Gisela von Berger

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Gisela von Berger
Daten zur Person
Personenname Berger, Gisela von
Abweichende Namensform Berger, Gisela Maria Johanna von
Titel Freifrau
Geschlecht weiblich
PageID 36368
GND 130100927
Wikidata Q59653092
Geburtsdatum 12. Dezember 1878
Geburtsort Wien 4066009-6
Sterbedatum 26. Jänner 1961
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Schriftstellerin, Journalistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 16.04.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 1. Februar 1961
Friedhof Friedhof Heiligenstadt
Grabstelle Teil A, Gruppe 3, Nummer 238
Bildname GiselaVonBerger.jpg
Bildunterschrift Gisela von Berger
  • 7., Josefgasse 7/6 (Wohnadresse)
  • 13., Kopfgasse 1 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Vizepräsidentin des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (1916)

  • Ebner-Eschenbach-Preis


Gisela von Berger, * 12. Dezember 1878 Wien, † 26. Jänner 1961 Wien, Schriftstellerin, Journalistin.

Biografie

Gisela Maria Johanna von Berger war eine österreichische Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin. Sie war die zweite von insgesamt drei Töchtern von Dr. Wilhelm Freiherrn von Berger (1849–1917) und Johanna Hiller. Ihr Vater war Advokat, wie auch ihr Großvater, Dr. Nepomuk Berger. Ihre Großeltern mütterlicherseits waren Albrecht Johann Hiller und Theresia Drechsler, die Großeltern väterlicherseits der erwähnte Nepomuk Berger und Franziska Barwitsch. Gisela von Bergers Onkel Alfred von Berger war Direktor des deutschen Schauspielhauses in Hamburg und von 1910 bis zu seinem Tod Direktor des Burgtheaters in Wien. Zu ihm und dessen Ehefrau Stella von Hohenfels-Berger dürfte Gisela von Berger eine besonders enge Beziehung gehabt haben. Ihr Onkel hielt viel auf die Talente seiner Nichte, laut einem Zeitungsartikels in der "Neuen Freien Presse" war sie ihm nicht nur "bluts- sondern auch seelenverwandt". Umgekehrt bewunderte Gisela von Berger ihren Onkel und widmete ihm 1925 den Artikel "Mein Onkel Alfred Freiherr von Berger". Zeitweise dürfte sie sogar bei ihrem Onkel und ihrer Tante in Hietzing gewohnt haben.

Kindheit und Jugend

Ihre Kindheit und frühe Jugend verbrachte Gisela von Berger nach eigenen Angaben in Wien, zeitweise bei ihrem Onkel in Hamburg und auf einem kleinen Gut in Oberösterreich, womit wohl der sogenannte Kendlinghof in Au in der Gemeinde St. Wolfgang gemeint ist, welcher ihrem Vater gehörte. Ihre Ausbildung fand durch Hauslehrer statt sowie durch ihren Vater und ihren Onkel im Bereich der Literatur und der Wissenschaft. Als Erwachsene besuchte sie auch Veranstaltungen und Vorlesungen an der Universität Wien.

Berufliche Laufbahn

"Der Traum eines Kranken" war der Titel ihrer ersten Veröffentlichung, ein Gedicht, das am 17. März 1895 in der Reichspost gedruckt wurde. Es folgten kleine Geschichten und Novellen. Gisela von Bergers erstes Buch "Die Schlange: die Geschichte einer Ehe" erschien im Jahre 1907. Fünf Jahre später, 1912 wurde ihr zweites Buch, ein Novellenband mit dem Titel "Die Jüngere und andere Geschichten" veröffentlicht. Darauf folgte 1913 der Novellenband "Königskind Seele", den sie ihrem 1912 verstorbenen Onkel widmete. 1915 trat sie dem Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien bei. Obwohl sie später (zur Beginn der NS-Zeit) auf einem Fragebogen zur Bearbeitung des Aufnahmeantrages für die Reichsschriftstumkammer angab, sie sei dem Verein schon 1908 beigetreten, lässt sich dies mit dem Jahres-Bericht des Vereines der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien für das Jahr 1915 widerlegen. Im Jahr darauf wurde sie zur Vizepräsidentin des Vereins gewählt und behielt diese Funktion mehrere Jahre lang. Währenddessen erschienen in Zeitschriften und Zeitungen regelmäßig Gedichte und Feuilletons. 1916 fand ihr Debüt am Burgtheater statt, mit der Inszenierung ihres Stückes "Der Sohn der Sonne", in dem es um eine Vergewaltigungserfahrung im antiken Ägypten ging.

