Viktor Kienböck

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Viktor Kienböck
Daten zur Person
Personenname Kienböck, Viktor
Abweichende Namensform Kienböck, Victor
Titel Dr. iur.
Geschlecht männlich
PageID 5069
GND 129085804
Wikidata Q114653
Geburtsdatum 18. Jänner 1873
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 23. November 1956
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Politiker, Rechtsanwalt
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW, POLAR
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Letzte Änderung am 7.03.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 28. November 1956
Friedhof Friedhof Dornbach
Grabstelle Gruppe 12, Nummer 19
Bildname Viktorkienböck.jpg
Bildunterschrift Viktor Kienböck
  • 8., Skodagasse 32 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bundesminister für Finanzen (14.11.1922 bis 20.11.1924)
  • Bundesminister für Finanzen (20.10.1926 bis 04.05.1929)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (20.02.1923 bis 16.02.1932)
  • Mitglied des Bundesrates (1.12.1920 bis 13.11.1923)
  • Präsident der Oesterreichischen Nationalbank (1932) 1938
  • Mietglied des Staatsrates (1934 bis 1938)
  • Mitglied des Bundestags (1934 bis 1938)
  • Vizepräsident des Finanzbundes (1934 bis 1938)
  • Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds (1937 bis 1938)
  • Mitglied des Provisorischen Gemeinderates der Stadt Wien (3.12.1918 bis 22.05.1919)
  • Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (22.05.1919 bis 10.11.1920)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (10.11.1920 bis 13.11.1923)
  • Provisorischer Stadtrat (3.12.1918 bis 22.5.1919)
  • Stadtrat (22.5.1919 bis 24.11.1922)
  • Vizepräsident der Oesterreichischen Nationalbank (1952) 1956

Viktor Kienböck,* 18. Jänner 1873 Wien, † 23. November 1956 Wien, Jurist, Politiker.

Biografie

Viktor Kienböck besuchte das Schottengymnasium in Wien und studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien, an der er 1896 promovierte. Er trat in die väterliche Rechtsanwaltskanzlei ein und vertrat 1901 in einem seiner ersten Prozesse Karl Kraus in einem Ehrenbeleidigungsverfahren gegen Hermann Bahr. Er engagierte sich in der katholischen Arbeiterbewegung und fungierte von 1908 bis 1914 als Mitglied des Sozialpolitischen Arbeiterbeirats beim Handelsministerium. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Offizier an der Front und geriet in serbische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Freilassung im Rahmen eines Gefangenenaustausches 1918 wirkte er im Gemeinsamen Ernährungsausschuss der beiden Reichshälften mit.

Nach dem Krieg gehörte Kienböck als Vertreter der Christlichsozialen Partei dem Provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an und fungierte als Provisorischer Stadtrat. Der Jurist kandidierte ab 1919 für die Christlichsozialen im 1. Bezirk. Von 1919 bis 1920 wirkte er als Gemeinderat und zugleich als Nachfolger von Leopold Kunschak als Stadtrat; von 1920 bis 1923 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.

Kienböck fungierte ab April 1919 als Mitglied des Verfassungsgerichtshofs und wurde 1920 von der Christlichsozialen Partei als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert, konnte aber keine Mehrheit erringen, weshalb sich der Nationalrat auf Michael Hainisch einigte. Von 1920 bis 1923 gehörte Viktor Kienböck dem Bundesrat an und war anschließend bis 1932 Abgeordneter zum Nationalrat. Von 1922 bis 1924 sowie von 1926 bis 1929 fungierte er zudem als Bundesminister für Finanzen in den Regierungen von Ignaz Seipel. In sein Aufgabengebiet fiel die Sanierung des Bundeshaushalts und der Währung, die Einführung der Schillingwährung, die (Neu-)Gründung der Oesterreichischen Nationalbank und der Abschluss der Völkerbundanleihe. Am 6. Februar 1932 wurde er als Nachfolger von Richard Reisch Präsident der Oesterreichischen Nationalbank. Damit fiel die Sanierung und Reorganisation der Creditanstalt in seine Amtszeit.

Unter dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime war Kienböck Mitglied des Staatsrats und des Bundestags sowie Vizepräsident des Finanzbundes. 1937/1938 war er darüber hinaus Mitglied des Finanzausschusses des Völkerbunds. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er aller politischen Funktionen und seines Postens in der Österreichischen Nationalbank enthoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder als Berater der Nationalbank und von 1952 bis 1956 als deren Vizepräsident tätig.

Vertretung von Karl Kraus

Als Kienböck Kraus 1901 gegen Hermann Bahr und Emmerich Bukovics vertrat, war er bereits ein erfahrener Anwalt, obwohl er noch ein junger Mann war. An im Nachlass Karl Kraus’ an der Wienbibliothek im Rathaus erhaltenen Korrespondenz- und Aktenstücken lässt sich sehen, dass beide nicht nur ein produktives professionelles, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis hatten. So tauschten sie sich etwa über Norwegen aus – in dem beide gerne Urlaub machten – und Kraus lud Kienböck 1901 ein, in die Sommerfrische zu ihm nach Bad Ischl zu kommen.

Die Zusammenarbeit dauerte knapp zwanzig Jahre an. In den Jahren 1914 und 1915 verteidigte Kienböck Kraus erfolgreich nach einer Anklage des Verlegers Alfred Staackmann. Der letzte überlieferte Brief Kienböcks an Kraus vom 1. April 1919 verdeutlicht aber, dass aufgrund der politischen Stellungnahme Kraus’ für die Sozialdemokratie Kienböck das Verhältnis auflösen wollte, obwohl er ihm noch zum Jubiläum der "Fackel" gratulierte.

Quellen

Literatur

Weblinks