Russland

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.08.2023 durch WIEN1.lanm08uns

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Russland (einschließlich Sowjetunion). Ergänzungen zum Stichwort Russen.

Mit dem Ausbau des Manufakturwesens suchten die Fabriksbesitzer Möglichkeiten, die anwachsende Produktion zu exportieren; beispielsweise verkaufte Rudolf von Arthaber seine Shawls auch nach Russland.

Am 25. September 1814 wurden Zar Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, die ihren feierlichen Einzug nach Wien über die Praterstraße hielten, vor dem Haus Nummer 33 von Kaiser Franz I. empfangen; das Haus hieß seither "Zu den drei Alliierten" (siehe auch Alliiertenstraße); während des Wiener Kongresses (1814/1815) wohnte Zar Alexander I. im Amalientrakt der Hofburg ("Alexander-Appartement").

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es verschiedene kulturelle Kontakte (so spielte beispielsweise Johann Strauß (Sohn) mit seiner Kapelle längere Zeit in St. Petersburg), aber auch Reisen wurden nach Russland unternommen; so besuchte beispielsweise Hermann Bahr auf seinen Europa-Reisen auch Russland.

Im beginnenden 20. Jahrhundert kam es auch zu Kontakten mit damaligen Arbeiterführern; so wohnte Stalin 1913 im 12. Bezirk, Schönbrunner Schloßstraße 30 (Gedenktafel, enthüllt 1949), und kam hier auch mit Lenin und Bucharin (dem späteren Chefredakteur der "Prawda") zusammen. Leo Trotzki gehörte zu den Stammgästen im Café Central. Die Einführung des allgemeinen und gleichen Männerwahlrechts für den Reichsrat in Cisleithanien geschah 1906 / 1907 wohl auch unter dem Eindruck der russischen Revolution 1905. Im Ersten Weltkrieg wurde der in russische Kriegsgefangenschaft geratene Otto Bauer nach Intervention noch während des Kriegs entlassen.

Die "Russenkirche" an der Wagramer Straße im heutigen 22. Bezirk wurde von russischen Kriegsgefangenen errichtet.

In der Ersten Republik arbeitete die Wienerin Margarete Schütte-Lihotzky 1930-1932 als Architektin in der Sowjetunion. Nach den Februarkämpfen 1934 emigrierten Sozialdemokraten auch in die Sowjetunion.

Kontakte anderer Art ergaben sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Anerkennung der österreichischen Regierung unter Karl Renner durch die Sowjetunion erfolgte noch vor dem formalen Ende des Krieges. Sie wurde dadurch erleichtert, dass Stalin Renners Publikationen kennengelernt hatte. Der Sieg über den Nationalsozialismus und die Einnahme von Wien durch Sowjetische Truppenverbände (April 1945) führten während der Zeit der Alliierten Besatzung (1945-1955), in der die "Vier im Jeep" (Interalliierte Militärpatrouille) zu einem Symbol wurden, zu Einflussnahmen (beispielsweise "Russische Stunde" im Rundfunk), aber auch zu einem regen Kulturaustausch (beispielsweise Theater, siehe "Scala").

Zur Erhaltung des Befreiungsdenkmals von 1945 auf dem Schwarzenbergplatz verpflichtete sich Österreich im Staatsvertrag von 1955. Topografische Benennungen der unmittelbaren Nachkriegszeit (z.B. Brücke der Roten Armee, Tolbuchinstraße (10, 23), Stalinplatz (3, 4)) wurden hingegen rückgängig gemacht.

Vor dem Kurbad Oberlaa fand später ein Puschkindenkmal Aufstellung.

Vergleiche auch Russen und Rudolf Nurejew.

Literatur

  • Paul Kutos: Russische Sozialdemokraten in Wien (1900-1917). Diplomarbeit. Univ. Wien 1992.
  • Ernst Glaser: Die "Russische Stunde" in Radio Wien (1945-1955). In: Wiener Geschichtsblätter 46 (1991), 1 ff.
  • Verena Moritz / Hannes Leidinger: Otto Bauer 1914-1919. Kriegsgefangenschaft und Heimkehr als Problem der Biographie. In: Wiener Geschichtsblätter 54 (1999), S. 1 ff.