Georg Franz Koltschitzky

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Georg Franz Koltschitzky (1683)
Daten zur Person
Personenname Koltschitzky, Georg Franz
Abweichende Namensform Kolczycki, Jerzy; Kulczycky, Georg; Kul'čyc'kyj, Jurij Franc; Kolschitzky, Franz Georg
Titel
Geschlecht männlich
PageID 13970
GND 119458632
Wikidata Q1504277
Geburtsdatum 1644
Geburtsort Stary Sambor, Ostgalizien
Sterbedatum 19. Februar 1694
Sterbeort Wien
Beruf Kaufmann
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansfreithof
Grabstelle
Bildname Georgfranzkoltschitzky.jpg
Bildunterschrift Georg Franz Koltschitzky (1683)
  • 2., Große Pfarrgasse 22 (Wohnadresse)
  • 1., Domgasse 6 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Koltschitzky Georg Franz (Familienname in polnischer Schreibweise Kolczycki, Kulczycky; die eingebürgerte Form "Kolschitzky" ist falsch), * 1644 (1640?) Stary Sambor, Ostgalizien, † 19. Februar 1694 Stadt (Haus "Zum grünen Kreuz", hinterer Teil von 1., Domgasse 6; Totenbeschauprotokoll 20. Februar „in der Grünangergasse"; Stephansfreithof [Armenbegräbnis]), Kaufmann, Kundschafter, Gattin (26. November 1665 Wien) Maria Ursula, Tochter des Reitknechts Thomas Heiss.

Koltschitzky hielt sich ab etwa 1660 in Wien auf, war 1662-1663 Diener des nach Konstantinopel beorderten kaiserlichen Gesandten Johann Philipp Beris und 1665 "Unterdolmetsch" beim kaiserlichen Botschafter Walter Graf Leslie; er sprach nachweislich Türkisch und "Walachisch" (Rumänisch). 1667 trat er in den Dienst der Wiener Orientalischen Handelskompanie und begleitete 1679 deren Konsul Christoph von Kuniz nach Konstantinopel. Am 29. September 1681 mietete er eine Wohnung in der Leopoldstadt (2., Große Pfarrgasse 22). Während der Belagerung Wiens durch die Türken war er Kurier zu Herzog Karl V. von Lothringen und zurück (13.-17. August), wodurch er berühmt wurde (andere Kuriere, wie beispielsweise Georg Thomas Michaelowitz, erlangten nicht diese Popularität). Am 6. Juni 1684 erfolgte seine Bestellung zum kaiserlich "türkischen Hofkurier" mit ständiger Besoldung, 1685 erhielt er von der Stadt Wien ein Grundstück (2., Haidgasse 8) als Geschenk, verkaufte es aber noch im selben Jahr. In der Folgezeit fungierte er wiederholt als Zeuge bei Taufen türkischer Gefangener. Am 23. März 1690 wurde ihm ein Hofquartier (das heißt eine für kaiserliche Bedienstete reservierte Mietwohnung) zugesagt und um die Wende 1691/1692 im Haus "Zum grünen Kreuz" zugewiesen (hinterer Teil von 1., Domgasse 6, wo er auch starb).

Dass Koltschitzky das erste Kaffeehaus in Wien eröffnet habe, trifft nicht zu; diese Legende wurde erstmals vom Piaristenpater Gottfried Uhlich in dessen 1783 erschienenen Buch "Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens" kolportiert; es hieß, Koltschitzky habe dieses älteste Kaffeehaus im damaligen Schlossergassel (im späteren Haus "Zur blauen Flasche", etwa 1., Stock-im-Eisen-Platz 4) eröffnet.

Koltschitzkydenkmal, Kolschitzkygasse.

Literatur

  • Karl Teply: Georg Franz Koltschitzky - der legendäre Begründer des Wiener Kaffeehauses. In: Karl Teply: Die Einführung des Kaffees in Wien. Georg Franz Koltschitzky, Johannes Diodato, Isaak de Luca. Wien [u.a.]: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1980 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 6) 1980, S. 5 ff.
  • Karl Teply: Georg Franz Koltschitzky und Georg Thomas Michaelowitz - Abschied von eingewurzelten Legenden. In: Marktgemeinde. Perchtoldsdorf (Hg.), Museum Perchtoldsdorf (1983), S. 179 ff.
  • Karl Teply: Die erste armenische Kolonie in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 28, 1973, S. 105 ff.
  • Leopold Steiner: Kolschitzky und die Leopoldstadt. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 27, 1972, S. 328
  • Christian Brandstätter: Stadtchronik Wien. 2000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern. Wien [u.a.]: Brandstätter 1986, S. 135
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 83 f. (Gedenktafel 1, Singerstraße 9
  • Carl von Peez: Kolschitzky. In: Alt-Wiener Kai. 1918, S. 71 ff.
  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1897-1918. Band 4, S. 46 ff.
  • Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. München: G. Müller 1918-1922 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13/14). Band 2, S. 964
  • Gerhard Robert Walter von Coeckelberghe-Dützele: Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Ein belehrendes und unterhaltendes Nachschlag- und Lesebuch in anekdotischer, artistischer, biographischer, geschichtlicher, legendarischer, pittoresker, romantischer und topographischer Beziehung. Wien: [o. V.] 1846. Band 2, S. 111
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 365

Weblinks