Heinrichshof: Unterschied zwischen den Versionen

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Das mittlere Haus bildete an zwei Seiten ([[Opernring]] und [[Elisabethstraße]]) einen Risalit und war ein Stockwerk höher. Mit dem flimmernden Oberflächencharakter steigerte Hansen beim Heinrichshof die Möglichkeiten des romantischen Historismus, bändigte sie aber zugleich durch die Dominanz der Großform und schuf damit ein Werk, das deutlich an der Stilwende steht, die vom romantischen zum strengen Historismus wechselt. Mit diesem Gebäude schuf Hansen einen für die Entwicklung Wiens bedeutenden Wohnblocktyp, der in der Ringstraßenzone Nachahmung fand:
 
Das mittlere Haus bildete an zwei Seiten ([[Opernring]] und [[Elisabethstraße]]) einen Risalit und war ein Stockwerk höher. Mit dem flimmernden Oberflächencharakter steigerte Hansen beim Heinrichshof die Möglichkeiten des romantischen Historismus, bändigte sie aber zugleich durch die Dominanz der Großform und schuf damit ein Werk, das deutlich an der Stilwende steht, die vom romantischen zum strengen Historismus wechselt. Mit diesem Gebäude schuf Hansen einen für die Entwicklung Wiens bedeutenden Wohnblocktyp, der in der Ringstraßenzone Nachahmung fand:
  
* in den Bauten des Ingenieur- und Gewerbevereins in der [[Eschenbachgasse]]  
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* im Bau des [[Ingenieur- und Architektenverein]]s in der [[Eschenbachgasse]]  
* in den Ringhäusern gegenüber der Universität ([[Dr.-Karl-Lueger-Ring]] 10-12; seit 2012; Universitätsring genannt)
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* in den Ringhäusern gegenüber der Universität ([[Dr.-Karl-Lueger-Ring]] 10-12; seit 2012 Universitätsring genannt)
 
* in den meisten der Arkadenhäuser im Rathausviertel  
 
* in den meisten der Arkadenhäuser im Rathausviertel  
 
   
 
   

Version vom 24. Juli 2019, 20:48 Uhr

1., Opernring 1-5: Heinrichshof, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Opernringhof
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Heinrich Drasche
Einlagezahl
Architekt Theophil Hansen
Prominente Bewohner
PageID 8337
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Recherche
Letzte Änderung am 24.07.2019 durch DYN.wolfgang kraus
Bildname Opernring1-5 c.jpg
Bildunterschrift 1., Opernring 1-5: Heinrichshof, um 1940
  • 1., Opernring 1-5
  • 1., Operngasse 3
  • 1., Elisabethstraße 2-6
  • 1., Kärntner Straße 42
  • 1., verlängerte Kärntner Straße 46

Frühere Adressierung

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!


Lage

Heinrichshof oder Heinrichhof, 1. Bezirk, Opernring 1-5, Operngasse 3, Elisabethstraße 2-6, Kärntner Straße 42; in zahlreichen Anschriften damaliger Lokalinhaber vor 1900 wurde nach der Eröffnung um 1863 vorerst die Adresse verlängerte Kärntner Straße 46 angegeben.

Geschichte

Auf mehreren dem Industriellen Heinrich Drasche gehörenden Bauparzellen, die er vom Stadterweiterungsfonds erworben hatte, ließ dieser 1861/1862 nach Plänen von Theophil Hansen drei Miethäuser mit durchgehender Architektur erbauen. Der Heinrichshof oder Heinrichhof war der erste von Theophil von Hansen auf den Stadterweiterungsgründen errichtete Wohnbau. Er war seinem Charakter nach ein Zinshaus, dessen Außenerscheinung aber palastartigen Anspruch erhob, und als solches trat er auch architektonisch mit Palastbauten in Konkurrenz. Der mächtige, nach allen Seiten freistehende Komplex mit den überhöhten Ecken schloss an eine alte, im Schlossbau entwickelte Hoheitsform, den "Kastelltypus mit vier Ecktürmen" an.

Architektur, Fresken und Bildhauerkunst am Heinrichshof

Das mittlere Haus bildete an zwei Seiten (Opernring und Elisabethstraße) einen Risalit und war ein Stockwerk höher. Mit dem flimmernden Oberflächencharakter steigerte Hansen beim Heinrichshof die Möglichkeiten des romantischen Historismus, bändigte sie aber zugleich durch die Dominanz der Großform und schuf damit ein Werk, das deutlich an der Stilwende steht, die vom romantischen zum strengen Historismus wechselt. Mit diesem Gebäude schuf Hansen einen für die Entwicklung Wiens bedeutenden Wohnblocktyp, der in der Ringstraßenzone Nachahmung fand:

Hansen selbst hat diesen Typus mit den überhöhten Eckrisaliten in seinem Bau der Akademie der bildenden Künste wiederholt, ebenso an der Börse und beim Gruppenbau Schottenring 20-26 (erbaut von Hansen und Heinrich Förster). Die Fresken zwischen den Fenstern des obersten Stockwerks malten Carl Rahl und August Eisenmenger. Von einem Bildhauer der Gründerzeit, Franz Melnitzky, stammen die Karyatiden (Skulpturen) am Heinrichshof, in denen sich der Meister erstmals als Architekturbildhauer erprobte, und damit seinen künftigen Stil festlegte. Melnitzky hat nach dem Heinrichshof in immer engerer Zusammenarbeit mit Hansen eine Reihe von Bauten der Ringstraße und der Innern Stadt mit bildhauerischem Schmuck versehen.

