Wienfluss: Unterschied zwischen den Versionen

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Wienfluss (1, 3-6, 12-15), kurzweg "Wien" genannt, Hauptfluss des [[Wienerwald|Wienerwalds]] (Gesamtlänge 34 Kilometer).  
 
Wienfluss (1, 3-6, 12-15), kurzweg "Wien" genannt, Hauptfluss des [[Wienerwald|Wienerwalds]] (Gesamtlänge 34 Kilometer).  
  
Der Fluss entspringt am Fuß des Kaiserbrunnbergs im Wienerwald und führt dort den Namen "Dürre Wien". Nach der Einmündung des durch Seitenbäche gespeisten Pfalzauer Bachs heißt das Gerinne "Wienfluss". Auf dem Weg durch das (heutige) Stadtgebiet nimmt er links den Weidling-, Tullner, Halter- und Rosenbach, rechts den Brenten-, Wolfsgraben-, Dam- und Baunzenbach, das Rotwasser, den Grünauer und den Lainzer Bach auf. Der Wienfluss mündet etwas flussabwärts der Aspernbrücke in den Donaukanal. Er gilt als Wildwasser, das während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen erheblich anschwillt, wobei seine Wassermenge manchmal bis zu 2.000mal größer ist als bei Trockenheit ([[Überschwemmung]]). Die Gefahr konnte erst um die Jahrhundertwende durch die Errichtung eines Staubeckens zwischen Mariabrunn und Hütteldorf gebannt werden.
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Der Fluss entspringt am Fuß des Kaiserbrunnbergs im Wienerwald und führt dort den Namen "Dürre Wien". Nach der Einmündung des durch Seitenbäche gespeisten Pfalzauer Bachs heißt das Gerinne "Wienfluss". Auf dem Weg durch das (heutige) Stadtgebiet nimmt er links den Weidling-, Tullner, Halter- und Rosenbach, rechts den Brenten-, Wolfsgraben-, Dam- und Baunzenbach, das Rotwasser, den Grünauer und den Lainzer Bach auf. Der Wienfluss mündet etwas flussabwärts der Aspernbrücke in den Donaukanal. Er gilt als Wildwasser, das während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen erheblich anschwillt, wobei seine Wassermenge manchmal bis zu 2.000mal größer ist als bei Trockenheit ([[Überschwemmungen|Überschwemmung]]). Die Gefahr konnte erst um die Jahrhundertwende durch die Errichtung eines Staubeckens zwischen Mariabrunn und Hütteldorf gebannt werden.
  
Schon die Römer hatten unter der Tücke des Flusses zu leiden, weshalb sie ein großes Wasserbecken zum Auffangen des Überwassers anlegten; so konnten sie die in der Nähe des Flusses vorbeiziehende Munizipalstraße nach dem späteren Sankt Marx vor andauernder Überschwemmung schützen. Das Wasserbecken wurde, nachdem es teilweise zerstört worden war, in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wiederhergestellt. Die durch einen Arm der Wien, den sogenannten [[Mühlbach]] ([[Mühlen]] [dort weitere Verweise]), gebildete Insel wird schon 1290 erwähnt. Der Fluss bildete auch mehrere Weiher: die "Lacke" außerhalb des Klagbaums (1471), den Weiher "hinter dem [[Heiligengeistspital]]" (1478), den Permansweiher vor der heutigen Karlskirche (1456) und den Königsweiher in der [[Scheffstraße]] (1467).  
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Schon die Römer hatten unter der Tücke des Flusses zu leiden, weshalb sie ein großes Wasserbecken zum Auffangen des Überwassers anlegten; so konnten sie die in der Nähe des Flusses vorbeiziehende Munizipalstraße nach dem späteren Sankt Marx vor andauernder Überschwemmung schützen. Das Wasserbecken wurde, nachdem es teilweise zerstört worden war, in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wiederhergestellt. Die durch einen Arm der Wien, den sogenannten [[Mühlbach (4)|Mühlbach]] ([[Mühlen]] [dort weitere Verweise]), gebildete Insel wird schon 1290 erwähnt. Der Fluss bildete auch mehrere Weiher: die "Lacke" außerhalb des Klagbaums (1471), den Weiher "hinter dem [[Heiligengeistspital]]" (1478), den Permansweiher vor der heutigen Karlskirche (1456) und den Königsweiher in der [[Scheffstraße]] (1467).  
  
Die bedeutendsten Brücken waren die "Stainerne Prugken bey Chernerthor" ([[Elisabethbrücke]]) und die Steinbrücke vor dem Stubentor ([[Stubenbrücke]]), die in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts bestehende hölzerne Brücken (aus dem beginnenden 13. Jahrhundert) ersetzten und für den Handel nach Italien beziehungsweise Ungarn von Bedeutung waren. Bis ins 15. Jahrhundert hatte der Fluss insofern ein anderes Bett, als er ab der Stubenbrücke weiter östlich im Zuge der heutigen Hinteren Zollamtsstraße und dann, im rechten Winkel abbiegend, zum Donauarm floss.  
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Die bedeutendsten Brücken waren die "Stainerne Prugken bey Chernerthor" ([[Elisabethbrücke (1, 4)|Elisabethbrücke]]) und die Steinbrücke vor dem Stubentor ([[Stubenbrücke]]), die in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts bestehende hölzerne Brücken (aus dem beginnenden 13. Jahrhundert) ersetzten und für den Handel nach Italien beziehungsweise Ungarn von Bedeutung waren. Bis ins 15. Jahrhundert hatte der Fluss insofern ein anderes Bett, als er ab der Stubenbrücke weiter östlich im Zuge der heutigen Hinteren Zollamtsstraße und dann, im rechten Winkel abbiegend, zum Donauarm floss.  
  
 
Sgraffito 14, Hackinger Straße 53 zum Thema "Regulierung der Wien 1897" (städtische Wohnhausbau von Friedrich Schloßberg, erbaut 1954-1956).
 
Sgraffito 14, Hackinger Straße 53 zum Thema "Regulierung der Wien 1897" (städtische Wohnhausbau von Friedrich Schloßberg, erbaut 1954-1956).
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[[Datei:Regulierung des Wienflusses.jpg|Die Regulierung des Wienflusses, Abbildung aus der Zeitschrift "Über Land und Meer", 1898|thumb|390px]]
 
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[[Wienflussbrücken]], [[Wientalbrücke]]; vergleiche auch [[Naschmarkt]].
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[[Wienflussbrücken]], [[Wientalbrücke der Stadtbahn|Wientalbrücke]]; vergleiche auch [[Naschmarkt]].
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 10. Dezember 2014, 14:15 Uhr

Wienfluß (1953)
Daten zum Objekt
Art des Objekts Gewässer
Datum von
Datum bis
Name seit
Andere Bezeichnung Wien
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Bezirk 1, 3, 4, 5, 6, 12, 13, 14, 15
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 10567
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 10.12.2014 durch DYN.irire
Bildname Wienfluß.jpg
Bildunterschrift Wienfluß (1953)

Kartenausschnitt aus Wien Kulturgut

Wienfluss (1, 3-6, 12-15), kurzweg "Wien" genannt, Hauptfluss des Wienerwalds (Gesamtlänge 34 Kilometer).

Der Fluss entspringt am Fuß des Kaiserbrunnbergs im Wienerwald und führt dort den Namen "Dürre Wien". Nach der Einmündung des durch Seitenbäche gespeisten Pfalzauer Bachs heißt das Gerinne "Wienfluss". Auf dem Weg durch das (heutige) Stadtgebiet nimmt er links den Weidling-, Tullner, Halter- und Rosenbach, rechts den Brenten-, Wolfsgraben-, Dam- und Baunzenbach, das Rotwasser, den Grünauer und den Lainzer Bach auf. Der Wienfluss mündet etwas flussabwärts der Aspernbrücke in den Donaukanal. Er gilt als Wildwasser, das während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen erheblich anschwillt, wobei seine Wassermenge manchmal bis zu 2.000mal größer ist als bei Trockenheit (Überschwemmung). Die Gefahr konnte erst um die Jahrhundertwende durch die Errichtung eines Staubeckens zwischen Mariabrunn und Hütteldorf gebannt werden.

