Spiegelhaus

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1., Stephansplatz 8-12; Stock-im-Eisen-Platz 3, um 1940. Hier stand das ehemalige Spiegelhaus.
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 26.01.2022 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Stephansplatz8-12.jpg
Bildunterschrift 1., Stephansplatz 8-12; Stock-im-Eisen-Platz 3, um 1940. Hier stand das ehemalige Spiegelhaus.
  • 1., Stock-im-Eisen-Platz 3

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Spiegelhaus (1, Stock-im-Eisen-Platz 3 [Teil]; seinerzeit Am alten Roßmarkt; die Baulinie wurde beim heutigen Bau zurückgenommen).

1368 besaß das Haus Konrad der Spiegler, 1456 der damalige Münzmeister Wolfgang Holzer. Es war ein sehr großes, zweistöckiges Objekt mit geräumigem Hof.

Eine nette Episode beschreibt Paul Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser. S. 24), sie handelt von einem der Besitzer dieses Hauses August von Hawnolt: Dieser dürfte mit jenem ungeratenen Sohn des Schreibers Heinrich des Hawnolt identisch sein, über den Herzog Albrecht V. an seinen Kanzler Andre, Pfarrer zu Gors, schreibt. Über den Jungen den er „um dees Vater willen von Jugend auferzogen hat“, schreibt er (der Herzog) am 14. Februar 1429, dass er vorgenommen habe, dass der Junge ungeraten sei und sich "zu guten siten nicht ziehen noch bringen lasse welle, das vns missuelt.“ Der Herzog befiehlt daher, das am alten Rossmarkt gelegene Haus, welches er ihm auf des Kanzlers Bitte zugesprochen habe, nicht einantworten zu lassen, sondern es zu des Herzogs Händen zu behalten, während der nächsten vier Jahre zu verwalten (zu raitten) und dann den Herzog zu erinnern "ob er sich zu guten syten alber schichen oder aber anderen lewten (Leuten) di in (ihn) zu gutem weisent, volgen wolle“, da zu besorgen ist, dass der Junge es „törleich und vnnüzleich vertut.“

1449 wird es ebenfalls amtlich erwähnt. Dies ist einem Schreiben zu entnehmen, das Jorgen Aczinger (Besitzer) am 18. Dezember des gleichen Jahres an Bürgereister, Richter und Rat der Stadt Wien richtet. Er gelobt darin wegen des Gutes, der Edelsteine und Kleinode, welche der Diener der Stadt an den „nagstvergangenen St. Mertentag in Jorgen des Aczinger Haus am Alten Rossmarkt zu Wien gelegen, aus dem ettwas unzucht sull ergangen sein, darinn er auch verdacht gewesen, mit Beschlag belegt, dann aber auf ein schreiben König Friedrichs IV. wieder ausgefolg hatten, keine Ansprüche mehr zu erheben.“

1496 kaufte das Spiegelhaus Sigmund Pernfuss, 1521 gehörte es, gemeinsam mit dem an der Ecke der Reifstraße (Seilergasse) und des alten Roßmarkts (Stock-im-Eisen-Platz) stehenden Nachbarhaus, Paul Pernfuss.

Die Verschwörung im Spiegelhaus

Geschichtliche Bedeutung erlangte das Haus zur Zeit des unseligen Bruderzwistes zwischen Kaiser Friedrich III. und dem Erzherzog Albrecht VI. Dem damaligen Eigentümer und Bürgermeister Wolfgang Holzer fiel in diesem Zwiste, in den auch die Stadt hinein gezerrt wurde, eine ganz besondere Rolle zu. Angeblich der Sohn eines Ochsenhändlers, war er selbst ein reicher Viehändler, doch schien ihm die politische Laufbahn ungleich begehrenswerter. So wurde er frühzeitig in politische Händel verstrickt, von maßlosen Ehrgeiz erfüllt und von einer packenden, für die Massen berechneten Beredsamkeit, wusste er sich bald zu den höchsten Ämtern aufzuschwingen, wobei ihm Skrupellosigkeit und Gesinnungswechsel nicht viel Kopfzerbrechen machten, so dass er als ein wahrer Hexenmeister des politischen Verrates gelten darf. Schließlich wurde er Bürgermeister der Stadt.

