Dianabad: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem Bau des Dianabades brach eine neue Ära für die Wiener Bäderlandschaft an. Am 1. Jänner 1808 wurde von Architekt [[Charles de Moreau | Jean Charles de Moreau]] und Maler [[Carl Hummel]] ein Areal am [[Donaukanal]] ([[Leopoldstadt]], Konskriptionsnummer 9) erworben. Moreau errichtete hier ein "Baadhaus" mit 68 Badekabinen und 78 Wannen aus Zink, das am 1. Juli 1810 eröffnet wurde. Im Dianabad bestand strikte Geschlechtertrennung: Es gab getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, Kinder wurden nicht berücksichtigt. 1810 kam das Bad in den Besitz einer "Dianabad-Actien-Unternehmung". 1829 bis 1830 wurde das Bad baulich umgestaltet.  
 
Mit dem Bau des Dianabades brach eine neue Ära für die Wiener Bäderlandschaft an. Am 1. Jänner 1808 wurde von Architekt [[Charles de Moreau | Jean Charles de Moreau]] und Maler [[Carl Hummel]] ein Areal am [[Donaukanal]] ([[Leopoldstadt]], Konskriptionsnummer 9) erworben. Moreau errichtete hier ein "Baadhaus" mit 68 Badekabinen und 78 Wannen aus Zink, das am 1. Juli 1810 eröffnet wurde. Im Dianabad bestand strikte Geschlechtertrennung: Es gab getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, Kinder wurden nicht berücksichtigt. 1810 kam das Bad in den Besitz einer "Dianabad-Actien-Unternehmung". 1829 bis 1830 wurde das Bad baulich umgestaltet.  
  
Beim Umbau 1841 bis 1843 errichteten die Architekten [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Ritter von Förster]] und [[Karl von Etzel]] eine gedeckte Schwimmhalle, für Europa eine Neuheit. Das Dach war eine interessante Eisenkonstruktion. Halbkreisförmige Gusseisenträger überspannten die Dachweite von ungefähr 20 Metern. Zur Überbrückung großer Spannweiten wurde hier erstmals Eisen verwendet. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach das Gebäude den feudal-bürgerlichen Ansprüchen seiner Zeit. Es knüpfte in seinen Dimensionen an den [[Römer|römischen]] Thermenbau an. Die Eröffnung fand am 20. Mai 1843 statt. 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch [[Otto Wagner]]. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle.  
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Beim Umbau 1841 bis 1843 errichteten die Architekten [[Ludwig Christian Friedrich Förster|Ludwig Ritter von Förster]] und [[Karl von Etzel]] eine gedeckte Schwimmhalle, für Europa eine Neuheit. Das Dach war eine interessante Eisenkonstruktion. Halbkreisförmige Gusseisenträger überspannten die Dachweite von ungefähr 20 Metern. Zur Überbrückung großer Spannweiten wurde hier erstmals Eisen verwendet. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach das Gebäude den feudal-bürgerlichen Ansprüchen seiner Zeit. Es knüpfte in seinen Dimensionen an den [[Römer|römischen]] Thermenbau an. Die Eröffnung fand am 20. Mai 1843 statt. 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch [[Otto Wagner (Architekt)|Otto Wagner]]. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle.  
  
 
==Schwimmbad als Tanzsaal==
 
==Schwimmbad als Tanzsaal==

Version vom 12. September 2019, 09:46 Uhr

Dianabad (1935)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Jean Charles de Moreau, Carl Hummel, Ludwig Ritter von Förster, Karl von Etzel, Otto Wagner (Architekt)
Prominente Bewohner
PageID 4577
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 12.09.2019 durch WIEN1.lanm09lue
Bildname Dianabad.jpg
Bildunterschrift Dianabad (1935)
  • 2., Obere Donaustraße 93-95

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

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48° 12' 48.73" N, 16° 22' 36.49" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Altes Dianabad (2., Obere Donaustraße 93-95).

Ansicht des ersten Dianabades (ca. 1806)

Erstes Dianabad

Plan zum Dianabad (1808)

Mit dem Bau des Dianabades brach eine neue Ära für die Wiener Bäderlandschaft an. Am 1. Jänner 1808 wurde von Architekt Jean Charles de Moreau und Maler Carl Hummel ein Areal am Donaukanal (Leopoldstadt, Konskriptionsnummer 9) erworben. Moreau errichtete hier ein "Baadhaus" mit 68 Badekabinen und 78 Wannen aus Zink, das am 1. Juli 1810 eröffnet wurde. Im Dianabad bestand strikte Geschlechtertrennung: Es gab getrennte Schwimmhallen für Männer und Frauen, Kinder wurden nicht berücksichtigt. 1810 kam das Bad in den Besitz einer "Dianabad-Actien-Unternehmung". 1829 bis 1830 wurde das Bad baulich umgestaltet.

Beim Umbau 1841 bis 1843 errichteten die Architekten Ludwig Ritter von Förster und Karl von Etzel eine gedeckte Schwimmhalle, für Europa eine Neuheit. Das Dach war eine interessante Eisenkonstruktion. Halbkreisförmige Gusseisenträger überspannten die Dachweite von ungefähr 20 Metern. Zur Überbrückung großer Spannweiten wurde hier erstmals Eisen verwendet. In seinem Typus-, Raum- und Badeprogramm entsprach das Gebäude den feudal-bürgerlichen Ansprüchen seiner Zeit. Es knüpfte in seinen Dimensionen an den römischen Thermenbau an. Die Eröffnung fand am 20. Mai 1843 statt. 1878 erfolgte eine Erweiterung des Bads durch Otto Wagner. Den klassizistischen Innenhof verwandelte man in eine offene Sommerschwimmhalle.

Schwimmbad als Tanzsaal

Plan über die Umfunktionierung des Dianabades in einen Ballsaal während der Winterzeit (1860)

Da der Badebetrieb im Winter nicht wirtschaftlich zu führen war, fand die Schwimmhalle in dieser Zeit als Ballsaal Verwendung. Besonders seit 1860 - als das nahegelegene Vergnügungsetablissement „Zum Sperl" (2., Kleine Sperlgasse 1a-1c; heute Schulareal) immer mehr an Bedeutung verlor - gewann der Ballsaal als Konzertsaal und Tanzlokal an Bedeutung. Die Gusseisenbögen wurden mit rotem Samt dekoriert, an den Wänden Marmorimitationen angebracht. Das Bassin wurde überdeckt und diente als Tanzfläche. Drei große Bronzeluster und zahlreiche Wandluster sorgten für die Beleuchtung. Die beinahe exotische Atmosphäre wurde von einem Wintergarten noch unterstrichen.

Uraufführung des Donauwalzers

Die Eröffnung des Dianasaals fand am 12. November 1860 mit der Diana-Polka von Josef Strauss statt. Johann Strauss (Sohn) und Carl Michael Ziehrer, der hier am 21. November 1863 debütierte, lockten das Publikum in Scharen an. 1862 debütierte hier auch Eduard Strauss.

Am 15. Februar 1867 wurde hier der vielleicht berühmteste Walzer der Welt zum ersten Mal aufgeführt. An einem Abend des Wiener Männergesang-Vereins wurde erstmals der spätere Donauwalzer (Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau") gesungen, ursprünglich mit dem Textbeginn "Männer seid froh, oho, wieso?". Die Melodie wurde nach Medienberichten wohlgefällig aufgenommen (Gedenktafel 2., Obere Donaustraße 95), war aber noch kein großer Erfolg. Erst Monate später, als Strauß mit dem Walzer unter dem Titel "Le beau Danube bleu" ("Die schöne blaue Donau") bei der Weltausstellung in Paris auftrat, wurde das Stück zu einem großen Erfolg. Der einflussreiche Herausgeber der Pariser Tageszeitung "Le Figaro" schrieb einen begeisterten Artikel über den Walzer und begründete damit die glanzvolle Karriere der Melodie.

Am 2. Juli 1890 erfolgte anlässlich der Sommerliedertafel des Wiener Männergesang-Vereins die Erstaufführung mit dem neuen Text "Donau so blau, so schön und blau", verfasst von Franz von Gernerth.

Zweites Dianabad

Nach dem Abriss des Bades, 1913, errichtete man einen luxuriösen Neubau nach Plänen von Peter Paul Brang, die Skulpturen schuf Georg Leiseck. Am 17. August 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, fand die Eröffnung dieses zweiten Dianabades statt. Zu diesem gehörten neben zwei Schwimmhallen auch Dampf- und Wannenbäder, eine Kuranstalt, Geschäfte, eine Kleiderreinigung, ein Restaurant sowie ein Hotel, das den ganzen Straßentrakt an der Oberen Donaustraße umfasste.

Während der Kampfhandlungen entlang des Donaukanals im April 1945 brannte das Hotel völlig aus. Das Bad wurde schwer beschädigt, konnte jedoch am 1. August 1946 provisorisch wiedereröffnet werden. Es zeichnete sich in der Nachkriegszeit durch zwei große Schwimmbecken (ein Wellenbad und ein Sportbecken) und dadurch aus, dass der Zugang mit einem sehr repräsentativen, runden Goldfischbecken begann und von einer Ladenstraße (hier wurde auch im Winter Speiseeis angeboten!) begleitet war. Sie führte u. a. zu einem Paternoster, mit dem man Umkleidekabinen und -kästchen in den Obergeschoßen erreichte. Da die technischen Anlagen aber veraltet und stark renovierungsbedürftig waren, entschloss man sich Anfang der 1960er Jahre, den Komplex abzureißen. Die Hotelruine wurde 1963, das Bad im Wesentlichen 1965/1966 demoliert. Die Sprengung des großen Schornsteins erfolgte am 12. August 1967.

Drittes Dianabad

Am selben Ort entstand ein Büro- und Geschäftszentrum, das sogenannte IBM-Zentrum. Die Gemeinde Wien kaufte den hinteren Teil des Areals. Am 2. Dezember 1968 beschloss der Gemeinderat im Rahmen des Bäderkonzepts den Bau eines neuen Bades nach Plänen der Architekten Friedrich Florian Grünberger und Georg Lippert. Die Eröffnung dieses neuen Dianabades erfolgte am 14. Juni 1974. Ab 1991 war eine umfassende Renovierung geplant, die jedoch als unrentabel galt. Der Gemeinderat beschloss daher im Juni 1995 einen Neubau. Während der Abbrucharbeiten brach am 27. November 1995 ein Brand aus, der das Gebäude weitgehend zerstörte.

Viertes Dianabad

Nach dem Abbruch wurde 1998 mit dem Bau des neuen Dianabades begonnen. Der Neubau des als "Erlebnisbad" konzipierten kinder- und familienfreundlichen Bades, der mit einem Bürohochhaus verbunden wurde, konnte am 4. Oktober 2000 eröffnet werden.

Videos

Quellen

  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptregistratur, A52 - Department Q12: 16.144/1840 und 71.850/1847
  • Wiener Stadt- und Landesarchiv, Unterkammeramt, A 13 - Faszikel 3, Baukonsense: 6772/1860

Literatur

  • Karl Etzel: Das Dianabad in Wien. In: Allgemeine Bauzeitung. Hg. von Ludwig, Heinrich und Emil Förster. Band 8. Wien: Förster [u.a.] 1843, S. 113 ff.
  • Ingrid Ganster: Tröpferlbad - Schwimmbad - Wellnessoase. Badebetrieb in Wien im Wandel der Zeit. Kleinausstellung des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Katalog Heft 75 (2007)
  • M. Hirschfeld: Die hygienische Bedeutung der Bäder. Anhang: Das Dianabad. 1883
  • Dianabad Wien. Planheft. 1916
  • Das neue Dianabad. Ein Führer. 1916
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 162, 178, 248 f.
  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 26
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Band 2. Cosenza: Brenner 1967, S. 200 ff.
  • Kurt Pahlen: Johann Strauß und die Walzerdynastie. München: 1997
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 165 f.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 2: Die Gemeinde, ihre Verwaltung und sozialen Belange, *Wirtschaftsleben, Handel, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft, Volkskunde, Naturwissenschaft, Klimatologie, Meteorologie, Naturereignisse, Varia und Kuriosa. Wien: Jugend & Volk 1955, S. 53 f.