Ringstraßenwettbewerb Projekt Nr.25

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Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 25, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.6 - Concursprojekt Nr. 25
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Wettbewerb
Datum von 31. Jänner 1858
Datum bis 31. Juli 1858
Thema
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt
PageID 43877
GND
WikidataID
Objektbezug Ringstraße, Glacis
Quelle
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Wettbewerbsprojekt Nr. 25.jpg
Bildunterschrift Detail: Situationsplan zum Concursprojekt Nr. 25, 1858
Hochauflösendes Digitalisat: WStLA, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P15.111111.6 - Concursprojekt Nr. 25

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Devise: Rheinland


Verfasser: Alexander Thurneysen (auch: Thurneissen) zu Wallruf im Rheingau


Über das Ministerium des Äußern erbat Thurneysen (Eingang am 26. Februar 1858)[1] die Ausschreibungsunterlagen, die ihm alsbald zugesandt wurden. Der neue Gesamtstadtplan wurde ihm am 17. April des Jahres nachgesandt die Ausschreibungsunterlagen, die ihm alsbald zugesandt wurden. Wiederum über das Ministerium des Äußern wurden der Präsidialkanzlei des Ministerium des Innern die Pläne des Frankfurter Architekten am 26. Juli 1858 übersandt.[2] Gleich in der ersten Jurysitzung am 27. Oktober 1858 wurde das Projekt durch Architekt Romano "als zur Preisverteilung nicht geeignet erkannt“[3] und somit vom Wettbewerb ausgeschlossen.


Städtebaulicher Entwurf

Thurneysen, der nicht aus Österreich kam, räsonierte zu Beginn seiner Ausführungen über die Tragweite des Stadterweiterungsprojektes, das nicht nur für Wien wichtig und essenziell wäre, "sondern auch allseitiges Interesse in weiteren Kreisen erwecken" würde. Er lieferte mit seiner Denkschrift und seinem Plan präzise und genaue Aussagen, obschon er, wie er selbst betonte, Wien nur von einem kürzeren Aufenthalt einige Zeit vor der Entschlussfassung des Monarchen kannte. Da der Verfasser keinen Übersichtsplan erstellte und in seiner Denkschrift Aussagen über Interventionen in den Vorstädten und Vororten fehlten, beschränkte sich sein Projekt mit der Ausnahme von zwei Regulierungsvorschlägen für die innere Stadt (Abbruch im Bereich des Stock-im-Eisen-Platzes sowie ein Straßendurchbruch in Verlängerung der Tuchlauben zum Donaukanal) auf die Stadterweiterung am Glacis. Er schlug einen unregelmäßigen Verlauf des Boulevards vor, der mehrfach geknickt war und an einer Stelle in einem Viertelbogen seine Richtung änderte. Im östlichen Bereich der Stadt plante er zwei Varianten für dessen Verlauf, wobei er die einfachere als Projekt einzeichnete, die radikalere (Fortführung der von ihm schon propagierten Wienflussüberbauung) hingegen nur andeutete. Lediglich vor der Franz-Josefs-Kaserne und im westlichen Bereich führte er den Boulevard näher an die Stadt heran, um diesen aber im Süden und Norden mehr in die Richtung der Vorstädte zu verlegen. Das sollte durch die Überbauung der Wien vom Heumarkt bis auf die Höhe der Achse Palais Coburg-Waaggasse geschehen. Damit nahm er die Ausführungen am Ende des Jahrhunderts bereits vorweg.
Sein Plan hielt sich grosso modo an die Vorgaben in den Andeutungen, wenn auch die in der Nähe der k. k. Hofburg erwünschten Bauten sich in größerem Abstand von ihr befanden. Dass Thurneysen sich auch in die ausgegebenen Niveauprofile eingearbeitet hatte, wird aus den Erläuterungen ersichtlich, die er zur Anlage der Straßen und zu den Ausgängen aus der inneren Stadt machte. Hinsichtlich der Straßenbreiten – über Gebäudehöhen gab er keinerlei Auskünfte – hielt er sich bedeckt und meinte lediglich: "Die gewählten Straßenbreiten sind im Allgemeinen so gegriffen, daß dieselben voraussichtlich auch dem stärksten jemaligen Verkehr genügen können." Der Autor schlug mit seinem Entwurf mehrere ansehnliche Plätze vor, teils neue, teils durch Einbeziehung des Bestandes. Durch die Setzung von Blöcken um die Karlskirche erhielt diese eine nicht sehr geglückte Fassung, während er für das Polytechnische Institut einen repräsentativen Raum schuf. In der Verlängerung der Kärntnerstraße projektiert er einen Seitplatz, an den er das Stadthaus, eine große Marktanlage und das Opernhaus positionierte, deren Hauptfronten dem Platz zugewandt waren, sodass das Opernhaus dessen Rückseite auf den Boulevard zeigte. Im Bereich der Votivkirche sah er in den vorgegebenen Bauten die Basis für seinen Entwurf.
Ins Auge springen die einzeln in Grünraum stehenden Wohnbauten, die den Entwurf besonders durchgrünt erscheinen lassen. Die hexagonale Platzanlage in der Achse Wasserkunstbastei-Heugasse wurde durch vier Blockrandbebauungen sowie zwei Blöcke mit einzeln stehenden zurückversetzten Palästen begrenzt, damit die Blickverbindung zum etwas höher gelegenen Schwarzenbergpalais auch vom Platz des Neubaugebietes noch gewährleistet war. Auf diesem Platz wie auch im kleinen Rondell vor der k. k. Hofburg stellte sich der Autor "einen künstlerisch zu behandelnden großen Brunnen oder ein Denkmal" vor. Dieselbe Konzeption legte er auch der dreieckigen Gartenanlage beim k. k. Hofgarten zugrunde, hier ging es ihm um die Durchlässigkeit der Blicke für die Stadtbenutzer. Die aus dem englischen Kulturkreis stammenden cottage-artigen Bebauungsformen wollte er deshalb verstärkt eingesetzt wissen, seiner Auffassung nach wurden Privatgärten besser als öffentliche Gärten gepflegt. Seine Vorstellung über die Materialität der Straßen und Plätze sah Folgendes vor: "Mit Ausnahme der Mittelfahrbahn der Hauptgürtelstraße und der öffentlichen Plätze sollen alle Straßen in gehörigen Längen- und Querprofilen gepflastert werden und dürfte sich für einzelne Hauptverkehrsstraßen die Anwendung von Eisen-Pflasterungen empfehlen. Die Mittelfahrbahn der Hauptgürtelstraße, sowie die Plätze eignen sich zur Macadamisirung." Die Behandlung der Plätze entlehnte er dem Erscheinungsbild englischer Quartiersplätze.
Thurneysen arbeitete bei den von ihm projektierten Ensembles mit modulierten Rastern, die er den Straßen der inneren Stadt und der Vorstädte angepasst hatte. Einzig das Ensemble um den großen polygonalen Platz im Süden unterwarf er einer strengen Symmetrie. Zur Gebäudehöhe schlug er mindestens viergeschossige Bauten vor.
In seinem Entwurf sah Thurneysen neben Blockrandbebauungen großflächige innerstädtische Blöcke in offener Bauweise vor. Die geschlossene Bebauung hat zum einen die Aufgabe, "die unregelmäßigen Grenzen" sowohl auf der Seite der inneren Stadt wie auch bei den Vorstädten zu regulieren. Er modifizierte die bestehende Bausubstanz nur an ganz wenigen Stellen, legte vor selbige eine breite Straße, um an sie die Neubaublöcke grenzen zu lassen. Die andere Art der Bebauung war offen. Als Grund für ihre Implementierung führte er an, "daß die Nähe des Volksgartens und des kaiserlichen Burgterrains die Bildung freundlicher und nicht allzu öconomisch behandelter Umgebungen sachgemäß machen dürfte." Durch eine offene Bebauung würde sich die Bebauung entlang des Boulevards schneller schließen lassen und erst in einem zweiten Schritt würde eine dichtere Bebauung realisiert werden. Es mag zu bezweifeln sein, ob das so eingetroffen wäre, da der Wechsel von Villenbebauung – er sprach von "geschmackvollsten und gesundesten Herrschaftswohnungen" – zu Blockrandbebauung mit Geschosswohnungen nur schwerlich vorzustellen ist. Als Referenzbeispiel gab er Wohnbauten in Frankfurt am Weinglacis an.
Die Planung der Grundrisse und auch der Fassaden stellte für ihn eine besondere Herausforderung dar, da er sich der minder qualitätsvollen Stadterweiterungsgebiete bewusst war. "Was die Hochbauten anbelangt, haben wir die Ansicht, daß die öffentlichen Gebäude, je nach ihren speciellen Bestimmungen möglichst monumental zu halten sind. Monotone Facaden sind jedoch zu vermeiden."


