Josef Kraus (Industrieller)

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Daten zur Person
Personenname Kraus, Josef
Abweichende Namensform Kraus, Joseph; Kraus, Peppa; Kraus, Pepa
Titel Kommerzialrat
Geschlecht männlich
PageID 368708
GND 1319225608
Wikidata
Geburtsdatum 1. Februar 1871
Geburtsort Gitschin, Böhmen 4440310-0
Sterbedatum unbekannt
Sterbeort
Beruf Industrieller, Unternehmer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 5.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka


  • 1., Seilerstätte 13 (Wohnadresse)
  • 1., Walfischgasse 4 (Wohnadresse)
  • 1., Wollzeile 19 (Wohnadresse)
  • 3., Reisnerstraße 21 (Wohnadresse)
  • 3., Neulinggasse 18 (Wohnadresse)
  • 1., Mahlerstraße 13 (Wohnadresse)
  • 1., Maximilianstraße (1) 13 (Wirkungsadresse)
  • 1., Mahlerstraße 13 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Josef Kraus, * 1. Februar 1871 Gitschin, Böhmen (Jičín, Tschechische Republik), † unbekannt, Industrieller, Gesellschafter der Firma "Jacob Kraus", Hauptaktionär und Präsident der "Deutschlandsberger Papierfabriken".

Biografie

Josef "Peppa" Kraus, war das siebente Kind von Jacob und Ernestine Kraus und wurde 1871 in der böhmischen Kleinstadt Jičín geboren, wo seine Vorfahren mütterlicherseits, die Kantors, schon über Generationen etabliert waren und sein Vater ein erfolgreiches Geschäftsimperium aufbaute. Er war etwa sechs Jahre alt, als die Familie 1877 nach Wien übersiedelte, um das Familienunternehmen in der Haupt- und Residenzstadt weiter auszubauen. Wie seine Brüder Alfred, Rudolf und Karl besuchte er ab dem Schuljahr 1881/1882 das Franz-Josefs-Gymnasium (1., Stubenbastei 6–8). Die zweite Klasse wiederholte Josef Kraus, 1890 schloss er mit Matura ab.

Am 26. Dezember 1893 heiratete Josef Kraus in der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Sophie Weiß (1874–unbekannt). Das Paar hatte eine Tochter: Renate Kraus (verheiratete Austerlitz) wurde am 15. November 1902 in Wien geboren.

Wie seine Brüder Richard, Alfred und Rudolf stieg auch Josef Kraus in das Familienunternehmen ein. In den 1912 zusammengelegten "Vereinigten Papier- und Ultramarin Fabriken" war er Vizepräsident, die "Deutschlandsberger Papierfabriken" leitete er als Präsident und war gemeinsam mit seiner Tochter Hauptaktionär. Ab 1928 war er außerdem Vorstandsmitglied des Informationsvereins "Vindobona" der Wiener Kaufmannschaft. 1933/1934 kam es zu einem heftigen Konflikt mit seinem Bruder Rudolf Kraus, in dem die beiden anderen Brüder Alfred und Karl vermittelten. Was der Inhalt der Auseinandersetzung war ist nicht klar, eventuell ging es um Spekulationen von Josef Kraus.

Im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern der Familie Kraus findet sich von Josef Kraus nur eine Spur im Karl Kraus-Archiv, eine 1937 verfasste Beschreibung des Vaters. Damit ist er der Einzige, der nicht im Briefnetzwerk präsent ist. Dies könnte auf eine familiäre Entfremdung hindeuten, die unter Umständen mit dem nicht näher bekannten finanziellen Aufstieg und Fall Josefs zu tun hat. Einen Hinweis darauf brachte "Die Stunde" am 10. September 1925, als sie einen Artikel zur "Tramar AG" mit dem Titel "Die Großindustriellen Josef Kraus und Richard von Ortlieb lassen eine Gesellschaft, deren Präsidenten sie sind, in Konkurs gehen. Das Schicksal der Tramar A.G. – Nur nicht zahlen!" veröffentlichte. Besonders für seinen Bruder Karl Kraus, der Korruption bei anderen entlarvte und scharf kritisierte, war die Redlichkeit des Kraus‘schen Familienunternehmens wichtig. Er dürfte wohl von den nach Spekulation klingenden Geschäften seines Bruders nicht allzu angetan gewesen sein. Als Karl Kraus 1936 im Sterben lag war Josef Kraus nichtsdestotrotz anwesend. Ihm und Helene Kann gegenüber offenbarte der Hausarzt Fritz Schweinburg am 10. Juni den hoffnungslosen Zustand des Patienten. Nur zwei Tage später verstarb Karl Kraus.

Nach dem Ende der Monarchie war die Verbindung der Familie Kraus zu Jičín nahezu komplett abgerissen. Im März 1938 suchte Josef Kraus jedoch – wie auch sein Bruder Rudolf – um Heimatrecht in seinem Geburtsort an. Obwohl dem Antrag fünf Monate später stattgegeben wurde, verhinderte das Ende September unterzeichnete "Münchner Abkommen" Fluchtüberlegungen in diese Richtung. Als Jude war Josef Kraus Ziel der nationalsozialistischen Verfolgung, die er nicht überlebte. Seine genaue Spur verliert sich allerdings. Auch bei seiner Frau Sophie Kraus ist lediglich bekannt, dass sie in ein Lager nach Ungarn deportiert und im Zuge der Shoah ermordet wurde. Nur für die gemeinsame Tochter ist ein Todesort und –datum bekannt. Sie wurde am 13. Oktober 1944 im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ermordet.

Franz "Francis" Herbert Kraus und Helene Schanz, die Kinder von Kraus' Bruder Rudolf, konnten ins amerikanische Exil entkommen und strengten 1959 ein Restitutionsverfahren für die Aktien der "Deutschlandsberger Papierfabriken" von Josef Kraus und seiner Tochter Renate Austerlitz an.

Quellen

Literatur

Weblinks