Stadtbauamt

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Behörde
Datum von 1835
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Cajetan Josef Schiefer
PageID 9821
GND
WikidataID
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Letzte Änderung am 19.10.2015 durch WIEN1.lanm08son

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Stadtbauamt. Bis 1835 bearbeitete die k.k. niederösterreichische Provinzial-Bau-Direktion alle wichtigen Bauangelegenheiten in Wien; lediglich die laufenden Baugeschäfte für die Stadtverwaltung besorgte das städtische Unterkammeramt. Der Unterkämmerer wurde mit 30. März 1789 den zwölf Magistratsräten des politisch-ökonomischen Rats gleichgestellt. Der Tod des Unterkämmerers und Magistratsrats Peter Stooß (1834) löste eine Diskussion über die künftige Gestaltung des Amts aus.

Die Schaffung des Stadtbauamts und die Erweiterung seiner Aufgaben

Entsprechend dem Hofkanzleidekret von 3. Jänner 1835 wurde das Unterkammeramt aus dem politisch-ökonomischen Senat ausgegliedert und ein reines Bauamt, für dessen Vorsteher technische Kenntnisse vorgeschrieben wurden. Am 12. September 1835 wurde Architekt Kajetan Schiefer zum Stadt-Unterkämmerer berufen; im gleichen Jahr begann die Umwandlung des Amts zum Bauamt, die 1837 abgeschlossen wurde (erste Geschäftseinteilung der Stadt Wien am 1. November 1835). In diesem Rahmen wurde unter Schiefers Leitung die Stadt Wien mit den Vorstädten bereits 1836 in vier Baubezirke unterteilt; jedem dieser Bezirke stand ein technisch gebildeter Beamter vor, der für die Geschäftsführung zuständig war. Ab 1849 führte das Unterkammeramt offiziell die Benennung 'Städtisches Bauamt'. Die Verbauung der Ringstraßenzone brachte dem Bauamt neue Aufgaben (Reorganisation am 3. Februar 1865, erstmalige Erwähnung eines Stadtbaudirektors), die Eingemeindung der Vorstädte (1890/1892) führte neuerlich zu einer Reorganisation (Einrichtung dezentraler Bauabteilungen in den magistratischen Bezirksämtern) und zur Aufstockung des technischen Personals.

Ab 1883 unterstanden alle technischen Abteilungen des Magistrats dem Stadtbaudirektion; 1895, 1898, 1900, 1907, 1911 und 1913 kam es zu Organisationsänderungen und Personalverstärkungen (1913 388 technische Beamte). Mit Erlass des Bürgermeisters vom 18. Juli 1918 wurden dem Stadtbauamt einfachere Rechtsangelegenheiten, die mit technischen Aufgaben in Zusammenhang standen, zugewiesen und dafür rechtskundige Beamte zugeteilt.

Die Fachabteilungen des Bauamts erhielten die Bezeichnung „Magistrats-Bauabteilungen". Die Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien vom 31. Mai 1920 integrierte das Stadtbauamt in das System der Magistratsabteilungen (MA 16-41). Am 10. November 1920 wurden dem Stadtbaudirektor auch die Aufgaben des Landesbaudirektors übertragen. 1934, 1939 und 1941 kam es zu grundlegenden Änderungen der Organisationsform.

Das Stadtbauamt und der Wiederaufbau 1945-1955

Am 17. Mai 1945 wurde die bis Februar 1934 bestandene Organisation des Magistrats weitgehend wiederhergestellt. Das Wiener Stadtbauamt nahm in der Nachkriegszeit und somit auch in der Zeit der Alliierten Besatzung (1945-1955) ebenso wie die Enquete für den Wiederaufbau der Stadt Wien eine zentrale Rolle im Wiederaufbau Wiens nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Infolge der Neuerrichtung der Wiener Verwaltung wurde das Stadtbauamt in die Geschäftsgruppen ‘Bauangelegenheiten’, wo die Magistratsabteilungen 18 (Stadtregulierung) und 19 (Architektur) arbeiteten, und ‘Baubehörden und sonstige technische Angelegenheiten‘ geteilt.

