Sigismund Kollonitsch

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Wappen von Sigismund Kollonitsch
Daten zur Person
Personenname Kollonitsch, Sigismund
Abweichende Namensform Kollonitz, Sigismund
Titel Graf, Dr. theol., Kardinal
Geschlecht männlich
PageID 13611
GND 118049844
Wikidata Q85031
Geburtsdatum 30. Mai 1677
Geburtsort Groß-Schützen
Sterbedatum 12. April 1751
Sterbeort Wien
Beruf Erzbischof von Wien
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.06.2022 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum
Friedhof Grabmal St. Stephan
Grabstelle
Bildname Bischofswappen_von_Sigismund_Kollonitsch.jpeg
Bildunterschrift Wappen von Sigismund Kollonitsch
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Bischof von Wien (01.07.1716 bis 01.06.1722)
  • Erzbischof von Wien (01.06.1722 bis 12.04.1751)
  • Kardinal (1727)

Kollonitsch (Kollonitz) Sigismund Graf, * 30. Mai 1677 Groß-Schützen (ungarisch Nagylévárd, slowakisch Velké Leváry; heute Slowakei) † 12. April 1751 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (Erzbischöfliches Palais; Grabmal St. Stephan, ursprünglich an einem Pfeiler zwischen Mittel- und Nordchor von Johann Nikolaus Moll [1743], 1861 mit Ausnahme der Bildnisbüste und Inschrifttafel zerstört, diese seither Nordwand des Nordchors), Erzbischof von Wien.

Werdegang

Kollonitsch wurde am 30. Mai 1677 auf dem Familiengut der Grafen von Kollonitsch in Groß-Schützen (ungarisch Nagylévárd, slowakisch Velké Leváry; damals Ungarn, heute Slowakei) als Sohn des Johann Sigismund Graf Kollonitsch und dessen Gattin Regina, geborene Freiin von Speidl, geboren. Da er der letzte Angehörige der Grafen von Kollonitsch war, erlaubte ihm Kaiser Karl VI., seinen Cousin, den Baron Ladislaus von Zug, zu adoptieren. Dieser führte nun die Familiengeschäfte weiter.

Auf Initiative seines Onkels Leopold Graf Kollonitsch, Erzbischof von Gran (Esztergom, Ungarn) und Primas von Ungarn (1695-1707), trat Kollonitz 1688 in das Gymnasium der Jesuiten zu Neuhaus in Böhmen ein. In den Jahren 1693 bis 1699 studierte er in Rom als Alumnus des Collegium Germanicum Theologie und Philosophie (Dr. theol.). Noch während seines Romaufenthaltes verlieh ihm sein Onkel ein Kanonikat an der Domkirche zu Gran, das er aber erst 1700 antrat.

Im Jahr 1699 zum Priester geweiht, feierte er am 15. Oktober desselben Jahres in Anwesenheit von Kaiser Leopold I. und dessen Gemahlin Eleonore die Primiz in der Karmeliterkirche in Wien.

1704 wurde Kollonitsch Archidiakon von Sasvár (Ungarn) und außerdem zum Mitglied des Ungarischen Locumtenentialrates ernannt. 1705 erfolgte die Nominierung zum Bischof von Skutari, einem Bistum der ungarischen Krone.

Bald darauf, im Dezember 1708, wurde er für das Bischofsamt von Waitzen (Vác, Ungarn), die päpstliche Verleihung erfolgte am 14. Oktober 1709. Dort kümmerte er sich um den Wiederaufbau der von den Osmanen befreiten Diözese und erreichte die Konversion zahlreicher Personen zur katholischen Konfession. Durch Einrichtung eines Alumnates und Stiftung eines Priesterkollegs (1712) förderte er die Priesterausbildung. Er erhöhte außerdem die Zahl der Domherren und verbesserte deren Einkünfte.

Bischof von Wien

1709-1716 war er Bischof von Waitzen (Vác, Ungarn), 1716 Bischof von Wien (am 13. Mai 1717 taufte er Maria Theresia). Als Karl VI. Papst Innozenz XIII. 1719 bat, Wien zum Erzbistum zu erheben und dieser dem Wunsch am 1. Juni 1722 durch die Bulle "Suprema dispositione" entsprach, wurde Kollonitsch 1723 mit großem Zeremoniell das Pallium überreicht (am 26. November 1727 auf Wunsch des Kaisers zum Kardinal erhoben). Am 18. Jänner 1725 wurde das Viertel unter dem Wienerwald von Passau abgetrennt (das sind die damaligen Dekanate Bruck an der Leitha und Baden mit den Pfarren Hütteldorf, Purkersdorf, Mauerbach, Sievering, Heiligenstadt, Kahlenberg und Klosterneuburg). Außerdem wurde die Wiener Neustadt Wien als Suffraganbistum unterstellt. Der Wiener Erzbischof erhielt den Titel "Protector Germaniae", um den Titel des Salzburgischen Erzbischofs ("Primas von Deutschland") nicht zu gefährden. 1725 verkaufte Kollonitsch dem Kaiser das sich seit 1643 im Besitz seiner unmittelbaren Vorfahren befindliche Schloss Obersiebenbrunn im Marchfeld (Bezirk Gänserndorf), der es noch im selben Jahr Prinz Eugen schenkte; dieser ließ es umbauen (berühmter Gartenpavillon mit Fresken von Jonas Drentwett, 1728) und vererbte es seiner Nichte Viktoria (1736), die es wiederum an Kardinal Kollonitsch verkaufte (bis 1874 in Familienbesitz). In der Amtszeit Kollonitschs wurden in Wien bedeutende Barockkirchen errichtet (darunter Peterskirche 1733, Piaristenkirche 1735, Karlskirche 1737 und Ober-St.-Veiter Kirche 1745); 1742 ließ er sich das an die letztgenannte Kirche anschließende Erzbischöfliche Schloss als Sommerresidenz einrichten. Kollonitsch gründete 1718 das "Spanische Spital" (Weihe der Kirche Santa Maria de Mercede 1724), 1724 das Invalidenhaus und ließ 1738-1740 auch das Churhaus erbauen. Wappen über dem Haupttor der Kirche Maria Treu (8. Bezirk).

Literatur

  • Rudolf Büttner: Vom Marchfeld bis Falkenstein. Wien: Birken-Verlag 1982, S. 27 ff. (Burgen und Schlösser in Niederösterreich, 13)
  • Georg Raphael Donner. Katalog Österreichische Galerie; 108. 1993, Nr. 108
  • Christine Kitzler: Die Errichtung des Erzbistums Wien 1718-29. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
  • Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiöcese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien: Gorischek 1890, Nr. 1-54 (1716-1751)
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 114 ff., 337
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 26-27, 62 f.
  • Alfred A. Strnad: Wann und wo wurde Siegmund Kardinal Graf von Kollonitz geboren? In: Beiträge Wiener Diözesengeschichte. Band 13, 1972, Nr. 1, S. 1 f.
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S.138-143, 152-153, 155,160, 162-164, 241, 274
  • Johann Weißensteiner: Sigismund Graf von Kollonitz. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Bd. 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot, S. 236-239
  • Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891