Stadtplan, Augustin Hirschvogel (1547)

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Grundrissplan der Stadt Wien von Augustin Hirschvogel (Aufnahme 1547, Druck um 1808–1828)
Daten zur Karte
Art der Karte Stadtplan
Originaltitel Hanc Viennæ quam vides geometricam faciem Archimedem Siracvsanvm Avgvstinvs Hirsvogel a svo depictam radio imitatvs est... [Durch dieses geometrische Abbild Wiens, das du hier siehst und das von seinem Zeichenstift angefertigt wurde, ist Augustin Hirschvogel dem Archimedes aus Syrakus nachgefolgt...]
Beschreibung Grundrissplan der Stadt Wien nach einer Aufnahme von 1547
Erscheinungsjahr 1552
Ausfertigung Radierung
Maßstab 1:800
Ausrichtung Süden
Kartenzeichner Augustin Hirschvogel
Orte Wien
Bezirk
WikidataID
Objektbezug Wiener Wappen, Frühe Neuzeit, Karten, Stadtbefestigung
Quelle
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname WStLA KS Sammelbestand P1 00001.jpg
Bildunterschrift Grundrissplan der Stadt Wien von Augustin Hirschvogel (Aufnahme 1547, Druck um 1808–1828)

Detail: Darstellung des Kärntnertors und der angrenzenden Augustinerbastei im Stadtplan von Augustin Hirschvogel (1547)

Übersicht

Der sogenannte "Hirschvogelplan" (benannt nach dem Kartographen Augustin Hirschvogel) entstand im Rahmen der Neubefestigung Wiens nach der Ersten Türkenbelagerung. Er einer der ersten auf Vermessung beruhenden Pläne der Stadt.

Entstehungsgeschichte

1547 beauftragte der Wiener Bürgermeister Sebastian Schrantz auf Anordnung der niederösterreichischen Regierung den aus Nürnberg stammenden Künstler, Geometer und Kartographen Augustin Hirschvogel mit der Darstellung der Stadt Wien "in plano". Nach der Belagerung Wiens 1529 und der Einnahme Budas 1541 durch die Türken musste die Wiener Stadtbefestigung modernisiert und weiter ausgebaut werden, wofür man sichere Planungsunterlagen benötigte. Hirschvogel wurden für seine Arbeit mehrere Helfer beigegeben, von denen wir zwei namentlich kennen: die Steinmetzen Benedikt Khölbl und Bonifaz Wolmuet, die auch sonst mehrfach im Zusammenhang mit der Fortifikation und landesfürstlichen Bauvorhaben vorkommen.

Hirschvogel entledigte sich seiner Aufgabe sehr rasch, bereits im August 1547 reiste er nach Prag, um König Ferdinand I. sein Resultat zu präsentieren, ein weiteres Exemplar des Plans übergab er der Stadt. 1548 wurde Kaiser Karl V. ebenfalls eine Ausfertigung vorgelegt. Schließlich malte Hirschvogel 1549 seinen Stadtplan auch auf eine große runde Tischplatte und übergab diese gemeinsam mit sechs hölzernen "Quadranten" und einer "instruction", die er später noch präzisierte, der Stadt. Die "Quadranten", die mit einem kleinen Kompass in der Richtung festgelegt werden können, zeigen jeweils von einem der großen Wiener Plätze (Am Hof, Graben, Neuer Markt, Minoritenplatz, Freyung und Hoher Markt) Richtung und Entfernung zu dreizehn Punkten der Fortifikation, ihre Aufstellungsorte sollten auf den Plätzen durch Mühlsteine fixiert werden. Das gab Anlass zur Vermutung, die Quadranten wären die Vermessungsinstrumente Hirschvogels gewesen und dieser hätte damit erstmals die Methode der Triangulierung angewandt. Tatsächlich waren die Quadranten aber nicht zur Vermessung verwendet worden, sondern sollten als Richtinstrumente für Geschütze dienen, um von den vorhin genannten Plätzen im Steilfeuer vor die Fortifikation wirken zu können – eine theoretische Überlegung Hirschvogels, die ohne jegliche praktische Konsequenz blieb.

