Fürsttheater: Unterschied zwischen den Versionen

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1808 stand an dieser Stelle ein kleines mechanisches [[Theater]] und ab 1845 konnte dort das Schreyersche [[Affentheater]] besucht werden, in dem auch ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Der Volkssänger [[Johann Fürst]] kaufte 1862 das Schreyersche Affentheater im Prater, das seinen Besitzer zum vermögenden Mann gemacht hatte, und eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle beziehungsweise nach kompletter Umgestaltung am 7. Oktober 1865 als "Fürsttheater", in welchem Fürst einaktige Stücke spielte. 1872 wurde das Objekt im Verlauf der Praterregulierung nach Plänen des Architekten [[Lothar Abel]] neu erbaut und  zum Theater umgestaltet. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der [[Oscar Carré|Circus Carré]]. 1877 stieß der Komiker [[Ludwig Gottsleben]] zu Fürst. Nach Fürsts Tod (1882) verlor die Bühne viel von ihrer Popularität. 1892 wurde sie neu adaptiert und unter Leitung des Direktors [[Heinrich Jantsch]] wieder eröffnet und als „Jantschtheater“ bezeichnet. 1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer als großstädtische Bühne mit klassischem Repertoire eingerichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Nach mehrmaligem Direktionswechsel (1886 übernahm Paul Mestrozzi die Direktion, 1892 Heinrich Jantsch und nach dessen Tod am 2. Februar 1899 dessen Sekretär August Lischke) kaufte 1900 Adolf Ranzenhofer das Theater von Jantschs Erben und kehrte zum volkstümlichen Repertoire zurück. [[Josef Jarno]] ließ das Theater neu adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel.
 
1808 stand an dieser Stelle ein kleines mechanisches [[Theater]] und ab 1845 konnte dort das Schreyersche [[Affentheater]] besucht werden, in dem auch ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Der Volkssänger [[Johann Fürst]] kaufte 1862 das Schreyersche Affentheater im Prater, das seinen Besitzer zum vermögenden Mann gemacht hatte, und eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle beziehungsweise nach kompletter Umgestaltung am 7. Oktober 1865 als "Fürsttheater", in welchem Fürst einaktige Stücke spielte. 1872 wurde das Objekt im Verlauf der Praterregulierung nach Plänen des Architekten [[Lothar Abel]] neu erbaut und  zum Theater umgestaltet. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der [[Oscar Carré|Circus Carré]]. 1877 stieß der Komiker [[Ludwig Gottsleben]] zu Fürst. Nach Fürsts Tod (1882) verlor die Bühne viel von ihrer Popularität. 1892 wurde sie neu adaptiert und unter Leitung des Direktors [[Heinrich Jantsch]] wieder eröffnet und als „Jantschtheater“ bezeichnet. 1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer als großstädtische Bühne mit klassischem Repertoire eingerichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Nach mehrmaligem Direktionswechsel (1886 übernahm Paul Mestrozzi die Direktion, 1892 Heinrich Jantsch und nach dessen Tod am 2. Februar 1899 dessen Sekretär August Lischke) kaufte 1900 Adolf Ranzenhofer das Theater von Jantschs Erben und kehrte zum volkstümlichen Repertoire zurück. [[Josef Jarno]] ließ das Theater neu adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel.
  
Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 seine Pforten und wurde daraufhin zu einem [[Kino]] mit 1.100 Sitzplätzen umgestaltet. Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige [[Prater Lustspielkino]] (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges [[Praterkinos|Praterkino]] und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.
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Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 seine Pforten und wurde daraufhin zu einem [[Kino]] mit 1.065 Sitzplätzen auf drei Etagen umgestaltet. Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige [[Prater Lustspielkino]] (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Ab 1929 wurden auch Tonfilme gespielt. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges [[Praterkinos|Praterkino]] und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.
 
[[Datei: WStLA Pläne der Plan und Schriftenkammer P17 110974 12 2G.jpg|390px|thumb|right|Grundriss des Lustspieltheaters (Parterre) von 1912]]
 
[[Datei: WStLA Pläne der Plan und Schriftenkammer P17 110974 12 2G.jpg|390px|thumb|right|Grundriss des Lustspieltheaters (Parterre) von 1912]]
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Siehe auch: [[Kino]]
  
 
==Quellen==
 
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++b6db6e04-34a3-4c4b-b4d1-d0447c6af392VERA#Akt_____b6db6e04-34a3-4c4b-b4d1-d0447c6af392VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11: 2. Lustspieltheater]
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++00000740m08lai#Akt_____00000740m08lai Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27 - ÖV - Kino: K27 Filmpalast]
 
