Stock-im-Eisen-Platz 4: Unterschied zwischen den Versionen

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== Haus Stadt 623 ==
 
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Stadt 623 beherbergte die alte Badestube am Rossmarkt, die erstmals im Jahr 1370 unter Dietrich dem Bader und seiner Frau Margarethe erwähnt wird.
 
Stadt 623 beherbergte die alte Badestube am Rossmarkt, die erstmals im Jahr 1370 unter Dietrich dem Bader und seiner Frau Margarethe erwähnt wird.
Die Badestube am Rossmarkt gehörte zu den bekanntesten Badestuben des alten Wien. Die seit 1292 urkundlich nachgewiesenen, aber wohl schon früher bestandenen Badestuben vermehrten sich rasch, als die Krankheit des Aussatzes überhand nahm und man glaubte, dem grässlichen Übel durch das Baden einen wirksamen Damm entgegen zu setzen. Wichtige Innhaber des Bades waren unter anderen der Stadtrichter (1446-1448) und spätere Bürgermeister (1449) von Wien [[Schuchler|Jorgen der Schuchler]]. Auch der kaisertreue Stadtrichter [[Sebastian Ziegelhauser]] war Besitzer, da dieser bei der Verschwörung ([[Spiegelhaus|Die Verschwörung im Spiegelhaus]]) des Bürgermesiter [[Wolfgang Holzer]] beteiligt war wurde er am 15. April 1463 auf dem Platz am Hof enthauptet und seine Kinder erbten das Gebäude.
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Die Badestube am Rossmarkt gehörte zu den bekanntesten Badestuben des alten Wien. Die seit 1292 urkundlich nachgewiesenen, aber wohl schon früher bestandenen [[Bäder|Badestuben]] vermehrten sich rasch, als die Krankheit des Aussatzes überhand nahm und man glaubte, dem grässlichen Übel durch das Baden einen wirksamen Damm entgegen zu setzen. Wichtige Innhaber des Bades waren unter anderen der Stadtrichter (1446-1448) und spätere Bürgermeister (1449) von Wien [[Schuchler|Jorgen der Schuchler]]. Auch der kaisertreue Stadtrichter [[Sebastian Ziegelhauser]] war Besitzer, da dieser bei der Verschwörung ([[Spiegelhaus|Die Verschwörung im Spiegelhaus]]) des Bürgermesiter [[Wolfgang Holzer]] beteiligt war wurde er am 15. April 1463 auf dem Platz am Hof enthauptet und seine Kinder erbten das Gebäude.
 
Nach dem Tod des Besitzers Sebastian Khnol (Bader und Wundarzt) und dessen Gattin dürfte die Badegerichtigkeit nicht mehr ausgeübt worden sein.
 
Nach dem Tod des Besitzers Sebastian Khnol (Bader und Wundarzt) und dessen Gattin dürfte die Badegerichtigkeit nicht mehr ausgeübt worden sein.
  

Version vom 24. Juli 2014, 11:15 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Haashaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Philipp Haas
Einlagezahl
Architekt Hans Hollein
Prominente Bewohner
PageID 32539
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 24.07.2014 durch DYN.elwu
  • 1., Stock-im-Eisen-Platz 4

Frühere Adressierung
  • Nr.: 610 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 611 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 612 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 623 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 624 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 625 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 664 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 665 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 666 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Stock-im-Eisen-Platz 4: 1, Stock-im-Eisen-Platz 4 (Alte Adresse: Stock-im-Eisen-Platz 6; Konskriptionsnummer 623, 624) Das Haus steht an der Stelle zweier Häuser, welche die Konskriptionsnummern 623 und 624 tragen.

Haus Stadt 623

Stadt 623 beherbergte die alte Badestube am Rossmarkt, die erstmals im Jahr 1370 unter Dietrich dem Bader und seiner Frau Margarethe erwähnt wird. Die Badestube am Rossmarkt gehörte zu den bekanntesten Badestuben des alten Wien. Die seit 1292 urkundlich nachgewiesenen, aber wohl schon früher bestandenen Badestuben vermehrten sich rasch, als die Krankheit des Aussatzes überhand nahm und man glaubte, dem grässlichen Übel durch das Baden einen wirksamen Damm entgegen zu setzen. Wichtige Innhaber des Bades waren unter anderen der Stadtrichter (1446-1448) und spätere Bürgermeister (1449) von Wien Jorgen der Schuchler. Auch der kaisertreue Stadtrichter Sebastian Ziegelhauser war Besitzer, da dieser bei der Verschwörung (Die Verschwörung im Spiegelhaus) des Bürgermesiter Wolfgang Holzer beteiligt war wurde er am 15. April 1463 auf dem Platz am Hof enthauptet und seine Kinder erbten das Gebäude. Nach dem Tod des Besitzers Sebastian Khnol (Bader und Wundarzt) und dessen Gattin dürfte die Badegerichtigkeit nicht mehr ausgeübt worden sein.

1865 erwarb die Gemeinde Wien das Haus und ließ es im folgenden Jahr 1866 abbrechen.

