Franz Glück: Unterschied zwischen den Versionen

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Ab 1938 durfte Franz Glück aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht mehr offiziell im Schroll-Verlag tätig sein. Seine Ehe mit Hilde Jäger-Sunstenau wie auch beider sehr einflussreicher Familien dürften ihn allerdings geschützt und ein zurückgezogenes Weiterleben in Wien ermöglicht haben. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der später sehr bekannte Regisseur [[Wolfgang Glück]].
 
Ab 1938 durfte Franz Glück aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht mehr offiziell im Schroll-Verlag tätig sein. Seine Ehe mit Hilde Jäger-Sunstenau wie auch beider sehr einflussreicher Familien dürften ihn allerdings geschützt und ein zurückgezogenes Weiterleben in Wien ermöglicht haben. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der später sehr bekannte Regisseur [[Wolfgang Glück]].
  
Nach 1945 wurde Glück zum Direktor des Verlagshauses [[Verlag Anton Schroll & Co|Schroll & Co.]] und 1949 bis 1968 zum Direktor des [[Wien Museum|Historischen Museums der Stadt Wien]] berufen. Er beschäftigte sich zunächst mit der Ordnung, Sichtung und Konservierung der teilweise im [[Rathaus]] wiederaufgestellten Bestände, setzte sich dann jedoch in konkreter Weise für die Planung und Durchführung des Museumsneubaus am [[Karlsplatz]] ein. Das Museum konnte 1959 eröffnet werden. Die Neuaufstellung der Schausammlung (für die er unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Sachlichkeit und Ästhetik das Konzept erstellte), die fachgerechte Restaurierung und die Intensivierung des wissenschaftlichen Charakters des Museums gehörten zu seinen zentralen Leistungen. Unter seiner Leitung begannen auch die Sonderausstellungen. Außerdem wurden, unter anderem, die [[Mozart-Wohnungen|Mozart-]] und die [[Schubert-Gedenkstätten|Schubert-Gedenkstätte]] neu gestaltet.  
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Nach 1945 wurde Glück zum Direktor des Verlagshauses [[Verlag Anton Schroll & Co|Schroll & Co.]] und 1949 bis 1968 zum Direktor des [[Wien Museum|Historischen Museums der Stadt Wien]] berufen. Er beschäftigte sich zunächst mit der Ordnung, Sichtung und Konservierung der teilweise im [[Rathaus]] wieder aufgestellten Bestände, setzte sich dann jedoch in konkreter Weise für die Planung und Durchführung des Museumsneubaus am [[Karlsplatz]] ein. Das Museum konnte 1959 eröffnet werden. Die Neuaufstellung der Schausammlung (für die er unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Sachlichkeit und Ästhetik das Konzept erstellte), die fachgerechte Restaurierung und die Intensivierung des wissenschaftlichen Charakters des Museums gehörten zu seinen zentralen Leistungen. Unter seiner Leitung begannen auch die Sonderausstellungen. Außerdem wurden, unter anderem, die [[Mozart-Wohnungen|Mozart-]] und die [[Schubert-Gedenkstätten|Schubert-Gedenkstätte]] neu gestaltet.  
  
 
Als Schriftsteller veröffentlichte Franz Glück zahlreiche Arbeiten über [[Friedrich Hebbel|Hebbel]], [[Karl Kraus]], [[Johann Nestroy|Nestroy]], [[Adalbert Stifter|Stifter]] und den Brenner-Kreis, außerdem war er Herausgeber der Adolf-Loos-Gesamtausgabe.  
 
Als Schriftsteller veröffentlichte Franz Glück zahlreiche Arbeiten über [[Friedrich Hebbel|Hebbel]], [[Karl Kraus]], [[Johann Nestroy|Nestroy]], [[Adalbert Stifter|Stifter]] und den Brenner-Kreis, außerdem war er Herausgeber der Adolf-Loos-Gesamtausgabe.  

Version vom 14. Juli 2023, 12:55 Uhr

Franz Glück
Daten zur Person
Personenname Glück, Franz
Abweichende Namensform
Titel Dr. phil., Hofrat
Geschlecht männlich
PageID 24632
GND 116667850
Wikidata Q51286177
Geburtsdatum 12. September 1899
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 23. April 1981
Sterbeort Bad Vöslau, Niederösterreich 4279070-0
Beruf Kunsthistoriker, Schriftsteller, Museumsdirektor
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Bibliothek: Literaturarchiv Marbach, Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug Adolf Loos (Portal), Kreis um Karl Kraus
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 14.07.2023 durch DYN.rabus
Begräbnisdatum 30. April 1981
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 40, Nummer 142
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
Bildname Franz Glueck.jpg
Bildunterschrift Franz Glück

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold (Verleihung: 4. März 1970)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse (Verleihung: 24. April 1979)


  • Direktor der Museen der Stadt Wien (15.05.1949 bis 01.01.1968)

Franz Glück, * 12. September 1899 Wien, † 23. April 1981 Bad Vöslau, Niederösterreich, Kunsthistoriker, Schriftsteller, Museumsdirektor.

