Jakobskirche (1)

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"Die Jacoberkirche und das Kloster aus dem Jahre 1721."
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Katholische Kirche
Datum von 1236
Datum bis 1786
Andere Bezeichnung St. Jakob auf der Hülben
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 16231
GND
WikidataID
Objektbezug Kirche, Sakralbau, Erzdiözese Wien, Friedhof Jakobskirche, Katholische Kirche, Katholiken
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 16.10.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Jacoberkirche.jpg
Bildunterschrift "Die Jacoberkirche und das Kloster aus dem Jahre 1721."
  • 1., Stubenbastei 6-8

Frühere Adressierung

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48° 12' 24.76" N, 16° 22' 40.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

St. Jakob auf der Hülben am Steinhausen-Plan (1710)

Jakobskirche (1., St. Jakob auf der Hülben; Kirche und Kloster im Stubenviertel [ehemals 1, Riemergasse 7, Zedlitzgasse 2-4, Stubenbastei 6-12, An der Hülben 1-3, Jakobergasse 1-5, 6-8; Kirche und Kreuzgang erstreckten sich an der Stelle des heutigen Bundesgymnasiums 1, Stubenbastei 6-8, der Klosterfriedhof lag im Teilstück der Zedlitzgasse, Wirtschaftsgebäude befanden sich im Bereich des Gerichtsgebäudes 1, Riemergasse 7]).

Das Augustiner-Chorfrauenkloster St. Jakob auf der Hülben (Hülben = sumpfige Stelle) wird 1236 als bereits bestehend erwähnt (Gewährung eines päpstlichen Ablasses für Spenden). 1301 ist die Unterstellung unter die Aufsicht des Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg bezeugt. Über die Gründungszeit und den Stifter herrschte bereits im 16. Jahrhundert Unklarheit. Wolfgang Lazius vermutete die Erbauung einer Kapelle durch Leopold V. 1190. Eine Sage will von der Anschwemmung einer hölzernen Statue des heiligen Jakobus im nahen Wienfluss wissen. 1544 wird die Entstehung des Klosters aus einer Beginengemeinschaft angedeutet. Die Vorsteherinnen, die den Titel Meisterin (ab Mitte des 16. Jahrhunderts Oberin) führten, entstammten vorwiegend dem Adel. Schenkungen und Stiftungen flossen dem Ordenshaus aber auch aus dem Bürgertum zu. 1463-1470 war ihm das Kloster St. Maria Magdalena vor dem Schottentor unterstellt.

Das Schicksal in der frühen Neuzeit

Das Aussehen der gotischen Kirche lässt sich aus dem Stadtplan von Bonifaz Wolmuet (1547) sowie der Vogelschau von Wien von Jakob Hoefnagel (1609) erahnen. Der Kirchenraum war rechteckig und einschiffig. Die Seiten waren mit Strebepfeilern verstärkt. Der Bau hatte große spitzbogige Fenster und ein hohes einfaches Dach mit einem bescheidenen Türmchen (Dachreiter). Im Mittelalter gab es vier Altäre und fünf Kapellen. Am 18. Juli 1525 fielen Kirche und Meierhof dem großen Stadtbrand zum Opfer, das Klostergebäude und Teile des Kreuzgangs blieben hingegen verschont. Während der ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen im Jahr 1529 (sogenannte Erste Türkenbelagerung) erlitt das Kloster, weil es unmittelbar an der Stadtmauer lag, durch Beschießung schwere Schäden. 1544 wurde es visitiert (das heißt inspiziert). Damals wies es noch 17 Ordensfrauen auf, 1560 nur mehr drei und 1572 noch zwei, was den Auswirkungen der Reformation zuzuschreiben ist. Unter Dorothea von Puchheim (1575-1594) kam es wieder zu einem Aufschwung. 1586-1603 führte St. Jakob sogar die Verwaltung des Himmelpfortklosters. Beim Erdbeben von 1590 stürzten die Kirchengewölbe ein (deren Zustand schon 1586 als bedrohlich bezeichnet worden war). Erst 1614 wurde aufgrund eines Aufrufs Kardinal Khlesls mit der Neueinwölbung begonnen. In den Glanzzeiten des Klosters (17./18. Jahrhundert) wurde die Kirche als das am schönsten geschmückte Gotteshaus von Wien bezeichnet und wurde auch gerne von den Dominikanern benutzt. Die Gottesdienste wurden in der Regel von den Franziskanern abgehalten. 1627 brannte das Kloster während des großen Stadtbrands ab (wobei auch das Archiv vernichtet wurde), die Kirche blieb allerdings größtenteils unversehrt. Das wiedererrichtete Kloster wurde angesichts der Türkengefahr 1683 geräumt, die Nonnen flüchteten nach Linz und kehrten erst 1684 zurück. Unter Oberin Augustina von Puchheim (1714-1722) wurde der Schulunterricht eingestellt. Die von Maria Theresia angeregte Eröffnung einer Normalschule kam nicht zustande. Im Stadtplan von Steinhausen (1710) ist der Kirchenraum ziemlich groß und in zwei Schiffe geteilt dargestellt. Der Nonnenchor reichte weit in die Kirche hinein und links befanden sich drei ausgebaute Seitenkapellen. Außer den Kapellenaltären befanden sich ein Hochaltar und zwei Seitenaltäre in der Kirche. Die Klosteranlage hatte einen geräumigen Kreuzgang und rechts davon eine weitläufige Halle mit vier in einer Reihe stehenden Säulen.

Auflösung und Neuverbauung des Areals

Am 25. September 1783 wurde das Kloster durch Joseph II. aufgehoben, am 1. März 1784 mussten die Nonnen ausziehen. Die letzte Oberin, Maria Katharina Neubeck, nahm die Holzfigur des heiligen Jakobs mit sich. Sie war mit einem schwarzen, muschelgezierten Hut bedeckt, hielt in der rechten Hand einen vergoldeten Pilgerstab, besaß einen übergoldeten Mantel und eine rote Tunika. Gewöhnlich in der Sakristei aufbewahrt, wurde sie an hohen Festtagen auf dem Hochaltar über dem Tabernakel zur Verehrung aufgestellt. Die Statue kam später in den Besitz von Clemens Maria Hofbauer, der sie 1817 dem Ursulinenkloster überließ. Als dieses 1960 übersiedelte, kam sie ins Dom- und Diözesanmuseum. Am 20. März 1784 wurde die Kirche entweiht. Aus den Altären wurden die Reliquien entnommen und die Konsekrationszeichen übermalt. In der Kirche befanden sich der Choraltar Mariä Aufnahme, der Ursula- und Achacialtar, in der 1455 erbauten Augustinkapelle der Johann Baptist-, Simon und Juda-, Kosmas und Damianaltar und in der Marienkapelle der Anna-, der Abendmahl-, Prager Kind- und Geburt Christialtar. Kirche, Kloster und die dazugehörigen Realitäten, die an den Ärar gefallen waren, wurden verkauft und verbaut. 1784 wurde die Kirche abgetragen. Die Klostergruft wurde 1786 geräumt (737 Exhumierungen, Verlegung auf den St. Marxer Friedhof). Auf einem Teil des Areals errichtete man 1907 einen Neubau, in dem unter anderem das Bezirksgericht Innere Stadt untergebracht wurde. Der Gottesacker, der beim Kloster bestand, gab der Gegend den Namen "Auf St.-Jakobs-Freithof" (Zelinkagasse). Jakoberhof.

ausführlichere Beschreibung des Klosters im Artikel St. Jakob auf der Hülben (1).

Literatur

  • Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 194 ff.
  • Theodor Wiedemann: Zur Geschichte des Frauenklosters St. Jakob in Wien. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. 32 (1896), S. 53 ff.
  • Eva Maria Hantschel: Das Augustiner Chorfrauenkloster St. Jakob auf der Hülben in Wien 1301-1783. Diss. Universität Wien. Wien 1969
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 15 f.
  • Ferdinand Wimmer: Regesten zur Geschichte des Frauenklosters St. Jakob auf der Hülben. In: Wiener Diözesanblatt. 1889, S. 267 ff., S. 277 ff.; 1890, S. 8 ff., S. 15 ff., S. 50 ff., S. 62 ff.
  • Klaus Lohrmann / Ferdinand Opll: Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien [u.a.] 1981 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 10); S. 135
  • Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 19
  • Gustav Gugitz: Sagen und Legenden. S. 104 f.
  • Margarete Girardi: Ein verschollenes Wiener Wahrzeichen wieder festgestellt. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. 6 (1951), S. 72 ff.
  • Anton Scheiblin: Die Kirche St. Jakob auf der Hülben. In: Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing. Heft 15/16 (1967), S. 261
  • G. Razesberger: Die Aufhebung der Wiener Frauenklöster. Diss. Universität Wien. Wien 1964
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 146 ff.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 672-682