Flüchtlingslager

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Flüchtlingslager am Cobenzl (1949)
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.02.2021 durch WIEN1.lanm08kub
Bildname Flüchtlingslager.jpg
Bildunterschrift Flüchtlingslager am Cobenzl (1949)

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Zweiter Weltkrieg

Die Unterbringung und Verköstigung der Flüchtlinge, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Wien zusammenströmten (September 1945: 24.000), bildeten ein schwieriges Problem für die Stadtverwaltung. Mit der Flüchtlingsfürsorge wurde die Magistratsabteilung 12 - Erwachsenen- und Familienfürsorge betraut, die die Flüchtlinge in Wien unterzubringen und zu versorgen hatte (zum Teil in städtischen Lagern). Anfang 1946 gab es 17 Flüchtlingslager, fünf Bahnhofsfürsorgestellen und eine Ausspeisestelle (9, Porzellangasse, ab 25. Oktober 1948 5, Am Hundsturm), daneben etwa 100 private Lager mit circa 5.000 Flüchtlingen. Größere Abtransporte ermöglichten 1946 eine Reduzierung auf sechs Lager für Flüchtlinge, zwei Lager für rückgewanderte Österreicher (16, Odoakergasse 48; 19, Sieveringer Straße 245) und ein Lager für heimgekehrte Kriegsgefangene. Die Bahnhofsfürsorge wurde 1946 von der Caritas übernommen; die Verwaltung der beiden Lager für rückgewanderte Österreicher übernahm 1947 das Anstaltenamt. Die US-Besatzungsmacht behielt sich über das in ihrer Zone liegende Lager (19, Am Cobenzl) das Verfügungsrecht vor, die britische Militärregierung führte in ihrer Zone das Lager "Auhof" selbst (Kosten wurden dem Magistrat verrechnet), die Lager in der französischen Zone wurden vom Magistrat verwaltet (Einweisung jedoch nur mit Zustimmung der französischen Militärregierung), und der russische Stadtkommandant ordnete Ende 1945 die Auflassung der Lager an.

Am 1. Februar 1950 wurde das Referat der Flüchtlingsfürsorge reorganisiert und auf andere Dienststellen aufgeteilt (Sozialamt, 1, Schottenring 22; Zentralverwaltung der Flüchtlingslager, 16, Wurlitzergasse 59). Die Zahl der Lager schwankte 1946-1949 zwischen sechs und dreizehn (1. Jänner 1948: acht, 1. Jänner 1949: dreizehn); 1951 gab es zehn, 1955 noch fünf Lager.

Adressen

Ungarn

Nach der Niederschlagung des ungarischen Aufstands stieg bis Ende 1956 die Zahl der Lager durch den Flüchtlingsstrom aus Ungarn (rund 180.000 Flüchtlinge, davon 6.667 in 18 Lagern). Vorwiegend wurden Schulen, Kasernen (Kaiserebersdorf, ab 1957 Albrechts- und Carlskaserne), Wijug-Heime (Emmersdorf, Gaaden, Eichbühel, Bad Hall) umfunktioniert. Weitere Lager führten religiöse Verbände, die Volkshilfe und der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB). Mit 31. Dezember 1957 schied der Magistrat aus der Verwaltung der ungarischen Flüchtlingslager aus; sie wurden dem Bundesministerium für Inneres unterstellt. 1960 verwaltete das Sozialamt noch drei Lager (bis Ende 1962 geschlossen). Gleichzeitig wurde ein Integrationsprogramm für die nach der Genfer Konvention anerkannten sogenannte Mandatsflüchtlinge eingerichtet.

Tschechoslowakei

Im Sommer 1968 war Österreich mit einem neuen Flüchtlingsstrom aus der Tschechoslowakei von rund 162.000 Menschen konfrontiert. Die Stadt Wien errichtete ein Notlager in einem Gebäude in der Arsenalstraße, das später vom Bund übernommen wurde.

Jüdische Flüchtlinge

In den 1970er Jahren emigrierten russische Juden über Österreich nach Israel oder in andere Länder (vorwiegend in die USA). In Wien wurden sowohl die Auswanderer als auch die Remigranten (die in die UdSSR rückwandern wollten) von der Israelitischen Kultusgemeinde und vom Sozialamt betreut.

Seit den 1970er Jahren

Die Verwaltung der Flüchtlingslager befand sich in der Folge mehr in der Hand des Bundes (Traiskirchen). In den 1970er und 1980er Jahren kamen weitere Flüchtlinge aus Lateinamerika (besonders aus Chile), aus der ČSSR (insbesondere Unterzeichner der "Charta 77" oder in diesem Zusammenhang Verfolgte), aus dem Irak (Kurden) und ab 1982 (nach Verhängung des Kriegsrechts) aus Polen. Nach der Ablösung der kommunistischen Machthaber in den ehemaligen Ostblockstaaten und der damit verbundenen Öffnung der Grenzen kam es zu einem Zustrom von Flüchtlingen, die ihre Lebensbedingungen verbessern wollten (beispielsweise aus Rumänien). 1992 begann ein neuer Flüchtlingsstrom aus dem Raum des zerfallenden Jugoslawien wegen der dort herrschenden Kampfhandlungen (insbesondere aus Bosnien, anfangs auch aus Kroatien).