Wiener Molkerei: Unterschied zwischen den Versionen

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In vielfacher Hinsicht wurde hier sehr optimal vorgesorgt, doch auch das gab es bei der Wiener Molkerei; Eine Art einer Existenzabsicherung die nicht nur die Lohnbezahlung bei kurze Krankenstände sicherte, sondern darüber hinaus bestand eine „Betriebseigene Unfall- und Krankenversicherung „.
 
In vielfacher Hinsicht wurde hier sehr optimal vorgesorgt, doch auch das gab es bei der Wiener Molkerei; Eine Art einer Existenzabsicherung die nicht nur die Lohnbezahlung bei kurze Krankenstände sicherte, sondern darüber hinaus bestand eine „Betriebseigene Unfall- und Krankenversicherung „.
In der Annahme die Wiener Molkerei war damit der Beste Arbeitgeber kam es 1906, damit wenige Jahre nach dem der Neue Standort eröffnet wurde zu einem Streik der WIMO Beschäftigten. Doch wurde einer dieser Streiks damals auch als der „Seltsame Streik bei der Wimo „ genannt. In alle Fälle eines Streiks wurden die Forderungen der Arbeitnehmervertreter durch die Wimo-Direktion ablehnt<ref>Bericht über das Ende des WIMO Streiks - 22 August 1907 Kronen Zeitung [[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=krz&datum=19060823&query=%22streik%22+%22wiener-molkerei%22&ref=anno-search&seite=3]]</ref>.
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In der Annahme die Wiener Molkerei war damit der Beste Arbeitgeber kam es 1906, damit wenige Jahre nach dem der Neue Standort eröffnet wurde zu einem Streik der WIMO Beschäftigten. Doch wurde einer dieser Streiks damals auch als ein " Ein Sonderbare Streik „ <ref>" Ein sonderbarer Streik " in Wiener Neueste Nachrichten 27. August 1906  [[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wnm&datum=19060827&query=%22streik%22+%22molkerei%22&ref=anno-search&seite=2]]</ref>genannt. In alle Fälle eines Streiks wurden die Forderungen der Arbeitnehmervertreter durch die Wimo-Direktion ablehnt<ref>Bericht über das Ende des WIMO Streiks - 22 August 1907 Kronen Zeitung [[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=krz&datum=19060823&query=%22streik%22+%22wiener-molkerei%22&ref=anno-search&seite=3]]</ref>.
  
 
== Die Flaschenmilch ==
 
== Die Flaschenmilch ==

Version vom 28. Juli 2018, 20:20 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1880
Datum bis 1992
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 57871
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Frühere Adressierung
  • WIMO (1880, bis: 1992)

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Die Wiener Molkerei, die „WIMO “ war von 1880 bis 1919 der dritte Zentrale und Städtische Milchwirtschaftsbetrieb der Monarchie, errichtet um die städtische Milchversorgung der Stadt Wien zu verbessern. Gegründet wurde die bis 1992 bestehende WIMO 1880 als „ registrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung „in Wien Landstraße. Die WIMO folgte als Nummer 3 unter die Großbetriebe, den 1879 in Brünn und den 1880 in Graz gegründeten Milchverarbeitungsbetrieben, die man damals ab 1880 als „Molkereibetriebe „bezeichnete. .

Die Lage

Die „WIMO“, ein „Wiener Molkerei „genannter Milchverarbeitungsbetrieb nahm ihren Betrieb 1881 auf einem Areal auf das man in dieser Zeit „Zum guten Hirten „nannte. Die Wiener Molkerei befand sich an der Adresse der ehemaligen Prager Straße in Wien Landstraße im Bereich der Häuser Nummer 6 – 8 und war Betriebsgebäude, Wohnhaus für die Arbeiterschaft, und ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Stadt Wien zugleich, mit einem Innenhof – dem „ Molkereihof „ - in dem die Produkte angeliefert und verladen wurde. Auf Prager Straße Nummer 10 befand sich ein Verkaufslokal der Wiener Molkerei, die weitere Filialen in Wien und Umgebung betrieb.

In Folge der steigenden Nachfrage gelangte das Betriebsgebäude in der Prager Straße an den Rand seiner Kapazität, so dass ab 1892 vom Direktor Franz Josef Kaiser ein Neubau in Wien Leopoldstadt geplant wurde.

