Hungelbrunn (Vorstadt)

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Mosaik mit der Sage von Hungelbrunn, der in das Bezirkswappen von Wieden eingeflossen ist.
Daten zum Objekt
Art des Objekts Vorstadt
Datum von 1609
Datum bis 1850
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 4, 5
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 18886
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 14.12.2023 durch WIEN1.lanm08uns
Bildname Hungelbrunn Rainergasse.JPG
Bildunterschrift Mosaik mit der Sage von Hungelbrunn, der in das Bezirkswappen von Wieden eingeflossen ist.

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48° 11' 7.11" N, 16° 21' 56.46" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Hungelbrunn (4., 5.), Vorstadt zwischen den Vorstädten Wieden und Margareten (1609), 1850 mit anderen Vorstädten in den vierten Bezirk Wieden eingemeindet, kam jedoch 1861 zum neugeschaffenen fünften Bezirk Margareten.

Hungelbrunn gehörte zu den kleinsten ehemaligen Vorstädten und bestand aus zwei Teilen; sie erstreckte sich im Raum zwischen Laurenz- und Blechturmgasse südlich der Wiedner Hauptstraße. Die ältesten Urkunden über Hungelbrunn aus dem 14. Jahrhundert berichten nur über hier befindliche Weingärten (1363 als Flurname erstmals genannt). Der kleine Grund leitet seinen Namen von einem sagenhaften Brunnen ab, der einst inmitten einer Rebenpflanzung unweit des Siechenhauses Zum Klagbaum gestanden und nur in Hungerjahren Wasser gespendet haben soll.

Die Quellen müssen jedoch in späteren Jahren ergiebig gewesen sein, da der Stadtrat in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts mehrere von ihnen in Hungelbrunn sammeln und zur Speisung des Brunnens auf dem Neuen Markt verwenden ließ. Die Wasserleitung wurde 1735 wesentlich erweitert. Der Grund Hungelbrunn gehörte einst zur Dotation der Johann-und-Thomas-Kapelle im Gundelhof und kam später in den Besitz der Freiherren von Tinti; diese verkauften ihn am 28. April 1705 an den Wiener Magistrat. Erst ab 1801 begann man mit einer intensiveren Verbauung des Grunds.

Siegel

Die Vorstadt Hungelbrunn führte ein Grundgerichtssiegel, dass einen Ziehbrunnen zeigt. Im älteren Siegel, befindet sich ein gedeckter Ziehbrunnen mit einem Wassereimer, der an einer über ein Rad gezogenen Kette schwebt, im Hintergrund sind Wolken. Rechts vom Brunnen steht der Apostel Petrus als ganze Figur, nimbiert, in der Rechten zwei mit den Griffen aufeinander gestellte Schlüssel. Links vom Brunnen der Apostel Paulus, ebenfalls in ganzer Figur und nimbiert Haupte, in der Linken ein Hackmesser. Aus dem Brunnendach wachsend ein Heiliger als halbe Figur, nimbiert, in der Linken Hand eine Lanze. In dem neueren Siegel erscheint ein Ziehbrunnen mit stilisiertem Dache, mit einem Wassereimer, der an einer über ein Rad gezogenen Kette schwebt. Rechts vom Brunnen steht der Heilige Florian als ganze Figur, nimbiert, in der Rechten Hand eine Fahne, mit der Linken aus einem Gefäß Wasser gießend. Links vom Brunnen steht der Apostel Petrus, ebenfalls als ganze Figur und nimbiert, in der Linken zwei mit den Griffen aufeinander gestellte Schlüssel. Der Brunnen und die beiden Heiligen stehen auf einem Boden (Rasen). Über dem Brunnendach, auf einer Wolke schwebend, der Heilige Leopold als halbe Figur, auf dem nimbierten Haupt den Fürstenhut, in der Rechten eine Fahne, mit der Linken das Modell einer Kirche haltend. Umschriften: a) GEMEIN · INSIGL : AN · TEM · ¤ [Rosette] HUNGELBRUN. 1 · 7 · 4 · 4; b) GEMEINDE HUNGELBRUN. 1744. Die Jahreszahl auf letzterem Siegel ist bedeutungslos; dasselbe wurde laut Bericht des Grundgerichtes Hungelbrunn vom 25. Februar 1829 (Archiv der Stadt Wien, Oec. 4/1829) erst im zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts angefertigt[1].

Das Siegel war 1904 eine Grundlage für die Gestaltung des Bezirkswappens Wieden.

Friedhof

In neuzeitlicher Literatur (Wilhelm Kisch) ist auch ein Friedhof in Hungelbrunn belegt, der sich im Bereich Rainergasse, Blechturmgasse befunden haben dürfte.

Häuser

  • 1766: 8
  • 1778: 10
  • 1783: 10
  • 1790: 12
  • 1796: 12
  • 1840: 11
  • 1851: 17
  • 1857: 11?

Einwohner

  • 1783: 1.061
  • 1796: 1.260
  • 1840: 1.414
  • 1857: 1.640

Häusernummerierungen und -schematismen

In der Vorstadt Hungelbrunn wurden 1770 zum ersten Mal Konskriptionsnummern vergeben, die bis zur Einführung der Orientierungsnummern unverändert blieben. (Zur Übersicht über die Phasen der Nummerierungen der Häuser [Konskriptionsnummern] in der Vorstadt siehe: Häusernummerierung). Die folgenden Verlinkungen zu den Häuserschematismen sind chronologisch geordnet.

Nummerierung 1770

Literatur

  • Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 35
  • Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 167
  • Robert Messner: Die Wieden im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südwestlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1982 (Topographie von Alt-Wien, 7)
  • Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 156 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 128 f.
  • Maurer: Margareten. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 44. Wien: Gerold 1911, S. 35 f.
  • Anton Mailly: Niederösterreichische Sagen. 1926, S. 131 f.
  • G ustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2. - 21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 132 f.
  • Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VII f., Taf. C
  • Anton Jung: Beschreibung und Abdruck der Grundgerichts-Siegeln sämmtlicher Vorstädte und Gemeinden der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien, [Wien] 1829, S. 30
  • Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung (Hg.): Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien, Bd. 1. Wien 1992, S. 51

Bevölkerungsgeschichte

  • Andreas Weigl: Eine Neuberechnung der Bevölkerungsentwicklung Wiens nach Bezirken 1777-1869. In: Wiener Geschichtsblätter 50 (1995), S. 219-238.
  • Ignaz de Luca: Topographie von Wien. Bd. 1, Wien: Thad. Schmidbauer 1794, S. 61.
  • Ignaz de Luca: Statistische Fragmente. Wien: C.P. Rehm 1797, S. 50.
  • Johann Karl: Detaillirte Darstellung der Bevölkerung der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien und der Vorstädte ... nach der letzten Conscription im Jahre 1840.
  • Niederösterreichische Handels- und Gewerbekammer (Hg.), Statistische Übersicht der wichtigsten Productionszweige in Oesterreich unter der Enns. Wien: L. Sommer 1855.
  • G.A. Schimmer: Die Bevölkerung von Wien. In: Blätter für Landeskunde von Niederösterreich 1 (1865), S. 14, 26.

Einzelnachweise

  1. Nach Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. VIII