Maria Treu

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Piaristenkirche nach Carl Schütz, 1780
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1756
Datum bis
Andere Bezeichnung Pfarrkirche "Vermählung Maria", Piaristenkirche
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Maria, Mutter Jesu (Muttergottes)
Einlagezahl
Architekt Johann Lukas Hildebrandt
Prominente Bewohner
PageID 25418
GND
WikidataID
Objektbezug Kirchen, Erzdiözese Wien, Sakralbauten, Katholiken, Katholische Kirche, Breitenfelder Friedhof, Piaristen, Kirchenmappe
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.12.2022 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Piaristenkirche_Carl_Schuetz.jpg
Bildunterschrift Piaristenkirche nach Carl Schütz, 1780
  • 8., Piaristengasse 43

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48° 12' 38.09" N, 16° 20' 57.21" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Maria Treu (8., Jodok-Fink-Platz; Pfarrkirche „Vermählung Maria"), Piaristenkirche.

Am 2. September 1698 legte Leopold I. den Grundstein zur heutigen Schmerzenskapelle der Piaristen, die 1697 in Wien ansässig geworden waren. Die 300 Personen fassende Kapelle war am 22. April 1699 vollendet. Den Bau der Kapelle und des daran angebauten Klosters führte der Maurermeister Simon Andreas Karafee (Carove) mit seinem Polier Donatus d'Allio aus. 1716 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt; der Rohbau nach Plänen J. L. von Hildebrandts war 1721 fertiggestellt. Die Einwölbung (vielleicht von Matthias Gerl) erfolgte 1751-1753; die Gewölbe schmückte Franz Anton Maulbertsch 1752/1753 mit Deckenfresken aus. Am Pfingstsonntag 1756 fand am fertiggestellten Hochaltar der erste feierliche Gottesdienst statt. Papst Pius XII. erhob die Piaristenkirche Maria Treu am 27. August 1949 zum Abschluss des Gedenkjahres 1948/49 des Piaristenordens mit dem Apostolischen Schreiben „Trecentesimum annum“ in den Rang einer Basilica minor für „immerwährende Zeit“. Die Piaristenkirche Maria Treu hatte das Privilegium schon 1724 von Papst Benedict XIII. erhalten, doch musste jeweils alle 15 Jahre um Erneuerung dieses Vorrechtes angesucht werden, was öfters auf Schwierigkeiten gestoßen war.[1]

Pfarrkirche der Piaristen auf dem Vasquez-Plan

Äußeres

Kirche Maria Treu oder Piaristenkirche (1767)

Die Kirchenfassade besitzt einen leicht vorgewölbten Mittelteil und verfügt über eine großartige Säulengliederung sowie seitlich durch Pflaster gerahmte Risalite. Die Steinskulpturen (Glaube, Hoffnung, Liebe) schuf J. Christoph Mader (1752). Die Kirche bildet den Mittelpunkt eines Ensembles; den linken Flügelbau des ansehnlichen Platzes bildet das Piaristenkolleg, den rechten das Löwenburgkonvikt; in der Mitte steht die 1713 zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Mariens von Georg Konstantin Freiherr von Simich von Loosdorf anlässlich des Erlöschens der Pest gestiftete Säule (errichtet von Bildhauer Jakob Philipp Prokopp). Zur Piaristengasse hin war der Platz ursprünglich durch acht Heiligenstatuen und eine Baumreihe abgeschlossen. 1858-1860 wurden die beiden 1752 ohne Helm erbauten Türme durch Franz Sitte erhöht, mit Spitzdächern versehen und die Fassade in die heutige Form gebracht.

Inneres

Die Kirche hat einen Innenraum mit äußerst kompliziertem Grundriss. Das Zentrum des kreuzförmigen Zentralraums bildet ein fast kreisförmiges Oval mit flacher Kuppel, das von zwei größeren und vier kleineren Seitenkapellen umgeben ist; durch die nach innen schwingenden Wände entsteht ein ungewöhnlicher Raumeindruck. Imposant sind die Deckenfresken von Maulbertsch:

  1. (über der Orgel): Engelsturz.
  2. (Mittelkuppel): Verherrlichung der Muttergottes mit den Vertretern des Alten und des Neuen Bunds.
  3. (Chorkuppel): Himmelfahrt Mariens (in den Zwickeln die Evangelisten).
  4. (linke Kapelle): Jakob wälzt den Stein vom Brunnen.
  5. (rechte Kapelle): Guter Hirte.


Weiters sind zu finden:

  1. Auf dem Hochaltar „Vermählung Maria" von Carl Rahl (1841); vier Heiligenfiguren, Engelfiguren in der Art des Georg Raphael Donner, Tabernakelaufsatz mit Gnadenbild "Maria Treu".
  2. Kanzel von Johann Josef Rössler (1772).
  3. Altar mit Bild „Christus am Kreuz" von F. A. Maulbertsch (1772).
  4. Altar mit Bild „Heiliger Johannes Nepomuk" von Karl Hemerlein (Mitte 19. Jahrhundert).
  5. Altar mit Bild „Heiliger Joseph von Calasanz" von Carl Rahl (1840).
  6. Altar mit Bild „Heilige Familie" von Felix Ivo Leicher (1763) und Statuen (Abraham und David) von J. J. Rössler (1762/1763).
  7. Altar mit Bild „Martyrium des heiligen Sebastian" von Heinrich Karl Brand (zweite Hälfte 18. Jahrhundert).
  8. Altar mit Bild „Enthauptung der heiligen Barbara" von H. K. Brand.
  9. Orgel von Carl Buckow; an dieser legte Anton Bruckner am 21. November 1861 seine praktische Kompositionsprüfung ab (Gedenktafel an der Kirche, enthüllt am 11. Juni 1961).
  10. Schmerzenskapelle: Altar (um 1760) mit Gnadenbild „St. Maria de Malta" (erste Hälfte 15. Jahrhundert; Spende der Buchbinderswitwe Eva Kunigunde Buchholz, die auch die Turmglocke „Eva" stiftete).


