Bauernfeindsches Haus

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Bauernfeind-Haus mit dem Café l´Europe
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1560
Datum bis
Andere Bezeichnung heute: Kardinal-Innitzer-Hof
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 4808
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 17.01.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Bauernfeindsches Haus.jpg
Bildunterschrift Bauernfeind-Haus mit dem Café l´Europe
  • 1., Brandstätte 1
  • 1., Jasomirgottstraße 2
  • 1., Stephansplatz 8
  • 1., Stephansplatz 8A
  • Nr.: 616 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 628 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 669 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

Bauernfeindsches Haus am Behsel-Plan

Bauernfeindsches Haus (1., Brandstätte 1, Jasomirgottstraße 2, Stephansplatz 8-8A; Konskriptionsnummer 628).

Bauernfeindsches Haus

Namensgebung

Der Name diese Hauses leitet sich vom Ratsherrn und Handelsmann Georg Bauernfeind ab, der es von 1697 bis 1721 besaß. Die immer wieder auftauchende Annahme, der Name leite sich von Neidhart Fuchs, der als "Bauernfeind" bezeichnet wurde, ab, ist daher falsch.

Architektur

Hier wurde 1560 ein zweistöckiges Haus erbaut, das viele kleine Fenster besaß und bereits acht Jahre später umgebaut wurde. Es hatte seine Front gegen den Stephansfreithof und war durch einen Schwibbogen (der einen der zwei Einlässe in die Brandstätte bildete) mit dem Haus, das im 19. Jahrhundert das Schild "Zum Primas von Ungarn" führte (1, Rotenturmstraße 1-3), verbunden. Es handelte sich um einen langgezogenen Bau, dessen Grundfläche nur ungefähr der Grundfläche der heutigen Häuser Stephansplatz 8 und 8A entsprach und sich von der Jasomirgottstraße über die heutige Brandstätte bis zur Mitte des heutigen Kennedyhofes erstreckte.

Früher Arbeitnehmerschutz

Der Bau wurde (über einen Privatmann) von der Stadt Wien in Auftrag gegeben. Hier sind auch erste Spuren eines Arbeitnehmerschutzes zu finden: Da es in Wien zu wenige Maurer und Steinmetze gab, wurden diese aus verschiedenen Orten Oberösterreichs geholt. Als im August 1560 acht Arbeiter erkrankten, entschloss sich die Stadt Wien, jedem Arbeiter, der mehr als eine Woche krank war, ein "Hofgeld" zu bezahlen, um den kranken Arbeitern eine üble Nachrede in ihren Heimatdörfern zu ersparen und die Gesunden anzuspornen. Im September und Oktober desselben Jahres wurden daher an 17 Personen unterschiedlich hohe Unterstützungsgelder ausgezahlt.

Privatisierung

Im Jahr 1608 überließ die Stadt das Haus samt Brunnen, der sich auf dem Platz davor befand, Lazarus Henckel von Donnersmarck, bei dem diese Schulden von 9.600 Gulden hatte. Er besaß das Haus bis 1622. Durch ein Rückkaufsrecht, das die Stadt 1608 mit Henckel vereinbart hatte, wurde es nach 1681 erneut von der Stadt Wien erworben. 1697 kam es in den Besitz von Georg Bauernfeind. Er belegte das Haus mit einer Stiftung von 2.000 Gulden., die mit fünfprozentiger Verzinsung angelegt wurden. Von den Zinsen mussten in der Thomaskapelle im Gundelhof wöchentlich zwei heilige Messen für sein Seelenheil und das seiner Familie gelesen werden. 1698 erwarb er von der Gemeinde ein angrenzendes Stück Grund, auf dem er zwei Schneckenstiegen und eine Kellertreppe errichten ließ. 1699 erhielt er außerdem durch einen mit dem Stadtrat geschlossenen Vergleich die Erlaubnis, bei einem Umbau den an das Haus angebauten Heiltumstuhl "ab- und hinwegzubrechen".

1809 geriet ein Teil der Front durch französischen Beschuss in Brand, wodurch das Gebäude (als eines der wenigen, die durch das Bombardement Schaden erlitten) teilweise zerstört wurde. Nach dem Aussterben der Bauernfeindschen Erben in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts gelangte das Haus in den Besitz mehrerer Miteigentümer und 1873 an die Stadtbaugesellschaft. Im Zuge der allgemeinen Regulierung der Brandstätte (1874) wurde es demoliert.

Neubau 1874/1875

Anstelle des alten Gebäudes baute der Architekt Wilhelm Fränkel 1874/1875 ein prächtiges Doppelhaus. In den Parterreräumlichkeiten befanden sich wieder das stark frequentierte "Café de l’Europe" (das ab 1848 als Treffpunkt der Fremden zu Lokalberühmtheit gelangt war) und die ab dem 15. Jahrhundert bekannte "Alte Feldapotheke" (Schild "Zum goldenen Greif"). Beide Hälften des Doppelhauses wurden von der Ersten österreichischen Spar-Casse erworben, hatten jedoch später unterschiedliche Besitzer.

Kriegsschäden

Im April 1945 fiel die ganze Häuserzeile gegenüber dem Stephansdom (vergleiche Rothbergers Warenhaus) den Flammen zum Opfer. Noch ein Jahr später musste das zwischen Bauernmarkt und Stephansplatz liegende Straßenstück der Brandstätte gesperrt werden, da man den Einsturz der Brandruinen befürchtete.

Kardinal-Innitzer-Hof

Als erste Gebäude wurden die Häuser Stephansplatz 8A (1949) und Stephanssplatz 8 (1951/1952) nach Plänen von Josef Vytiska errichtet, die gemeinsam den Kardinal-Innitzer-Hof (Theodor-Innitzer-Hof) bilden. An der Fassade wurden Wappen und Wahlspruch des Erzbischofs angebracht.

Siehe auch Jasomirgottstraße 2, Brandstätte 1 und Theodor-Innitzer-Hof.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Literatur

  • Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 164
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 89
  • Theodor F. Meiseis: Bummel durch Alt-Wien. Wien 1936, S. 24
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, Register
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 317
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 756-760