Maria Eis

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Daten zur Person
Personenname Eis, Maria
Abweichende Namensform
Titel Kammerschauspielerin
Geschlecht weiblich
PageID 11835
GND 118688421
Wikidata Q87883
Geburtsdatum 22. Februar 1896
Geburtsort Prag
Sterbedatum 18. Dezember 1954
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Operette, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Kammerspiele, Neue Wiener Bühne, Ronacher, Schauspielerin
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 23.11.2023 durch WIEN1.lanm09krs
Begräbnisdatum 23. Dezember 1954
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 33A, Reihe 4, Nummer 12
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 9., Pelikangasse 15 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maria Eis, * 22. Februar 1896 Prag, † 18. Dezember 1954 Wien, Schauspielerin.

Biografie

Maria Eis kam am 22. Februar 1896 in Prag als Tochter des Kaffeehausbesitzers Blasius Eis und seiner Ehefrau Maria, geborene Lötsch, auf die Welt. Sie besuchte das Lyzeum des Frauenerwerbsvereins und war anschließend als Administrationsbeamtin beim "Prager Tagblatt" tätig. Es folgten Anstellungen in einer Advokatenkanzlei und einer Bank. Nachdem ihr schauspielerisches Talent bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung entdeckt worden war, nahm sie Schauspielunterricht bei Regisseur Maximilian Wolff am Prager Landestheater. Von 1916 bis 1918 besuchte sie die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Gleichzeitig war sie im administrativen Bereich des Burgtheaters als Sekretärin angestellt und verdiente sich damit ihren Lebensunterhalt.

Ab September 1918 war sie als Schauspielerin tätig. Ihre ersten Engagements führten sie bis 1923 an die "Neue Wiener Bühne", die "Renaissancebühne" und die "Kammerspiele". Es folgte eine Tournee nach Holland und Norddeutschland; 1924 trat sie unter anderem im Deutschen Theater in Berlin auf. Von 1925 bis 1932 war sie am Thalia-Theater in Hamburg und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg angestellt, wo sie ihren Durchbruch als Schauspielerin feierte. Anton Wildgans, zu diesem Zeitpunkt Direktor des Burgtheaters, sah sie 1931 in Hamburg in der Rolle der Iphigenie und holte sie nach Wien. Ab 1932 bis zu ihrem Tod 1954 gehörte Maria Eis dem Burgtheater als Ensemblemitglied an, wo sie in einer Vielzahl von Rollen große Erfolge feierte. Ab 1935 wirkte sie auch in zahlreichen Filmproduktionen als Schauspielerin mit. Anlässlich eines Gastspiels des Burgtheaters in Paris im Rahmen der Weltausstellung 1937 wurde sie von der französischen Presse als "Königin der Schauspielkunst" bezeichnet. Auf der Bühne des Burgtheaters war sie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem als Elisabeth ("Maria Stuart", Schiller), Medea ("Das goldene Vlies", Grillparzer), Sappho ("Sappho", Grillparzer), Iphigenie ("Iphigenie in Delphi", Hauptmann), Kriemhild ("Die Nibelungen", Hebbel), Brunhild ("Der Nibelungen Not", Mell) und Buhlschaft ("Jedermann", Hofmannsthal) zu sehen.

Maria Eis war als Schauspielerin für ihre Wandlungsfähigkeit bekannt und verkörperte sowohl tragische als auch komische Rollen. Stach sie vor allem in ihren Anfangsjahren durch ihr "Prager Deutsch" hervor, machte sie sich mit den Jahren durch ihre hohe Sprechkunst einen Namen.

Ihre Karriere als Burgschauspielerin konnte sie während der Zeit des Nationalsozialismus fortführen. Bereits am 24. März 1934 erschien in "Der Stürmer" (Wien) eine "Richtigstellung", wonach die Familie Eis arischer Abstammung, Maria Eis aber mit einem Juden verheiratet sei. Sie war in zweiter Ehe mit dem Schauspieler Theophile Menu (Künstlername Theo Goetz) verheiratet, von 1937 bis 1946 in dritter Ehe mit dem Dirigenten und Komponisten Robert Fanta (auch Fantl). Beide Männer galten als Juden im Sinne der Nürnberger Gesetze. Aus der Beziehung mit ihrem dritten Ehemann stammte ihr einziges Kind, Sohn Heinrich Kilian Gereon Eis (genannt Heiki, * 19. Jänner 1940). Da mit einem Juden verheiratet, benötigte Maria Eis eine Sondergenehmigung der Reichstheaterkammer, um ihre Berufstätigkeit weiter ausüben zu können.

Gleichwohl war sie während der NS-Herrschaft eine verehrte Schauspielerin. Ein ausführlicher Bericht im Völkischen Beobachter vom 6. Juli 1941 lobte ihr Talent als Schauspielerin in den höchsten Tönen. Sie stand auf der "Gottbegnadeten-Liste" und zählte zu den "Künstlern im Kriegseinsatz". Neben ihrer Tätigkeit am Burgtheater in Wien absolvierte sie von 1938 bis 1945 wiederholt Gastauftritte am Schillertheater in Berlin. Sie verkörperte die Kaiserin Maria Theresia in der Ufa Filmproduktion "Tanz mit dem Kaiser" aus dem Jahr 1941 und gab Chansonabende. Im Jänner 1944 spielte sie in der Inszenierung von Max Mell die Königin Brunhild in der "Der Nibelungen Not". Das Stück gilt als Paradebeispiel dafür, wie das Burgtheater im Sinne der NS-Ideologie gezielt zur Beeinflussung und Stimmungsmache eingesetzt wurde und auf das Publikum einwirkte. Von Maria Eis selbst sind allerdings keine Aussagen überliefert, die Sympathien für das Nazi-Regime erkennen lassen.

Nahtlos verlief Maria Eis' Karriere auch am Ende der NS-Herrschaft: Sie wirkte an den letzten Aufführungen unter dem Nazi-Regime genauso mit wie an den ersten Aufführung des "neuen" Burgtheaters im Ronacher, wo sie beispielsweise am 13. Juni 1945 die Buhlschaft im "Jedermann" verkörperte. Auch in Operetten erntete sie großen Beifall. Ein Ölporträt von Josef Dobrowsky befindet sich in der Burgtheatergalerie.

Ihr großes Ansehen am Burgtheater erlaubte Maria Eis sich selbst und ihre Familie (Ehemann, Sohn) zu schützen. Ob sie tatsächlich – wie mündlich überliefert – den Souffleur des Burgtheaters Maximilian Blumenthal eine Zeit lang in ihrer Wohnung versteckt hielt, ist mit Dokumenten nicht belegbar.

1946 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt. Von 1948 bis 1952 fungierte sie als Präsidentin der österreichisch-tschechoslowakischen Gesellschaft. 1949 sprach sie am 1. Mai beim Volksstimmefest. Sie verstarb am 18. Dezember 1954 in Wien und wurde am 23. Dezember 1954 am Zentralfriedhof in einem ehrenhalber gewidmeten Grab beigesetzt.

Quellen

Literatur

  • Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 681
  • Oliver Rathkolb (Projektleitung): Forschungsprojektendbericht: Straßennamen Wiens seit 1860 als "Politische Erinnerungsorte". Wien 2013
  • Alexandra Hönigmann-Tempelmayr [Hg.]: Burgstars. 200 Jahre Theaterkult. Wien: Brandstätter 2012 (Sonderausstellung des Wien-Museums, 380), S. 58, 61
  • Klaus Dermutz: Das Burgtheater und die Wiener Identität. Kontinuität und Krisen 1888–2009. Weitra: Verlag der Provinz 2010, S. 53, 68 ff.
  • Deutsche Biographie: Eis, Maria Theresia [Stand: 07.02.2018]
  • Rainer Lenius: Wiener Spuren berühmter Schauspielerinnen und Schauspieler. Wien: Verband Wiener Volksbildung 2004, S. 41
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992 (* 8. Februar)
  • Oliver Rathkolb, Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich. Wien: Österr. Bundesverlag 1991, S. 21, 34, 36, 155, 159, 177, 239 f.
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987 (* 8. Februar)
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Schauspieler des Burgtheaters 1776 - 1976. 43. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz, 6. Mai bis 20. Juni 1976. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1976 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 43), S. 47 (Liste der Hauptrollen; * 22. Februar)
  • György Sebestyén: Burgtheater-Galerie. 148 Künstlerporträts der "Ehrengalerie" des Wiener Burgtheaters nach Aufnahmen von Csaba Tarcsay. Mit einer historisch-biographischen Dokumentation von Konrad Schrögendorfer. Wien: Edition Tusch 1976, S. 151
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 20.02.1971
  • Ernst Wurm: Die Burgschauspielerin. Zwölf Porträtskizzen. Wien: Bergland-Verlag 1969 (Österreich-Reihe, 357), S. 21 ff., 62 f. (Rollenverzeichnis)
  • Lorle Schinnerer-Kamler: Maria Eis. Die schöpferische Vielfalt einer großen Schauspielerin. Graz: Leykam Verlag 1961
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951 (* 22. Februar)
  • Oskar Maurus Fontana: Wiener Schauspieler. Von Mitterwurzer bis Maria Eis. Wien: Amandus Edition 1948, S. 243–249
  • Österreichisches Biographisches Lexikon: Eis, Maria [Stand: 07.02.2018]