Ihm kam eine essentielle Position bei der zentralen Koordination der Bauarbeiten zu. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtbauamtes waren mit Instandsetzungsarbeiten und der Koordinierung von Maßnahmen beschäftigt. In der Zeit von 1945 bis 1954 war der Hochbauingenieur Hans Gundacker, der seit 1913 im Planungsamt agierte, als Stadtbaudirektor tätig und prägte den Wiederaufbau maßgeblich. Weitere wichtige Rollen nahmen Karl Schartelmüller, der Leiter der Stadtplanungsabteilung, und der Stadtrat Anton Weber, der das Stadtbauamt leitete, ein. Essentiell war auch die Arbeit von Erich Leischner ein, der für die Abteilung für Architektur verantwortlich war. Diese stellte eine zentrale Stelle für den Wiederaufbau in Wien dar, weil sie sich neben der Stadtgestaltung mit der Klassifizierung von Kriegsschäden sowie Entscheidungen über Neubau oder Rekonstruktion von Gebäuden verfügte. Um den Einfluss der Wiener Gemeinde auf diese Abteilung zu fixieren wurde zudem eine Bauberatung darin eingerichtet.

Die Herausforderungen, mit denen sich das Stadtbauamt in der Nachkriegs- und Besatzungszeit auseinander setzen musste, stellten neben dem Aufbau der beschädigten Gebäude und Verkehrsflächen finanzielle Engpässe, kurze Planungszeiten und Druck zu einer schnellen und effizienten Realisierung der Projekte dar. Deshalb wurde bei den Planungen teils auch auf nationalsozialistische Entwürfe zurückgegriffen.

Mit laufender Entwicklung in der Nachkriegs- und Besatzungszeit veränderte sich die Funktion des Stadtbauamtes von einem aktiven Planungsamt zu einer passiven, beratenden Behörde mit wenigen Eigenplanungen. Seine neuen Aufgaben lagen in der Festlegung von Richtlinien und Normen ebenso wie in der Erstellung von Strukturplänen.

1950 ergab sich für das Stadtbauamt ein Einschnitt, als viele zentrale Personen, darunter Leischner und Schartelmüller, dieses verließen.

Veränderungen seit 1969

Nach der Berufung Dr. Roland Rainers zum Stadtplaner (1958-1963) erfolgte in der Geschäftseinteilung des Magistrats der Stadt Wien von 13. Juni 1969 eine weitere Differenzierung. Mit Wirkung vom 28. September 1976 (1. Mai 1978) ist die Stadtbaudirektion unmittelbar dem Magistratsdirektor unterstellt, die Bauabteilungen bilden weiterhin eigene Magistraten.

Mit der Eingliederung in die Magistratsdirektion beschloss der Gemeinderat auch Voraussetzungen zur Berufung von Projekt-, Bereichs- und Gruppenleitern. Am 2. Juli 1981 wurde die Stadtbaudirektion zur effizienteren Koordination neu organisiert (fünf Gruppen [Hochbau, Tiefbau und Verkehr, Planung, Baupolizei, Umwelttechnik] und fünf Dezernate mit ressortüberschreitenden Aufgaben und Weisungsbefugnissen). Seit April 1991 gibt es innerhalb der Stadtbaudirektion neben dem Stadtbaudirektor den Planungsdirektor der Gruppe Planung. In der Magistratsdirektion, Stadtbaudirektion und in den technischen Magistraten sind (Stand Ende 1994) rund 11.000 Mitarbeiter tätig.


Literatur

  • Felix Czeike, Peter Csendes: Die Geschichte der Magistratsabteilungen der Stadt Wien 1902-1970. Wien: Jugend und Volk 1971 – 1972. Band 1 (Wiener Schriften, 33), S. 32 ff.
  • Das Wiener Stadtbauamt. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress / Jugend & Volk 1/2 (1965).
  • Marcus Denk: Zerstörung als Chance? Städtebauliche Grundlinien, Leitbilder und Projekte in Wien 1945-1958. Duisburg / Köln: WiKu-Verlag 2008, S. 114 ff.
  • Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der Stadt. Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. 2 Bände, 1974).
  • Festschrift. 100 Jahre Wiener Stadtbauamt 1835-1935. 1935.
  • Gottfried Pirhofer, Kurt Stimmer: Pläne für Wien. Theorie und Praxis der Wiener Stadtplanung von 1945 bis 2005. Wien: Stadt Wien 2007, S. 29 ff.
  • Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1984-1994.
  • Wiener Stadtbauamt 1965-1985. Dokumentation. 1988.
  • Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 31, 32, 40