1902 übersiedelte die Wimo in das ab 1898 erbaute und 1901 fertiggestellte neue Gebäude in der Molkereistraße 1. Der 10000 m2 umfassende Neubau kostete damals 2 Millionen Kronen, und wurde errichtet nach den Studien und Plänen des technischen Direktors Franz Josef Kaiser, und Architekten Gebrüder Drexler im Neorenaisannce Stil. Rechts neben der Einfahrt zum Molkereihof befand sich das Gebäude der Direktion und der Trakt der für im Betrieb tätige bestimmt war. Im Hof gleich einem Bahnhof befanden sich die Belade- und Entladerampen. Am anderen Ende des Hofes befand sich das Maschinenhaus sowie die Stallungen für die Pferde der Zulieferer, wie weitere Gebäude und Einrichtungen für das Personal. Direkt vom Direktionsbereich gelangte man in die Milchabfertigungshalle, an die angeschlossen weitere Betriebsräume waren. Neben einige exklusive Außenstellen betrieb die Wimo im Jahr 1927 rund 150 eigene Filialen alleine in Wien.

Das ehemalige Betriebsgebäude in Wien III wurde nach der WIMO Übersiedelung durch andere Unternehmen als Fabrikstandort genutzt bis der Gebäudekomplex um etwa 1905 „ demoliert „ (abgebrochen) wurde. Ab 1905 entstand der heute 2018 noch bestehende Wohnbau Radetzkystraße 25 – 27, eine Wohnhausanlage mit 4 Stiegen um eine Grünanlage in einem zur Straße offenen Innenhof gelegen.


Geschichte

Die Geschichte der Wiener Molkerei, damit auch damals Österreichs größter modernster Milchwirtschafts- und Vorzeigebetrieb beginnt mit der Eingemeindung der Wiener Vororte um 1860. Ab diesem Zeitpunkt befanden sich von einem Tag auf den folgenden rund 700 kleine Milchmeieren im Wiener Stadtgebiet. Die wohl bekannteste „Milchmeierei“ war die Meierei Krieau, die 1880 in einem Jagdschloss im k.u.k Prater nahe dem Heustadlwasser auf damals noch Privatgrund gegründet wurde, aber für deren Konzession sich Kaiserin Elisabeth von Österreich persönlich einsetzte. Noch vor 1900 wurden zahlreiche Meiereien von der Wiener Molkerei übernommen. 1905 fand eine der WIMO Vorstandsitzungen[1] in der Meierei Krieau statt.

Die WIMO wurde mit ihrer Betriebsaufnahme im Jahr 1881 der dritte städtische Milchverarbeitungsbetrieb neben Graz und Brünn auf genossenschaftlicher Grundlage. Zu dem Milchlieferanten zählten ab 1881 ausschließlich Großgrundbesitzer aus Nieder- und Oberösterreich, wie auch aus angrenzende Teile von Mähren. 1903 zählte die WIMO 63 Mitglieder die von 126 Bauernhöfe Produkte auf vertraglich vereinbarter Grundlage einlieferten Der erste Vorstand der Wiener Molkerei, Rudolf Freiherr von Doblhoff wurde 1882[2] in die Funktion berufen und 1891 zum Präsident der WIMO ernannt. Erster Direktor wurde ab 1880 Herr Wanniek, später abgelöst von den Herren Brückner und Perda, ein Direktoren Team das bereits 1882 eine schwere Krise durchmachte. In Wien kam es schon um 1882 zu einem Milchüberfluß.

Laut den Medien der damaligen Zeit drohte der Vertrag mit dem leitenden Direktor Brückner die WIMO lahm zu legen. Erst nach Übernahme der Leitung durch Direktor Georg Jochmann konnte sich die WIMO frei entwickeln, wobei die Zusammenarbeit des leitenden Kaufmännischen Direktors Jochmann mit dem fachlich hochgebildeten technischen Leiter Franz Josef Kaiser zu einer Besserung der Umstände beitrug, so wurde dem eigentlich seit 1882 tätigen technischen Adjunct Franz Josef Kaiser volle Betätigungsfreiheit gelassen, was auch Jahre später zum Ausdrucke kam, dass Kaiser 10 Jahre später 1892 zum Betriebsdirektor ernannt wurde. In seiner Rolle erstellte Kaiser Studien und brachte seine Erfahrung in den Neubau des Betriebsgebäudes in der Molkereistraße ein Direktor Josef Kampmann, der nach dem plötzlichen Ableben des Direktor Georg Jochmann im Jahr 1892 folgte wurde kommerzieller Direktor der WIMO. Nach dem Direktor Kampmann[3] am 26 Januar 1911 verstarb wurde Franz Josef Kaiser technischer und kommerzieller Direktor zugleich, bis er 1923 zum Generaldirektor der Wiener Molkerei ernannt wurde. Mit 1. Jänner 1925 erfolgte die Pensionierung des 1862 geborenen Franz Josef Kaiser im Alter von 63 Jahre.

Die ersten Jahre der Wiener Molkerei

Als die WIMO im ersten Betriebsjahr 1881/82 noch rund 2 Millionen Milch im Jahr umsetze stieg die Menge der Milchproduktion auf Grund der hohen Nachfrage jährlich an. 1890 waren rund 5 Millionen Liter Milch in der Verarbeitung. 1898 wurde mit dem Bau des „Neuen Etablissement „begonnen. Um 1900 steigerte sich die Menge in der Produktion auf 12 Millionen Liter. Der Betrieb in der Pragerstrasse gelangte damit bereits vor 1900 an die Grenze seine Kapazität, betrug die Produktion im Jahr 1905 am neuen Standort bereits 18 Millionen Liter.

Die erste Wiener Milchwirtschaftskrise und der Milchausgleichfond 1934

Die besten „WIMO-Milchjahre „waren die Jahre 1913 – 1914 mit ca. 33 Millionen Liter im Jahr und das Produktionsjahr 1926-1927 mit 38 Millionen Liter. In Folge der ansteigenden Überproduktion kam es jedoch damit ab 1931 auch zur ersten größeren Krise in der Wiener Milchwirtschaft. Schon ab Anfang der 30er Jahre lag die produzierte Menge weit über den Bedarf. In Folge dieser Krise entstand nach Beschluss des Nationalrates der Milchausgleichsfond, kundgemacht am 27 Juli 1931. Der Milchausgleichfond diente dem Zweck damit die Erzeuger unabhängig von der späteren Verwendung einen einheitlichen Erzeugerpreis bekamen

Die Exklusiven Außenstellen der Wiener Molkerei

Die Meierei Krieau wurde nach ihrer Gründung im Jahr 1880 nicht nur Treffpunkt des Adels, sondern sie wurde ab ca. 1900 eine exklusive Außenstelle der Wiener Molkerei, dazu folgte ab 1926 der „Milchkurpavillon in der Prater Haupt Allee“. Die 1873 im Zuge der Weltausstellung errichtete „Meierei Prater, Hauptallee Nummer 3“ ist heute im Jahr 2018 noch erhalten. Sie wird geführt als „Holzdorfers Meierei im Prater“, seitens einer bekannten Wiener Familie die zahlreichen Einrichtungen im Prater gründete. Weitere exklusive Außenstellen der WIMO lagen in Bad Ischl, im Park der Kaiservilla „dem Kaiserschlössl „ wo die Wimo das Café Cottage betrieb. Auch am Bahnhof im steirischen Stainach, nahe der Tauplitzalm, am Rande der Dachsteinregion gelegen, hatte die Wimo eine Vertriebsstelle, in Nachbarschaft zur 1902 gegründeten Ennstal Milch, damit ein paar Häuser weiter auf Bahnhofstraße 182 in Stainach-Pürgg. Die Wiener Molkerei und die Ennstal Milch schlossen 1908 Lieferverträge, etwa betreffend Käse der aus steirischer Milch hergestellt nach Wien geliefert und vertrieben wurde. Milchlieferungen und Milchprodukte für den Wiener Markt folgten gegen die 30er Jahre dazu aus Gröbming, Trofaiach und aus der Dachsteinregion; Ramsau und Schladming.

Zur Wiener Molkerei zählten weiters ab 1927 der Milchkurpavillon im Lainzer Tiergarten auf der Hermesstraße und die WIMO betrieb das Kaffeerestaurant der Wiener Molkerei im Prater auf der Lassallestraße hinter dem Zirkus Busch Zelt. Die Wimo war weiters im Messepalast, und auf dessen Gelände Betreiber Gastronomischer Einrichtungen, die sie auch verpachtete.

Das Hochhaus Herrengasse und die Wimo Filiale in Wien Innere Stadt

Eine weitere exklusive Außenstelle wurde das 1932 fertiggestellte Hochhaus in der Herrengasse 6-8, in diesem die WIMO als erster Mieter zählte, und in dem die WIMO Filiale Wien Innere Stadt einzog. Das Hochhaus Herrengasse Nummer 6-8 wurde ein Symbol der 20er Jahre; „Der erste Wolkenkratzer in Wien „ prägte den schon den sehr früh einsetzenden ANGLO Amerikanismus, der bereits um 1907 entstand, als die Wiener Molkerei die Herstellung von Milchpulver und Kondensmilch aus nicht verkaufter Milch „ an die Milchindustrie Aktiengesellschaft in Wien übertrug. Die Vereinigung der beiden genannten Firmen erfolgte in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter dem Namen: „Anglo-österreichische Milch-Industrie- Gesellschaft m. b. H " („Anglo Austrian Dairy Cy. Ltd."). Als Geschäftsführer (Vorstand) wurden bestimmt von Seite der Wiener Molkerei die Herren Rudolf Freiherr von Doblhoff, Direktor Kaiser und Direktor Kampmann. Von Seite der Firma Jg Eisler u. Ko. die Herren Direktor Hugo Schwarz, Viktor Leibenfrost und S. Perlhefter. Die technische Leitung wurde Herrn Direktor Kaiser, die kommerzielle Herrn Perlhefter übertragen.

Der „Anglo-Amerikanismus „erreichte Anfang der 30er Jahre in Wien einen Höhepunkt. Die Amerika-faszination umfasste den Glauben an Wohlstand, Fortschritt und Freiheit. Sie führte auch bei der WIMO zu einer damals mit Leuchtreklame umworbenen „Amerikanischen Sauermilch“. Anders gesagt fand in dieser Zeit ein Austausch so mancher Kulturgüter statt, an dessen erster Stelle die Übernahme der „Hochhauskultur „ in Wien stand.

Erst in die 30er Jahre besinnte sich vor allem die Konkurrenz der WIMO auf regionale Werte, was zur Gründung der ALPENMILCH ZENTRALE in Wien Wieden führte, die ihrerseits Alpen-Milch aus Salzburger Regionen nach Wien brachte. Dieser Wandel erfolgte in einer Zeit wo allgemein eine Krise in der Milchwirtschaft ein Umdenken anregte. Schon vor 1900, und immer wiederkehrend, wie in die 30er Jahre kannte man Probleme wie den „Milchüberschuss „während der Monate im Sommer.

1992 und die Übernahme durch das Niederösterreich Milch - Die NÖM

Am Ende der Geschichte der „WIMO - Wiener Molkerei „steht das Jahr 1992, damit jenes in dem die Übernahme der WIMO durch die NÖM erfolgte. Die NÖM – Niederösterreich Milch war bis 1997 ein in Wien Brigittenau ansässiger Wiener Betrieb, die bis zu Ihrer Übersiedelung nach Baden in Niederösterreich weitere Wiener Milchwirtschaftbetriebe (bzw. Wiener Großmolkereien) in der NÖM vereinte.

Hygiene und Qualität bei der Wiener Molkerei

Schon während der ersten Jahre der Wiener Großmolkereien bauten sich zahlreiche Vorurteile gegenüber maschinell produzierter Milch auf, in einer Zeit in der es noch dazu an diverse Heilmittel gegen typische Krankheiten wie die Tuberkulose fehlte. Die Meinung gegenüber „Industrialisierte Milch „war sehr negativ, vermutete die Bevölkerung dazu auch „künstlich erzeugte „bzw. „falsche Milch „.

Die „Reinheit der Milch „war daher ein besonderes Anliegen der Betriebe der Gründerzeit wobei sich das Wort „Rein „auf die „Vermeidung gesundheitsschädlicher Produkte „bezog. Man verstand darunter auch die Verringerung der Ansteckungsgefahren, war das bei einigen Krankheiten - damals über nicht abkochte Milch übertragbar - ein bekanntes Problem. Auch die langen Zulieferwege erkannte man schon ab 1700 als eine Art einer hygienischen Beeinträchtigung wollte man dem Problem durch kürzere Zulieferwege und mit einer besseren Kühlung entgegenwirken, mit dem Ziel die Milch länger frisch zu halten.

Bei der Zulieferung, und ab Hof kamen vertraglich geregelte Normen zur Anwendung. Besonders streng galt die Norm bezogen auf zwei Höfe die „Säuglings- und Kindermilch „nach Wien einlieferten. Das betraf eine etwa eine Menge von 1000 Liter pro Tag, die in den Verkauf gelangte. Bei der Kindermilch sprach man von unveränderter Vollmilch, während der Säuglingsmilch das schwer verdauliche Kasein entzogen wurde. Die Milch behielt aber ihre wesentlich wertvollen Bestandteile.

Die Tiere wurden bereits ab Hof tierärztlich untersucht. Die Fütterung wurde überwacht. Nach der Einlieferung wurde die Milch zunächst jeweils je Kanne verkostet.

Das Laboratorium der Wiener Molkerei

In einer modernsten Art ausgestatteten Labor wurden weitere Qualitätsmerkmale automatisiert gemessen, wie das Gewicht der Milch, der Säure- und der Fettgehalt. Dazu folgte auch eine bakteriologische Untersuchung. Auch der Gehalt an Schmutzpartikel wurde untersucht. Von der Entladerampe aus wurde schnell fehlerhafte Milch durch Sichtprüfung und durch das Kosten jeder Kanne erkannt. Die für die Produktion bestimmte Milch durchlief nach den Kontrollen vorerst sogenannte „Kiesfilter „, im Verlauf sie auf 3-4 Grad abgekühlt der Produktion zugeführt wurde. Obwohl Kindermilch bereits strengen Kontrollen durch die Lebensmittelpolizei und durch das Labor unterlag, und sie vor 1910 pasteurisiert in den Handel gelangte, erfolgte die Pasteurisierung der gesamten Milch erst ab etwa 1925.

Die Bezahlung der Lieferanten erfolgte nicht auf Basis der eingelieferten Menge, sondern maßgebend für den Preis war der im Labor bestimmte Fettgehalt. Damals lag der Fettgehalt in der Regel bei 3.6%.

Die Hausordnung

Nicht nur Erzeuger und Lieferanten, auch die rund 400 Personen (1927 bereits 731 ) umfassende Stammbelegschaft in der Milchverarbeitung unterlag strengen Hygiene-Vorschriften, wie es der damalige Prof Willibald Winkler in seinem Bericht in der Beilage der Wiener Zeitung von 8. August 1903 festhielt. In den frühen Morgenstunden folgen noch weitere rund 400 Bedienstete die als Verkaufspersonal, im Expedit und in der Zulieferung beschäftig waren Überall im Bereich der Milchabfertigung befanden sich Hinweise auf Tafeln, dass es dem Personal untersagt ist, am Arbeitsplatz zu Essen, zu Trinken und zu Rauchen.

Die Hausordnung erfasste überdies hinaus, dass sich das Personal wöchentlichen ärztlichen Kontrollen zu unterziehen hatte. Auch die Bekleidungsvorschriften waren streng, galt Sauberkeit als das oberste Prinzip in der Milchabfertigung. Mit weißer Dienstkleidung wollte man damals Sauberkeit vorzeigen. Dem Personal wurden Wannen und auch Brausebäder zur Verfügung gestellt. Es gab eigene Aufenthaltsräume, Zimmer für Raucher und auch Schlafräume. Es gab Betriebsküchen für die Zubereitung eigener Speise, aber auch eine Betriebskantine, deren Preise durch die Direktion geregelt wurden. In weiteren Sinne war es ein Anliegen der Unternehmensleitung zu verhindern, dass bei Krankheit gearbeitet wurde aus Angst den Lohn und die Arbeit zu verlieren. Schon früh galt die Regel, dass der Lohn bei Krankenstände von kurzer Dauern auch bei Abwesenheit weiterbezahlt wird, und auch eine Kündigung ohne Abwägung der genauen Umstände keine Sorge zum Anlass hatte.

Die Wohlfahrtseinrichtungen der Wiener Molkerei

Auf dem Betriebsgelände befanden sich Schlafsäle die man damals als bessere Kaserne bezeichnete, plante man bereits den Neubau eines Arbeiterwohnheimes, mit Wohnungen für Beamte und Angestellte. Bereits unter dem Begriff der Hygiene sorgte man vor, dass den gerade mal 400 Arbeitnehmern alles geboten wurde, was die Einhaltung der Sauberkeit ermöglichte, und das auch der Zufriedenheit diente. Bad, Dusche, Raucherzimmer, Aufenthaltsräume. Garderoben, Fußbäder, eine Badeanstalt, Kantine, Küchen, …

In vielfacher Hinsicht wurde hier sehr optimal vorgesorgt, doch auch das gab es bei der Wiener Molkerei; Eine Art einer Existenzabsicherung die nicht nur die Lohnbezahlung bei kurze Krankenstände sicherte, sondern darüber hinaus bestand eine „Betriebseigene Unfall- und Krankenversicherung „. In der Annahme die Wiener Molkerei war damit der Beste Arbeitgeber kam es 1906, damit wenige Jahre nach dem der Neue Standort eröffnet wurde zu einem Streik der WIMO Beschäftigten. Doch wurde einer dieser Streiks damals auch als ein " Ein Sonderbare Streik „ [4]genannt. In alle Fälle eines Streiks wurden die Forderungen der Arbeitnehmervertreter durch die Wimo-Direktion ablehnt[5].

Die Flaschenmilch

Das neue Betriebsgebäude umfasste rund 10 000 m2, in dessen Mittelpunkt sich der Verladehof befand. Von einer Entladerampe gelangte Kanne für Kanne Milch nach Einhaltung der jeweiligen Kontrollroutinen in die Milchabfertigungshalle, dem Herz des Betriebes. Hier befanden sich die Kiesfilter für die Reinigung und die Anlagen um die Milch auf 3-4 Grad abzukühlen um sie danach den Zentrifugen oder der Flaschenabfüllung zuzuführen.

Es gab 4 Flaschenabfüllmaschinen die von rund 70 Personen bedient wurde. An 4 Maschinen wurde Flaschenmilch abgefüllt. An einer Maschine wurde das damals beliebte Kaffee- oder auch Teeobers abgefüllt. Das Obers zählte um 1900 zu einer Wiener Tradition. Neben dem Obers kam auch ein Yoghurt in den Handel. In bauchige Flaschen mit breiter Öffnung abgefüllt gab es „Dr. Axelrod´s Yoghurt „. Besonders umworben wurde das “ täglich frisch hergestellt „Produkt als „Die Verdauung regulierend „, oder auch den „Körper kräftigend „. Um 1910 wurde das Produkt auch über die „Central Molkerei München Ges.m.b.H. „umworben und vor Ort vertrieben. Das alleinige Recht für die Herstellung und für den Vertrieb hatte aber die Wiener Molkerei,

Die rund 34000 abgefüllten Flaschen pro Nacht wurden mit einem Porzellanstöpsel mit Gummidichtring, verschlossen, dazu gesichert durch einen Drahtbügelverschluss, und weiters mit einer Plombe verschlossen. Danach in die Transportkisten geschlichtet wurden diese bei der Abfuhrrampe bereitgestellt.

Der Fettgehalt der Flaschenmilch lag damals um 3,5 bis 3.7%, der Preis hielt sich lange Zeit sehr niedrig und die Zustellung erfolgte damals vor die Haustüre um rund 28 Heller pro Liter. Der Expedit erfolgte immer während der Nachtstunden. Diese Art des Vertriebes prägte lange Zeit den Handel mit Flaschenmilch in Wien.

Die Butterei der Wimo

In einem speziellen Bereich wurde Butter in verschiedene Sorten hergestellt. Am besten bekannt war die damals als Teebutter verkaufte Süßrahmbutter, die als feinste Butter der Stadt Wien zählte. 1903 kostete ein Kilo dieser Butter rund 4.5 Kronen. Andere Sorten der Butter wurde weiters als Tafelbutter, Speisebutter und Kochbutter vertrieben. Kochbutter wurde um 2.40 Kronen pro Kilo gehandelt.

Die Käserei – Der „Wiener Camembert „

In der Käserei wurde Magermilchkäse hergestellt. Obwohl ein Teil der Magermilch an Wiener Bäckereien verkauft wurde gab es immer ausreichend Käse. Vor allem Topfen „auch Quark genannt „. Eine Besonderheit war Käse aus eigentlich steirischer Produktion „Steirer Milch „stammend, wie der Tilsiter, der Ennstaler Feinkäse und der Gösser Bierkäse aus dem steirischen Stainach nahe der Tauplitzalm. Die Wiener Käserei der WIMO wurde hingegen bekannt für ihren Weichkäse, eine Art Camembert aus der Französischen Feinkäserei stammend, der in Wien unter den Markenname „Monopole „ verkauft wurde, und sehr beliebt war. Prof Winkler bezeichnete ihn als einen der besten Käse aus Österreich.


Weitere Molkereibereiche

Es gab einen hauseigenen Flaschen- und Kannenwaschbereich. Vor den Direktionszimmern befand sich ein Warteraum, und für das Personal gab es zahlreiche Einrichtungen die im Abschnitt „Wohlfahrtseinrichtungen genauer beschrieben werden. Erwähnt sei an dieser Stelle auch der Bereich der Stallungen für die Pferde der Zulieferer.

Das Maschinenhaus der WIMO

Die Wiener Molkerei war ausgestattet mit technischen Anlagen der SKODA WERKE in Pilsen, wie auch Molkereitechnische Anlagen der Firma Alpha Separator. Es handelte sich dabei vor allem um Zentrifugen für die Herstellung von Butter. Besonders wichtig waren die Kühlanlage errichtet nach dem System „Linde „, die auch der Herstellung von Eis diente. Die Eigenproduktion von Eis führte überdies zu einer Kosteneinsparung gegenüber der früheren Produktion in Wien Landstraße. Die elektrische Anlage wurde betrieben von zwei Dynamos mit je 270 Ampere, genutzt für die Beleuchtung, die 20 Bogenlampen und 700 Glühlampen umfasste. Über die hauseigene Stromerzeugung wurden diverse Elektromotoren betrieben, die Pumpenanlagen, der Eisgenerator und die diversen Waschanlagen für die Flaschen und Kessel der Dampfmaschine. Das sogenannte „Kesselhaus „wurde errichtet von der Firma Josef Paucker und Sohn. Eine weitere Besonderheit der WIMO war die elektrische Aufbereitung der Frischluft in den Betriebsräumen, ausgeführt über Ventilatoren. Die Kühlräume gestützt durch Salzwasser Reservoirs wurden an Tag konstant auf 4 bis 7 Grad gehalten auch wenn die Kühlanlage außer Betrieb geschalten wurde. Die Kühlräume spielten eine wichtige Rolle bei der WIMO da man in ihnen Milch für bestimmte Anlässe sammeln konnte, wo sie längere Zeit frisch gehalten werden konnte.

Einzelnachweise

  1. Hans Jörgel Briefe vom 5. Oktober 1905 [[1]]
  2. Wiener Industrie Etablissements - Wiener Montagspost 9. Juli 1905[[2]]
  3. Josef Kampmann † 26 Jänner 1911 [[3]]
  4. " Ein sonderbarer Streik " in Wiener Neueste Nachrichten 27. August 1906 [[4]]
  5. Bericht über das Ende des WIMO Streiks - 22 August 1907 Kronen Zeitung [[5]]

Literatur

  • Alte WIMO auf Stadtfilm Wien - [[6]]
  • Wiener Molkerei Werbeschrift 1927 - Wien Bibliothek [[7]]
  • " Das Neue Etablissement der Wiener Molkerei " - Wiener Zeitung 8 August 1903 [[8]]

Link

  • Homepage von Hedi und Paul Gepp zur WIMO [[9]]
  • Restaurierungsarbeiten am Modell der Wiener Molkerei - technisches Museum [[10]]