Vogelschau von Wien, Jakob Hoefnagel (1609)

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Vogelschauansicht von Wien von Jakob Hoefnagel 1609
Daten zur Karte
Art der Karte Vogelschau
Originaltitel VIENNA AVSTRIAE / Wienn in Osterreich
Beschreibung Vogelschaubild von Wien

Verlag: Nicolaus J. Piscator, Amsterdam Kupferstich von sechs Platten, 76 x 159 cm

Erscheinungsjahr 1609
Ausfertigung Kupferstich
Maßstab 1:
Ausrichtung Südwest
Kartenzeichner Jakob Hoefnagel
Orte Wien, 1
Bezirk
WikidataID
Objektbezug Wiener Wappen, Frühe Neuzeit, Stadtbefestigung
Quelle
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Letzte Änderung am 24.10.2023 durch WIEN1.lanm08swa
Bildname Hoefnagel.jpg
Bildunterschrift Vogelschauansicht von Wien von Jakob Hoefnagel 1609

Graben, Michaelerkirche und Hofburg in der Vogelschau von Jakob Hoefnagel (1609)

Überblick

Die 1609 entstandene Vogelschauansicht von Jakob Hoefnagel ist eine der bekanntesten Ansichten von Wien. Ein Exemplar des originalen Kupferstichs ist im Besitz des Hotel Sacher und als Leigabe an das Wien Museum vergeben (insgesamt sind zwei Exemplare bekannt; das zweite Exemplar befindet sich in der Königlichen Bibliothek in Stockholm. Die Nachricht von einem weiteren Exemplar in der British Library in London in einer niederländischen Publikation hat sich leider als Irrtum herausgestellt. Es handelt sich dabei um die erste topographisch allseits brauchbare, aber auch um eine künstlerisch wertvolle Stadtansicht von Wien.

Entstehungsgeschichte

Jakob Hoefnagel (die Schreibweisen wechseln, auf der Vogelschau schreibt er sich Jacobus Houfnagel), Sohn des Malers Georg (Joris) Hoefnagel, war mit diesem an den Hof Rudolfs II. in Prag gekommen und hatte nach dem Tod seines Vaters (1600) im November 1602 dessen Stelle als kaiserlicher Kammermaler erhalten. 1604 dürfte er sich in Wien niedergelassen haben. Seine Vogelschau, die künstlerisch auf höchster Stufe steht, widmete er 1609 Rudolfs Bruder und Rivalen Matthias, der damals gerade die Herrschaft in Ungarn, Ober- und Niederösterreich sowie Mähren übernommen hatte, sowie der Stadt Wien. Als Matthias aber nach dem Tod Rudolfs II. 1612 diesem als Kaiser nachfolgte, übernahm er Hoefnagel nicht in seinen Hofstaat. Dieser ging daher wieder nach Prag und musste dann wegen Parteinahme für den "Winterkönig" Friedrich von der Pfalz nach Schweden flüchten, schließlich ließ er sich in Hamburg nieder. Die sechs Kupferplatten seiner Wien-Vogelschau konnte er offensichtlich retten. Vorbild für die Vogelschau könnte die nach einer Zeichnung von Philips van den Bossche von Hans Wechter in neun Kupfertafeln geätzte und von Aegidius Sadeler 1606 herausgegebene Ansicht von Prag gewesen sein.

Karteninhalt

Die Vogelschau zeigt die Stadt etwa von Nordnordost, über den Donauarm hinweg, von einem stark überhöhten Blickpunkt aus. Umrahmt von der weiteren Umgebung wird die Stadt höchst detailreich und exakt wiedergegeben. Durch den hohen Blickpunkt erhält man nicht nur eine Vorstellung von der Stadtbefestigung und den Kirchtürmen, wie bei früheren Abbildungen der Stadt. Auch die einzelnen Häuser im Stadtinneren werden minutiös vorgeführt. Da die großen Veränderungen des Wiener Stadtbildes, die in der Barockzeit einsetzten, noch nicht begonnen hatten, gilt die Vogelschau heute als eine der wesentlichen Geschichtsquellen auch für das Aussehen der gotischen Stadt. Unter die Ansicht konnte ein Streifen in Buchdruck mit einer Beschreibung der Stadt in Latein und Deutsch angefügt werden, der auch die Erklärung der Zahlen in der Vogelschau enthält.

Rezeption

Nach Hoefnagels Tod gingen die Kupferplatten in den Besitz des Amsterdamer Verlegers Claes Janszoon Visscher über, der 1640 eine zweite, im Wesentlichen unveränderte Ausgabe mit Widmung an Ferdinand III. herausbrachte. Eine dritte Ausgabe von 1683, in der Hoefnagels Name nicht mehr aufschien, zeigt wesentliche Änderungen, vor allem im Bereich der inzwischen weiter ausgebauten Fortifikationen. In verkleinerter Form erschien die Vogelschau bereits 1617 im 6. Band des Braun-Hogenbergschen Städtebuches, 1624 im Straßburger Verlag des Jacob van der Heyden, später (1639 und 1649) auch bei Merian. Dieser Umstand verhalf der Ansicht wohl zu ihrer großen Popularität. Nachstiche – meist nach der 1. oder 2. Ausgabe respektive einer der erwähnten verkleinerten Reproduktionen – entstanden bis weit ins 18. Jahrhundert hinein und transportierten somit in ganz Europa ein Bild der Stadt, das der Realität schon 1640 nicht mehr ganz entsprochen hatte. Die Ansicht stellt bis heute eine der beliebtesten und am meisten verbreiteten historischen Stadtansichten von Wien dar.

Quellen


Literatur