Tauben

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Taubenfüttern am Teichufer im Stadtpark (1961).
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Wildtiere
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 4.04.2024 durch DYN.christian.michlits
Bildname Taubenfüttern im Park.jpg
Bildunterschrift Taubenfüttern am Teichufer im Stadtpark (1961).

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Auch das Österreichische Nationalteam machte seine Erfahrung mit Tauben. Hier 1924 in Genua.

Taubenvögel (Columbiformes) sind beinahe weltweit verbreitet und nach Haussperling, Kohlmeise, Amsel und Mönchsgrasmücke die häufigsten Vögel in Wien. Männliche Tauben heißen Täuberich oder Tauber. Neben der Stadttaube sind in Österreich vier Wildtaubenarten heimisch: Hohltaube, Ringeltaube, Turteltaube und Türkentaube.

Eine Postkarte der Wiener Werkstätte für Ostern von Adolfine Valerie Petter-Zeis aus der Sammlung des MAK zeigt Tauben im österlichen Kontext.

Die in Wien am häufigsten vorkommende Taubenart ist die Stadt- oder Straßentaube, die von Haus- und Brieftauben abstammt, welche wiederum aus der Felsentaube gezüchtet wurden. Die Stadttaube ist somit ein rückverwildertes Haustier. Bereits seit der Antike wurden Tauben als Haus- und Brieftauben gehalten und dienten als Nahrungs- und Kommunikationsmittel. In jüngerer Zeit polarisiert diese Vogelfamilie stark, weshalb sich die Stadt Wien ein effektives Taubenmanagement zum Ziel gesetzt hat.

Kochrezepte für Tauben. In: Ignaz Gartler / Barbara Hickmann: Allgemein bewährtes Wiener Kochbuch in zwanzig Abschnitten. Wien: Gerold 1831

Beschreibung

Tauben variieren erheblich in Größe und Gewicht. Die kleinsten Arten werden in etwa so groß wie der Haussperling, die größten können Ausmaße von Hühnern erreichen. Sie sind meist kräftig gebaut und auffallend kleinköpfig.

Die Felsentaube (columba livia), von der alle Stadt- und Brieftauben abstammen, erreicht eine Körperlänge von 31 bis 34 Zentimetern, das Doppelte an Flügelspannweite und wird circa 330 Gramm schwer. Der Stadttaube dienen Hausfassaden als Felsersatz, was zu ihrer erfolgreichen Verwilderung in Städten beiträgt. Meistens leben die Partner in lebenslanger Monogamie, weshalb Tauben auch als Symbol für Liebe und Treue gelten.

Geschichte

Bereits früh erkannte der Mensch die problemlose Rückkehr von Tauben aus großen Entfernungen zu ihren Nistplätzen: Um etwa 5000 v. Chr. begann die Domestikation der Taube. Durch verschiedenste Zuchtmethoden gelang es, die Tiere als Überbringer von Mitteilungen einzusetzen. Die Taubenpost ist somit die früheste Form der Luft- oder Flugpost.

Besonders die Sumerer taten sich in der Zucht hervor. Sargon von Akkad ordnete seinen Boten in Mesopotamien an, im Angriffsfall Tauben freizulassen, wodurch er rasch Kenntnis von Vorfällen nehmen könne. Im alten Ägypten verkündeten Tauben beispielsweise die Krönung des Pharaos Ramses II.

Wegen der geographischen Umstände wurden Tauben die idealen Nachrichtenübermittler des antiken Griechenlands. Ein prominenter Einsatz ereignete sich auf der Strecke vom antiken Olympia auf die Insel Aigina: Der Olympionike Taurosthenes informierte seine Heimat von seinem Sieg, indem er einen Teil des Zielbandes an den Fuß einer mitgebrachten Taube band und sie gen Heimat fliegen ließ.[1] Eine erste Beschreibung der Taubenzucht ist von Aristoteles bekannt.

Bei den Römern entfalteten die Tauben wieder ihre militärische Bedeutung: Auch Julius Caesar ließ sich von Unruhen im eroberten Gallien durch Tauben informieren. Über die militärische Verwendung von Brieftauben schrieb auch Plinius der Ältere ausführlich in seinem naturwissenschaftlichen Werk naturalis historia. Er schilderte, wie einer der Caesar-Mörder, Brutus, während der Belagerung von Modena durch Mark Anton (44 v. Chr.) mit seinen Verbündeten mittels Brieftauben kommunizierte. Nach und nach wurden in der römischen Kaiserzeit die Tauben auch für zivile Zwecke eingesetzt und es waren bis zu 5000 Brieftauben in Staatsbesitz.

Nach dem Zerfall des weströmischen Reichs verschwanden die Brieftauben als Kommunikationsmittel in Europa und wurden erst durch die Kreuzritter wieder nach Europa gebracht. Während der Kreuzzüge soll die verfälscht weitergeleitete Nachricht einer abgefangenen Brieftaube zum Fall Akkons beigetragen haben. Und auch noch im Zweiten Weltkrieg waren Brieftauben im Einsatz. Der letzte größere militärische Einsatz von Brieftauben fand im Koreakrieg statt.

In Österreich nutzte die Gendarmerie noch einige Zeit Tauben als Informanten im Katastrophenschutz.

Jüngere Entwicklungen

Während Tauben von manchen Wienerinnen und Wienern gefüttert und umsorgt werden, bieten sie für andere aus Gründen der Hygiene und Sauberkeit sowie des Umwelt- und Denkmalschutzes Anlass zur Sorge. In jüngerer Vergangenheit wurde vor allem die Anzahl der Stadttauben in Wien immer wieder als öffentliches Ärgernis eingestuft. So standen Vorschläge im Raum, die Taubenzahl durch den gezielten Einsatz von Bussarden wie in London und Frankfurt oder Falken wie in Bochum zu reduzieren.[2]

Die Stadt Wien erarbeitet aktuell (Stand 2022) eine Strategie für effektives Taubenmanagement mit dem Ziel, einen möglichst gesunden Taubenbestand hervorzubringen. Das Wildtierservice Wien der Abteilung Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb führte im Lauf des Jahres 2022 mehrere Taubenzählungen im gesamten Wiener Stadtgebiet durch. Diese Zählungen sind Teil eines seit Oktober 2021 laufenden Forschungsprojekts, das unter anderem den Gesundheits- und Ernährungszustand, die Bewegungsmuster und die Lebenserwartung von Stadttauben untersucht. Nach Auswertung der Ergebnisse werden geeignete Maßnahmen ergriffen, um nachhaltig eine gesunde Stadttaubenpopulation in Wien sicherzustellen [3].

Ein Taubenkobel für 400 Tiere befand sich bis 2020 im Amtshaus Meidling. Seit November 2022 gibt es einen solchen als gemeinsames, wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt der Abteilung Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien und Wiener Wohnen im Südtiroler Hof in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes. Hier werden die Tauben mit Wasser und artgerechtem Futter versorgt. Die Fortpflanzung wird überwacht und kontrolliert, indem Eier durch Gipskartonimitationen ausgetauscht werden[4]. Dieses Modell hat sich in der Vergangenheit bereits in Basel und Augsburg bewährt.[5]

Zuletzt war die Zahl der Straßentauben in Wien rückläufig, wobei auf die nicht optimale Zählmethode verwiesen wird.[6] Der Rückgang wird häufig durch den rasanten Dachbodenausbau der letzten Jahrzehnte erklärt.[7] 2022 schätzte das Wildtierservice Wien die Wiener Taubenpopulation auf 50.000-60.000 Tiere[8].

Kulturgeschichte

In der Antike galt die Galle als Sitz des Bösen. Da den meisten Taubenarten dieses Organ fehlt, wurde die Taube früh ein Symbol für den Frieden.[9]

Taubenpärchen leben meist in lebenslanger Monogamie, weshalb insbesondere die Turteltaube (Streptopelia turtur) als Glücks- Liebes und Treuesymbol gilt. Frisch Verliebte werden häufig auch Turteltauben genannt.

Der in Wien geborene Sänger und Kabarettist Georg Kreisler, bekannt für seinen rabenschwarzen bis zynischen Humor, veröffentlichte 1962 sein bekanntes Frühlingslied "Tauben vergiften im Park" (Anmerkung: das Vergiften von Tauben ist verboten. Das Ausbringen von Gift im öffentlichen Raum gefährdet Menschen und die Umwelt!).

Schildnamen

Taube am Wappen der Gastwirte von Hugo Ströhl 1904/1910.

Kunst

Kulinarisches

  • Das Granatapfel-Kochbuch (1699) kennt bereits gebackene Hühner und Tauben (siehe Backhuhn).
  • Tauben im Schlafrock (vergleiche Apfel im Schlafrock).
  • Kochrezepte für Tauben. In: Ignaz Gartler / Barbara Hickmann: Allgemein bewährtes Wiener Kochbuch in zwanzig Abschnitten. Wien: Gerold 1831

Zucht und Handel

Vögel wurden am Vogelmarkt von Vogelkrämern vertrieben.

Quellen

Weblinks

Literatur

  • Ignaz Gartler / Barbara Hickmann: Allgemein bewährtes Wiener Kochbuch in zwanzig Abschnitten. Wien: Gerold 1831

Einzelnachweise