Kohlmarkt 18

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1., Michaelerplatz 2-3, Schauflergasse 2, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1910
Datum bis
Andere Bezeichnung Looshaus
Frühere Bezeichnung Dreilauferhaus
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Ernst Epstein, Adolf Loos
Prominente Bewohner
PageID 45105
GND
WikidataID
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 29.02.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Michaelerplatz2.jpg
Bildunterschrift 1., Michaelerplatz 2-3, Schauflergasse 2, um 1940
  • 1., Michaelerplatz 3
  • 1., Herrengasse 2
  • 1., Kohlmarkt 18
  • Nr.: 133 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 134 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 135 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 253 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 262 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 263 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 264 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 30.63" N, 16° 21' 59.55" E  zur Karte im Wien Kulturgut

1., Kohlmarkt 18, ident mit Michaelerplatz 3 und Herrengasse 2; siehe Dreilauferhaus (1), Looshaus.

Die Grundfläche des heutigen Baus füllten ursprünglich vier Häuser.

Haus A: Haus A wird namentlich erstmals 1373 erwähnt. 1578 erbte das Haus per Testament der äußere Rat Stefan Römer. Römer ließ dieses und das gleichfalls von ihm erworbene Nachbarhaus (Haus B?) niederreißen und an deren Stelle ein dreistöckiges Haus errichten in dem sich in der Folge die Böhmische Hofkanzlei befand

Haus B: Dieses Haus wird hier zwischen 1376 und 1386 erwähnt. Stefan Römer kaufte das Haus an und zusammen mit seinem ebenfalls erworbenen Haus A verbaute er diese zu einem Gebäude.

Haus C: Haus C wird zum ersten Mal 1374 erwähnt.

Haus D: Haus D ist laut den Harrer-Bänden seit 1368 erwähnt. 1448 empfangen der Prunner Heinrich Eschelbach und dessen Frau Margarethe Nutz des Hauses. Des Gatten Anteil fiel an seinen Sohn Wolfgang. Die Witwe Margarethe heiratete Liebhart Grünspömlein 1462. Liebhart war Geselle bei Heinrich Eschelbach. Er unterhielt mit dessen Frau Margarethe eine Buhlschaft. Sie stiftete ihren Liebhaber an, Heinrich und dessen Bruder durch Gift zu ermorden. Grünspömlein wählte dazu ein Pulver, welches nur allmählich wirken sollte und sich unbemerkt jedem Mahl bzw. Getränk beimischen ließ. Beim Verzehr einer Suppe, die mit dem Gift beigemischt war, wurde Heinrich „wirr im Haupte“ und stürzte sich aus dem Fenster. Daraufhin heiratete Katharina ihren Liebhaber Liebhart. Der Name Grünspömlein wurde nun zum Gespött. Er läßt sich auf „grüenes böumlein“ zurückführen, was so viel besagte wie, dass die Person, auf die der Spitzname lautete, auf einen grünen Baum mit Strick um den Hals gehört hätte. Auch dieses Haus fiel dem großen Stadtbrand von 1525 zum Opfer. 1534 schien das Haus aber wieder erbaut worden zu sein.

1797 wurde das Haus D mit den Häusern A, B und C zu einem verbaut.

Unter den vier Häusern war das Eckhaus das den Namen „zu den drei Läufern“ führte das Bekannteste. Den Namen verdankte es der darin befindlichen Spezereiwarenhandlung des Herrn Resch. Aufgrund der feinen Sachen, die man dort bekam, wurde es auch als das „gute Mageneck“ bezeichnet.

Der Name „zu den drei Läufern“ beziehungsweise „Dreilauferhaus“ erinnert an die herrschaftlichen Laufer, die zu den unentbehrlichen Dekorationsstücken des hohen Adels gehörten. Ursprünglich scheint sich die Sitte, sich Läufer zu halten aus Spanien oder Italien des 17 Jahrhunnderts zu stammen. Kaiser Leopold I. übernahm diesen Brauch auch für den österreichischen Hof. Unter Kaiserin Maria Theresia standen 14 kaiserliche Läufer im Sold, bei denen es sich zumeist um Italiener handelte. Aufgabe der Läufer war es, vor den Karossen der hohen Herrschaften einher zu laufen, Hindernisse und auch im Wege stehende Fußgänger mit langen Stäben beiseite zu schieben. Zur Nachtzeit trugen sie Windlichter und Fackeln zwecks Beleuchtung. Schnelligkeit und Ausdauer der Läufer war Gegenstand des Stolzes des Herrscherhauses. Deshalb wurden auch regelmäßig Wettrennen unter anderem auch vom Wiener Prater aus veranstaltet. Es handelte sich dabei keineswegs um eine spaßige Veranstaltung, da es immer wieder zu Todesfällen bei den Wettläufen kam.

Durch eine Unvorsichtigkeit eines Hausbewohners brach 1796 auf dem Hausboden ein Feuer aus. Das Haus schien komplett niedergebrannt zu sein. Die Brandstätte wurde durch Karl Freiherrn von Wetzlar angekauft und mit den gleichfalls von ihm angekauften Nebenhäusern zum neuen Dreilauferhaus (Grundfläche 676 m², vier Stockwerke) verbaut.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Als sich 1736 Maria Theresia mit dem Herzog Franz Stefan von Lothringen vermählte, gab ein Wirt im Haus D zu Ehren des freudigen Ereignisses seinem Geschäft den Namen „zum Herzog von Lothringen“. Oberhalb des Toreinganges gab er das lothringische Wappen an. Dank seines Angebotes an ausländischen (bayrischen) Bieren machte er sich bei den Wienern schnell beliebt. Der Name „Lothringer Bierhaus“ wurde bald volkstümlich. Nach einer kurzen Unterbrechung wegen Neubaus öffnete das Bierhaus erneut seine Pforten, bis es schließlich anfang des folgenden Jahrhundert ins Nachbarhaus „zum weißen Hahn“ übersiedelte.

Eine Zeit lang (1780 bis 1786) befand sich im Dreilauferhaus die Kunsthandlung Artaria. 1799 eröffnete Buchhändler August Samuel Gräffer hier seinen Laden. Er war der Vater des Schriftstellers Franz Gräffer. Seit 1801 befand sich im neuen Dreilauferhaus die Kunsthandlung des Ignaz Sauer. Sauer hat sich hervorragend verdient gemacht durch die Rettung der kaiserlichen Privatbibliothek vor den Franzosen im Jahr 1809.

Looshaus

1909 wurde für die frühere Herrenmodefirma Goldmann und Salatsch auf der wesentlich verringerten Grundfläche von 444 Quadratmeter durch den Architekten Adolf Loos das gegenwärtige, bei seiner Entstehung heiß umstrittene Geschäftshaus errichtet, das als „Looshaus“ in den Wiener Sprachgebrauch überging. Umstritten deshalb, da auf jegliche architektonische Zierform verzichtet wurde. Der siebengeschoßige Bau ist horizontal in zwei Teile geschieden. Dies soll auf die zweifache Verwendung des Hauses als Geschäfts- und Wohnhaus hindeuten.

Die nach Nordwesten verlaufende Seitenstraße des Kohlmarkts, die Wallnerstraße, beherbergte im Mittelalter Läden und Geschäfte für das adelige Publikum.

Prominente

Am 8. November 1699 wurde in Haus A Schauspieler Gottfried Prehauser geboren.

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7, Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 31-41