untergraben dem Hause Aichens und den Häusern der Nachbarn kein Schaden erwachsen dürfe, widrigenfalls ihn Tepser gutzumachen hätte.

1799 ließ der damalige Besitzer Hofrat Josef Ritter von Aichen, das Haus neu erbauen das aber erst 1803 vollendet wurde. Anlässlich des Neubaues schuf der Tiroler Bildhauer Franz Christian Thaler (1759-1817) eine überlebensgroße Figur des Heiligen Christophorus, die an der Ecke des Gebäudes in Stockwerkhöhe angebracht wurde. Zusätzlich stand an dem Haus noch folgender Vers geschrieben:

Grandia Christophori qui cernis membra memento!
Grande onus esse, suum trans mare ferre Deum.

(Der Du hier schaust des Christophorus mächtige Glieder, bedenke, welch‘ Last! Seinen Gott – trägt er über das Meer.) Bis 1838 blieb das (1799-1803 neu erbaute) Haus im Familienbesitz.
Danach gelangte es (nach mehrfachen Besitzerwechsel) am 16. August 1923 in das Eigentum der Stadt Wien.

Kriegsschäden

Als am 12. März 1945 diese Gegend, eines der ältesten Stadtteile Wiens, bombardiert wurde, blieb das Gebäude vorerst verschont. Durch die Luftdruckwirkung der in der Umgebung niedergegangenen Bomben wurde das Dach abgedeckt und in der Folge durch Wind- und Wetterschäden an dem durch die Zeit und Materialmangel bedingten Notdach (Regen und Schmelzwasser konnten eintreten) das Haus beschädigt, sodass das Wasser in den Wohnungen mehrmals bis zu Zehn cm hoch über dem Boden stand, doch lag kein Anlass vor, an eine Einsturzgefahr zu denken.

Auch eine kleine Fliegerbombe die am selben Tag in einen der schliefbaren Kamine einfiel, hatte dem Anschein nach keinen wesentlichen Schaden verursacht. Durch einen damals als glücklich gedeuteten Zufall wurde sie abgelenkt, durchbrach auf ihrem weitesten Weg eine Mauer und prallte in einem Zimmer des vierten Stockes auf einem Bett auf. Der federnde Betteinsatz schleuderte sie fort und wurde seinerseits gegen die Außenmauer mitgerissen, wo er sich verbiegend zwischen den Pfeilern verkeilte. Die Bombe aber raste durch das Fenster wieder ins Freie und schlug 15 Meter tiefer, Ecke Salvatorgasse/Fischerstiege, wenige Schritte vor dem einmaligen Renaissanceportal der altkatholischen Kirche (Salvatorkapelle) auf das Granitpflaster, wo sie barst. Inwieweit diese Bombe gemeinsam mit weiteren Erschütterungen des alten Mauerwerkes in Zusammenhang mit der 24. November 1948 über das Haus hereingebrochene Katastrophe steht, kann zwar nicht genau abgegrenzt werden, doch mag sie auch ihren Beitrag dazu geleistet haben.
Das Abführen des noch von der Bombenzeit her unter dem Dach liegenden Schuttes wenige Tage vor der Katastrophe brachte letztmalig stärkere Erschütterung in das Haus, als dann am 24. November etwas nach 17:30 Uhr der vom Unglück betroffene Hausteil in sich zusammenbrach, spielte sich das alles in Sekundenschnelle ab. Ziegelmauern, Dieppelbäume, Schutt, Möbel von drei Stockwerken sausten polternd abwärts. Augenzeugen vom gegenüberliegenden Haus berichteten, dass die Hausfront vor ihren Augen wie ein Vorhang in die Tiefe zog. Drei Tote und zwei Schwerverletzte barg man aus den Trümmern.

Im Jahr 1951 wurde ein Gutachten über das Gebäude erstellt, das die Abtragung des Haustraktes Fischerstiege 1 zur Folge hatte.

Neubau

1952 wurde das Gebäude von den Architekten Otto Niedermoser und Hans Petermair neu erbaut.

Literatur

  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846 S. 329 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 326 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 4. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 827-834
  • Emmerich Siegris: Alte Wiener Hauszeichen und Ladenschilder. Wien: Burgverlag 1924, S. 81