Nach dem Tod ihres Vaters 1917 musste sich Gisela von Berger um die Versorgung der Familie kümmern und konnte sich nicht allein auf den Verdienst ihrer künstlerischen Arbeiten verlassen. In einem Lebenslauf, der an der Wienbibliothek im Rathaus verwahrt wird, schilderte sie: "Dieser Verlust, zusammen mit den Schwierigkeiten der Kriegs- und Nachkriegszeit brachte einen grossen (sic) Umschwung in meinem äusseren (sic) Leben hervor, der leider auch auf mein künstlerisches Wirken übergriff."

Berger belegte und absolvierte einen Maschinenschrift- und Stenographiekurs und gab Unterricht in der deutschen Sprache. So lehrte sie etwa im Haus des französischen Generals Hallié und im Haus des amerikanischen Ministers Frazier. Trotz dieser Beschäftigung wurde 1919 ihr erster Roman veröffentlicht, "Die törichte Geschichte der Terpsichore Liebenreich", der mit dem Ebner-Eschenbach Preis ausgezeichnet wurde. Für den von ihr herausgegebenen Band "Das Buch der Dreizehn" (1920) verfasste sie einen Beitrag mit dem Titel "Das Tal der Schatten". Von 1921 bis 1926 war sie als Gesellschafterin und Unterrichtende für eine Wiener Frau angestellt. 1922 erschien mit "Der wandelnde Tod" ein weiterer Roman. Auch mit ihren Artikeln, Feuilletons und Gedichten feierte Gisela von Berger zu dieser Zeit Erfolge, zahlreiche Texte wurden in österreichischen und deutschen Zeitungen und Zeitschriften gedruckt. Nach eigenen Angaben, trat sie 1923 dem Verband der Österreichischen Schriftstellerinnengemeinschaft bei, 1925 dem Schutzverband der deutschen Schriftsteller in Österreich, wo sie später auch gemeinsam mit Max Mell, Franz Karl Ginzkey, Josef Friedrich Perkonig und Karl Hans Strobl im Vorstand des SDSÖ aktiv war. Ebenfalls im Jahre 1925 erschien eine Neuauflage ihres ersten Buches "Die Schlange" mit einem Nachwort von Felix Salten. Ihr Novellenband mit dem Titel "Der alte Herr" wurde 1926 veröffentlicht. Zusammen mit Erwin Rieger und weiteren Schriftstellern arbeitete sie an einem Bilanzband zum zehnjährigen Bestehen der Republik mit dem Titel "Ewiges Österreich: Ein Spiegel seiner Kultur" mit, in dem sie den Artikel "Die Gesellschaft" veröffentlichte. Etwa zu dieser Zeit wurde sie auch Mitglied des Verbands katholischer deutscher Schriftsteller. Von 1929 bis 1930 war sie als Redakteurin bei der Zeitschrift "Wiener Mode" angestellt. Berger beschrieb in den darauffolgenden Jahren Schwierigkeiten des Verdienstes durch erschwerte Beziehungen zu deutschen Blättern und Zeitschriften. Laut eines Artikels in der Zeitung "Der Wiener Tag", wurde im Oktober 1930 eine von ihr verfasste Komödie mit dem Titel "Weltreise" im Raimundtheater aufgeführt. Eine solche erwähnt sie jedoch nie selbst, weder in ihrem Curriculum Vitae, noch in dem oben erwähnten Fragebogen der Reichsschrifttumskammer. In diesem erwähnt sie die Aufführung eines Stückes namens "Durchreise", welches 1932 einmalig auf die Bühne gebracht wurde. Da der Fragebogen jedoch fehlerhaft ist (vor allem bezüglich der Veröffentlichungs- und Beitrittsdaten) und sich kein anderes Stück mit diesem Titel finden lässt, ist wahrscheinlich, dass es sich bei den Stücken "Durchreise" und "Weltreise" um dasselbe Stück handelt. 1931 wurde Berger Mitarbeiterin in der Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek unter Professor Josef Gregor und fand dort "viel Anregung und Erweiterung des Wissens besonders auf dem Gebiete des Theaters". 1932 kam die Verschriftlichung ihres "Osterspiel von Klosterneuburg" heraus, das zuvor schon regelmäßig auf der Bühne gespielt wurde. Es handelt sich dabei um eine deutsche Übersetzung des alten lateinischen Babenberger Osterspiels , welches damals wiederentdeckt wurde.

1933 trat Gisela von Berger aus dem österreichischem PEN Club, einem der ältesten österreichischen Schriftstellervereine, aus. Der PEN Club wandte sich in seinem Kongress in Ragusa (1933) gegen die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten. Wie auch viele andere Autorinnen und Autoren, welche nationalsozialistisches Gedankengut teilten, sah Gisela von Berger dies als einen Austrittsgrund. Abgesehen davon gibt es jedoch keinen Hinweis darauf, dass sie der Ideologie des Nationalsozialismus zustimmte.

1936 erschien ihr Buch "Glocken vom Jugendland." 1939 wurde sie fristlos aus der Österreichischen Nationalbibliothek entlassen, mit der von ihr angeführten Begründung: "dass meine Anstellung keine regelmäßige sei und ich das Alter, um sie nun in eine solche umzuwandeln, überschritten habe." Sie fand eine Anstellung in der Pressestelle des "Haus der Mode in Wien", wo sie vorerst als Angestellte und schließlich als provisorische alleinige Leiterin arbeitete. Während der Kriegsjahre veröffentlichte sie keine weiteren Bücher, weshalb sie auch 1941 aus der Vollmitgliedschaft der Reichsschrifttumskammer entlassen wurde und nur als befreites Mitglied galt. Sie behielt ihre Anstellung im Haus der Mode bis 1946, bevor sie als Lektorin im Ring-Verlag tätig wurde, wo sie 1946 ihr Buch "Der Arzt ohne Herz" publizierte. Dort arbeitete sie als Cheflektorin bis zum Jahr 1949. Ihre letzte Buchpublikation erfolgte 1954 und ist eine Biografie mit dem Titel "Josefine Gallmeyer: Wiens größte Volksschauspielerin", die sie zusammen mit Blanka Glossy verfasste.

Letzte Lebensjahre

Aus einigen Korrespondenzen ist herauszulesen, dass Gisela von Berger in ihren späteren Jahren an Gleichgewichtsstörungen litt. Sie starb am 26. Jänner 1961 im Alter von 83 Jahren. Aus einem Brief ihrer Schwestern, Mathilde Maria Willhelmine von Berger und Blanka Maria Theresia von Berger, geht hervor, dass ihr Tod wohl schon zwei Jahre zuvor geahnt wurde. Gisela von Berger wurde am 1. Februar 1961 am Friedhof Heiligenstadt bestattet. Eine Gedenkfeier des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen wurde am 14. März 1961 veranstaltet.

Rezeption

Obwohl Gisela von Berger in der Zwischenkriegszeit als etablierte Schriftstellerin und Journalistin galt, die mitunter bei renommierten Verlagen wie Fischer Verlag, Max Pfeffer Verlag, A. Hartleben’s Verlag, Deutsch-Österreichischer Verlag oder Rikola-Verlag publizierte, fanden ihre Werke kaum Rezeption in der Literaturwissenschaft. Ihr Name und eine Zusammenfassung ihrer Biografie findet sich in einigen wenigen Werken, herausstechend ist Renata Trejnowska-Supranowicz' Artikel: "Gisela Berger und die Elemente des Fantastischen anhand ihres historischen Romans 'Der wandelnde Tod'", der sich intensiver mit der Schriftstellerin und Journalistin auseinandersetzt. Bergers Werke stehen in der Tradition der Romantik, die jedoch Themen im Sinn der Wiener Moderne aufgreifen. Ihre journalistische Arbeit wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie Neue Freie Presse und Neues Wiener Tagblatt gedruckt. Ihre Gedichte, Gedichtbände, Novellenbände und Bücher wurden in diesen Zeitungen rezensiert. Sie wird als Romantikerin und Träumerin beschrieben, die eher zurückgezogen lebt. Auch ihre Naturverbundenheit und ihre "Nähe zu Gott" werden öfters erwähnt. Sowohl ein Artikel im Neuen Wiener Tagblatt (1930), als auch einer in der Neuen Freien Presse (1936) thematisieren ihre Einsamkeit und Melancholie. Obwohl ihre Erfolge – vor allem in den früheren Jahren – oft dem Bekanntheitsgrad ihres Onkels zugeschrieben wurden, würdigten die meisten Pressestimmen Gisela von Bergers großes Talent als Schriftstellerin und Dramaturgin.


Die Wienbibliothek im Rathaus verwahrt mehrere Korrespondenzstücke von und an Gisela von Berger, die belegen, dass sie Freundschaften und Bekanntschaften mit anderen Schriftstellerinnen und Schriftstellern führte, darunter Max Mell, Felix Braun, Hugo Thiming, Robert Breuer, Franz Karl Ginzkey, Hermine Cloeter und Karl Kraus. Karl Kraus war eine Zeit lang eng mit ihrem Onkel Alfred Freiherr von Berger befreundet gewesen, über den sie wahrscheinlich mit Karl Kraus in Kontakt gekommen war. Berger fand auch eine langjährige Freundin in der Burgschauspielerin Blanka Schwarz-Glossy, mit der gemeinsam sie das Buch über Josefine Gallmeyer geschrieben hat.

Quellen


Literatur


Gisela von Berger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Nachlässe in Österreich - Personenlexikon: Gisela von Berger