Kartographische Quellen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. Juni 2021, 14:40 Uhr

Stadtplan von Wien um 1750
Daten zum Begriff
Art des Begriffs Quellenkunde
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 16.06.2021 durch WIEN1.lanm08sch
Bildname WStLA Pläne und Karten P5 6182.jpg
Bildunterschrift Stadtplan von Wien um 1750

Franziszeischer Kataster, Katastralplan Hernals 1819

Kartographische Quellen sind raumbezogene Abbildungen wie Karten und Luftbilder, aber auch Geodaten.

  1. Karten als Historische Quellen
  2. Quellenkritik historischer kartographischer Produkte
    1. Topographische Genauigkeit
  3. Typologie Kartographischer Quellen


Siehe auch:

Karten als Historische Quellen

Ab dem Spätmittelalter sind Pläne, Karten und Stadtansichten in größerem Umfang in Archiven, Bibliotheken und Museen überliefert. Sie bieten für die Geschichtsforschung eine herausragende Quellengattung. Im Unterschied zu den in den Geschichtswissenschaften häufiger verwendeten schriftlichen Quellen, handelt es sich bei Kartographischen Quellen um eine Mischung aus bildlicher und geometrischer Darstellung. Kartographischen Quellen können generell als Darstellungen definiert werden, die die räumliche Situation in zweidimensionaler Form abzubilden.

Quellenkritik historischer kartographischer Produkte

Topographische Genauigkeit

Kartographische Erzeugnisse sind verkleinerte Abbildungen der Erdoberfläche. Durch ihren Entstehungsprozess ist eine sogenannte Generalisierung notwendig. Es können nicht alle tatsächlich vorhandenen geographischen Objekte in einer Karte abgebildet werden, der Kartenzeichner trifft eine Auswahl der im Kartenbild dargestellten Objekte. Zu kleine oder unbedeutende Objekte werden zu Gunsten der besseren Lesbarkeit weggelassen, mehrere Objekte können zu einem einzigen grafischen Symbol zusammengefasst werden, und die Geometrie jedes Objekts wird gezwungenermaßen mehr oder weniger stark vereinfacht.

Es kann auch nicht davon ausgegangen werden, dass die topografische Genauigkeit in historischen Karten über das gesamte Kartenbild homogen ist. In vielen Fällen werden einzelne Inhalte hervorgehoben, andere jedoch vernachlässigt. So wurde etwa der älteste vermessene Stadtplan von Wien zur Neubefestigung der Stadt angefertigt, dementsprechend sind die Bereiche der Befestigungsanlagen detaillierter ausgeführt als andere Teile des Plans.

Zu einer genauen Einordnung einer Karte ist also der Entstehungszusammenhang zu untersuchen.

Zeitliche Genauigkeit

Die Datierung von Karten und Plänen erfolgt meist anhand von schriftlichen Vermerken in den Randinformationen der Karte, wie etwa aus dem Kartentitel, Widmungen, den angeführten Namen etc. Während gedruckte Karten eher eine Jahresangabe im Titel aufweisen, sind Manuskriptkarten und vor allem (technische) Pläne seltener datiert. Hier finden sich mitunter Aktenzahlen oder Unterschriften der zuständigen Baubehörden als Datierungshilfen.

Davon getrennt zu untersuchen ist die Datierung des Karteninhalts. Dies geschieht mithilfe von geografischen Objekten, von denen aus anderer Quelle Entstehungs- oder Enddaten bekannt sind. Sind sie in der Karte entsprechend vorhanden oder fehlen sie, kann der Informationsstand der Karte datiert werden. Die Datierung der Karteninformation wird dadurch erschwert, dass die Aktualisierung des Karteninhalts mehrere Jahre benötigt. „Neue“ Karten wurden deshalb oft aus verschiedenen älteren Karten kompiliert. Entsprechend kann für alte Karten häufig kein eindeutiger Zeithorizont bestimmt werden.

Geometrische Genauigkeit

Während unter topographischer Genauigkeit die Vollständigkeit bzw. Generalisierung von Objekten der Natur in der Karte verstanden wird, gibt die geometrische Genauigkeit an, in wie fern die dargestellten Objekte in ihren Abmessungen exakt sind und ob anhand der Karte Messungen durchgeführt werden können. Man unterscheidet zwischen der geodätischen und der planimetrischen Genauigkeit:

Die geodätische Genauigkeit quantifiziert die Genauigkeit der Lage einer Karte in einem übergeordneten Koordinatensystem. Dabei wird die Genauigkeit der mathematischen Grundlagen untersucht, zum Beispiel der Nullmeridian, die Kartenprojektion oder das Ellipsoid (das geometrisch vereinfachte Modell der Erde). Für eine einzelne Karte in großem Maßstab (etwa Karten von Wien) spielen diese Fragen meist keine Rolle.

Die planimetrische Genauigkeit misst, wie genau identifizierbare Positionen, Distanzen, Flächen und Winkel mit ihren wahren Größen übereinstimmen. Es wird also die Zuverlässigkeit der Geometrie von Kartenobjekten bewertet.


Typologie Kartographischer Quellen

Karten

Karten sind in der Regel grundrisstreue Darstellungen der Erdoberfläche die auf Basis einer terrestrischen oder photogrametrischen Vermessung erstellt wurden. Die Karte ist ein eingeebnetes, verkleinertes und generalisiertes, mit Beschreibungen und Zeichen versehenes Abbild der Erdoberfläche oder anderer Himmelskörper. In ihnen werden raumbezogene Gegenstände, Sachverhalte oder Prozesse maßstäblich generalisiert und mit Hilfe eines Zeichensystems grafisch in ihren Raumbeziehungen dargestellt.

Eine Besonderheit stellen Stadtpläne dar. Sie geben in der Regel das gesamte Gebiet einer Stadt wieder, wobei weniger auf Wiedergabe der physisch-geographischen Elemente, als auf die von stadttypischen Objekten, wie Straßen, Gebäuden, öffentlichen Verkehr, administrativen Einheiten Wert gelegt wird.

Eine Subkategorie der Stadtpläne sind Bezirkspläne. Sie stellen nur einen bestimmten, klar abgegrenzten Stadtteil (meist eine adminstrative Einheit) dar. Hierbei handelt es sich meist um Inselkarten, die nur alles innerhalb der Grenzen des betreffenden Gebiets abbilden und alle Objekte außerhalb der Bezirksgrenzen von der Darstellung ausnehmen.

Eine Sammlung von thematisch, inhaltlich oder regional zusammenhängenden Karten wird als Atlas bezeichnet. Atlanten sind in der Regel gedruckte Werke, seltener sind sie eine Sammlung von Manuskriptkarten.

Pläne

Pläne unterscheiden sich von Karten vor allem durch ihre Großmaßstäbigkeit. So werden Karten mit einem größeren Maßstab als 1:5000 in der Regel als Plan bezeichnet. Durch die große Darstellung der beinhalteten Objekte kommen Pläne ohne wesentliche Vereinfachung bzw. fast ohne Generalisierung aus. Bei Maßstab und Inhalt ist ein fließender Übergang zwischen bautechnischen Plänen, Bauzeichnung hin zu technische Zeichnung festzustellen.

Eine besondere Form des Plans sind Katastralpläne. Im Kataster werden alle Grundstücke nach ihrer Lage, Nutzungsart, Größe usw. verzeichnet und dargestellt. Es wird vom jeweils zuständigen Kataster- bzw. Vermessungsamt geführt und ist Basis des Grundbuches.

Kartenverwandte Darstellungen

Kartenverwandte Darstellungen sind Abbildungen, die kartographische Darstellungen als bestimmendes Element enthalten, aber nicht als Karte gelten, da bestimmte Merkmale nicht erfüllt sind.

Kartenverwandte Darstellungen sind unter anderem:

Geodaten

Bei Geodaten handelt es sich allgemein um Daten, die eine bestimmte räumliche Lage auf der Erdoberfläche besitzen (=Georeferenzierung). Geodaten repräsentieren mit Punkten, Rastern oder geometrischen Formen real vorhandene Objekte der Erdoberfläche oder imaginäre Punkte. Geodaten werden unterschieden in solche, die den Raumbezug herstellen (Geobasisdaten) und solche, die den Raumbezug durch besondere Fachinformationen anreichern, die sogenannten Geofachdaten. Geodaten finden in der öffentlichen Verwaltung seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert für vielfältigste Zwecke Anwendung.

Literatur

Günther Hake, Dietmar Grünreich, Liqiu Meng, Kartographie. Visualisierung raum-zeitlicher Informationen. (Berlin, New York, 2003)