Zur Zeit, da Kaiser Friedrich III. in seiner Burg von den Wienern belagert wurde, war er die Seele dieser Belagerung. Er peitschte die urteilslose Masse auf, als man anfing, dieser unsinnigen Belagerung müde zu werden und er erhielt seine Anhänger aus dem Volke bei guter Laune, indem er gelegentlichen Plünderungen in den Häusern der kaiserlichen Anhänger ruhig zusah. Als sich aber die Volksgunst immer mehr und mehr von Herzog Albrecht VI. abwendete, zögerte er keinen Augenblick, an dem Manne, der ihm sein vollstes Vertrauen geschenkt und dem er zum größten Teil seinen Aufstieg verdankte, Verrat zu verüben und sich der kaiserlichen Partei zu nähern, besorgt um den eigenen Besitz und hoffend, diesen dadurch noch mehren zu können. Tatsächlich sollen ihm 6000 Goldgulden und die Belehnung mit Eisenstadt zugesagt worden sein, wenn es ihm gelänge, die Stadt dem Kaiser in die Hand zu spielen und Herzog Albrecht in die Haft der kaiserlichen Partei zu überliefern.

In der Karfreitagsnacht, am 8. April 1463, berief daher Holzer,- nachdem er schon vorher mit dem kaiserlichen Unterhändler, dem Probst von Pressburg, Georg von Schönberg, die Verhandlungen gepflogen, die ihm befreundeten Stadträte und die namhaftesten Bürger unter den Genannten, den Handwerkern und der Gemeinde zu sich in sein Haus zu einer Versammlung, an der etwa 80 Personen teilnahmen und deren Zweck es war, die Bürgerschaft dazu zu bewegen, dass den in der Nähe der Stadt lauernden Söldner des Kaisers die Tore geöffnet werden. (Die Meinungen hinsichtlich des Orts dieser Zusammenkunft gehen allerdings auseinander, und man nennt in diesem Zusammenhang auch das Haus des Simon Pötel (1, Hoher Markt 9), das Holzer während der Wirren widerrechtlich an sich gebracht halte.)

Zwei der Geladenen, Liebhart und Starch, verrieten jedoch Albrecht die Gefahr, in der er schwebte. Als am nächsten Morgen gemäß der Verabredung einige hundert Reisige unter dem Ritter Augustin Tristram in die Stadt eingelassen worden waren und Albrecht sofort Kunde davon erhielt, ließ er Sturm läuten, die Stadttore besetzen und die bereits hereingekommenen Söldner gefangen nehmen. Holzer gelang es mit einigen anderen zu entfliehen, doch als Winzer verkleidet, kehrte er nochmals um, wurde zu Nußdorf erkannt und unter starker Bedeckung nach Wien eingeliefert. Sein missglückter Verrat hatte einen vollen Umschwung der Massen herbeigeführt, die nun den Kopf des einst von ihnen vergötterten Mannes forderten.

Erzherzog Albrecht ließ seine Rachsucht und seinem zügellosen Temperament freien Lauf. Holzer traf die Strafe der Vierteilung. Die einzelnen Teile seines Körpers wurden vor den Stadttoren aufgehängt, sein Kopf wurde der Plünderung durch das Volk überlassen, die übrigen Habe konfisziert. Aus der Kammerrechnung 1463 geht folgende Notiz hervor: „um einen nagl zu des holzer haubt auf die ringkmauer bei sand nikla 21 Pfennige, maister Paul züchtiger umb ein hakchen und wai messer zum vierteailn 3 Schilling, 5 Pfennig.“

Literatur

  • Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 1, 1. Teil (Wien 1951), S. 24-27