*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++00000740m08lai#Akt_____00000740m08lai Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A27 - ÖV - Kino: K27 Filmpalast]
  
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* Theaterzettel 1862-1927
 
* Theaterzettel 1862-1927
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
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*Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 198
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
 
*Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014
 
*Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014

Version vom 23. Juli 2020, 14:12 Uhr

Grundriss des Fürsttheaters (Parterre) von 1891
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1808
Datum bis 1927
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 870
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 23.07.2020 durch WIEN1.lanm08pil
Bildname WStLA Pläne der Plan und Schriftenkammer P17 110974 12 1G.jpg
Bildunterschrift Grundriss des Fürsttheaters (Parterre) von 1891
  • 2., Prater 1
  • Fürsthteater; Jantschtheater

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48° 13' 2.76" N, 16° 23' 46.94" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lustspieltheater (Praterhütte Nummer 45). Ausschnitt aus dem Generalstadtplan 1912.

Fürsttheater, Jantschtheater, Lustspieltheater, Kino-Lustspieltheater (2., Volksprater). Praterhütte 45, vor 1871 Nr. 78.

1808 stand an dieser Stelle ein kleines mechanisches Theater und ab 1845 konnte dort das Schreyersche Affentheater besucht werden, in dem auch ein Ameisenbär auftrat und seine Kunststücke zeigte. Der Volkssänger Johann Fürst kaufte 1862 das Schreyersche Affentheater im Prater, das seinen Besitzer zum vermögenden Mann gemacht hatte, und eröffnete den Holzbau am 21. April 1862 als Singspielhalle beziehungsweise nach kompletter Umgestaltung am 7. Oktober 1865 als "Fürsttheater", in welchem Fürst einaktige Stücke spielte. 1872 wurde das Objekt im Verlauf der Praterregulierung nach Plänen des Architekten Lothar Abel neu erbaut und zum Theater umgestaltet. Gegenüber dem Fürsttheater entstand 1873 der Circus Carré. 1877 stieß der Komiker Ludwig Gottsleben zu Fürst. Nach Fürsts Tod (1882) verlor die Bühne viel von ihrer Popularität. 1892 wurde sie neu adaptiert und unter Leitung des Direktors Heinrich Jantsch wieder eröffnet und als „Jantschtheater“ bezeichnet. 1898 wurde das Etablissement nach Plänen von Alfred Bayer als großstädtische Bühne mit klassischem Repertoire eingerichtet und am 3. September mit dem Stück "Julius Cäsar" eröffnet. Nach mehrmaligem Direktionswechsel (1886 übernahm Paul Mestrozzi die Direktion, 1892 Heinrich Jantsch und nach dessen Tod am 2. Februar 1899 dessen Sekretär August Lischke) kaufte 1900 Adolf Ranzenhofer das Theater von Jantschs Erben und kehrte zum volkstümlichen Repertoire zurück. Josef Jarno ließ das Theater neu adaptieren und eröffnete es am 23. April 1905 unter dem Namen "Lustspieltheater" mit einem französischen Lustspiel.

Mit einer Aufführung des Schwanks "Die Keuschheitskommission" von Richard Manz schloss das Theater am 31. August 1927 seine Pforten und wurde daraufhin zu einem Kino mit 1.065 Sitzplätzen auf drei Etagen umgestaltet. Am 1. Dezember 1927 wurde das Lustspieltheater als Kino wieder eröffnet. Das nunmehrige Prater Lustspielkino (auch "Lustspiel-Kino") erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Ab 1929 wurden auch Tonfilme gespielt. 1938-1945 trug es den Namen "Filmpalast". Als einziges Praterkino und überhaupt als eines von wenigen Betrieben im Prater wurde es im April 1945 nicht zerstört und konnte am 11. November 1949 den Spielbetrieb wieder aufnehmen. 1981 brannte das Kino aus und wurde für immer geschlossen.

Grundriss des Lustspieltheaters (Parterre) von 1912

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 166, 184, 202
  • Christian Dewald / Werner Michael Schwarz: Kino des Übergangs. Zur Archäologie des frühen Kinos im Wiener Prater. In: Christian Dewald / Werner Michael Schwarz (Hg.): Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos. Wien 2005, S. 11-85
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 140 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater einst und jetzt. Leipzig / Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1935
  • Theaterzettel 1862-1927
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 420
  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 198
  • Ursula Storch: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien 1993
  • Ursula Storch: Vom Wurstelprater zum Volksprater. Die Praterregulierung anlässlich der Weltausstellung. In: Wolfgang Kos / Ralph Gleis: Experiment Metropole. 1873: Wien und die Weltausstellung. Ausstellungskatalog Wien Museum. Wien 2014