Philipphof

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Philipphof
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1883
Datum bis 1945
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Zierer-Hof
Benannt nach Philipp Ritter von Haas
Einlagezahl
Architekt Carl König
Prominente Bewohner
PageID 8854
GND
WikidataID
Objektbezug Adolf-Loos-Stadtführung (8. November 1913)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 26.01.2024 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Philipphof.jpg
Bildunterschrift Philipphof
  • 1., Albertinaplatz 1
  • 1., Tegetthoffstraße 10
  • 1., Augustinerstraße 8
  • 1., Führichgasse 5

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48° 12' 17.19" N, 16° 22' 8.20" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Philipphof auf dem Generalstadtplan 1912

Philipphof (1., Albertinaplatz 1, Tegetthoffstraße 10, Augustinerstraße 8, Führichgasse 5).

Der heutige Albertinaplatz hieß ursprünglich ab 1877 Albrechtsplatz. 1920 wurde der Platz in Revolutionsplatz (1) und 1934 schließlich in Albertinaplatz umbenannt. Im Jahr 2009 wurde ein Teil des Albertinaplatzes in Helmut-Zilk-Platz umbenannt (nach dem 2008 verstorbenen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk). Der Bereich des Helmut-Zilk-Platzes entspricht der Lage des damaligen Philipp-Hofes.

Bürgerspitalzinshaus

Das Areal, auf welchem der Philipp-Hof entstand, war Teil des Bürgerspitals am Schweinemarkt (vorher Klarakloster) bzw. des unter Joseph II. aus Mitteln des Bürgerspitalfonds errichteten Bürgerspitalzinshauses. Das Bürgerspitalzinshaus erstreckte sich von der Kärntnerstraße bis zum Lobkowitzplatz und vom Neuen Markt bis zum Albrechtsplatz. Um die Innere Stadt an die neu aufkommenden Transportmittel anzupassen und mehr Licht und Luft in die Straßen zu bekommen, wurde das Bürgerspitalzinshaus zwischen 1873-1883 abgerissen. Der neu entstandene Baugrund wurde in fünf Abschnitte parzelliert. Im Laufe der Zeit entstanden die Maysedergasse, die Führichgasse, sowie die Tegetthoffstraße.

Der Philipp-Hof

Nach dem vollständigen Abbruch des Bürgerspitalzinshauses wurde eine Parzelle durch den Wiener Bankier Wilhelm Zierer erworben[1]. Im Jahre 1882 veranstaltete Zierer einen Wettbewerb für sein zukünftiges Zins- und Geschäftshaus. Es traten Otto Wagner, Carl König, Ludwig Tischler, Andreas Streit und Emil Ritter von Förster an, die meisten von ihnen bereits Größen der Wiener Ringstraßenarchitektur. Der Gewinner war Carl König. Das Zinshaus wurde in den Jahren 1883/1884 erbaut und nach Fertigstellung „Zierer-Hof“ genannt. Oft wird in der Literatur vom „Zierer-Palais“ oder „Zinspalais“ gesprochen, was jedoch auf die äußere Erscheinung und nicht auf die Funktion des Gebäudes verweist. Der dreiseitige Bauplatz umfasste eine Fläche von 1721,26 qm² und besaß die Adressen Führichgasse 5, Tegetthoffstraße 10, Augustinerstraße 8 und Albertinaplatz 1.

Das Herzstück des Gebäudes waren die Räumlichkeiten des Jockeyclubs, die sich laut König „in dem ersten Stockwerke, dem Hauptgeschosse des Hauses und in einem Theile des Mezzanins“ [2] befanden. Diese wurden, um den Ansprüchen des 1867 gegründeten Clubs und dessen Präsidenten Graf Kálmán Hunyady gerecht zu werden, besonders sorgfältig geplant.

Ab 1886 wurde Philipp Ritter von Haas zum neuen Besitzer des Zinshauses und so wurde das Gebäude schließlich in „Philipp-Hof“ umbenannt. Im Februar 1895 verkaufte von Haas das Gebäude an die Direktion der Allerhöchsten Privat- und Familienfonde, wodurch der Philipp-Hof in das Privatvermögen des Kaisers überging. [3] Nach dem Ersten Weltkrieg bzw. dem Ende der Monarchie wurde „auf Grund des Gesetzes vom 18. Dezember 1919 das Eigentumsrecht an dem Hause dem Kriegsgeschädigtenfonds einverleibt“ [4] Aufgrund der Amtsbestätigung des Bundeskanzleramtes vom 1. Dezember 1936 wurde es dem Familienversorgungsfonds des Hauses Habsburg-Lothringen zurückgegeben, doch schon am 5. Mai 1938 wurde die Beschlagnahme durch die geheime Staatspolizei (Gestapo) vorgemerkt. Danach kam das Gebäude in den Besitz des Landes Österreich (Amtsbestätigung des Reichskommissärs für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 20. Juni 1939). Durch eine Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 31. Mai 1941 wurde das Eigentumsrecht der Reichsfinanzverwaltung des Deutschen Reiches übertragen. Seit 1955 ist die Republik Österreich Besitzerin des Grundstücks.

Der Jockeyclub und die Wohnetagen

Der an allen Seiten freistehende Hof war eines der architektonisch wertvollsten Mietshäuser Wiens. Die Hauptfront war der Augustinerstraße zugewandt. Die Giebelgruppe "Tag" mit Heliosgespann stammte von Theodor Friedl. Im Hauptgeschoss und Mezzanin des Hauses befanden sich, separat zugänglich, die Räume des Jockeyklubs (ab 1938: Wiener Rennverein; Galopprennen), in den Obergeschossen Mietwohnungen. Im Erdgeschoss waren verschiedene Geschäftslokale untergebracht. Ab 1893 befand sich im Philipp-Hof auch jahrzehntelang die Lehrmittelhandlung "Pichlers Witwe & Sohn" (Franz Pichler junior).

Im Jahre 1927 waren 17 Ladenlokale im Philipp-Hof gemeldet. Die Reihe an Lokalen wurde nur durch zwei Zugänge zum Innenhof durchbrochen. Der Haupteingang an der Augustinerstraße führte zu einem kleinen, halbkreisförmigen Innenhof, der „in der Höhe des Mezzanins mit einem Glasdach versehen“ war. Platz für die Unterbringung, oder zum Wenden von Kutschen war keiner, aus diesem Grund wurde das Nebenportal an der Führichgasse als Ausfahrt genutzt. Von der Einfahrt aus waren eine Wohnungstreppe, sowie eine Treppe mit Vestibül, die eigens für die Mitglieder des Jockeyclubs gedacht war, zu erreichen. Vom Innenhof aus gingen eine weitere Treppe zu den Wohnungen, sowie eine Diensttreppe zu den Neben- und Wirtschaftsräumen des Clubs und ein hydraulischer Personenaufzug ab. Die Wohnungen des Portiers und des Hausbesorgers befanden sich in den Ecken des Innenhofes. Wegen des kleinen Hofes gab es mehrere schmale Lichtschächte, die die Wirtschafts- und Nassräume der übrigen Stockwerke beleuchteten. Ein, in der Ecke Richtung Albrechtsplatz gelegener, Lichthof begann erst im zweiten Obergeschoss und hatte die Aufgabe mittels eines Oberlichts das Foyer des Jockeyclubs zu beleuchten.

Der Jockey-Club hatte seine Räumlichkeiten in der Beletage und war teilweise auch in anderen Geschossen angesiedelt. Laut der Wiener Bauindustriezeitung wurde der große elliptische Saal gen Albrechtspaltz als Speisesaal genutzt. Weiters verfügten die Club-Lokalitäten über eine Bibliothek, Spielsäle, Musik und Raucherzimmer sowie Speise- und Getränkeaufzüge.

In den restlichen Stockwerken befanden sich Mietwohnungen. Laut Häuserkataster von 1927 waren es neun, laut Kataster von 1891 seien es 30 gewesen. Allerdings gibt der Kataster von 1891 keine Auskunft darüber, wie viel dieser 30 eventuell Ladenlokale waren. Der elliptische Raum in Richtung Albrechtsplatz, sowie das Erkerzimmer im Eckturm gen Lobkowitzplatz wurden in den oberen zwei Stockwerken in je drei Zimmer geteilt. Über die Ausstattung der Wohnungen ist nichts weiter bekannt. Man kann jedoch auf Grund der Lage und der Umgebung des Hauses, davon ausgehen, dass auch die Wohnungen teilweise ähnlich luxuriös, wie die Räumlichkeiten des Jockeyclubs ausgestattet waren.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurden die Keller des Philipp-Hofes als Luftschutzkeller genutzt. Am 12. März 1945 wurde der Philipp-Hof von mindestens fünf Bomben getroffen, der darauffolgende Brand zerstörte das Gebäude vollkommen. Hier gab es die bis dato höchste Zahl von zivilen Todesopfern in einem einzigen Objekt in Wien. Allein im Luftschutzkeller, in dem schätzungsweise 280 Personen Zuflucht gesucht hatten, kamen die meisten von ihnen ums Leben. Das Haus wurde so stark zerstört, dass nur circa 180 Tote geborgen werden konnten. Die Baureste wurden am 24. Oktober 1947 gesprengt, der Platz planiert.

Areal Heute

1983 wurde im Wiener Stadtsenat beschlossen das „Mahnmal gegen Krieg und Faschismus“ des Bildhauers Alfred Hrdlicka (1928-2009) auf dem ehemaligen Bauplatz des Philipp-Hofes zu platzieren, um den Opfern des Zweiten Weltkrieges und allen anderen Opfern von Krieg und Faschismus zu gedenken. Seit 2009 heißt der Platz, nach dem 2008 verstorbenen Wiener Bürgermeister, Helmut-Zilk-Platz.

Römische Funde

Im Juli 1874 wurde beim Bau eines Kanals vor dem späteren Haus ein römisches Grab freigelegt, das sich in 3,4 Metern Tiefe befand. Es bestand aus einer würfelförmigen Steinkiste (Seitenlänge 79 Zentimeter) mit genau schließendem Deckel. Darin fand man Reste des Leichenbrandes sowie eine Schale und eine Lampe aus Ton. Bei den Bauarbeiten am Philipphof wurde Anfang September 1882 ein 6,6 Meter langes Stück einer römischen Straße freigelegt. Es befand sich in Richtung Führichstraße zwischen Tegetthoffstraße und Lobkowitzplatz. Die Breite konnte nicht mehr festgestellt werden, da das Straßenstück gegen Norden nicht mehr vollständig war. Es lag zwischen zwei gewölbten Kanälen aus späterer Zeit, bei deren Erbauung die Fortsetzungen an beiden Seiten zerstört wurden. Der Unterbau bestand aus großen, oben kegelförmigen und unten spitzen Schottersteinen, die in die Erde eingerammt waren und einer darüber aufgegossenen Betonschicht aus Mörtel und Ziegelstückchen in einer Stärke von 18,5 Zentimeter. Als Pflaster waren große, aber nicht dicke Steinplatten eingebettet, an denen sich Spurrinnen gebildet hatten. Deren Ausformung zeigte, dass es sich um eine zweispurige Straße gehandelt haben musste. Die weiteren Erdarbeiten ergaben, dass die Straße auf einem Damm lag, da auf Seite der Augustinerstraße eine Aufschüttung aus lehmiger Erde zu erkennen war. Darunter fand man noch in einer Tiefe von 5,7 Metern (unter der heutigen Oberfläche) römische Grabbeigaben, Bruchstücke von Tongefäßen, Terra-Sigillata-Schalen und feinem weißem Glas.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Weblinks

Quellen

Literatur

  • Helmut Wohnout, Das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Areal des ehemaligen Philipphofes, in: Erinnerungsorte weiter denken - In Memoriam Heidemarie Uhl. Wien: Böhlau 2023, S. 157-168.
  • Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 400
  • Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 154 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 405
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 20 und 418
  • Fritz M. Rebhann: Finale in Wien – Die Gaustadt im Aschenregen. Wien: Herold 1969
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 98 f. und 132 (römische Funde)
  • Günther Buchinger: Albertinaplatz, in: Bundesdenkmalamt (Hg.), Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. 1.Bezirk - Innere Stadt, Wien 2003, S. 621.
  • Carl König: Bauten und Entwürfe von Carl König, Wien 1910, S. 11.
  • J.Wolfgang Salzberg: Häuser-Kataster der Bundeshauptstadt Wien (I. und II. Bezirk) Wien 1927, S. 12.
  • Architektonische Rundschau, 1.Jg., Heft 1, Stuttgart 1885, S. 1
  • Wiener Bauindustrie-Zeitung, 4.Jg., Nr.1, Wien 1886.
  • Josef Schlesinger: Kataster der Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien. Wien: Lechner 1885, S. 2.
  • S. Schlesinger: Kataster der k.k Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. Wien: Zoeller 1891, S. 2.
  • Sophia Katharina Bergmann: Der Phillip-Hof. Ein Neubarockes Zins-Palais der Wiener Spätgründerzeit. Nicht veröffentlichte Seminararbeit. Institut für Kunstgeschichte, Universität Wien. 2022S

Referenzen

  1. Josef Schlesinger: Kataster der Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien. Wien: Lechner 1885, S. 2.
  2. Architektonische Rundschau, 1.Jg., Heft 1, Stuttgart 1885., S. 1.
  3. Helmut Wohnout, Das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Areal des ehemaligen Philipphofes, in: Erinnerungsorte weiter denken - In Memoriam Heidemarie Uhl. Wien: Böhlau 2023, S. 157-168.
  4. Paul Harrer-Lucienfeld, Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur, Wien 1956 (Band 6.1)., S. 98-99.