Kennedyhof

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Das Haus 632 "Zum Primas von Ungarn" (Rotenturmstraße 1)
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von 1366
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung Zum Primas von Ungarn, Thonethof, Wannersches Bierhaus, Zur (deutschen) Eiche
Benannt nach John F. Kennedy
Einlagezahl
Architekt Georg Lippert, Viktor Mittag
Prominente Bewohner Maria Eva Veigel
PageID 3564
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser, Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen
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Letzte Änderung am 25.04.2021 durch DYN.krabina
Bildname Primas von Ungarn.jpg
Bildunterschrift Das Haus 632 "Zum Primas von Ungarn" (Rotenturmstraße 1)
  • 1., Rotenturmstraße 1-3
  • 1., Kramergasse 2
  • 1., Brandstätte 2
  • Nr.: 619 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 620 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 621 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 631 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 632 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 633 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 672 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 673 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)
  • Nr.: 674 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


Kennedyhof (1., Rotenturmstraße 1-3, Kramergasse 2, Brandstätte 2; Konskriptionsnummern 631-633).

Vorgängerbauten

Haus Stadt 631 "Zur (deutschen) Eiche"

Hier stand ursprünglich ein Teil des Hauses Stadt 587 (Kramergasse 1), das die Kramergasse und die Brandstätte trennte. Es war wohl ab 1366 ein eigenständiges Objekt, obwohl beide Häuser bis 1622 stets denselben Besitzer hatten. Angeblich wurde hier eine der ersten Bursen eröffnet. Sie trug den Namen "Zur Eiche", war nicht so straff wie spätere Bursen organisiert und lag zudem außerhalb des Universitätsviertels. Bereits 1503 bestand sie wahrscheinlich nicht mehr, denn in diesem Jahr wurde Leonhart Lackner, an den das "Lacknersche Epitaph" im Stephansdom (Christus am Ölberg) noch heute erinnert, als Besitzer eingetragen. Das Haus blieb auch die folgenden 180 Jahre im Besitz der Familie Lackner. 1605 wurde es gemeinsam mit dem größeren Haus 587 verkauft, doch wurde der neue Besitzer eines nicht näher definierten Verbrechens bezichtigt und daher wurde 1623 sein Vermögen samt der Häuser eingezogen. Wahrscheinlich war der Besitzer Anhänger des Winterkönigs Friedrich von der Pfalz. Das Haus Stadt 631 wurde in der Folge vom Kaiser verschenkt.

1769 erwarben der Bierwirt Johann Steinwander und seine Gattin Maria das Gebäude und eröffneten hier ein Bierhaus, dass zu den beliebtesten der Stadt zählte und das auch von vielen Fremden besucht wurde. Nach mehrfachem Besitzerwechsel wurde das Haus am 4. Oktober 1842 vom Bierwirt Johann Georg Elterlein erworben. Er ließ das Bierhaus, das seit 1810 "Wannersches Bierhaus" hieß, umbauen. Da es vor allem von Mitgliedern der akademischen Legion bsucht wurde, wurde es in "Zur deutschen Eiche" umbenannt. 1882 wurde das Haus, das zum Schluss nur mehr eine kleine Weinstube beherbergte, abgebrochen und die Kramergasse bis zur Brandstätte verlängert.

Siehe auch: Zur (deutschen) Eiche.

Haus Stadt 632 "Zum Primas von Ungarn"

Dieses Haus wird erstmals im Jahr 1401 erwähnt, als es mitsamt den dazu gehörenden "chremen" (Kramläden) verkauft wurde. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es in den Besitz des kaiserlichen Rates und Leibarztes Dr. Johann Pilhaimer, der in den Jahren 1534 und 1535 Wiener Bürgermeister war, und seiner Frau Katharina. 1603 wurde die Genehmigung erteilt, "ein neues Stockl oder zwai Kämerl aufeinander darüber ain Tachel" oberhalb der Brandstatt zwischen diesem Haus und dem Haus Stadt 628 (Bauernfeindsches Haus) zu errichten. Es wurde jedoch die Bedingung gestellt, dass die Durchfahrt "für immer" erhalten bleiben müsse. In der Folge wurden die Häuser durch einen Schwibbogen verbunden.

Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts war im Haus Stadt 632 der Buchladen der Brüder Lienhart (Leonhard) und Lucas Alantsee untergebracht. Ab 1794 gehörte das Gebäude den jeweiligen Besitzern des Hauses Stadt 633. Im Haus war zu dieser Zeit die Tuchhandlung "Zum Primas von Ungarn" untergebracht, deren Name sich auf das Haus übertug. Außerdem befand sich lange Zeit das Modewarengeschäft "Zum schwarzen Berg" im Erdgeschoß des Hauses.

