Viktor Kienböck: Unterschied zwischen den Versionen

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==Biografie==
 
==Biografie==
Viktor Kienböck besuchte das [[Gymnasium zu den Schotten|Schottengymnasium]] in Wien und studierte Rechtswissenschaften an der [[Universität Wien]], an der er 1896 promovierte. Er trat in die väterliche Rechtsanwaltskanzlei ein und vertrat in einem seiner ersten Prozesse [[Karl Kraus]] 1901 in einem Ehrenbeleidigungsverfahren gegen [[Hermann Bahr]]. Er engagierte sich in der katholischen Arbeiterbewegung und fungierte von 1908 bis 1914 als Mitglied des Sozialpolitischen Arbeitsrats. Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kämpfte er als Offizier an der Front und geriet in serbische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung im Rahmen eines Gefangenenaustausches 1918 wirkte er im Ernährungsausschuss der Stadt Wien mit.
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Viktor Kienböck besuchte das [[Gymnasium zu den Schotten|Schottengymnasium]] in Wien und studierte Rechtswissenschaften an der [[Universität Wien]], an der er 1896 promovierte. Er trat in die väterliche Rechtsanwaltskanzlei ein und vertrat 1901 in einem seiner ersten Prozesse [[Karl Kraus]] in einem Ehrenbeleidigungsverfahren gegen [[Hermann Bahr]]. Er engagierte sich in der katholischen Arbeiterbewegung und fungierte von 1908 bis 1914 als Mitglied des Sozialpolitischen Arbeiterbeirats beim Handelsministerium. Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] kämpfte er als Offizier an der Front und geriet in serbische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung im Rahmen eines Gefangenenaustausches 1918 wirkte er im Gemeinsamen Ernährungsausschuss der beiden Reichshälften mit.
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Nach dem Krieg gehörte Kienböck als Vertreter der [[Christlichsoziale Partei|Christlichsozialen Partei]] dem Provisorischen [[Gemeinderat]] der Stadt Wien an und fungierte als Provisorischer [[Stadtrat]]. Der Jurist kandidierte ab 1919 für die Christlichsozialen im [[Innere Stadt|1. Bezirk]]. Von 1919 bis 1920 wirkte er als Gemeinderat und zugleich als Nachfolger von [[Leopold Kunschak]] als Stadtrat; von 1920 bis 1923 war er Abgeordneter zum [[Wiener Landtag]] und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.
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Kienböck fungierte ab April 1919 als Mitglied des Verfassungsgerichtshofs und wurde 1920 von der Christlichsozialen Partei als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert, konnte aber keine Mehrheit erringen, weshalb sich der Nationalrat auf [[Michael Hainisch (Politiker)|Michael Hainisch]] einigte. Von 1920 bis 1923 gehörte Viktor Kienböck dem [[Bundesrat]] an und war anschließend bis 1932 Abgeordneter zum [[Nationalrat]]. Von 1922 bis 1924 sowie von 1926 bis 1929 fungierte er zudem als Bundesminister für Finanzen in den Regierungen von [[Ignaz Seipel]]. In sein Aufgabengebiet fiel die Sanierung des Bundeshaushalts und der Währung, die Einführung der [[Schilling]]währung, die (Neu-)Gründung der [[Österreichische Nationalbank|Oesterreichischen Nationalbank]] und der Abschluss der Völkerbundanleihe. Am 6. Februar 1932 wurde er als Nachfolger von Richard Reisch Präsident der Oesterreichischen Nationalbank. Damit fiel die Sanierung und Reorganisation der [[Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt]] in seine Amtszeit.
  
Nach dem Krieg gehörte Kienböck dem Provisorischen [[Gemeinderat]] der Stadt Wien an und fungierte als Provisorischer [[Stadtrat]]. Er kandidierte ab 1919 für die [[Christlichsoziale Partei]] im [[Innere Stadt|1. Bezirk]]. Der Jurist wirkte von 1919 bis 1920 als Gemeinderat und als Nachfolger von [[Leopold Kunschak]] als Stadtrat; von 1920 bis 1923 war er Abgeordneter zum [[Wiener Landtag]] und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.
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Unter dem [[Ständestaat|Dollfuß-Schuschnigg-Regime]] war Kienböck Mitglied des Staatsrats und des Bundestags sowie Vizepräsident des Finanzbundes. 1937/1938 war er darüber hinaus Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds. Nach dem [[Anschluss|"Anschluss"]] 1938 wurde er aller politischen Funktionen und seines Postens in der Österreichischen Nationalbank enthoben. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war er wieder als Berater der Nationalbank und von 1952 bis 1956 als deren Vizepräsident tätig.
  
Kienböck war ab April 1919 Mitglied des Verfassungsgerichtshofs und wurde 1920 von der Christlichsozialen Partei als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert, konnte aber keine Mehrheit erringen, weshalb sich der Nationalrat auf [[Michael Hainisch]] einigte. Er gehörte von 1920 bis 1923 dem [[Bundesrat]] an und war anschließend bis 1932 Abgeordneter zum [[Nationalrat]]. Von 1922 bis 1924 sowie von 1926 bis 1929 fungierte er zudem als Bundesminister für Finanzen in den Regierungen von [[Ignaz Seipel]]. In sein Aufgabengebiet fiel die Sanierung des Bundeshaushalts und der Währung, die Einführung der [[Schilling]]währung, die (Neu)Gründung der [[Österreichische Nationalbank|Österreichischen Nationalbank]] und der Abschluss der Völkerbundanleihe. Am 6. Februar 1932 wurde er als Nachfolger von Richard Reisch Präsident der Österreichischen Nationalbank. Damit fiel die Sanierung und Reorganisation der [[Creditanstalt-Bankverein|Creditanstalt]] in seine Amtszeit.
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==Vertretung von Karl Kraus==
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Als Kienböck Kraus 1901 gegen [[Hermann Bahr]] und [[Emmerich Bukovics]] vertrat, war er bereits ein erfahrener Anwalt, obwohl er noch ein junger Mann war. An im Nachlass Karl Kraus’ an der [[Wienbibliothek im Rathaus]] erhaltenen Korrespondenz- und Aktenstücken lässt sich sehen, dass beide nicht nur ein produktives professionelles, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis hatten. So tauschten sie sich etwa über Norwegen aus – in dem beide gerne Urlaub machten – und Kraus lud Kienböck 1901 ein, in die Sommerfrische zu ihm nach Bad Ischl zu kommen.
  
Unter dem [[Ständestaat|Dollfuß-Schuschnigg-Regime]]  war Kienböck Mitglied des Staatsrats und des Bundestags sowie Vizepräsident des Finanzbundes. 1937/1938 war er darüber hinaus Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds. Nach dem [[Anschluss|"Anschluss"]] 1938 wurde er aller politischen Funktionen und seines Postens in der Österreichischen Nationalbank enthoben. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] war er wieder als Berater der Österreichischen Nationalbank und von 1952 bis 1956 als deren Vizepräsident tätig.
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Die Zusammenarbeit dauerte knapp zwanzig Jahre an. In den Jahren 1914 und 1915 verteidigte Kienböck Kraus erfolgreich nach einer Anklage des Verlegers Alfred Staackmann. Der letzte überlieferte Brief Kienböcks an Kraus vom 1. April 1919 verdeutlicht aber, dass aufgrund der politischen Stellungnahme Kraus’ für die [[Sozialdemokratie]] Kienböck das Verhältnis auflösen wollte, obwohl er ihm noch zum Jubiläum der "[[Die Fackel|Fackel]]" gratulierte.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++54ca1604-d191-483f-ae6e-a0fef20e48a9VERA#Akt_____54ca1604-d191-483f-ae6e-a0fef20e48a9VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Viktor Kienböck]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++54ca1604-d191-483f-ae6e-a0fef20e48a9VERA#Akt_____54ca1604-d191-483f-ae6e-a0fef20e48a9VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 Prominentensammlung, 19.Jh.–20.Jh.: Meldezettel von Viktor Kienböck]
* Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Personenmappe Kienböck, Viktor. 5 Bände [Sign.: TP-024251]
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* [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?query=any,contains,TP-024251&tab=defaul_tab&search_scope=default_scope&vid=WBR&offset=0 Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Personenmappe Kienböck, Viktor. 5 Bände [Sign.: TP-024251<nowiki>]</nowiki>]
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*Viktor Kienböck an Karl Kraus, Brief vom 1.04.1919. Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. [Handschriften-Inventarnummer] 137967
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 +
* Johannes Knüchel: "[…] nur ein Dilettant des Strafrechtes, aber ein geübter." Akten in der ''Fackel''. Mit einem Schwerpunkt auf den Handakten Oskar Sameks. Diss. Heidelberg [in Vorbereitung]
 +
* [https://kraus.wienbibliothek.at/legalkraus-app/fruehe_prozesse.pdf "Frühe Prozesse: Übersicht zu den frühen Prozessen von Karl Kraus (1899–1921, erstellt von Katharina Prager für Karl Kraus Online". In: Karl Kraus: Rechtsakten der Kanzlei Oskar Samek. Wissenschaftliche Edition, hrsg. v. Johannes Knüchel und Isabel Langkabel, auf Grundlage der Vorarbeiten Katharina Pragers, unter Mitarbeit von Laura Untner, Andrea Ortner, Ingo Börner und Vanessa Hannesschläger. Wien 2022]
 
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992  
 
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992  
* Martin Kienböck: Viktor Kienböck - sein Leben und sein Wirken für Österreich. Wien, Wirtschaftsuniv., Dipl.-Arb., 1991
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* Martin Kienböck: Viktor Kienböck sein Leben und sein Wirken für Österreich. Dipl.-Arb. Wirtschaftsuniv. Wien. Wien 1991
* Gertrude Enderle-Burcel: Christlich - ständisch - autoritär. Mandatare im Ständestaat. 1934-1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie des Bundestages. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands 1991  
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* Gertrude Enderle-Burcel: Christlich ständisch autoritär. Mandatare im Ständestaat. 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie des Bundestages. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands 1991  
 
* Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987  
 
* Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987  
* Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Band 11. Berlin: Duncker & Humblot 1977, S. S. 583 f.  
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* Neue österreichische Biographie ab 1815. Große Österreicher. Band 11. Berlin: Duncker & Humblot 1977, S. 583 f.  
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963]
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*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/1811455 Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963]
  
==Links==
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==Weblinks==
*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2018091811121023&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR - Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv 1918-1934: Dr. Viktor Kienböck]
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*[https://www.wien.gv.at/advuew/internet/AdvPrSrv.asp?Layout=politiker&Type=K&PERSONCD=2018091811121023&POLLAY=histpolsuche&HP=Y&RF=01&ICD=2011021810214075 POLAR Wiener Politikerinnen und Politiker Archiv 1918–1934: Dr. Viktor Kienböck]
 
*[https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_01964/ Österreichisches Parlament: Dr. Viktor Kienböck]
 
*[https://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_01964/ Österreichisches Parlament: Dr. Viktor Kienböck]

Aktuelle Version vom 7. März 2024, 10:35 Uhr

Viktor Kienböck
Daten zur Person
Personenname Kienböck, Viktor
Abweichende Namensform Kienböck, Victor
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 5069
GND 129085804
Wikidata Q114653
Geburtsdatum 18. Jänner 1873
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 23. November 1956
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Politiker, Rechtsanwalt
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW, POLAR
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 28. November 1956
Friedhof Friedhof Dornbach
Grabstelle Gruppe 12, Nummer 19
Bildname Viktorkienböck.jpg
Bildunterschrift Viktor Kienböck
  • 8., Skodagasse 32 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bundesminister für Finanzen (14.11.1922 bis 20.11.1924)
  • Bundesminister für Finanzen (20.10.1926 bis 04.05.1929)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (20.02.1923 bis 16.02.1932)
  • Mitglied des Bundesrates (1.12.1920 bis 13.11.1923)
  • Präsident der Oesterreichischen Nationalbank (1932) 1938
  • Mietglied des Staatsrates (1934 bis 1938)
  • Mitglied des Bundestags (1934 bis 1938)
  • Vizepräsident des Finanzbundes (1934 bis 1938)
  • Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds (1937 bis 1938)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.05.1919)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.05.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.11.1923)
  • Provisorischer Stadtrat (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Stadtrat (22.5.1919 bis 24.11.1922)
  • Vizepräsident der Oesterreichischen Nationalbank (1952) 1956

Viktor Kienböck,* 18. Jänner 1873 Wien, † 23. November 1956 Wien, Jurist, Politiker.

Biografie

Viktor Kienböck besuchte das Schottengymnasium in Wien und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, an der er 1896 promovierte. Er trat in die väterliche Rechtsanwaltskanzlei ein und vertrat 1901 in einem seiner ersten Prozesse Karl Kraus in einem Ehrenbeleidigungsverfahren gegen Hermann Bahr. Er engagierte sich in der katholischen Arbeiterbewegung und fungierte von 1908 bis 1914 als Mitglied des Sozialpolitischen Arbeiterbeirats beim Handelsministerium. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Offizier an der Front und geriet in serbische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung im Rahmen eines Gefangenenaustausches 1918 wirkte er im Gemeinsamen Ernährungsausschuss der beiden Reichshälften mit.

Nach dem Krieg gehörte Kienböck als Vertreter der Christlichsozialen Partei dem Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an und fungierte als Provisorischer Stadtrat. Der Jurist kandidierte ab 1919 für die Christlichsozialen im 1. Bezirk. Von 1919 bis 1920 wirkte er als Gemeinderat und zugleich als Nachfolger von Leopold Kunschak als Stadtrat; von 1920 bis 1923 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.

Kienböck fungierte ab April 1919 als Mitglied des Verfassungsgerichtshofs und wurde 1920 von der Christlichsozialen Partei als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert, konnte aber keine Mehrheit erringen, weshalb sich der Nationalrat auf Michael Hainisch einigte. Von 1920 bis 1923 gehörte Viktor Kienböck dem Bundesrat an und war anschließend bis 1932 Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1922 bis 1924 sowie von 1926 bis 1929 fungierte er zudem als Bundesminister für Finanzen in den Regierungen von Ignaz Seipel. In sein Aufgabengebiet fiel die Sanierung des Bundeshaushalts und der Währung, die Einführung der Schillingwährung, die (Neu-)Gründung der Oesterreichischen Nationalbank und der Abschluss der Völkerbundanleihe. Am 6. Februar 1932 wurde er als Nachfolger von Richard Reisch Präsident der Oesterreichischen Nationalbank. Damit fiel die Sanierung und Reorganisation der Creditanstalt in seine Amtszeit.

Unter dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime war Kienböck Mitglied des Staatsrats und des Bundestags sowie Vizepräsident des Finanzbundes. 1937/1938 war er darüber hinaus Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er aller politischen Funktionen und seines Postens in der Österreichischen Nationalbank enthoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder als Berater der Nationalbank und von 1952 bis 1956 als deren Vizepräsident tätig.

Vertretung von Karl Kraus

Als Kienböck Kraus 1901 gegen Hermann Bahr und Emmerich Bukovics vertrat, war er bereits ein erfahrener Anwalt, obwohl er noch ein junger Mann war. An im Nachlass Karl Kraus’ an der Wienbibliothek im Rathaus erhaltenen Korrespondenz- und Aktenstücken lässt sich sehen, dass beide nicht nur ein produktives professionelles, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis hatten. So tauschten sie sich etwa über Norwegen aus – in dem beide gerne Urlaub machten – und Kraus lud Kienböck 1901 ein, in die Sommerfrische zu ihm nach Bad Ischl zu kommen.

Die Zusammenarbeit dauerte knapp zwanzig Jahre an. In den Jahren 1914 und 1915 verteidigte Kienböck Kraus erfolgreich nach einer Anklage des Verlegers Alfred Staackmann. Der letzte überlieferte Brief Kienböcks an Kraus vom 1. April 1919 verdeutlicht aber, dass aufgrund der politischen Stellungnahme Kraus’ für die Sozialdemokratie Kienböck das Verhältnis auflösen wollte, obwohl er ihm noch zum Jubiläum der "Fackel" gratulierte.

Quellen

Literatur

Weblinks