Über die tatsächliche Messmethode wissen wir nur, dass zwei annähernd senkrecht aufeinander stehende Durchmesser und der Umfang der Stadt in der Natur vermessen wurden. Über die weiteren Arbeitsschritte schwieg Hirschvogel, doch muss er tatsächlich ein triangulationsähnliches Verfahren, vermutlich von den Kirchtürmen aus messend, angewandt haben. Daß er, der 1544 auch ein Geometrielehrbuch veröffentlicht hatte, auf seine Arbeit stolz war im Bewusstsein, etwas neues und bedeutendes geleistet zu haben, beweist sein Bezug auf Archimedes im Titel der hier wiedergegebenen gedruckten Ausgabe seines Plans.

Seine beiden gleichzeitig mit der Stadtvermessung entstandenen Ansichten Wiens von Norden und Süden konnte Hirschvogel noch 1547 veröffentlichen. Für die Radierung auf sechs Kupferplatten, die heute noch - wie ein Teil der Instrumente - im Wien Museum am Karlsplatz erhalten sind, erhielt Hirschvogel jedoch erst 1552 ein Privileg. Möglicherweise war man bestrebt, die Veröffentlichung aus Geheimhaltungsgründen zu erschweren oder zu verhindern, jedenfalls war die Stadt bereits im März 1553, knapp nach Hirschvogels Tod, im Besitz der Kupferplatten. Die meisten der heute existierenden Exemplare wurden erst um 1808/1828 mit den originalen Kupferplatten gedruckt.

Inhalt

Der Plan zeigt links oben das Wappen der Stadt Wien (Doppeladler mit Kreuzschild), rechts oben einen einköpfigen nimbierten Adler mit unausgeführtem gespaltenem Brustschild (gemeint vermutlich das Wappen des römischen Königs Ferdinand I.). Der Zirkel mit Maßstab links unten verweist nochmals auf die geometrische Leistung Hirschvogels und streicht die Exaktheit seiner Stadtaufnahme hervor. Die Himmelsrichtungen sind durch die Tageszeiten des Sonnenstandes festgelegt. Die Fortifikationen, um die es ja eigentlich ging, sind vogelschauartig wiedergegeben. Dargestellt ist die im wesentlichen mittelalterliche Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen, die Basteien sind teilweise erst projektiert ("beratschlagt"), drei davon von Hirschvogel selbst, doch wurden sie nicht in dieser Form verwirklicht.

Das Stadtinnere ist im Grundriss dargestellt. Neben den Straßen sind vor allem die Kirchen hervorgehoben, auch einige andere bedeutende Gebäude sind beschriftet. So sehr Hirschvogel um Exaktheit der Darstellung bemüht war, sind ihm bei den Beschriftungen doch Fehler und Verballhornungen unterlaufen. So finden wir etwa eine "Römer Stras" anstelle der Riemerstraße. Das tut der Leistung Hirschvogels insgesamt jedoch keinen Abbruch: er fertigte den ersten geometrisch vermessenen Stadtplan Wiens in Grundrisszeichnung an, zugleich einen der ersten des modernen Europa.

Quellen

Literatur

  • Sándor Békési / Elke Doppler (Hg.): Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Ausstellungskatalog Wien Museum), Metro-Verlag 2017, Wien, Kat. 1.3.1, 3.1.2 und 3.1.3
  • Karl Fischer: "Mit schüessen oder feuerwerckhen vom sturm abtreiben ..." Augustin Hirschvogels Vermessungsmethode und die Funktion seiner "Quadranten" (1547/1549). In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 54 (1998), 79-104
  • Historischer Atlas Wiens, 13. Lieferung (2010)
  • Karl Schwarz: Augustin Hirschvogel. Ein deutscher Meister der Renaissance. Berlin: Bard 1917, S. 185 f., Kat. Nr. S 143

Weblinks