Am 29. Februar 1724 wurde hier die Tänzerin Maria Eva Veigel geboren, die von Franz Hilverding van Wewen und selbst von Kaiserin Maria Theresia gefördert wurde und schon im Alter von zehn Jahren im Kärntnertortheater auftrat. Bei Gastspielen in London lernte sie den Schauspieler und Direktor des Drurylane-Theaters, David Gerrick, kennen, den sie heiratete. Am 16. Oktober 1822 verstarb sie fast hundertjährig in London.

Mitte des 19. Jahrhunderts sollte das Gebäude niedergerissen werden, doch die Besitzerin sträubte sich bis zu ihrem Tod (1882) dagegen. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass der Schwibbogen, der das Haus mit dem Bauernfeindschen Haus verband, abgebrochen wurde. 1882 wurden die beiden Gebäude Stadt 632 und 633 von den Brüdern Thonet erworben und abgetragen.

"Möring"

Durch den Abbruch des Hauses Stadt 632 verschwand auch die "Möring", eines der ältesten Wahrzeichen Wiens. Hierbei handelte es sich um ein Abwassergerinne, das vom ehemaligen Schlossergassel in die Goldschmiedgasse und zwischen Münzerstraße (heute Fleischmarkt) und Lichtensteg durch die Kramergasse und die Rotgasse zum Roten Turm führte, wo es in die Donau mündete. 1387 wurde ein Teil der Möring ausgemauert und überwölbt. Am Haus Stadt 632 wurde als Erinnerung daran eine Inschrifttafel angebracht, die die Aufschrift "Anno Domi(ni) MCCCLXXXVII daz dy Mori(n)g g(e) macht ist" trug. Diese Tafel ist das älteste Zeugnis für die Kanalisation der Stadt Wien und befindet sich heute im Wien Museum.

Siehe auch: Zum Primas von Ungarn.

Haus Stadt 633

Dieses Haus lag mit der Fronseite zur ehemaligen Bischofgasse (heute Rotenturmstraße) und wird 1430 erstmals urkundlich erwähnt. 1545 erbte es die Gattin des Bürgermeisters Caspar Bernhardt. Ende des 17. Jahrhunderts versuchte das Hofquartieramt, Personen im Haus unterzubringen. Der Besitzer schrieb daraufhin ein Bittgesuch an den Kaiser, indem er die engen Platzverhältnisse im Haus schilderte und daher ersuchte, von der Hofquartierpflicht ausgenommen zu werden. Dem Ansuchen wurde allerdings nicht stattgegeben, da seit 1669 eine kaiserlicher Verordnung in Kraft war, die in so einem Fall die Zahlung einer bestimmten Geldsumme vorsah. Ab 1794 hatte es stets denselben Besitzer wie Haus Stadt 632 und wurde zusammen mit diesem im Jahr 1882 abgerissen.

Thonethof

Anstelle der drei oben genannten Häuser ließen die Brüder Thonet (Söhne von Michael Thonet) den Thonethof errichtet. Die Pläne hierfür stammten von den Architekten Ferdinand Fellner dem Jüngeren und Hermann Gottlieb Helmer. Das 1882/1883 errichtete Gebäude wurde am 8. April 1945 von einer Bombe getroffen, die es in Brand setzte. Da sich das Feuer rasch ausbreitete und auch der Druck des Löschwassers nicht ausreichte, brannte das Gebäude trotz großer Bemühungen der Hausfeuerwehr vollkommen aus.

Siehe auch: Thonethof.

Kennedyhof

Im Jahr 1964 wurde der Kennedyhof nach Plänen der Architekten Georg Lippert und Viktor Mittag errichtet. Er wurde nach dem Präsidenten der USA, John F. Kennedy (Kennedybrücke) benannt. Außerdem wurde eine Gedenktafel mit Porträtrelief (von Ferdinand Welz) angebracht. Entlang der Rotenturmstraße wurde das neu Gebäude mit Arkaden versehen, wodurch die Straße verbreitert werden konnte.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus Stadt 631:

  • Bierhaus ("Wannersches Bierhaus", "Zur deutschen Eiche"), später Weinstube

Haus Stadt 632:

  • "chremen" (Kramläden)
  • Buchladen der Brüder Lienhart (Leonhard) und Lukas Alantsee
  • Tuchhandlung "Zum Primas von Ungarn"
  • Modewarengeschäft "Zum schwarzen Berg"

Haus Stadt 633:


Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 51
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 674-682