Haus Stadt 624

Erstmals genannt wird das Haus Stadt 624 im Jahre 1369. 1457 kam es in den Besitz des Ratsherrn Sebastian Ziegelhauser, der im folgenden Jahr auch das Nachbarhaus Stadt 623 erwarb (siehe oben). 1563 erwarb es Christian Flaschner, der möglicherweise als Urheber des späteren Hausschildnamens „Zur blauen Flasche“ gelten darf.

Das Haus, das in der Lokalgeschichte Wiens immerhin eine gewisse Rolle spielt, war mit seiner Vorderfront auf den alten Rossmarkt (Stock-im-Eisen-Platz) hinaus sehr schmal, hatte aber dafür eine umso größere Tiefe und reichte mit seinem rückwärtigem Trakt bis zum Schlossergassl. In diesem befand sich nach der Überlieferung der Kaffeeschank Kolschitzys, des ersten Wiener Kaffeesieder. Franz Georg Kolschitzky hatte sich als Kundschafter zur Zeit der zweiten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 sicherlich Verdienste erworben, doch wurden diese übermäßig aufgebauscht, denn er war ein gewaltiger Maulheld, der in fast moderner Weise für sich Reklame zu machen Verstand. Er gewann einen Relationsschreiber zur Aufzeichnung seiner Abenteuer und ließ diesen Bericht, geschmückt mit seinen Bild in Druck erscheinen, der große Verbreitung fand.

Im selben Haus das ab 1700 das Schild „Zur blauen Flasche“ trug befand sich um 1800 eine „Speiseanstalt", in der (nach Johann Pezzl: Beschreibung von Wien, S.361) binnen drei Stunden an die 350 Personen, allerdings unter primitiven Bedingungen, ein Mittagsmahl zu billigem Preis verabreicht werden konnte.

Die Häuser Stadt 623 und 624 wurden in den 1860ger Jahren abgebrochen.

Erstes Haashaus (1866-1945)

Zur Regulierung des Grabens und des Stock im Eisen Platzes wurden die beiden Vorgängerbauten Stadt 623 und 624 abgerissen. Unter Berücksichtigung der neuen Baulinie entstand auf den frei gewordenen Gründen in den Jahren 1865 bis 1867 nach Plänen von August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll (den beiden Erbauern der Staatsoper) das Teppichhaus Haas (benannt nach dem Gründer der weltbekannten Firma Philipp Haas, das erste Warenhaus in Wien, das ein ganzes Gebäude für sich beanspruchte. Die Bauausführung übernahm Baumeister Wasserburger.

Das palaisartige Gebäude wurde im Stil des französischen Barock erbaut, mit einem prachtvollen nach Entwürfen des Architekten Rumpelmayer ausgeführten Portal. Der Kostenaufwand für das Gebäude betrug 1,050.00 Gulden.

Am 11. April 1945 brannte das Haus vollständig aus. Dach und Zwischenböden stürzten ein und von dem prächtigen Gebäude blieben nur noch die nackten Mauern und ein Gewirr verborgener Eisentraversen übrig. Die Hausruine wurde danach abgetragen.

Zweites Haashaus (1951-1986 )

1951-1953 wurde nach Plänen von Max Fellerer und Carl Appel ein Neubau im Architekturstil der 50er Jahre mit einfacher Fassade errichtet, der 1986 nach langen Diskussionen und trotz verschiedener Protestaktionen abgebrochen wurde, weil die Nutzungsmöglichkeiten nicht mehr optimal waren.

Drittes Haashaus (seit 1987)

1987-1990 erfolgte nach Plänen von Hans Hollein im Auftrag der Eigentümer (Zentralsparkasse und Kommerzialbank AG sowie Wiener Städtische Wechselseitige Versicherung) ein Neubau, gegen den eine Bürgerinitiative längere Zeit heftig opponierte (Grundsteinlegung Herbst 1987, Gleichenfeier 2. September 1988, Eröffnung 15. September 1990);

Hans Hollein gestaltete auch den Platz vor dem Gebäude (Pflasterung, Beleuchtung, Sitzbänke). Im Haashaus wurden 18 Geschäfte und ein Cafe-Restaurant untergebracht; ein Lift führt zur U-Bahn-Station Stephansplatz hinab. 2001 wurde das Haus im Inneren grundlegend verändert und zum Teil neu besiedelt (spanisches Modehaus Zara); der Gastronomiebetrieb Do & Co blieb im Gebäude.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses ihm Laufe: der Jahre

Haus Stadt: 623:

  • Badestube am Rossmarkt (1370-1679)

Haus Stadt 624 = ab 1700: Zur blauen Flasche

  • möglicherweise Kaffeeschank Kolschitzys (erster Kaffeesieder Wiens)
  • Speiseanstalt

Erstes Haashaus

  • Warenhaus

Zweites Haashaus

  • Warenhaus

Drittes Haashaus

  • Warenhaus

Literatur

  • Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 1, 1. Teil (Wien 1951), S. 29-36
  • Johann Pezzl: Beschreibung von Wien. 1806, S. 361 f.

ad Haashaus: