Dampftramway: Unterschied zwischen den Versionen

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Dampftramway. Einige Jahrzehnte nach der Einführung der [[Eisenbahn]] als Verkehrsmittel kam der Gedanke auf, diese auch für die innerstädtische Personenbeförderung einzusetzen. Die Einführung der Dampftramway in Wien ist mit der Person von Kommerzialrat Georg Krauß (1826-1906) verbunden, der die Lokomotivfabrik Krauß (München-Linz) besaß.  
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Einige Jahrzehnte nach der Einführung der [[Eisenbahn]] als Verkehrsmittel kam der Gedanke auf, diese auch für die innerstädtische Personenbeförderung einzusetzen. Die Einführung der Dampftramway in Wien ist mit der Person von [[Kommerzialrat]] Georg Krauß (1826-1906) verbunden, der die Lokomotivfabrik Krauß (München-Linz) besaß. Die Vorarbeiten begannen 1881 auf der Grundlage des ersten Lokalbahngesetzes (1880), das die Benützung der Straßen durch die Dampfeisenbahn zuließ.
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Die Vorarbeiten begannen 1881 auf der Grundlage des ersten Lokalbahngesetzes (1880), das die Benützung der Straßen durch die Dampfeisenbahn zuließ. Als erste Linie wurde am 27. Oktober 1883 die für den Ausflugsverkehr wichtige Strecke Hietzing-Perchtoldsdorf eröffnet (Konzession 30. Juli 1882, Reichsgesetzblatt Nummer 118); 1886 erfolgte die Verlängerung stadtwärts über Gaudenzdorf zur Schönbrunner Linie (aufgelassen 31. Dezember 1894 im Zuge der Stadtbahnplanung) beziehungsweise 1887 von Hietzing nach Ober-St.-Veit und von Perchtoldsdorf nach Mödling.  
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Als erste Linie wurde am 27. Oktober 1883 die für den Ausflugsverkehr wichtige Strecke [[Hietzing (Vorort)|Hietzing]]-[[Perchtoldsdorf]] eröffnet (Konzession 30. Juli 1882, Reichsgesetzblatt Nummer 118); 1886 erfolgte die Verlängerung stadtwärts über [[Gaudenzdorf (Vorort)|Gaudenzdorf]] zur Schönbrunner Linie (aufgelassen 31. Dezember 1894 im Zuge der [[Stadtbahn]]planung) beziehungsweise 1887 von Hietzing nach [[St. Veit (Vorort)|Ober-St.-Veit]] und von Perchtoldsdorf nach [[Mödling]].  
  
Als 1884 auch die Neue Wiener Tramway-Gesellschaft die Bewilligung für Dampfbetrieb außerhalb der Linie erhalten hatte, führte diese eine Dampftramway-Linie vom Gürtel nach Nußdorf zur [[Kahlenbergbahn]].  
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Als 1884 auch die Neue Wiener [[Tramway-Gesellschaft]] die Bewilligung für Dampfbetrieb außerhalb des [[Linienwall]]s erhalten hatte, führte diese eine Dampftramway-Linie vom [[Gürtelstraße (3-9, 10-12, 15-19)|Gürtel]] nach [[Nußdorf (Vorort)|Nussdorf]] zur [[Kahlenbergbahn]].  
  
Bereits 1887 umfaßte das Netz der Dampftramway-Gesellschaft Krauß & Co. Strecken in der Länge von 45,5 Kilometer. Während das „Südliche Streckennetz" ausschließlich außerhalb des Gürtels lag (Gaudenzdorfer Gürtel bis Mödling, mit Abzweigung nach Ober-St.-Veit), berührte das „Nördliche Streckennetz" das engere Stadtgebiet (Salztorbrücke- Gaußplatz-Donaubrücke, dann in zwei Ästen nach Stammersdorf beziehungsweise Groß-Enzersdorf).  
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Bereits 1887 umfasste das Netz der Dampftramway-Gesellschaft Krauß & Co. Strecken in der Länge von 45,5 Kilometer. Das "Südliche Streckennetz" lag ausschließlich außerhalb des Gürtels: vom [[Gaudenzdorfer Gürtel]] bis Mödling, mit Abzweigung nach Ober-St.-Veit. Die "nördliche" Route (Eröffnung am 3. Juni 1886) verlief von der [[Stephaniebrücke (1, 2)|Stephaniebrücke]] (seit 1919 [[Salztorbrücke]]) über den [[Mathildenplatz (2, 20)|Mathildenplatz]] (seit 1919 [[Gaußplatz]]) zur Franz-Joseph-Brücke, heute [[Floridsdorfer Brücke]], und über diese nach [[Floridsdorf]]; von dort führten Gleise nach [[Stammersdorf (Ort)|Stammersdorf]] beziehungsweise [[Groß-Enzersdorf]].  
  
Die Dampftramway sollte die Pferdestraßenbahn konkurrenzieren, setzte sich aber wegen der Rußplage und des geringen Fahrkomforts bei den Wienern nicht durch. Am 22. September 1888 konstituierte sich das Unternehmen als Aktiengesellschaft (Direktor Wilhelm Hailama).  
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Als die steinernen Kaimauern des [[Donaukanal|Donaukanals]] und die [[Kaiserbadschleuse]] gebaut wurden, hatten die Gleise der Dampftramway keinen Platz mehr und die Endstation der nördlichen Route musste am 1. Juni 1901 zur [[Augartenbrücke]] verlegt werden (von wo bis heute Linie 31 nach Stammersdorf führt).
  
Als sich nach der Eingemeindung von Floridsdorf Schwierigkeiten mit der Gemeinde Wien ergaben, wurde das Unternehmen dieser zum Kauf angeboten. 1907 wurde die „Dampftramway-Gesellschaft, vormals Krauß & Co.", von der Gemeinde Wien übernommen; die Linien wurden (ausgenommen zunächst die Strecke Mauer-Mödling) in das städtische Straßenbahnnetz eingegliedert und elektrifiziert (letztes Teilstück 1922 Kagran-Groß-Enzersdorf).  
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Am 22. September 1888 konstituierte sich das Unternehmen als Aktiengesellschaft (Direktor Wilhelm Hailama).
  
==Siehe auch==
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Die Dampftramway sollte mit der [[Pferdetramway]] konkurrieren, setzte sich aber wegen der Rußplage und des geringen Fahrkomforts bei den Wienern nicht durch; außerdem zeigte um die Jahrhundertwende das Aufkommen der [[Elektrizität|elektrischen]] [[Straßenbahn]] das baldige Ende der Dampftramway an. 
* [[Stammersdorf Bahnhof]]  
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* [[Floridsdorfer Bahnhof]]
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Als sich nach der Eingemeindung von [[Floridsdorf]] Schwierigkeiten mit der Gemeinde Wien ergaben, wurde das Unternehmen dieser zum Kauf angeboten. 1907 wurde die "Dampftramway-Gesellschaft, vormals Krauß & Co.", von der Gemeinde Wien übernommen; die Linien wurden (ausgenommen zunächst die Strecke [[Mauer (Ort)|Mauer]] - Mödling) in das städtische Straßenbahnnetz eingegliedert und elektrifiziert (letztes Teilstück 1922 [[Kagran (Ort)|Kagran]] -  Groß-Enzersdorf).
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''Siehe auch:''
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* [[Stammersdorfer Bahnhof]]  
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* [[Verkehrsmuseum Remise]]
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* [[Verkehrsgeschichte]]
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* [[Straßenbahn]]
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* [[Pferdetramway]]
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* [[Unterpflaster-Straßenbahn]]
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* [[Stadtbahn]]
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Alfred Laula, Hans Sternhart: Dampftramway Krauss & Comp. in Wien. 1974
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* Alfred Laula / Hans Sternhart: Dampftramway Krauss & Comp. in Wien. Wien: Slezak 1974
* Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 8, S. 66 f.
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* Drei Jahrhunderte Straßenverkehr in Wien. Gemeinsame Ausstellung des Archivs und des historischen Museums der Stadt Wien. November 1961 bis Februar 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1961 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8), S. 66 f.
* Katalog Wiener Stadt- und Landesbibliothek. 210. Wechselausstellung, S. 20 f.
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* Ludwig Neunlinger: 150 Jahre Eisenbahn in Österreich. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1987 (Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 210), S. 20 f.