Biografie

Herkunft

Franz Glück wurde 1899 in eine etablierte großbürgerliche Wiener Familie geboren. Seine Mutter war Else von Schönthan, die Tochter des Autors Franz von Schönthan. Sein Vater war Gustav Glück, ein promovierter Kunsthistoriker und langjähriger Mitarbeiter, schließlich auch Direktor des Kunsthistorischen Museums. Sein jüngerer Bruder – der nach dem Vater Gustav hieß – war Bankier und Kunstförderer, der schon als junger Mann in Berlin Kontakte zu den Kreisen um Walter Benjamin und Bertolt Brecht knüpfte und auch im Exil in Südamerika seine intellektuellen Netzwerke pflegte. Die jüngere Schwester Elisabeth heiratete zuerst den Schauspieler Anton Edthofer und in zweiter Ehe den späteren Hollywoodschauspieler Paul Henreid.

Wirken

Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft in Wien, Heidelberg und München (Dr. phil. 1923) trat Franz Glück 1924 in das Verlagshaus Anton Schroll & Co. ein und pflegte unter anderem Freundschaften mit Karl Kraus und Adolf Loos. Unmittelbar nach dem Tod von Adolf Loos regte er gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Ludwig Münz die Gründung eines Adolf-Loos-Archivs an. Die Beziehung zu Kraus wiederum gestaltete sich in den Jahren vor dessen Tod 1936 schwierig – es kam zu Konflikten, unter anderem um die Herausgabe von Briefen Peter Altenbergs. Dennoch gehörte Glück zu jenen, die sich nach Kraus' Tod um sein Gedenken und Nachleben bemühten, speziell im Nachkriegsösterreich.

Ab 1938 durfte Franz Glück aufgrund seiner jüdischen Herkunft nicht mehr offiziell im Schroll-Verlag tätig sein. Seine Ehe mit Hilde Jäger-Sunstenau wie auch beider sehr einflussreicher Familien dürften ihn allerdings geschützt und ein zurückgezogenes Weiterleben in Wien ermöglicht haben. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, der später sehr bekannte Regisseur Wolfgang Glück.

Nach 1945 wurde Glück zum Direktor des Verlagshauses Schroll & Co. und 1949 bis 1968 zum Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien berufen. Er beschäftigte sich zunächst mit der Ordnung, Sichtung und Konservierung der teilweise im Rathaus wieder aufgestellten Bestände, setzte sich dann jedoch in konkreter Weise für die Planung und Durchführung des Museumsneubaus am Karlsplatz ein. Das Museum konnte 1959 eröffnet werden. Die Neuaufstellung der Schausammlung (für die er unter gleichzeitiger Berücksichtigung von Sachlichkeit und Ästhetik das Konzept erstellte), die fachgerechte Restaurierung und die Intensivierung des wissenschaftlichen Charakters des Museums gehörten zu seinen zentralen Leistungen. Unter seiner Leitung begannen auch die Sonderausstellungen. Außerdem wurden, unter anderem, die Mozart- und die Schubert-Gedenkstätte neu gestaltet.

Als Schriftsteller veröffentlichte Franz Glück zahlreiche Arbeiten über Hebbel, Karl Kraus, Nestroy, Stifter und den Brenner-Kreis, außerdem war er Herausgeber der Adolf-Loos-Gesamtausgabe.

Das Ehepaar Glück pflegte nach dem Krieg wieder einen großen Freundeskreis – unter diesen waren viele Remigranten, wie etwa der Burgtheaterregisseur Berthold Viertel, der Komponist Hanns Eisler, die Autorin Elisabeth Freundlich und andere mehr.

Die umfangreiche Privatbibliothek mit zahlreichen Widmungsexemplaren wurde in die Obhut des Deutschen Literaturarchivs Marbach gegeben, den persönlichen Nachlass erwarb 2012 die Wienbibliothek im Rathaus.

Quellen

Literatur

  • Jutta Bendt: Die Bibliothek Glück: Vorstellung einer Wiener Sammlung. Marbach am Neckar: Deutsche Schillergesellschaft 1998.
  • Hundert Jahre Historisches Museum der Stadt Wien. Historisches Museum der Stadt Wien, 21. Mai−30. August 1987. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1987 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 106), S. 135 f.
  • Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) 36 (1981), S. 426
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945−lfd., 10.09.1974
  • Rechtsakten Karl Kraus


Franz Glück im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.