1768 stand vor der Kirche eine Ehrenpforte. 1823 begründete Pfarrer Adam Kritsch (1776-1853) den Kranken- und Leichenverein „Maria Treu". Während der Maulbertsch-Ausstellung (1974) standen vor der Kirche acht moderne Skulpturen des Bildhauers Wander Bertoni ("Metamorphosen der Säule" 1973, nunmehr Theodor-Herzl-Platz, 1010 Wien) anstelle der seinerzeit acht Heiligenstatuen.

Maria Treu am Jodok-Fink-Platz in der Josefstadt (2016)

Die im Frühjahr 1995 begonnene Restaurierung (im Herbst 1994 hatte der Jodok-Fink-Platz wegen der Absturzgefahr von Statuenteilen gesperrt werden müssen) wurde zum 300-Jahr-Jubiläum der Piaristen in Wien (1997) abgeschlossen. Die Farbgebung entspricht historischen Vorlagen. Die Kosten trugen zu je einem Drittel das Bundesministerium für Wissenschaft und Kunst, der Wiener Altstadterhaltungsfonds und die Pfarrgemeinde mit ihren Sponsoren.

Friedhof

Der ehemalige Friedhof bei der Piaristenkirche Maria Treu wurde 1732 auf einem Grundstück des Bürgers Augustin Suter angelegt und mit einer Johannes-Nepomuk-Kapelle ausgestattet. Der Friedhof bestand bis zum Jahr 1772.

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Renate Wagner-Rieger: Die Piaristenkirche Wien. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte. Hg. v. Bundesdenkmalamt Wien u. v. Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Wien: Böhlau 1953 - lfd. Jg. 17.1956, S. 49-62
  • Karl Garzarolli-Thurnlach: Funde und Gedanken zum verschollenen Hochaltarbilde Anton Franz Maulbertsch in der Piaristenkirche in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege Jg. 6.1952, S. 113-117
  • Alfred Sperl: Die Kirche Maria Treu. In: Karl Dienelt / Leopold Swossil [Hg.]: Festschrift zur 250-Jahr-Feier des Bundesgymnasiums in Wien VIII (Piaristengymnasium) 1701-1951. Teil 1. Wien: Selbstverl. des Vereines "Alt-Piaristner" 1951, S. 51-58
  • Johann Schmidt: Die Maria Treu-Kirche (Basilika) der P. P. Piaristen in Wien VIII. Wien: Pfarre Maria Treu [ca. 1960]
  • Maria Treu in Wien: In: Bruno Grimschitz: Johann Lucas von Hildebrandt. Wien: Herold 1959, S. 40-46
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 176 f.
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 25 ff.
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. II. bis IX. und XX. Bezirk. Wien 1993, S. 329 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 155 ff.
  • Alfred Schnerich: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich / Wien: Amalthea 1921, S. 173 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 138 f.
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 74 f.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 395 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 539 ff.
  • Karl Janecek: Lateinische Inschriften an Bauwerken und Denkmälern Wiens. Horn: Berger in Komm. 1956, S. 44
  • Josef Zykan: Die Maulbertsch-Fresken von Maria Treu. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, Heft 17,1961, S. 3-11
  • Hans Smejkal: Die Orgel in der Basilika zu Maria Treu. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, Heft 19,1961, S. 3-5
  • Leopold Nowak: Anton Bruckner an der Orgel der Piaristenkirche. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, Heft 19,1961, S. 6-9
  • Anton Bruckner. Zur Enthüllung der Gedenktafel an der Piaristenkirche am 11. Juni 1961. Von Hofrat Univ. Prof. Dr. Nowak in Verhinderung des Verfassers, gelesen von Dr. Erich Schen. In: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, Heft 21,1961, S. 7-12
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, N.F. 95), Katalog Nr. 1124 (Ehrenpforte);
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 85 (Sprengel), 245f. (Matrikenbestand)
  • Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 134
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 249 ff.
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 55

Einzelnachweise

  1. Vgl. Clemens Schober: Die letzten 50 Jahre. In: Festschrift 250 Jahre Piaristenpfarre Maria Treu. Hg. von Piaristenkollegium Maria Treu. Wien: Eigenverlag 1969, S. 33-40, S. 36. Vgl. weiters Anton Brendler: Das Wirken der P.P. Piaristen seit ihrer Ansiedlung in Wien im Collegium in der Josefstadt, zu St. Thekla auf der Wieden und im Löwenburg’schen Convicte . Wien: Kirsch 1896, S.64. Hier wird dieses Breve Papst Benedicts XIII. mit 1727 datiert.