Gustav Gugitz (Historiker)

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Daten zur Person
Personenname Gugitz, Gustav
Abweichende Namensform Litschauer, Gustav
Titel Professor
Geschlecht männlich
PageID 28915
GND 118699067
Wikidata Q90508
Geburtsdatum 9. April 1874
Geburtsort Wien
Sterbedatum 3. März 1964
Sterbeort Rekawinkel, Niederösterreich
Beruf Historiker, Volkskundler, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus, Wiener Stadt- und Landesarchiv
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm08gat
Begräbnisdatum 9. März 1964
Friedhof Gersthofer Friedhof
Grabstelle Gruppe 1, Reihe 1, Nummer 27
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 3., Traungasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Landesautorenpreis (Verleihung: 1907)
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien (Verleihung: 10. April 1959, Übernahme: 4. Mai 1959)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 25. September 1957, Übernahme: 4. November 1957)

Gustav Gugitz (Pseudonym Gustav Litschauer), * 9. April 1874 Wien, † 3. März 1964 Rekawinkel, Niederösterreich, Kulturhistoriker, Volkskundler, Schriftsteller.

Biografie

Gustav Gugitz war der Sohn des Bankangestellten Anselm Gugitz und dessen Frau Wilhelmine. Die Familie des Vaters hatte Kärntner und die der Mutter Waldviertler und Mühlviertler Wurzeln.

Die Unterstufe des Gymnasiums absolvierte Gustav Gugitz in Kremsmünster. Mit dem Berufsziel Apotheker wechselte er danach ans Piaristengymnasium. Dem Vorbild seines Onkels, des gleichnamigen Architekten folgend, wechselte Gustav Gugitz an die Staatsgewerbeschule, um hier Hochbau zu studieren. Nach drei Jahren orientierte er sich wieder um und studierte als außerordentlicher Hörer Literatur- und Theatergeschichte an der Universität Wien.

In den folgenden Jahren forschte und publizierte Gustav Gugitz als "Privatgelehrter". Aus dem gemeinsamen Interesse für die österreichische Geschichte entwickelte sich eine Freundschaft zu Max von Portheim. Die informellen Treffen von Bücherfreunden, die Gugitz und Portheim im Café Akademie organisierten, führten 1912 zur Gründung der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft.

Als Gugitz durch die wirtschaftlichen Verwerfungen, die der Erste Weltkrieg mit sich brachte, sein Vermögen verlor, arbeitete er für Verlage und Antiquariate und setzte daneben seine Publikationstätigkeit fort.

Wie die Briefe von Max von Portheim an Gustav Gugitz zeigen, war deren Freundschaft immer stärkeren Belastungen ausgesetzt. Das lag einerseits an den grundverschiedenen Arbeitsweisen der beiden Privatgelehrten, andererseits aber auch an deren unterschiedlicher politischer Einstellung, denn während der aus jüdischer Familie stammende Portheim "altösterreichisch" dachte, hing Gugitz großdeutschen Ideen an und trat bereits 1922 der NSDAP bei.

1938 erhielt Gugitz eine Anstellung als Vertragsbediensteter an der Wiener Stadtbibliothek, für die er unter anderem die Bibliothek Max von Portheims inventarisierte. Quasi als "Nebenprodukt" entstand dabei die fünfbändige "Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien", die vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien herausgegeben wurde. Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes endete auch die Tätigkeit von Gustav Gugitz bei der Stadt Wien. Seinem Ansuchen um Streichung aus der NS-Registrierung wurde 1948 stattgegeben.

In höherem Alter wurde der Heimatforscher mehrfach ausgezeichnet. 1954 erhielt er den Berufstitel Professor. Sein Grab am Gersthofer Friedhof ist ehrenhalber gewidmet und 1966 wurde die Gugitzgasse in Untersievering nach dem Historiker benannt.

Gustav Gugitz war mit Euphemia Johann (1877–1960) verheiratet, 1905 wurde die gemeinsame Tochter Charlotte (Lotte) geboren.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war Gustav Gugitz ab 1922 Mitglied der NSDAP (ab 1932 Hauptabteilungsleiter der Ortsgruppe Währing, ab 1936/1937 Hauptabteilungsleiter des Gaues Wien, ab 1940 Vertrauensmann des Gemeindevermittlungsamtes für den 18. Bezirk, 1939 Verleihung des goldenen Parteiabzeichens).

Quellen

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 27–29
  • Reinhard Buchberger / Gerhard Renner / Isabella Wasner-Peter: Portheim. Sammeln & verzetteln. Wien: Sonderzahl 2007
  • Helga Peterson: Gustav Gugitz. Leben und Werk. Diss. Univ. Wien: Wien 2003
  • Leopold Schmidt: Gustav Gugitz. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 19. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1964, S. 312 f.
  • Leopold Schmidt: Gustav Gugitz. In: Anzeiger des phil.-hist. Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, April 1964, S. 39 f.
  • Leopold Schmidt [Hg.]: Kultur und Volk. Beiträge zur Volkskunde aus Österreich, Bayern und der Schweiz. Festschrift für Gustav Gugitz zum achtzigsten Geburtstag. Wien: Selbstverlag des Österreichischen Museums für Volkskunde 1954 (Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde, 5)
  • Walter Sturminger: Gustav Gugitz. In: Wiener Geschichtsblätter. Band 9. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1954, S. 38 ff.


Gustav Gugitz im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.