Demonstration

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Demonstration von Arbeitslosen vor dem Parlament (1919)
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
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Bildunterschrift Demonstration von Arbeitslosen vor dem Parlament (1919)

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Eine Demonstration ist eine größere Ansammlung Gleichgesinnter zur öffentlichen Kundmachung beziehungsweise Erzwingung bestimmter Anliegen mit friedlichen Mitteln oder unter Einsatz von Gewalt. Siehe auch Streik.

Mittelalter bis Erster Weltkrieg

Demonstrationen sind in Wien seit dem Mittelalter nachweisbar, so zum Beispiel während der Bürgerkriege 1408 und 1462, anläßlich der Erhebung gegen die Niederösterreichische Regierung 1519 und in der Zeit der Glaubenskämpfe (spektakulär war die Demonstration vor der Burg 1579). Große Bedeutung und Wirkung hatten Demonstrationen während des Revolutionsjahrs 1848. Eine Demonstration für Koalitionsfreiheit fand am 13. Dezember 1869 vor dem Reichsratsgebäude statt (Teilnahme von etwa 20.000 Arbeitern). Die größten Demonstrationen vor dem Ersten Weltkrieg (vergleiche Streik) hatten politische (Wahlrecht; beispielsweise 9. Juli 1893 (Frauenwahlrecht) und 28. November 1905) und soziale Ursachen (Arbeitszeit [Achtstundentag], Lebenshaltungskosten [Teuerung 17. September 1911; drei Todesopfer]). Die Aufmärsche am 1. Mai verfolgten auch den Zweck, Anliegen der Arbeiterschaft zu artikulieren.

Erste Republik

Am Beginn der Ersten Republik standen Demonstranten vor dem Parlament (Forderung nach Einführung der Republik); am 31. Jänner und 12. April 1919 kam es zu Demonstrationen von Arbeitslosen, am 5. Juni 1919 zu Demonstrationen der Roten Garden gegen die geplante Reduktion der Volkswehr, am 7. Juni 1920 zu einer „Hungerdemonstration", die in Plünderungen ausartete, 1921 zu einer Teuerungsdemonstration). Die Demonstrationen der 1920er und 1930er Jahre entwickelten sich meist aus der Konfrontation der politischen Lager und ihrer paramilitärischen Verbände (Bürgerliche: Heimwehr, Frontkämpfervereinigung, Vaterländische Front; Sozialdemokraten: Schutzbund; Nationalsozialisten) oder bildeten eine Möglichkeit der Selbstdarstellung. Die Massendemonstration gegen das Schattendorfer Urteil führte am 15. Juli 1927 zu den tragischen Ereignissen vor dem Justizpalast.

Zweite Republik

Nach dem Zweiten Weltkrieg verliefen Demonstrationen im allgemeinen friedlich. 1950 wurden kommunistische Demonstrationen, die putsch-ähnliche Ausmaße annahmen, von der Wiener Arbeiterschaft unter Führung der Gewerkschaft niedergeschlagen. 1951 demonstrierten Hausfrauen gegen die Fleischpreise. Am 26. Oktober 1964 kam es zu einer Bauarbeiter-Demonstration vor der SPÖ-Zentrale im Zusammenhang mit dem Vorgehen gegen Franz Olah. Zu Zusammenstößen kam es am 31. März 1965 bei der Demonstration gegen die neonazistischen Äußerungen von Professor Taras Borodajkewycz und 1987-1990 bei den Demonstrationen gegen den Opernball. Ohne Zwischenfälle verliefen in Wien hingegen Demonstrationen gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf (1980), für den Weltfrieden (1982; Abschlußkundgebung [70.000 Teilnehmer] auf dem Rathausplatz), gegen den Bau des Konferenzzentrums (1982), gegen den Bau des Donaukraftwerks Hainburg (1984/85; auch Besetzung der Stopfenreuther Au [dort gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei]), und für das friedliche Zusammenleben in Österreich(1993; Demonstration „Lichtermeer" der Organisation „SOS-Mitmensch"; Abschlußkundgebung [200.000 Teilnehmer] auf dem Heldenplatz). Zahlreiche Demonstrationen (im allgemeinen in Form von Aufmärschen, die oft vor dem Bundeskanzleramt endeten) dienten der Unterstreichung von Forderungen einzelnen Berufsgruppen (Bauern [Traktorenaufmärsche], Ärzte, Krankenschwestern, Studenten und andere). Volksabstimmung, Volksbegehren.

Siehe dazu: Karte der Demonstrationen 1918 - 2018


Literatur

  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer [Hg.]: Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte 1918-1928. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1984, Register
  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer, Herbert Steiner [Hg.]: Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte 1938-1945. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1971, Register
  • Josef Kocensky [Hg.]: Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte 1945-1955. Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1970, Register
  • Peter Eppel / Heinrich Lotter: Dokumentation zur österreichischen Zeitgeschichte 1955-1980. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 21982, Register
  • Christine Klusacek: 3 Todesopfer in Ottakring. Die Teuerungsdemonstration vor 80 Jahren. In: Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole, 17.10.1991, S. 16

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