Francis Herbert Kraus

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Die Geschwister Helene und Franz Kraus, 1908
Daten zur Person
Personenname Kraus, Francis Herbert
Abweichende Namensform Kraus, Franz Herbert Stefan; Kraus, Franz; Kraus, Francis
Titel
Geschlecht männlich
PageID 369098
GND 1324375140
Wikidata
Geburtsdatum 10. Mai 1903
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 2. Februar 1992
Sterbeort New York City 4042011-5
Beruf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 28.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname HeleneKrausFranzKraus.jpg
Bildunterschrift Die Geschwister Helene und Franz Kraus, 1908
  • 1., Nibelungengasse 3 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Francis Herbert Kraus, * 10. Mai 1903 Wien, † 2. Februar 1992 New York.

Biografie

Geboren als Franz Herbert Stefan Kraus war er das erste Kind des Industriellen Rudolf und seiner Ehefrau Anna Maria "Marianne" Kraus, geborene Fröhlich (1880–1943). Seine Schwester Helene war um vier Jahre jünger. Wie seine Eltern, die vom Judentum zum Protestantismus übergetreten waren, wurde er am 20. März 1904 in der Evangelischen Stadtpfarre getauft. Über seine Kindheit und Bildung ist nicht viel bekannt. Karl Kraus hob eine Fotopostkarte, die der junge Franz seinem Onkel 1908 aus dem Sommerurlaub am Semmering schrieb, auf. Sie zeigt die beiden Geschwister in Tracht und ladet den Onkel auf einen Besuch ein.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich 1938 galt auch Kraus als Jude. Er konnte – wie seine Schwester – in die Vereinigten Staaten entkommen. Dort kam er zunächst bei seiner Cousine Ernestine Pollinger und ihrem Ehemann unter, nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an und benannte sich in Francis Herbert Kraus um. Laut einem Brief seiner Cousine an Albert Bloch vom 28. Jänner 1943 dürfte Kraus im Exil als Kaufmann rasch beruflich erfolgreich gewesen sein. Im Gegensatz zu seiner Schwester kehrte er nicht mehr in sein Heimatland zurück, sondern starb 1992 in New York. Seinen Eltern gelang die Flucht nicht. Sie wurden 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Gemeinsam mit seiner Schwester Helene Schanz bemühte er sich, während des Nationalsozialismus entwendetes Familienvermögen zurückzuerhalten. 1950 reichten die beiden einen Antrag nach dem Zweiten und Dritten Rückstellungsgesetz gegen die Republik Österreich um ein Gemälde von Ferdinand Georg Waldmüller ("Familie des Baron Geymüller in einem Park", später genannt "Die Familie Geymüller im Park") ein. Ihre Eltern hatten dieses 1932 von Hermann Reif erworben und während ihrer Flucht Hermann Fürschein übergeben. Von diesem kaufte es der Kunsthändler August Eymer (1894–1978) für seine Galerie L. T. Neumann und von diesem wiederum ging es an den Kunsthändler Karl Haberstock (1878–1956) für seine Galerie Haberstock in Berlin. Dort wurde es für dem "Sonderauftrag Linz" vorgesehen. Damit war das nach dem Wunsch Adolf Hitlers geplante, aber nie umgesetzte Kunstmuseum in Linz gemeint. Nach Kriegsende wurde das Gemälde durch die amerikanische Besatzungsbehörde in das ursprüngliche Herkunftsland – Österreich – zurückgesendet und in Salzburg verwahrt. Nach einem zehnjährigen Restitutionsprozess einigten sich die Geschwister mit der Republik Österreich 1960 auf einen Vergleich. Das Gemälde wurden gegen eine Zahlung von 60.000 Schilling zurückgegeben. Zusätzlich strengten die Geschwister noch ein weiteres Verfahren betreffend Aktien der "Deutschlandsberger Papierfabriken" an, die ihr Onkel Josef Kraus und seine Tochter Renate Austerlitz besessen hatten. Beide überlebten den Nationalsozialismus nicht.

Quellen

Literatur


Francis Herbert Kraus im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks