Jakob Reumann

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Jakob Reumann
Daten zur Person
Personenname Reumann, Jakob
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26281
GND 1014062276
Wikidata
Geburtsdatum 31. Dezember 1853
Geburtsort Wien
Sterbedatum 29. Juli 1925
Sterbeort Klagenfurt
Beruf Politiker, Journalist, Drechsler
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP)
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Recherche
Letzte Änderung am 24.09.2019 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof Ehrenhain Wiener Krematorium
Grabstelle
Bildname JakobReumann.jpg
Bildunterschrift Jakob Reumann
  • 4., Schönbrunner Straße 30 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. Dezember 1923)

  • Sekretär der SDAP (1889 bis 1896)
  • Bürgermeister der Stadt Wien (22.05.1919 bis 23.11.1923)
  • Reichsratsabgeordneter (1907)
  • Stadtrat (12.06.1917)
  • Obmann der Gewerkschaft des Fachverbands der Drechsler )
  • Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung (21.10.1918 bis 16.2.1919)
  • Mitglied des Bundesrates (1.12.1920 bis 29.7.1925)
  • Vorsitzender des Bundesrates (1.12.1920 bis 31.5.1921)
  • Vorsitzender des Bundesrates (1.12.1924 bis 31.5.1925)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (1900 bis 1918)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.05.1919)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.05.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 29.7.1925)
  • Provisorischer Vizebürgermeister (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Vorsitzender des Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 1.6.1920)
  • Vorsitzender des Gemeinderates der Stadt Wien (1.6.1920 bis 12.11.1923)

Reumann Jakob, * 31. Dezember 1853 Wien, † 29. Juli 1925 Klagenfurt, Politiker.

Biografie

Als Sohn einer aus Mödling stammenden Handarbeiterin wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf, besuchte die nahegelegene „Taubenschule", wo der Vater des späteren Bürgermeisters Weiskirchner) sein Lehrer war. Er trat 1867 als Drechslerlehrling in eine Meerschaumpfeifenfabrik ein (1871 Geselle). Reumann gründete die erste Gewerkschaft seines Berufsstandes, den Fachverband der Drechsler, dessen Obmann er wurde. Zudem arbeitete er als leitender Redakteur des Fachblatts der Gewerkschaft des Fachverbands der Drechsler. Auf Fachtagungen vertrat er in Referaten und Diskussionen die Ansicht, dass sich die gewerkschaftlichen Organisationen nicht auf die gelernten Arbeiter beschränken dürfe. 1880 heiratete er Katharina Kustner; ihre gemeinsame Tochter war die Politikerin Anna Grünwald.

Jakob Reumann

Wegen seines gewerkschaftlichen Engagements verlor Reumann seine Anstellung und wurde auf die "schwarze Liste" der Unternehmer gesetzt. Kurzzeitig in München tätig, wurde Jakob Reumann von Viktor Adler für die hauptamtliche politische Arbeit nach Wien zurückgeholt. Nach dem Hainfelder Parteitag wurde Reumann erster Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und auf dem ersten Wiener Parteitag 1890 führte er den Vorsitz. Im Einklang mit einem später von Franz Schuhmeier entworfenen Kommunalprogramm stellte Reumann die Forderung nach dem Bau leistbarer gesunder Wohnungen auf. Aufgrund der Erweiterung des Wahlrechts (für das er sich ständig eingesetzt hatte) wurde Reumann neben Franz Schuhmeier am 31. Mai 1900 in der vierten Kurie in den Gemeinderat gewählt. Er kandidierte im 10. Bezirk. Zudem war er 1907, nach der Einführung des allgemeinen, gleichen Männerwahlrechts im Gesamtstaat, Abgeordneter des Reichrats. In beiden Funktionen konzentrierte er sich auf den Arbeiterschutz, die Lebensmittelversorgung und die Verbesserung der Kranken- und Unfallversicherung.

Als sich Bürgermeister Richard Weiskirchner im Ersten Weltkrieg entschloss, den von Karl Lueger zu einem speziellen Instrument gestalteten Stadtrat zu erweitern, gehörte Reumann diesem ab 1917 als einziger Sozialdemokrat an. Im Provisorischen Gemeinderat nach dem Ersten Weltkrieg war er einer der drei Vizebürgermeister. Nach der Gemeinderatswahl vom 4. Mai 1919 wurde er am 22. Mai vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt. In diesem Amt war er bis 1923 tätig, und anschließend bis 1925 Mitglied des Gemeinderates und Abgeordneter zum Wiener Landtag. Zudem fungierte er als Vorsitzender des Gemeinderates der Stadt Wien von 1918 bis 1923 und war Obmann des Klubs der sozialdemokratischen Gemeinderäte. Auf nationaler Ebene gehörte Reuman der Provisorischen Nationalversammlung an. Er war von 1920 bis 1925 Mitglied des Bundesrates, in dem er von 1920 bis 1921 sowie von 1924 bis 1925 als Vorsitzender fungierte.

Reumann fand in Hugo Breitner (Finanzen), Julius Tandler (Gesundheit und Soziales) und Karl Hartl (Verwaltungsreform) ausgezeichnete Mitarbeiter. In seine Amtszeit fiel neben den unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg anstehenden Problemen der Lebensmittel- und Energieversorgung sowie der Wirtschafts- und Finanzsanierung vor allem die Trennung Wiens von Niederösterreich. Am 10. November 1920 wurde Wien in der an diesem Tag in Kraft getretenen Bundesverfassung als eigenständiges Land anerkannt. Unter Reumann wurde am gleichen Tag die Wiener Stadtverfassung beschlossen, die am 18. November 1920 in Kraft trat. Weitere wichtige Agenden Reumanns waren die Einführung der Wohnbausteuer (1. Februar 1923), das erste städtische Wohnbauprogramm (21. September 1923) und die Legitimierung der Feuerbestattung. Am 30. November 1923 übergab Reumann das Bürgermeisteramt an seinen gewählten Nachfolger Karl Seitz. Am 21. Dezember 1923 wurde Reumann Ehrenbürger der Stadt Wien.

Jakob Reumann wohnte 1919 bis 1923 in der damaligen Bürgermeister-Dienstwohnung im Rathaus (Halbstock, Lichtenfelsgasse), danach 13., Trauttmansdorffgasse 21, wenige Häuser von Alban Bergs und Helene Bergs Wohnung auf Nr. 27.

Die städtische Wohnhausanlage Reumannhof sowie der Reumannplatz und Reumannstraße wurden nach dem Politiker benannt. Zudem ist ihm das Reumanndenkmal gewidmet und eine Bronzebüste von ihm findet sich auf dem Republikdenkmal.

Quelle

Literatur

  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Hermann Clemens Kosel: Deutsch-österreichisches Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Band 1: Biographien der Wiener Künstler und Schriftsteller. Wien: Verlag der Gesellschaft für Graphische Industrie 1902
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 325 ff.
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 378 ff.
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 120 ff.
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 67 f.
  • Handbuch der Stadt Wien. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1935-2005. Band 98 (1983/1984), II/S. 228
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 165
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995

Links