Bewohner, Institutionen und Geschäfte im Heinrichshof bis 1945

Als eines der wenigen öffentlich zugänglichen Gebäude der Ringstraße wurde der Heinrichshof bereits ab seiner Eröffnung 1863 als Wohn- und Geschäftshaus genutzt, in dem sich ab 1863 viele Institutionen niederließen und manche ihre Ausstellungen veranstalteten (siehe Auflistung). Die Vermittlung freier Geschäftslokale erfolgte noch nach der Eröffnung über Inserate in den Tageszeitungen.

  • Leo Slezak, Sänger der Staatsoper.
  • K. u. k. Private " Pirkenhammer Porzellan " Fabrik[1], Christian Fischer und Ludwig Mieg. Etablissement Inhaber Ernst Wahliss[[[2] (um 1863).
  • Gebrüder Brünner; Gartenleuchten und Kerzen. Leuchten mit Petroleum (um 1863).
  • K. Kletzinsky. THEE-ESSENZEN. Hauptdepot (um 1864).
  • K. Kletzinsky - Zuckerbäckerei (um 1864).
  • Großes Möbellager der Tischler und Tapezierer Gemeinschaft im Mezzanin (um 1864).
  • K. u. K. Private Karten und Siegelmarkenfabrik (um 1865).
  • Christofle & Cie, k.k. Hof-Lieferanten (um 1889)
  • Gödinger Kohle, Comptoir Heinrichshof (um 1889)
  • Buchhalterei Mörchen, Inhaber Emil Mörchen (um 1900).
  • Carl Konegen (Franz Leo & Comp.) (um 1889, 1900).
  • Café Heinrichhof. Inhaber Direktor Wild, (um 1900). Um 1920 Neue Inhaberin Adolfine Prohaska. Ab 1932 Inhaber Lina Schöner.
  • Eduard Ritter von Mertens, Inhaber der Firma Mertens für Photographie (um 1910).
  • Firma Karl Pietzner, Atelier für künstlerische Porträtphotographie (um 1910).
  • Österreichischer Jagdclub (um 1914).

März 1945 und die Nachkriegsjahre

Beim Großangriff am 12. März 1945, in dessen Folge unter anderem auch die Oper und der Philipphof ausbrannten, wurde der Heinrichshof von drei Bomben getroffen und brannte zum größeren Teil aus. Mit Datum 12. August 1949 erging an die Eigentümer (das Gebäude befand sich im Eigentum der Familie Drasche-Wartinberg) ein Bescheid zum Abbruch der beschädigten Gebäudeteile, mit Ausnahme der gassenseitigen Hauptmauern und jener Bauteile, welche zu deren Stützung für notwendig erachtet wurden. Dem Teilabbruchauftrag kam man nicht nach; es wurden auch keine baulichen Maßnahmen ergriffen, sodass der weitere Verfall der Ruine durch Witterungseinflüsse rasch fortschritt. Der Teilabbruchbescheid von 1949 wurde in eine mit 7. Dezember 1951 datierte Aufforderung zum Totalabbruch abgeändert. Mit dem Abbruch wurde 1952 begonnen. Das gesamte Areal war Ende 1954 geräumt.

Neubau "Opernringhof"

Der Neubau erhielt den Namen Opernringhof.


Einzelnachweise

  1. Fabrik in Pirkenhammer http://www.pirkenhammer.de/fabrik/geschichte.htm
  2. Porzellan-Ausstellung 1863.Etablissment Wahliss, Kärtner Straße, Heinrichhof Nr 46 [[1]]

Literatur

  • Der neue Opernringhof. Hg. von der Opernring-Hof Bau- und Betriebsges. m.b.H.. Literarische Bearb.: Richard Georg Plaschka. Gesamtleitung u. graph. Gest.: Sepp Farnik. Wien: Opernring-Hof, Bau- und Betriebsges. m.b.H. 1957
  • Rudolf Eitelberger: Der Heinrichshof. In: Österreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Beilage zur k. Wiener Zeitung Band 1 (1863), Heft 1-26, S. 24 ff.
  • Julius Fleischer: Monumenta deperdita. Zum Abbruch des Heinrichshofs. In: Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege. Hg. vom Institut für Österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes. Wien: Schroll 1947-1951, Heft 7 (1953), S. 32 f.
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 102
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 353
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 423 f.
  • Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880-1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 196
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 66
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 1: Das Kunstwerk im Bild. Wiesbaden: Steiner 1969, S. 122
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße: ihre technische und künstlerische Bedeutung. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 416 ff.
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 7: Klaus Eggert: Der Wohnbau der Wiener Ringstraße im Historismus. 1855-1896. Wiesbaden: Steiner 1976, Register
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 8/4: Renate Wagner-Rieger / Mara Reissberger: Theophil von Hansen. Wiesbaden: Steiner 1980, S. 54-63.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 117 f.