Louise Drey

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Drey, Louise
Abweichende Namensform Kraus, Aloisia; Drey, Aloisia; Drey, Aloisie; Drey, Luise
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 368622
GND 1318446406
Wikidata
Geburtsdatum 22. Juli 1863
Geburtsort Gitschin, Böhmen 4440310-0
Sterbedatum 10. Oktober 1942
Sterbeort Ghetto Theresienstadt
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 26.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Seilerstätte 13 (Wohnadresse)
  • 1., Walfischgasse 4 (Wohnadresse)
  • 1., Wollzeile 19 (Wohnadresse)
  • 1., Maximilianstraße 13 (Wohnadresse)
  • 1., Zedlitzgasse 11 (Wohnadresse)
  • 1., Wipplingerstraße 13 (Wohnadresse)
  • 2., Czerningasse 4/5 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Louise Drey, * 22. Juli 1863 Gitschin, Böhmen (Jičín, Tschechische Republik), † 10. Oktober 1942 Ghetto Theresienstadt.

Biografie

Louise Drey, geboren als Aloisia Kraus, war das dritte Kind von Jacob und Ernestine Kraus und wurde 1863 in der böhmischen Kleinstadt Jičín geboren, wo ihre Vorfahren mütterlicherseits, die Kantors, schon über Generationen etabliert waren und ihr Vater ein erfolgreiches Geschäftsimperium aufbaute. Sie war etwa 14 Jahre alt, als die Familie 1877 nach Wien übersiedelte, um das Familienunternehmen in der Haupt- und Residenzstadt weiter auszubauen. Über ihre Schulbildung ist – wie bei ihren anderen Schwestern – nichts bekannt. Die Kinder der Familie Kraus wuchsen jedoch in einer bildungsbürgerlichen Atmosphäre, mehrsprachig und mit Gouvernanten und Hauslehrern auf. Plausibel erscheint also, dass auch die Mädchen zumindest am häuslichen Unterricht teilnahmen.

Im Jänner 1893 heiratete Louise mit bereits 30 Jahren im Tempel der Israelitischen Kultusgemeinde den praktischen Arzt Julius Drey (1858–1939). Die Ehe blieb kinderlos. Ab 1899 war an der gemeinsamen Wohnadresse des Paars 1., Wipplingerstraße 13 auch die Arztpraxis von Julius Drey eingerichtet, die er neben seiner Beschäftigung im Allgemeinen Krankenhaus und an der I. geburtshilflichen Klinik führte. Das Berufsverbot für jüdische Ärzte nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten traf auch ihn, weshalb er seine Praxis am 17. Juli 1938 abmelden musste. Louise Drey gab im Formular an die Vermögensverkehrsstelle im Dezember des gleichen Jahres an, dass das Ehepaar seitdem keine Einkünfte hatte.

Wie andere Familienmitglieder waren auch Louise und Julius Drey nachweislich stetige Lesende der von Louises Bruder Karl Kraus herausgegebenen "Fackel". Wie aus einer Postkarte von ihr an den Bruder hervorgeht besaß das Ehepaar eine vollständige Sammlung aller Ausgaben. In seinem Testament vermachte Karl Kraus Louise Drey ein Drittel des Inhalts seiner Wohnung; die anderen Teile gingen an die beiden, noch lebenden Schwestern Emma Fridezko und Malvine Weingarten. Wie auch Malvine sprach Karl Louise darüber hinaus 3.000 Schilling zu.

Am 22. Juli 1942 wurde Louise Drey, zu diesem Zeitpunkt bereits verwitwet, gemeinsam mit ihrer Schwester Emma Fridezko von Wien aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Aufgrund der hohen Anzahl neu ankommender Transporte aus dem Protektorat, Deutschland und Österreich geriet dieses im Sommer 1942 an seine Kapazitätsgrenzen und die Sterberate erreichte im September des gleichen Jahres ihren Höhepunkt. Die meisten dieser Neuankömmlinge waren wie Louise Drey – damals fast achtzig Jahre – ältere Personen. Aufgrund ihrer geringeren (Über)Lebenserwartung waren sie im Triage-System der jüdischen Selbstverwaltung etwa gegenüber Jüngeren schlechter gestellt. Das schlug sich beispielsweise in den ihnen zugewiesenen Unterkünften in den Dachgeschossen mit erbärmlichen hygienischen Bedingungen, den noch mangelhafteren Essensrationen oder der medizinischen Versorgung nieder. Unter diesen Bedingungen starb Louise Drey am 10. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Quellen

Literatur

  • Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
  • Anna Hájková: The Last Ghetto. An Everyday History of Theresienstadt. New York: Oxford University Press 2020
  • Georg Gaugusch: Wer einmal war A–K. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. 2 Bände. Wien: Amalthea 2011, S. 1545–1549
  • Gertrud Simon: Hintertreppen zum Elfenbeinturm. Höhere Mädchenbildung in Österreich – Anfänge und Entwicklungen. Wien: Wiener Frauenverlag 1993
  • Lexikon der österreichischen Provenienzforschung: Julius Drey [Stand: 26.01.2024]
  • Opferdatenbank Theresienstadt: Luise Drey [Stand: 26.01.2024]
  • Karl Kraus Online: Louise Drey [Stand: 26.01.2024]


Louise Drey im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks