KZ-Außenlager Hinterbrühl: Unterschied zwischen den Versionen

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Vor [[Bombenangriffe]]s relativ sicher, wurden in der Seegrotte von den hierher gebrachten KZ-Häftlingen die Rümpfe der Heinkel He 162 (auch Salamander) gebaut, in Teilen heraustransportiert und im [[KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld]] auf dem Gelände des heutigen [[Flughafen Wien|Flughafens Wien]] in [[Schwechat]] zusammengebaut. Zudem waren die Häftlinge zur Anfertigung von Kopfelementen der V2-Rakete und von Bauteilen für den Nachtjäger He 216 eingesetzt.  
  
Die zu Großteil aus Polen, der Sowjetuniun und Italien stammenden Häftlinge arbeiteten zuerst im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils 12 Arbeitsstunden, dann im Drei-Schicht-Betrieb zu jeweils acht Arbeitsstunden, da sich diese Variante im Sinne der NS-Rüstungsindustrie als effizienter herausgestellt hatte.
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Die zu Großteil aus Polen, der Sowjetunion und Italien stammenden Häftlinge arbeiteten zuerst im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils zwölf Arbeitsstunden, dann im Drei-Schicht-Betrieb zu jeweils acht Arbeitsstunden, da sich diese Variante im Sinne der NS-Rüstungsindustrie als effizienter herausgestellt hatte.
  
 
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==Evakuierung und Schließung==
Ins KZ-Außenlager Hinterbrühl wurden, im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen, Häftlinge aus anderen KZ-Außenlagern wie Floridsdorf oder Schwechat-Heidfeld transportiert. Insgesamt wurden am 1. April 1945 1.884 Häftlinge zu Fuß ins KZ Mauthausen überstellt, nur 1.624 erreichten Mauthausen tatsächlich. Vor dem Abmarsch ermordeten die Bewacher 52 marschunfähige Häftlinge und ließen sie in einem Massengrab auf dem Lagergelände verscharren. Das Außenlager wurde mit 1. April 1945 aufgelöst.
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Ins KZ-Außenlager Hinterbrühl wurden, im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen, Häftlinge aus anderen KZ-Außenlagern wie Floridsdorf oder Schwechat-Heidfeld transportiert. Insgesamt wurden am 1. April 1945 1.884 Häftlinge zu Fuß ins KZ Mauthausen überstellt, nur 1.624 erreichten Mauthausen tatsächlich. Vor dem Abmarsch ermordeten die Bewacher 52 marschunfähige Häftlinge und ließen sie in einem Massengrab auf dem Lagergelände verscharren. Das Außenlager wurde mit 1. April 1945 aufgelöst.<ref>[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-hinterbruehl Austria Guides: KZ-Außenlager Hinterbrühl] [Stand 15.11.2019].</ref>
  
 
==Gedenken und Erinnern==
 
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==Literatur==
 
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*[https://www.doew.at/cms/download/e1ug/2_moedling.pdf Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider [Hg.]: Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung. Wien: Mandelbaum Verlag 2011, Bezirk Mödling 358]
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*[https://www.doew.at/cms/download/e1ug/2_moedling.pdf Heinz Arnberger / Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.): Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand, Verfolgung, Exil und Befreiung. Wien: Mandelbaum Verlag 2011, Bezirk Mödling 358]
 
*[http://othes.univie.ac.at/29317/1/2013-08-08_0548954.pdf Fabian Hümer: Der 'Volksjäger' Heinkel He 162. Forcierte Ressourcenmobilisierung im Angesicht der Niederlage. Masterarbeit, Univ. Wien. Wien 2013]
 
*[http://othes.univie.ac.at/29317/1/2013-08-08_0548954.pdf Fabian Hümer: Der 'Volksjäger' Heinkel He 162. Forcierte Ressourcenmobilisierung im Angesicht der Niederlage. Masterarbeit, Univ. Wien. Wien 2013]
 
*[http://www.quarz-roggendorf.at/uploads/media/MH-Jahrbuch-2012-online.pdf KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial 2012. Wien: Bundesministerium für Inneres 2012]
 
*[http://www.quarz-roggendorf.at/uploads/media/MH-Jahrbuch-2012-online.pdf KZ-Gedenkstätte Mauthausen Memorial 2012. Wien: Bundesministerium für Inneres 2012]
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*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
 
*Gisela Rabitsch: Konzentrationslager in Österreich 1938-45. Diss. Univ. Wien. Wien 1967  
  
==Links==
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==Weblinks==
 
*[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-hinterbruehl Austria Guides: KZ-Außenlager Hinterbrühl] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-guides.at/aussenlager/kz-aussenlager-hinterbruehl Austria Guides: KZ-Außenlager Hinterbrühl] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#list||51 Mauthausen Memorial: KZ-Außenlager Heidfeld] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.mauthausen-memorial.org/de/Wissen/Die-Aussenlager#list||51 Mauthausen Memorial: KZ-Außenlager Heidfeld] [Stand 15.11.2019]
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*[https://www.marterl.at/index.php?id=23&no_cache=1&oid=13932 Marterl: KZ Gedenkstätte Hinterbrühl] [Stand 15.11.2019]
 
*[https://www.marterl.at/index.php?id=23&no_cache=1&oid=13932 Marterl: KZ Gedenkstätte Hinterbrühl] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.seegrotte.at/seegrotte-einst-und-jetzt.html Seegrotte: Einst und jetzt] [Stand 15.11.2019]
 
*[http://www.seegrotte.at/seegrotte-einst-und-jetzt.html Seegrotte: Einst und jetzt] [Stand 15.11.2019]
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==Einzelnachweise==
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<references/>

Aktuelle Version vom 25. Januar 2024, 11:22 Uhr

Ein Jagdflugzeug (einstrahlig) vom Typ Heinkel He 162 (März 1945)
Daten zur Organisation
Art der Organisation NS-Institution KZ-Außenlager
Datum von September 1944
Datum bis 1. April 1945
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 64584
GND
WikidataID
Objektbezug NS-Zeit, Konzentrationslager
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname ÖNB S 109-70 305474.jpg
Bildunterschrift Ein Jagdflugzeug (einstrahlig) vom Typ Heinkel He 162 (März 1945)

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48° 5' 21.67" N, 16° 15' 38.22" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Neben dem Stammlager des Konzentrationslagers Mauthausen gründeten die nationalsozialistischen SS-Institutionen im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eine große Zahl von Außenlagern, die ab 1943 die Bezeichnung "Arbeitslager der Waffen-SS" führten.

Das Lager: Deckname "Lisa"

Das KZ-Außenlager Hinterbrühl, das den Decknamen "Lisa" führte, gehörte zum Lagerkomplex des KZ-Außenlagers Floridsdorf, das mehrere für die Ernst Heinkel-Werke eingerichtete Lager in Groß-Wien umfasste. Das Lager befand sich an der Johannesgasse in Hinterbrühl. 1989 wurde das Grundstück, auf dem das KZ-Außenlager stand, vom "Verein zur Errichtung einer KZ-Gedenkstätte in Hinterbrühl" gekauft, der dort Gedenksteine und Informationstafeln errichten ließ.

Die Produktionsstätten der Heinkel-Werke befanden sich in der Seegrotte, wobei der Weg der Häftlinge vom Lager zu den Produktionsstätten angeblich direkt durch den aufgelassenen Förderturm 3 des früheren Gipsbergwerkes erfolgte.

Die Produktionsstätte: Deckname "Languste"

Nachdem die 1912 durch eine Sprengung geflutete und seit 1932 als Schaubergwerk touristisch genutzte Seegrotte Hinterbrühl am 1. Mai 1944 für Heinkel beschlagnahmt und ab August 1944 leer gepumpt worden war, wurde dort unter dem Tarnnamen "Languste" im September 1944 eine Produktionsstätte der Heinkel-Werke eingerichtet.

Vor Bombenangriffes relativ sicher, wurden in der Seegrotte von den hierher gebrachten KZ-Häftlingen die Rümpfe der Heinkel He 162 (auch Salamander) gebaut, in Teilen heraustransportiert und im KZ-Außenlager Schwechat-Heidfeld auf dem Gelände des heutigen Flughafens Wien in Schwechat zusammengebaut. Zudem waren die Häftlinge zur Anfertigung von Kopfelementen der V2-Rakete und von Bauteilen für den Nachtjäger He 216 eingesetzt.

Die zu Großteil aus Polen, der Sowjetunion und Italien stammenden Häftlinge arbeiteten zuerst im Zwei-Schicht-Betrieb mit jeweils zwölf Arbeitsstunden, dann im Drei-Schicht-Betrieb zu jeweils acht Arbeitsstunden, da sich diese Variante im Sinne der NS-Rüstungsindustrie als effizienter herausgestellt hatte.

Die Häftlinge

Die Stammbelegschaft im KZ-Außenlager Hinterbrühl umfasste rund 800 Häftlinge. Da bei der Evakuierung der KZ-Außenlager fast alle Transporte zurück in das Stammlager Mauthausen über Hinterbrühl als Sammellager durchgeführt wurden, befanden sich dort jedoch zeitweise 1.800 Gefangene inklusive der Evakuierungstransporte. Zeitzeugen sprechen sogar von mehr als 3.500 Häftlingen, die zumindest kurzfristig in Hinterbrühl interniert waren, da nicht alle Häftlinge aus dem Großraum Wien gleichzeitig in Hinterbrühl interniert worden waren, sondern in Gruppen über das dortige KZ-Außenlager nach Mauthausen getrieben wurden.

Da die Häftlinge von der SS im übergeordneten KZ-Floridsdorf registriert wurden, ist nicht bekannt, wie viele Häftlinge im KZ-Außenlager Hinterbrühl ums Leben gekommen sind.

Der Kommandant aller "Heinkel-Lager", als auch jener in Floridsdorf, Jedlesee, Schwechat-Heidfeld, Schwechat ("Santa") und Wiener Neudorf war seit Mai 1944 SS-Untersturmführer Anton Streitwieser. Für die Bewachung der Häftlinge waren großteils Angehörige der Luftwaffe zuständig.

Evakuierung und Schließung

Ins KZ-Außenlager Hinterbrühl wurden, im Zuge der Evakuierungsmaßnahmen, Häftlinge aus anderen KZ-Außenlagern wie Floridsdorf oder Schwechat-Heidfeld transportiert. Insgesamt wurden am 1. April 1945 1.884 Häftlinge zu Fuß ins KZ Mauthausen überstellt, nur 1.624 erreichten Mauthausen tatsächlich. Vor dem Abmarsch ermordeten die Bewacher 52 marschunfähige Häftlinge und ließen sie in einem Massengrab auf dem Lagergelände verscharren. Das Außenlager wurde mit 1. April 1945 aufgelöst.[1]

Gedenken und Erinnern

Die Leichen aus dem Massengrab wurden 1946 exhumiert und auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Bei der dort 1989 errichteten Gedenkstätte finden jährlich Gedenkveranstaltungen statt.

Siehe auch: Außenlager des KZ Mauthausen, KZ-Außenlager Floridsdorf, Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise