Landstraßer Zentralmolkerei Trösch

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1863
Datum bis 1993
Benannt nach Franz Trösch
Prominente Personen
PageID 57876
GND
WikidataID
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Letzte Änderung am 27.09.2023 durch WIEN1.lanm08jan
  • 3., Paulusgasse 12

Frühere Adressierung
  • Landstraßer Zentral Molkerei (1899, bis: 1993)
  • Wiener Milchverwertung Josef Trösch Ges.mbH (1989, bis: 2019)

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48° 11' 32.57" N, 16° 24' 7.45" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der ursprünglich "Franz-Trösch-Molkerei" genannte Betrieb war der Anfang eines wachsenden Wiener Familienunternehmen. Die Gründung erfolgte 1863 durch Michael Trösch. Ihren Sitz hatte die Firma in der Viktorgasse 22, 1040 Wien. 1891 gründete Michael Trösch mit seinen Söhnen die "Gebrüder Trösch". Der Umsatz stieg und so wurden die „Gebrüder Trösch“ in die Wiedner Molkerei – Johann Trösch in der Viktorgasse 22, die Landstraßer Zentralmolkerei – Franz Trösch in der Paulusgasse 12 und einen Milchhandel – Josef Trösch in der Hagenmüllergasse 8 geteilt. Hier wurde auch sein Sohn Josef Trösch 1901 geboren.

Landstraßer Zentralmolkerei Trösch

Als Franz Trösch 1916 verstarb übernahm dessen Bruder Josef die Molkerei in der Paulusgasse. In der Hagenmüllgasse blieb ein Milchgeschäft. Die Geschäfte liefen gut. Als Josef Trösch (1874 bis 1930) verstarb, führte seine Frau kurz die Geschäfte, ehe sein Sohn Josef Trösch (1901 bis1981) übernahm.

Aus werbetaktischen Gründen wurde im Jahr darauf die Wiener Milchverwertung ins Leben gerufen. Sie bestand aus den eigenständigen Molkereien Klein, Schneider, Dobersberger und Josef Trösch und verfügte über 1500 Filialen und Verkaufsstellen in Wien und Umgebung.

Die Landstraßer Zentralmolkerei steigerte Ihren Gewinn, daher wurden ständig Umbauten vonnöten. Als 1938 die Versorgungsregelung in Kraft trat, blieben von den 150 Molkereien nur 10 Betriebe geöffnet. Darunter war die Landstraßer Zentralmolkerei Trösch. Der Platz wurde zu klein daher kaufte man die Liegenschaft Paulusgasse 10 dazu und baute den Betrieb weiter aus. Gegen Kriegsende wurde auch der Betrieb in der Paulusgasse zerbombt, dank der Mitarbeiter konnte der Betrieb jedoch drei Tage später wieder aufgenommen werden. 1945 lag der Betrieb still, die Autos wurden vom Militär beschlagnahmt oder lagen zerschossen in der Umgebung. Die Pferde kassierten die Russen ein, die noch vorhandenen Lebensmittel und das Bargeld wurden geplündert. Am Betriebsgelände existierte ein 1940 errichteter Brunnen. Von diesem holte sich die Bevölkerung aus der Umgebung das Trinkwasser ab, solange die städtische Wasserversorgung zusammengebrochen war.

In Wien betrug das tägliche Milchaufkommen nach den Kriegshandlungen 12.000l. Diese Menge wurde ausschließlich bei Milchmeiern erzeugt. Die Bearbeitung und Verteilung über ganz Wien erledigte die Wiener Milchverwertung Klein. Alle anderen Betriebe lagen still. Die Zuteilung an die Bevölkerung durch Lebensmittelmarken blieb aufrecht. Josef Trösch schlug sich als Fuhrwerker durch. Mit wachsendem Milchaufkommen wurden auch die neun stillgelegten Betriebe wieder geöffnet. Die Zulieferung erfolgte aus dem Umland. Ab 1952 kam ein Lebensmittelgroßhandel dazu und die eigenen Verkaufsstellen damit beliefert. Der Betrieb und der wachsende Umsatz verlangte ständig Zu- und Neubauten. 1974 war die Wiener Milchverwertung der größte Topfen- und Gervaiserzeuger Österreichs. 1980 erfolgte ein Generalumbau, der über drei Jahre dauerte und einen finanziellen Aufwand von fünfzig Millionen Schilling verlangte. Mitten in dieser großen Umbauphase verstarb am 20.Dezember 1981 KR Ing. Josef Trösch. Ab diesem Zeitpunkt übernahm sein Sohn Dipl. Ing. Dr. KR Josef Trösch den Betrieb.

Die Wiener Milchverwertung war bis zur Fusion 1989 ein Einzelunternehmen, das dafür in eine GmbH umgewandelt wurde. Der Zusammenschluss von Trösch III (kurz für Wiener Milchverwertung Josef Trösch GmbH, 3., Paulusgasse 12) und Trösch IV (kurz für Alpenmilchzentrale Johann Trösch GmbH, 4., Weyringergasse/Viktorgasse 22) firmierte ab diesem Zeitpunkt unter Alpenmilchzentrale Trösch GmbH, Paulusgasse 12. Das größere Areal in der Paulusgasse bot die Möglichkeit einer weiteren Expansion. Die Produktionsstätte Trösch IV wurde geschlossen. Einige Verpackungsmaschinen sowie der Fuhrpark wurden in die Paulusgasse transferiert. Das hier bestehende Vorlager wurde auf 130.000l Milch ausgebaut.

Es wurde schlimmer als befürchtet. Auch die nach der Fusion deutlich gewachsene Molkerei ist noch immer zu klein. In Hinblick auf den Beitritt Österreichs zur EU, der am 01.01.1995 erfolgte, und die damit einhergehende Veränderung am Milchwirtschaftssektor fand 1993 die Fusion mit Schärdinger statt, und der Betrieb in der 3., Paulusgasse 12 wurde geschlossen. Damit endete nach 130 Jahren und vier Generationen das Traditionsunternehmen der Familie Trösch. Die Alpenmilchzentrale Trösch GmbH war die letzte Privatmolkerei Österreichs


Wiedner Molkerei – Johann Trösch (Alpenmilchzentrale Partik, Putz und Johann Trösch)

Um ca. 1900 bestand in Wien Wieden, Viktorgasse 22 eine weitere Molkerei der Familie Trösch, die 1863 gegründete "Wiedner Molkerei - Trösch" mit der Adresse Viktorgasse 22.

Johann Trösch betreute 40 Filialen und beschäftigte 180 Arbeiter und Angestellte. Bekannt wurde das Unternehmen ab den 30er Jahre auch als "Alpenmilchzentrale". Mitbegründet von Anton Partik, der ab 1913 eine Molkerei in Wien betrieb, sich aber in Folge der 1. Milchwirtschaftskrise in den 30er Jahren mit den Molkereien Trösch und Putz zur Alpenmilchzentrale zusammenschloss. Sie hatte ihren Sitz laut Handelsregister des Handelsgerichtes Wien mit 8. August 1930 in 4, Schönburgstraße 52. Ihr erster Gesellschafter wurde Johann Trösch, der zweite Julius Putz und der dritte war Anton Partik. Die Familie Trösch betrieb damit zusammen mit anderen Wiener Molkereiinhabern über die "Alpenmilchzentrale" zahlreiche Filialen. Alleine die Firma Partik hatte 50 Filialen, in denen "Milchfrauen" die Milch offen und in Flaschen, sowie Milchprodukte wie Obers, Butter und Käse verkauften.

Die "Alpenmilchzentrale" wurde 1993 von der NÖM übernommen.

Die "Wiener Milchfrau"

Die Familie Trösch zählt wohl zu die größten Förderern der "Wiener Milchfrau". Der gesamte Expedit der Milchprodukte erfolgte in der Regel während der Nachtstunden. Auch die MIAG (Milchindustrie AG) erscheint als ein Pionier, vertrieb ihre Milchprodukte jedoch nur bis 1977 über ein Filialnetz. 1998 wurden die Betriebe von der NÖM übernommen.

Der überlieferte Ruf der Milchfrau lautete: "Kafts a Milli, Frau, an Millirahm oder an Butta!" oder: "Kafts a Milli, Frau, an Butta, a süaß Obers!". Während der Biedermeierzeit kam die frische Milch der Bauern bereits aus den nahe liegenden Ortschaften. Die Bauern der Wiener Vororte konnten die Nachfrage bereits um 1700 nicht mehr decken. Frauen brachten Milch in Kannen, mit der Scheibtruhe oder mit kleinen Pferdewagen in die Stadt und verkauften sie unter den Toren und Hauseinfahrten. Zur josefinischen Zeit wollte die Behörde den Milchhandel auf Produzenten einschränken, die selbst Kühe besaßen.

Die Rolle der "Milchfrau" als Nahversorger bestand bis in die 90er Jahre. Eine bekannte Institution einer "Milchfrau" war damals Jetty Schöfbeck, die bis zu Ihrer Pensionierung um 1990 auf Sechskrügelgasse 5 ihr kleines Lebensmittelgeschäft betrieb. Noch in die 1980er Jahre übernahm Frau Schöfbeck als "Frau Jetty" telefonische Bestellungen an und verkaufte gut trotz wachsender Konkurrenz durch Supermärkte und dem Rochusmarkt. Es gab auch einige frische gemachte Speisen aus dem Ofen. Die Rechnung wurde in der Regel zumeist nicht bei der Abholung durch das abholende Hausmädchen bezahlt, sondern später durch die persönlich bestens bekannten Anrufer.

Quellen

Literatur

  • COMPASS VERLAG (1959): Industrie-Compass Österreich 1959.
  • Otto Erich Deutsch, Alt-Wiener Veduten. Wien 1986.
  • Helmut Paul Fielhauer: Vom Halterhaus zur Molkerei. In: Volkskunde als demokratische Kulturgeschichtsschreibung. Wien 1987.