Stellenwert

Thurneysen legte mit seinem Entwurf einen funktionierenden Stadterweiterungsplan vor, der durch die genuine Mischung von offener und geschlossener Bebauung geprägt ist. Der Vorschlag der Überplattung des Wienflusses war, verglichen mit denen der übrigen Wettbewerbsteilnehmer, radikal, aber überaus wirksam, um die beiden getrennten Stadtteile wirkungsvoll zu verbinden. Der Verlauf seines Boulevards wirkt an manchen Stellen zufällig. An der nordöstlichen Ecke des Boulevards blieb er im Übrigen eine Lösung schuldig, wie auch in diesem Bereich der Verlauf des Boulevards ungelenk ist. Thurneysen, der in Frankfurt nur mittels Zeitungsmeldungen über die Diskussionen zur Stadterweiterung in Wien informiert wurde, schlug auch einen Zentralbahnhof vor.[4]


Siehe auch:


Quellen


Einzelnachweise

  1. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Fasz. 1834/M.I. 1858
  2. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, STEF, Karton 2, Fasz. 6680/M.I. 600/1858: "Note: Das kk. Ministerium des Aeußern hat die Ehre dem löblichen kk. Ministerium des Innern unter Beziehung auf die schätzbare Note vom 17. April d. J. 1875 die von dem Architekten Alexander Thurneissen zu Wallruf im Rheingau, für die Wiener Stadterweiterung verfassten Pläne nebst einem gefertigten Schreiben im Anschluße zu übersenden. Wien, den 26. Juli 1858. […]“
  3. Österreichisches Staatsarchiv, AVA, Präsidialakte, Fasz. 119 ad11801/1858
  4. Zum Ringstraßenwettbewerb siehe: Harald R. Stühlinger, Der Wettbewerb zur Wiener Ringstraße, Birkhäuser, Basel 2015