Münzkabinett: Unterschied zwischen den Versionen

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Münzkabinett, unter der Bezeichnung „Sammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen" eine der acht Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Das Münzkabinett. hat seine Anfänge im mittelalterlichen Schatz der Habsburger, wobei zunächst vor allem antike römische Kaisermünzen, wie sie aus Schatzfunden zutage traten, als Zeugnisse der „Amtsvorgänger" aufbewahrt wurden. Seit Maximilian I. ist auch das Interesse am eigenen
 
Münzkabinett, unter der Bezeichnung „Sammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen" eine der acht Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Das Münzkabinett. hat seine Anfänge im mittelalterlichen Schatz der Habsburger, wobei zunächst vor allem antike römische Kaisermünzen, wie sie aus Schatzfunden zutage traten, als Zeugnisse der „Amtsvorgänger" aufbewahrt wurden. Seit Maximilian I. ist auch das Interesse am eigenen
Münzbild, das die Medaille oder Schaumünze einschloß, nachweisbar. 1547 ließ unter Ferdinand I. sein Kämmerer Leopold Heyperger ein Inventar anlegen, das noch erhalten ist. Auch bei seinen Nachfolgern gab es immer wieder Interesse an Münzen und Medaillen; genannt seien Erzherzog Ferdinand von Tirol, der auf Schloß Ambras eine Kunst- und Wunderkammer einrichtete, und Kaiser Rudolf II., der in Prag unter anderem besonders der Medaille zugetan war. Im 18. Jahrhundert sind von Karl VI. die Liebe zu den antiken Münzen und die Förderung der zeitgenössischen Medaillenkunst bekannt. Er ließ durch seinen Münz- und Antiquitäteninspektor Carl Gustav Heraeus († 1725) die bisher zerstreuten Bestände an Münzen und Medaillen einschließlich der Ambraser Bestände zu einem einheitlich Kabinett zusammenfassen. Franz Stephan von Lothringen (Kaiser Franz I.) sammelte vor allem moderne Münzen; seine Sammlung wurde nach seinem Tod (1765) mit der althabsburgischen Sammlung vereinigt. Er bestellte als Betreuer [[Valentin Jamerai Duval]] († 1775; siehe Nachtrag Band 5) aus Lothringen, der eine erste Publikation der neuzeitlichen Gold- und Silbermünzen mit beigefügten Kupferstichen unternahm. Seine Nachfolger waren für die antiken Münzen der Begründer der antiken wissenschaftlichen Numismatik [[Josef Hilarius Eckhel]] († 1798) und für die neueren Münzen Johann Verot († 1786). In jener Zeit war das Münzkabinett im sogenannten [[Augustinergang]] untergebracht und konnte (wie schon vorübergehend unter Karl VI.) gegen Voranmeldung besichtigt werden. Auch im 19. Jahrhundert war eine Hauptaufgabe des Münzkabinetts neben der Erweiterung der Sammlung die Pflege der Wissenschaft. Nach der Fertigstellung des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] für die „Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses" (1892) zog auch das Münzkabinett in das neue Haus am Ring, wo es zunächst im Hochparterre untergebracht, jedoch 1909 in den zweiten Stock verlegt wurde (wo sich noch heute Schausammlung, Depot und Büroräume befinden). Namhafte Direktoren des zeitweise vereinigten Münz- und Antikenkabinetts waren Franz Neumann (1798-1816), [[Joseph von Bergmann|Joseph Ritter von Bergmann]] (1840-1863), [[Josef von Arneth]] (1863-1871) und [[Friedrich von Kenner]] (1883-1899). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten [[Karl Domanig]] (1900-1913) und vor allem [[August Oktavian von Loehr]] (1914-1938/1945-1948) für eine Ausweitung des Kabinetts im Sinn eines geldgeschichtlichen Instuts und auf Nebengebiete der Numismatik. So verwahrt das Münzkabinett neben Münzen und Medaillen heute unter anderem Naturalgeld, Papiergeld, Wertpapiere, Orden, Abzeichen, Siegel und Siegelstempel, Münzwaagen und Münzgewichte. Auch die nachfolgenden Direktoren vollbrachten neben ihrer Verwaltungstätigkeit wissenschaftliche Leistungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet: [[Fritz Dworschak]] (1938-1945), [[Eduard Holzmair]] (1949-1967), [[Bernhard Koch]] (1968-1985) und Helmut Jungwirth (1987-1995). Mit seinen etwa 500.000 Objekten gehört das Münzkabinett zu den bedeutendsten Sammlungen der Welt auf diesem Gebiet.
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Münzbild, das die Medaille oder Schaumünze einschloß, nachweisbar. 1547 ließ unter Ferdinand I. sein Kämmerer Leopold Heyperger ein Inventar anlegen, das noch erhalten ist. Auch bei seinen Nachfolgern gab es immer wieder Interesse an Münzen und Medaillen; genannt seien Erzherzog Ferdinand von Tirol, der auf Schloß Ambras eine Kunst- und Wunderkammer einrichtete, und Kaiser Rudolf II., der in Prag unter anderem besonders der Medaille zugetan war. Im 18. Jahrhundert sind von Karl VI. die Liebe zu den antiken Münzen und die Förderung der zeitgenössischen Medaillenkunst bekannt. Er ließ durch seinen Münz- und Antiquitäteninspektor Carl Gustav Heraeus († 1725) die bisher zerstreuten Bestände an Münzen und Medaillen einschließlich der Ambraser Bestände zu einem einheitlich Kabinett zusammenfassen. Franz Stephan von Lothringen (Kaiser Franz I.) sammelte vor allem moderne Münzen; seine Sammlung wurde nach seinem Tod (1765) mit der althabsburgischen Sammlung vereinigt. Er bestellte als Betreuer Valentin Duval († 1775) aus Lothringen, der eine erste Publikation der neuzeitlichen Gold- und Silbermünzen mit beigefügten Kupferstichen unternahm. Seine Nachfolger waren für die antiken Münzen der Begründer der antiken wissenschaftlichen Numismatik [[Josef Hilarius Eckhel]] († 1798) und für die neueren Münzen Johann Verot († 1786). In jener Zeit war das Münzkabinett im sogenannten [[Augustinergang]] untergebracht und konnte (wie schon vorübergehend unter Karl VI.) gegen Voranmeldung besichtigt werden. Auch im 19. Jahrhundert war eine Hauptaufgabe des Münzkabinetts neben der Erweiterung der Sammlung die Pflege der Wissenschaft. Nach der Fertigstellung des [[Kunsthistorisches Museum|Kunsthistorischen Museums]] für die „Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses" (1892) zog auch das Münzkabinett in das neue Haus am Ring, wo es zunächst im Hochparterre untergebracht, jedoch 1909 in den zweiten Stock verlegt wurde (wo sich noch heute Schausammlung, Depot und Büroräume befinden). Namhafte Direktoren des zeitweise vereinigten Münz- und Antikenkabinetts waren Franz Neumann (1798-1816), [[Josef von Bergmann|Josef Ritter von Bergmann]] (1840-1863), [[Joseph Calasanz Arneth|Josef von Arneth]] (1863-1871) und [[Friedrich Kenner|Friedrich von Kenner]] (1883-1899). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten [[Karl Domanig]] (1900-1913) und vor allem [[August Oktavian von Loehr]] (1914-1938/1945-1948) für eine Ausweitung des Kabinetts im Sinn eines geldgeschichtlichen Instuts und auf Nebengebiete der Numismatik. So verwahrt das Münzkabinett neben Münzen und Medaillen heute unter anderem Naturalgeld, Papiergeld, Wertpapiere, Orden, Abzeichen, Siegel und Siegelstempel, Münzwaagen und Münzgewichte. Auch die nachfolgenden Direktoren vollbrachten neben ihrer Verwaltungstätigkeit wissenschaftliche Leistungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet: [[Fritz Dworschak]] (1938-1945), [[Eduard Holzmair]] (1949-1967), [[Bernhard Koch]] (1968-1985) und Helmut Jungwirth (1987-1995). Mit seinen etwa 500.000 Objekten gehört das Münzkabinett zu den bedeutendsten Sammlungen der Welt auf diesem Gebiet.

Version vom 1. August 2014, 09:48 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1547 JL
Datum bis
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 1.08.2014 durch WIEN1.lanm09mer
  • k k Münz- und Antiken-Cabinet

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Münzkabinett, unter der Bezeichnung „Sammlung von Medaillen, Münzen und Geldzeichen" eine der acht Sammlungen des Kunsthistorischen Museums. Das Münzkabinett. hat seine Anfänge im mittelalterlichen Schatz der Habsburger, wobei zunächst vor allem antike römische Kaisermünzen, wie sie aus Schatzfunden zutage traten, als Zeugnisse der „Amtsvorgänger" aufbewahrt wurden. Seit Maximilian I. ist auch das Interesse am eigenen Münzbild, das die Medaille oder Schaumünze einschloß, nachweisbar. 1547 ließ unter Ferdinand I. sein Kämmerer Leopold Heyperger ein Inventar anlegen, das noch erhalten ist. Auch bei seinen Nachfolgern gab es immer wieder Interesse an Münzen und Medaillen; genannt seien Erzherzog Ferdinand von Tirol, der auf Schloß Ambras eine Kunst- und Wunderkammer einrichtete, und Kaiser Rudolf II., der in Prag unter anderem besonders der Medaille zugetan war. Im 18. Jahrhundert sind von Karl VI. die Liebe zu den antiken Münzen und die Förderung der zeitgenössischen Medaillenkunst bekannt. Er ließ durch seinen Münz- und Antiquitäteninspektor Carl Gustav Heraeus († 1725) die bisher zerstreuten Bestände an Münzen und Medaillen einschließlich der Ambraser Bestände zu einem einheitlich Kabinett zusammenfassen. Franz Stephan von Lothringen (Kaiser Franz I.) sammelte vor allem moderne Münzen; seine Sammlung wurde nach seinem Tod (1765) mit der althabsburgischen Sammlung vereinigt. Er bestellte als Betreuer Valentin Duval († 1775) aus Lothringen, der eine erste Publikation der neuzeitlichen Gold- und Silbermünzen mit beigefügten Kupferstichen unternahm. Seine Nachfolger waren für die antiken Münzen der Begründer der antiken wissenschaftlichen Numismatik Josef Hilarius Eckhel († 1798) und für die neueren Münzen Johann Verot († 1786). In jener Zeit war das Münzkabinett im sogenannten Augustinergang untergebracht und konnte (wie schon vorübergehend unter Karl VI.) gegen Voranmeldung besichtigt werden. Auch im 19. Jahrhundert war eine Hauptaufgabe des Münzkabinetts neben der Erweiterung der Sammlung die Pflege der Wissenschaft. Nach der Fertigstellung des Kunsthistorischen Museums für die „Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses" (1892) zog auch das Münzkabinett in das neue Haus am Ring, wo es zunächst im Hochparterre untergebracht, jedoch 1909 in den zweiten Stock verlegt wurde (wo sich noch heute Schausammlung, Depot und Büroräume befinden). Namhafte Direktoren des zeitweise vereinigten Münz- und Antikenkabinetts waren Franz Neumann (1798-1816), Josef Ritter von Bergmann (1840-1863), Josef von Arneth (1863-1871) und Friedrich von Kenner (1883-1899). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten Karl Domanig (1900-1913) und vor allem August Oktavian von Loehr (1914-1938/1945-1948) für eine Ausweitung des Kabinetts im Sinn eines geldgeschichtlichen Instuts und auf Nebengebiete der Numismatik. So verwahrt das Münzkabinett neben Münzen und Medaillen heute unter anderem Naturalgeld, Papiergeld, Wertpapiere, Orden, Abzeichen, Siegel und Siegelstempel, Münzwaagen und Münzgewichte. Auch die nachfolgenden Direktoren vollbrachten neben ihrer Verwaltungstätigkeit wissenschaftliche Leistungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet: Fritz Dworschak (1938-1945), Eduard Holzmair (1949-1967), Bernhard Koch (1968-1985) und Helmut Jungwirth (1987-1995). Mit seinen etwa 500.000 Objekten gehört das Münzkabinett zu den bedeutendsten Sammlungen der Welt auf diesem Gebiet.