Carl Appel

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Daten zur Person
Personenname Appel, Carl
Abweichende Namensform
Titel Professor, Baurat h.c.
Geschlecht männlich
PageID 30030
GND 118835114
Wikidata Q1036779
Geburtsdatum 18. April 1911
Geburtsort Wien
Sterbedatum 13. Februar 1997
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 25.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien (Verleihung: 3. Mai 1983, Übernahme: 7. Juli 1983)

Appel Carl, * 18. April 1911 Wien, † 13. Februar 1997 Wien, Architekt.

Studierte 1928-1933 an der Kunstgewerbeschule Wien (bei Carl Witzmann und Oscar Strnad; 1931/1932 Preis für Architekturentwürfe), die er mit einem Diplom und der Verleihung des Eitelberger-Preises abschloss,1933-1936 an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister (Meisterklasse; Meisterschulpreis 1936). Nachdem er bereits während des Studiums in den Ateliers von Witzmann, Strnad, Boltenstern und Niedermoser gearbeitet hatte, ließ er sich als selbstständiger Architekt in Wien nieder. 1937 errichtete er den österreichischen Industriepavillon auf der Pariser Weltausstellung, 1939-1944 arbeitete er an Werk und Wohnanlagen des Edelstahlwerks "Martin Miller" in Traismauer, Niederösterreich, ab 1945 (bis in die beginnenden 1950er Jahre) am Wiederaufbau von Industrieanlagen (darunter 1945-1947 Inbetriebsetzung der Wiener Ziegel- und Baustoffindustrie); er entwickelte auch patentierte Bautechnologien, beispielsweise um 1949/1951 Sheddachkonstruktionen für große Spannweiten, um 1955/1956 die rahmenlose Hängeverglasung und um 1960/1962 Hallendachkonstruktionen aus doppelhyperparaboloiden Betonschalen.

Durch den Einsatz der denkmalpflegerisch umstrittenen Stahl-Beton-Skelettbauweise prägte Appel (ebenso wie Lippert) in den 1950er Jahren das Stadtbild durch einen "zweiten Ringstraßenstil". Er leitete den Wiederaufbau des Heinrichhofs (seither Opernringhof), veränderte 1949 die Fassade und die Decke des Großen Saals der Sophiensäle (3, Marxergasse 17; Saal 2001 durch Brand zersört). 1952-1954 baute er das Bürohaus der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, Sektion Gewerbe (Gewerbehaus 3, Salesianergasse 1, Beatrixgasse 31; vorher Modenapalais).

1953 erhielt er zwar den ersten Preis für den Wiederaufbau des Haas-Hauses am Stock-im-Eisen-Platz, nicht aber den Auftrag; im selben Jahr baute er das Kaufhaus Neumann in der Kärntner Straße. 1957 trat er der Genossenschaft bildenden Künstler (Künstlerhaus) bei. Als frei schaffender Architekt widmete er sich anfangs dem Wohnhausbau.

Sein Architekturbüro beschäftigte in den 1950er und 1960er Jahren zeitweise über 40 Architekten, die Aufträge renommierter Industrieunternehmen vor allem aus dem Ausland ausführten.

Öffentliche Aufträge in Wien erhielt Appel nur selten: Gemeinsam mit Kurt Eckel errichtete er 1954-1957 die westlichen Zubauten der Wirtschaftsuniverisität (19, Franz-Klein-Gasse 1), die er 1970-1973 erweiterte, und 1965/1966 die Volksschule 21, Berzeliusgasse 2 (Zubau zur 1911 erbauten Hauptschule in der benachbarten Reisgasse). Mit Walter Jaksch und Holabird & Root errichtete er 1960-1962 das Hotel Intercontinental (3, Johannesgasse 28). 1980-1985 übernahm er den Umbau (samt Inneneinrichtung) der Oesterreichischen Nationalbank (9; Behebung der durch den Brand am 29./30. August 1979 entstandenen Schäden).

In Publikationen und Festschriften wurden seine Werke behandelt (beispielsweise Festschrift 100 Jahre Österreichische Zivilarchitektur, 1960 [Opernringhof]; 100 Jahre Künstlerhaus, 1961 [Steyrhaus]); rund 120 eigene Beiträge in in- und ausländische Zeitschriften.

Professor (1957), Baurat h. c. (1964), Großes Goldenes Ehrenzeichen (1983), Ritterkreuz und Offizierskreuz der Italienischen Republik und andere ausländische Auszeichnungen; Goldene Lorbeer Künstlerhaus (1981), Ehrenmitglied Künstlerhaus (1983).

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe trat Carl Appel als Student 1932 in die NSDAP ein, 1933 auf Grund des Parteiverbots jedoch wieder aus. Ab 1941 wurde Appel wieder als Mitglied geführt. 1948 erfolgte seine Registrierung als „Minderbelasteter“.

Carl-Appel-Straße.

Quellen

Literatur

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 119. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1969
  • Saur Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Begründet von Günter Meißner, hg. von Andreas Beyer. Berlin: de Gruyter / München: Saur 1991 - lfd.
  • Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich. Wien: Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon 2001
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993. S. 97, 100, 127
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996. S. 548, 641
  • Carl Appel. Architekt zwischen Gestern und Morgen. Wien [u.a.]: Böhlau 1988
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 15
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013