Schon die Römer hatten unter der Tücke des Flusses zu leiden, weshalb sie ein großes Wasserbecken zum Auffangen des Überwassers anlegten; so konnten sie die in der Nähe des Flusses vorbeiziehende Munizipalstraße nach dem späteren Sankt Marx vor andauernder Überschwemmung schützen. Das Wasserbecken wurde, nachdem es teilweise zerstört worden war, in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts wiederhergestellt. Die durch einen Arm der Wien, den sogenannten Mühlbach (Mühlen [dort weitere Verweise]), gebildete Insel wird schon 1290 erwähnt. Der Fluss bildete auch mehrere Weiher: die "Lacke" außerhalb des Klagbaums (1471), den Weiher "hinter dem Heiligengeistspital" (1478), den Permansweiher vor der heutigen Karlskirche (1456) und den Königsweiher in der Scheffstraße (1467).

Die bedeutendsten Brücken waren die "Stainerne Prugken bey Chernerthor" (Elisabethbrücke) und die Steinbrücke vor dem Stubentor (Stubenbrücke), die in den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts bestehende hölzerne Brücken (aus dem beginnenden 13. Jahrhundert) ersetzten und für den Handel nach Italien beziehungsweise Ungarn von Bedeutung waren. Bis ins 15. Jahrhundert hatte der Fluss insofern ein anderes Bett, als er ab der Stubenbrücke weiter östlich im Zuge der heutigen Hinteren Zollamtsstraße und dann, im rechten Winkel abbiegend, zum Donauarm floss.

Sgraffito 14, Hackinger Straße 53 zum Thema "Regulierung der Wien 1897" (städtische Wohnhausbau von Friedrich Schloßberg, erbaut 1954-1956).

Die Regulierung des Wienflusses, Abbildung aus der Zeitschrift "Über Land und Meer", 1898

Wienflussbrücken, Wientalbrücke; vergleiche auch Naschmarkt.

Literatur

  • Martin Paul: Die Regulierung und Einwölbung des Wienflusses. 1903
  • Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 11. Wiesbaden: Steiner 1981 , S. 359 ff. (weitere Literatur)
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1905. Band 1, 1905, S. 14 ff, 329 ff.
  • Emil Winkler: Technischer Führer durch Wien. Wien: Lehmann & Wentzel 1873, S. 79 f.
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur, Wien ²1951 ff (Manuskript im WStLA), S. 212 ff.
  • BIümml-Gugitz: Alt-Wienerisches. 1920, S. 410 ff.
  • Alt-Wien 6 (1897), S. 84 ff., 111 ff., 131 ff.
  • Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 20 ff.
  • Else Spiesberger: Der Wienfluß - Lebensader des Bezirks. In: Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 129 ff.
  • Helmut Kretscher: Mariahilf. Geschichte des 6. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1992 (Wiener Heimatkunde, 6), S. 62 ff.
  • Karl Hilscher: Meidling. Wiens 12. Gemeindebezirk. Wien: Jugend & Volk 1923, S. 212 ff., 551 ff.
  • Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österr. Bundesverlag 1925, S. 69 ff.
  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Meidling. Vom Wienfluß zum Wienerberg. Wien: Mohl 1992, S. 11 ff., 31 ff. und Register
  • Ferdinand Lettmayer [Hg.]: Wien um die Mitte des XX. Jahrhunderts - ein Querschnitt durch Landschaft, Geschichte, soziale und technische Einrichtungen, wirtschaftliche und politische Stellung und durch das kulturelle Leben. Wien: 1958, S. 173 ff., 175 (Skizze der Nebenbäche), 183f., 186 ff. (Regulierung), 184 f. (Hochwasserschutzbauten), 185 f. (Wientalstraße), 186 (Sammelkanäle), 188 f. (Brücken)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 109 ff.