Aktuelle Version vom 5. Januar 2024, 11:51 Uhr

Stationsgebäude der Dampftramway in Hietzing, 1898 (entworfen von Ludwig Baumann)
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Verkehrsgeschichte, Straßenbahn, Pferdetramway
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 5.01.2024 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Dampftramway.jpg
Bildunterschrift Stationsgebäude der Dampftramway in Hietzing, 1898 (entworfen von Ludwig Baumann)

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Einige Jahrzehnte nach der Einführung der Eisenbahn als Verkehrsmittel kam der Gedanke auf, diese auch für die innerstädtische Personenbeförderung einzusetzen. Die Einführung der Dampftramway in Wien ist mit der Person von Kommerzialrat Georg Krauß (1826-1906) verbunden, der die Lokomotivfabrik Krauß (München-Linz) besaß. Die Vorarbeiten begannen 1881 auf der Grundlage des ersten Lokalbahngesetzes (1880), das die Benützung der Straßen durch die Dampfeisenbahn zuließ.

Dampftramway 1914

Als erste Linie wurde am 27. Oktober 1883 die für den Ausflugsverkehr wichtige Strecke Hietzing-Perchtoldsdorf eröffnet (Konzession 30. Juli 1882, Reichsgesetzblatt Nummer 118); 1886 erfolgte die Verlängerung stadtwärts über Gaudenzdorf zur Schönbrunner Linie (aufgelassen 31. Dezember 1894 im Zuge der Stadtbahnplanung) beziehungsweise 1887 von Hietzing nach Ober-St.-Veit und von Perchtoldsdorf nach Mödling.

Als 1884 auch die Neue Wiener Tramway-Gesellschaft die Bewilligung für Dampfbetrieb außerhalb des Linienwalls erhalten hatte, führte diese eine Dampftramway-Linie vom Gürtel nach Nussdorf zur Kahlenbergbahn.

Bereits 1887 umfasste das Netz der Dampftramway-Gesellschaft Krauß & Co. Strecken in der Länge von 45,5 Kilometer. Das "Südliche Streckennetz" lag ausschließlich außerhalb des Gürtels: vom Gaudenzdorfer Gürtel bis Mödling, mit Abzweigung nach Ober-St.-Veit. Die "nördliche" Route (Eröffnung am 3. Juni 1886) verlief von der Stephaniebrücke (seit 1919 Salztorbrücke) über den Mathildenplatz (seit 1919 Gaußplatz) zur Franz-Joseph-Brücke, heute Floridsdorfer Brücke, und über diese nach Floridsdorf; von dort führten Gleise nach Stammersdorf beziehungsweise Groß-Enzersdorf.

Als die steinernen Kaimauern des Donaukanals und die Kaiserbadschleuse gebaut wurden, hatten die Gleise der Dampftramway keinen Platz mehr und die Endstation der nördlichen Route musste am 1. Juni 1901 zur Augartenbrücke verlegt werden (von wo bis heute Linie 31 nach Stammersdorf führt).

Am 22. September 1888 konstituierte sich das Unternehmen als Aktiengesellschaft (Direktor Wilhelm Hailama).

Die Dampftramway sollte mit der Pferdetramway konkurrieren, setzte sich aber wegen der Rußplage und des geringen Fahrkomforts bei den Wienern nicht durch; außerdem zeigte um die Jahrhundertwende das Aufkommen der elektrischen Straßenbahn das baldige Ende der Dampftramway an.

Als sich nach der Eingemeindung von Floridsdorf Schwierigkeiten mit der Gemeinde Wien ergaben, wurde das Unternehmen dieser zum Kauf angeboten. 1907 wurde die "Dampftramway-Gesellschaft, vormals Krauß & Co.", von der Gemeinde Wien übernommen; die Linien wurden (ausgenommen zunächst die Strecke Mauer - Mödling) in das städtische Straßenbahnnetz eingegliedert und elektrifiziert (letztes Teilstück 1922 Kagran - Groß-Enzersdorf).

Siehe auch:

Literatur

  • Alfred Laula / Hans Sternhart: Dampftramway Krauss & Comp. in Wien. Wien: Slezak 1974
  • Drei Jahrhunderte Straßenverkehr in Wien. Gemeinsame Ausstellung des Archivs und des historischen Museums der Stadt Wien. November 1961 bis Februar 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1961 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8), S. 66 f.
  • Ludwig Neunlinger: 150 Jahre Eisenbahn in Österreich. Wien: Wiener Stadt- und Landesbibliothek 1987 (Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, 210), S. 20 f.