Schwarzenbergpalais (1): Unterschied zwischen den Versionen

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== Vorgängergebäude ==
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Bis ins 17. Jahrhundert standen hier folgende Gebäude:
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=== Haus A ===
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Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses, das an der Ecke Neuer Markt/Tegetthoffstraße lag,  stammt aus dem Jahr 1441. 1556 kaufte es der Hofpostmeister Mathias de Taxis, dessen Familie 1547 mit einem besonderen Postprivilegium ausgestattet worden war. Haus A blieb bis einschließlich des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts im Besitz dieses Geschlechts, das 1650 den Namen Thurn und Taxis annahm. Danach wurde es an [[Johann Baptist Verda von Verdenberg]] verkauft.
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=== Haus B ===
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Haus B lag ebenfalls am Neuen Markt und wird 1448 erstmals urkundlich erwähnt. Der damalige Besitzer verkaufte des dem Maler [[Wolfgang Rueland]], der zwischen 1458 und 1474 im Stadtrat saß, ohne sich an den politischen Vorgängen dieser sehr bewegten Zeit stärker zu beteiligen. Trotzdem wurde er als Mitglied der kaiserlichen Partei (neben vielen anderen) durch [[Bürgermeister]] [[Wolfgang Holzer]], der auf der Seite Herzog [[Albrecht VI. (Österreich)|Albrechts VI.]] stand, gefangen genommen. Zwischen seiner zweiten Frau Margarethe (auch seine erste Frau hieß Margarethe), die ihn überlebte und wieder heiratete, und ihrem Stiefsohn Hanns Rueland kam es zu einer finanzrechtlichen Auseinandersetzung wegen dieses Hauses und der dazugehörenden ''"pal- und abmachpank"'' (Fleischbank). Am 16. Februar 1487 wurde enschieden, dass Hanns seiner Stiefmutter das Haus um 225 [[Pfund]] [[Wiener Pfennig]] ''"in kauffweis im Grundbuch fertigen"'' solle und sie ihm im Gegenzug 175 Pfund Wiener Pfennig bis zum dritten Sonntag vor Ostern (''"Mittfasten"'') des Jahres 1488 in drei Raten zu zahlen habe. Hanns habe danach auf allen Zins von Haus und Fleischbbank zu verzichten. Die "Fahrende Habe" seines Vaters solle Hanns erhalten.
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1556 kaufen [[Hermann Bayr]] († 1566), der 1562/1563 Bürgermeister der Stadt Wien war, und seine Frau Margarethe das Gebäude. 1573 wurde es an den Arzt Paul Weydner (Weidner; † 1585) verkauft, der ab 1572 dreimal Rektor der [[Universität Wien (Institution)|Universität]] war. Er hinterließ es seinen Söhnen Ferdinand und Georg. Ersterer ließ 1586 im Haus eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle errichten, die von Bischof [[Johann Caspar Neubeck]] geweiht wurde. Den [[Augustiner|Augustinern]] wurde zweimal jährlich 15 Gulden rheinisch zugesagt, dafür musste sie an allen Sonn- und Feiertagen hier eine heilige Messe lesen. Als man im Haus Weidners den Keller tiefer legte, stieß man auf ein Votivdenkmal mit den Relieffiguren des Apollo samt einem Greifen und zweier Nymphen. Der Inschrift folgend stammte es von Claudia Attria. Nach 1622 wurde das Gebäude von Johann Baptist Verda von Verdenberg angekauft.
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Das Brunnenwasser dieses Hauses galt als das Beste der ganzen Stadt und wurde auch vom Hof mit Vorliebe getrunken.
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=== Haus C ===
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1441 wird das an Haus B grenzende und ebenfalls am Neuen Markt liegende Haus C zum erste. n Mal urkundlich genannt. 1485 erbte es der Ratsherr [[Hans Kettner]] von seinen Eltern. Nach 1614 kam es durch Kauf in den Besitz von Johann Baptist Verda von Verdenberg.
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=== Haus D ===
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Dieses Gebäude wurde erst 1493 von Haus E abgetrennt und war ein ''"klein hewslein, in dem gesslein, als man an den Neuen Markt get."'' An der einen Seite grenzte es an die Häuser E-G, auf der andern an das Haus C. 1577 überließ es Kaiser [[Rudolf II.]] seinem Hofmaler [[Antonio Abondio]], der das Haus selbst nur zwei Jahre lang bewohnte, da er danach nach Prag berufen wurde (er blieb aber bis 1609 Besitzer des Hauses). Später kaufte es Johann Baptist Verda von Verdenberg.
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=== Palais 1639 ===
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Im Jahr 1639 ließ Johann Baptist Verda von Verdenberg (1582-1648) die Häuser A-D zu einem Palais verbauen. Es dürfte sich dabei jedoch nur um eine flüchtige Verschmelzung der Gebäude gehandelt haben, da das Palais nur wenige Jahre nach seinem Tod als stark baufällig beschrieben wird. Sein Besitznachfolger, Johann Peter Freiherr von Verdenberg beantragte daraufhin um Befreiung von der Hofquartierpflicht (siehe [[Hofquartierwesen]]) für einige Jahre. Im Begleitschreiben, das vom Obersthofmarschall Heinrich Wilhelm [[Starhemberg]] verfasst wurde, wird erwähnt, dass das Gebäude "in Abbau" geraten und höchst baufällig geworden sei. Es hätte sogar so stark in die Zimmer hereingeregnet, dass diese nicht mehr bewohnbar gewesen seien. Der Hofmedicus der Kaiserin Eleonore, dem man die Behausung als Hofquartier zugewiesen hatte, getraute sich nicht mehr hier zu wohnen und sei bereits ausgezogen. Verdenberg habe aber bereits viel in das Palais inverstiert, sodass es jetzt ''"dem ganzen Neuen Markt zur Zier und dem kaiserlichen Hofquartier zum besten komben wird."'' Am 8. Juni 1652 gewährte der Kaiser die beantragten Baufreijahre. Mit Kaufvertrag vom 17. Mai 1688 verkaufte Maria Cäcilia Gräfin von [[Kollonitsch]], geborene Schwarzenberg, das Palais am [[Ferdinand von Schwarzenberg|Ferdinand Fürst zu Schwarzenberg]], der es bereits vorher gemietet hatte.
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== Schwarzenbergpalais ==
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Aufgrund eines 1694 ausgearbeiteten Entwurfs ließen es 1701-1705 Ferdinand Fürst zu Schwarzenberg († 1703) und dessen Sohn [[Adam Franz von Schwarzenberg|Adam Franz Fürst zu Schwarzenberg]] († 1732) durch Baumeister [[Francesco Martinelli]] umgestalten. Der Zukauf dreier in Richtung Kärntner Straße angrenzender Häuser (1701, 1705, 1713) diente einer Erweiterung, für die [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] um 1712/1713 einen Plan vorlegte (die von ihm vorgesehene Fassade gegen den Neuen Markt ist auf der "Schlittage" seines Sohns [[Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach|Johann Emanuel Fischer von Erlach]] zu sehen), doch wurde der Erweiterungsbau mit seiner einheitlichen Fassadengestaltung erst 1722/1723 durch den letzteren (vom ursprünglichen Plan teilweise abweichend) realisiert; 1724 war die Innenausgestaltung im Gange.
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Das riesige Palais (Grundfläche 3399 Quadratmeter), das die südliche Begrenzung des Neuen Markts bildete und gegen diesen einen vorspringenden, viergeschossigen Mittelteil mit fünf Fensterachsen sowie Seitentrakte mit je drei Geschossen und sechs Fensterachsen aufwies, stand nach allen Seiten frei. An der Rückseite trennte es eine schmale Gasse vom Bürgerspital; noch unter Maria Theresia befand sich in dieser (ab 1631 für den öffentlichen Durchgang gesperrten) Gasse die Hauptwache der [[Rumorwache]] (vor der Wachstube wurden auch militärische Straferkenntnisse vollzogen). Im Schwarzenbergpalais befand sich eine der hl. Maria geweihte Hauskapelle (die bereits 1586 im ursprünglichen Bau errichtet worden war). In dem von der Familie Schwarzenberg geführten Salon traf sich die Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts; hier fand am 24. April 1801 auch eine von Joseph Haydn geleitete Aufführung seines Oratoriums "Die Jahreszeiten" statt. Als im Zuge der Verbreiterung der Kärntner Straße ein Teil des Palais der neuen Baulinie geopfert werden sollte, ließ Adolf Josef Fürst Schwarzenberg 1894 das Palais demolieren; die Einrichtung der Kapelle, die Ausstattung des Rokokokabinetts und Gemälde von [[Johann Georg Hamilton|John Hamilton]] (die einen Saal gefüllt hatten) wurden in andere Schwarzenbergische Besitzungen gebracht. Auf dem Areal entstanden 1894-1897 drei Miethäuser. Bei den sieben Meter in die Tiefe gehenden Fundamentierungsarbeiten fand man zahlreiche menschliche Gebeine, ferner Tierknochen und römische Dachziegel. Von den Neubauten wurde das Gebäude Ecke Tegetthoffstraße 1944 durch Bomben zerstört und zunächst durch eine (architektonisch das Platzbild störende) Parkhochjarage ersetzt, später durch ein sich stilistisch besser einfügendes Bürohaus ersetzt.
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Schwarzenbergpalais (1, Kärntner Straße 26, Schwarzenberggasse [Marco-d'Aviano-Gasse] 1, Neuer Markt 8-8a, Tegetthoffstraße 1). Ein Palais, das sich Johann Baptist Graf Verdenberg 1639 aus drei Häusern hatte zusammenbauen lassen, vermieteten seine Erben 1674-1688 an Ferdinand Fürst Schwarzenberg; 1688 ging es durch Kauf in dessen Eigentum über. Aufgrund eines 1694 ausgearbeiteten Entwurfs ließen es 1701-1705
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== Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre ==
[[Ferdinand von Schwarzenberg|Ferdinand Fürst zu Schwarzenberg]] († 1703) und dessen Sohn [[Adam Franz von Schwarzenberg|Adam Franz Fürst zu Schwarzenberg]] († 1732) durch Baumeister [[Francesco Martinelli]] umgestalten. Der Zukauf dreier in Richtung Kärntner Straße angrenzender Häuser (1701, 1705, 1713). diente einer Erweiterung, für die [[Johann Bernhard Fischer von Erlach]] um 1712/1713 einen Plan vorlegte (die von ihm vorgesehene Fassade gegen den Neuen Markt ist auf der „Schlittage" seines Sohns [[Joseph Emanuel Johann Fischer von Erlach|Johann Emanuel Fischer von Erlach]] zu sehen), doch wurde der Erweiterungsbau mit seiner einheitlichen Fassadengestaltung erst 1722/1723 durch den letzteren (vom ursprünglichen Plan teilweise abweichend) realisiert; 1724 war die Innenausgestaltung im Gange. Das riesige Palais, das die südliche Begrenzung des Neuen Markts bildete und gegen diesen einen vorspringenden, viergeschossigen Mittelteil mit fünf Fensterachsen sowie Seitentrakte mit je drei Geschossen und sechs Fensterachsen aufwies, stand nach allen Seiten frei. An der Rückseite trennte es eine schmale Gasse vom Bürgerspital; noch unter Maria Theresia befand sich in dieser (ab 1631 für den öffentlichen Durchgang gesperrten) Gasse die Hauptwache der [[Rumorwache]] (vor der Wachstube wurden auch militärische Straferkenntnisse vollzogen). Im Schwarzenbergpalais befand sich eine der hl. Maria geweihte Hauskapelle (die bereits 1586 im ursprünglichen Bau errichtet worden war). In dem von der Familie Schwarzenberg geführten Salon traf sich die Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts; hier fand am 24. April 1801 auch eine von Joseph Haydn geleitete Aufführung seines Oratoriums „Die Jahreszeiten" statt. Als im Zuge der Verbreiterung der Kärntner Straße ein Teil des Palais der neuen Baulinie geopfert werden sollte, ließ Adolf Josef Fürst Schwarzenberg 1894 das Palais demolieren; die Einrichtung der Kapelle, die Ausstattung des Rokokokabinetts und Gemälde von [[Johann Georg Hamilton|John Hamilton]] (die einen Saal gefüllt hatten) wurden in andere Schwarzenbergische Besitzungen gebracht. Auf dem Areal entstanden 1894-1897 drei Miethäuser. Bei den sieben Meter in die Tiefe gehenden Fundamentierungsarbeiten fand man zahlreiche menschliche Gebeine, ferner Tierknochen und römische Dachziegel. Von den Neubauten wurde das Gebäude Ecke Tegetthoffstraße 1944 durch Bomben zerstört und zunächst durch eine (architektonisch das Platzbild störende) Parkhochjarage ersetzt, später durch ein sich stilistisch besser einfügendes Bürohaus ersetzt.
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* Pritsche: Bilder aus dem österreichischen Hof- und Gesellschaftsleben. 1914, S. 260 ff.
 
* Pritsche: Bilder aus dem österreichischen Hof- und Gesellschaftsleben. 1914, S. 260 ff.
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 423
 
* Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 423
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* Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 56-70

Version vom 27. Juni 2016, 13:29 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Schwarzenberg
Einlagezahl
Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, Johann Emanuel Fischer von Erlach
Prominente Bewohner Antonio Abondio
PageID 14835
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Recherche
Letzte Änderung am 27.06.2016 durch WIEN1.lanm08wuc
  • 1., Kärntner Straße 26
  • 1., Marco-d'Aviano-Gasse 1
  • 1., Neuer Markt 8-8a

Frühere Adressierung
  • Nr.: 1054 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1104 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1118 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)

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48° 12' 18.97" N, 16° 22' 14.59" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Schwarzenbergpalais auf dem Lechnerplan (1887)

Schwarzenbergpalais (1, Kärntner Straße 26 [vorher 32], Schwarzenberggasse [ursprünglich Schwangasse, heute Marco-d'Aviano-Gasse] 1, Neuer Markt 8-8a, Tegetthoffstraße 1; Konskriptionsnummer 1054).

Vorgängergebäude

Bis ins 17. Jahrhundert standen hier folgende Gebäude:

Haus A

Die erste urkundliche Erwähnung dieses Hauses, das an der Ecke Neuer Markt/Tegetthoffstraße lag, stammt aus dem Jahr 1441. 1556 kaufte es der Hofpostmeister Mathias de Taxis, dessen Familie 1547 mit einem besonderen Postprivilegium ausgestattet worden war. Haus A blieb bis einschließlich des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts im Besitz dieses Geschlechts, das 1650 den Namen Thurn und Taxis annahm. Danach wurde es an Johann Baptist Verda von Verdenberg verkauft.

Haus B

Haus B lag ebenfalls am Neuen Markt und wird 1448 erstmals urkundlich erwähnt. Der damalige Besitzer verkaufte des dem Maler Wolfgang Rueland, der zwischen 1458 und 1474 im Stadtrat saß, ohne sich an den politischen Vorgängen dieser sehr bewegten Zeit stärker zu beteiligen. Trotzdem wurde er als Mitglied der kaiserlichen Partei (neben vielen anderen) durch Bürgermeister Wolfgang Holzer, der auf der Seite Herzog Albrechts VI. stand, gefangen genommen. Zwischen seiner zweiten Frau Margarethe (auch seine erste Frau hieß Margarethe), die ihn überlebte und wieder heiratete, und ihrem Stiefsohn Hanns Rueland kam es zu einer finanzrechtlichen Auseinandersetzung wegen dieses Hauses und der dazugehörenden "pal- und abmachpank" (Fleischbank). Am 16. Februar 1487 wurde enschieden, dass Hanns seiner Stiefmutter das Haus um 225 Pfund Wiener Pfennig "in kauffweis im Grundbuch fertigen" solle und sie ihm im Gegenzug 175 Pfund Wiener Pfennig bis zum dritten Sonntag vor Ostern ("Mittfasten") des Jahres 1488 in drei Raten zu zahlen habe. Hanns habe danach auf allen Zins von Haus und Fleischbbank zu verzichten. Die "Fahrende Habe" seines Vaters solle Hanns erhalten.

1556 kaufen Hermann Bayr († 1566), der 1562/1563 Bürgermeister der Stadt Wien war, und seine Frau Margarethe das Gebäude. 1573 wurde es an den Arzt Paul Weydner (Weidner; † 1585) verkauft, der ab 1572 dreimal Rektor der Universität war. Er hinterließ es seinen Söhnen Ferdinand und Georg. Ersterer ließ 1586 im Haus eine der Jungfrau Maria geweihte Kapelle errichten, die von Bischof Johann Caspar Neubeck geweiht wurde. Den Augustinern wurde zweimal jährlich 15 Gulden rheinisch zugesagt, dafür musste sie an allen Sonn- und Feiertagen hier eine heilige Messe lesen. Als man im Haus Weidners den Keller tiefer legte, stieß man auf ein Votivdenkmal mit den Relieffiguren des Apollo samt einem Greifen und zweier Nymphen. Der Inschrift folgend stammte es von Claudia Attria. Nach 1622 wurde das Gebäude von Johann Baptist Verda von Verdenberg angekauft.

Das Brunnenwasser dieses Hauses galt als das Beste der ganzen Stadt und wurde auch vom Hof mit Vorliebe getrunken.

Haus C

1441 wird das an Haus B grenzende und ebenfalls am Neuen Markt liegende Haus C zum erste. n Mal urkundlich genannt. 1485 erbte es der Ratsherr Hans Kettner von seinen Eltern. Nach 1614 kam es durch Kauf in den Besitz von Johann Baptist Verda von Verdenberg.

Haus D

Dieses Gebäude wurde erst 1493 von Haus E abgetrennt und war ein "klein hewslein, in dem gesslein, als man an den Neuen Markt get." An der einen Seite grenzte es an die Häuser E-G, auf der andern an das Haus C. 1577 überließ es Kaiser Rudolf II. seinem Hofmaler Antonio Abondio, der das Haus selbst nur zwei Jahre lang bewohnte, da er danach nach Prag berufen wurde (er blieb aber bis 1609 Besitzer des Hauses). Später kaufte es Johann Baptist Verda von Verdenberg.

Palais 1639

Im Jahr 1639 ließ Johann Baptist Verda von Verdenberg (1582-1648) die Häuser A-D zu einem Palais verbauen. Es dürfte sich dabei jedoch nur um eine flüchtige Verschmelzung der Gebäude gehandelt haben, da das Palais nur wenige Jahre nach seinem Tod als stark baufällig beschrieben wird. Sein Besitznachfolger, Johann Peter Freiherr von Verdenberg beantragte daraufhin um Befreiung von der Hofquartierpflicht (siehe Hofquartierwesen) für einige Jahre. Im Begleitschreiben, das vom Obersthofmarschall Heinrich Wilhelm Starhemberg verfasst wurde, wird erwähnt, dass das Gebäude "in Abbau" geraten und höchst baufällig geworden sei. Es hätte sogar so stark in die Zimmer hereingeregnet, dass diese nicht mehr bewohnbar gewesen seien. Der Hofmedicus der Kaiserin Eleonore, dem man die Behausung als Hofquartier zugewiesen hatte, getraute sich nicht mehr hier zu wohnen und sei bereits ausgezogen. Verdenberg habe aber bereits viel in das Palais inverstiert, sodass es jetzt "dem ganzen Neuen Markt zur Zier und dem kaiserlichen Hofquartier zum besten komben wird." Am 8. Juni 1652 gewährte der Kaiser die beantragten Baufreijahre. Mit Kaufvertrag vom 17. Mai 1688 verkaufte Maria Cäcilia Gräfin von Kollonitsch, geborene Schwarzenberg, das Palais am Ferdinand Fürst zu Schwarzenberg, der es bereits vorher gemietet hatte.


Schwarzenbergpalais

Aufgrund eines 1694 ausgearbeiteten Entwurfs ließen es 1701-1705 Ferdinand Fürst zu Schwarzenberg († 1703) und dessen Sohn Adam Franz Fürst zu Schwarzenberg († 1732) durch Baumeister Francesco Martinelli umgestalten. Der Zukauf dreier in Richtung Kärntner Straße angrenzender Häuser (1701, 1705, 1713) diente einer Erweiterung, für die Johann Bernhard Fischer von Erlach um 1712/1713 einen Plan vorlegte (die von ihm vorgesehene Fassade gegen den Neuen Markt ist auf der "Schlittage" seines Sohns Johann Emanuel Fischer von Erlach zu sehen), doch wurde der Erweiterungsbau mit seiner einheitlichen Fassadengestaltung erst 1722/1723 durch den letzteren (vom ursprünglichen Plan teilweise abweichend) realisiert; 1724 war die Innenausgestaltung im Gange.

Das riesige Palais (Grundfläche 3399 Quadratmeter), das die südliche Begrenzung des Neuen Markts bildete und gegen diesen einen vorspringenden, viergeschossigen Mittelteil mit fünf Fensterachsen sowie Seitentrakte mit je drei Geschossen und sechs Fensterachsen aufwies, stand nach allen Seiten frei. An der Rückseite trennte es eine schmale Gasse vom Bürgerspital; noch unter Maria Theresia befand sich in dieser (ab 1631 für den öffentlichen Durchgang gesperrten) Gasse die Hauptwache der Rumorwache (vor der Wachstube wurden auch militärische Straferkenntnisse vollzogen). Im Schwarzenbergpalais befand sich eine der hl. Maria geweihte Hauskapelle (die bereits 1586 im ursprünglichen Bau errichtet worden war). In dem von der Familie Schwarzenberg geführten Salon traf sich die Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts; hier fand am 24. April 1801 auch eine von Joseph Haydn geleitete Aufführung seines Oratoriums "Die Jahreszeiten" statt. Als im Zuge der Verbreiterung der Kärntner Straße ein Teil des Palais der neuen Baulinie geopfert werden sollte, ließ Adolf Josef Fürst Schwarzenberg 1894 das Palais demolieren; die Einrichtung der Kapelle, die Ausstattung des Rokokokabinetts und Gemälde von John Hamilton (die einen Saal gefüllt hatten) wurden in andere Schwarzenbergische Besitzungen gebracht. Auf dem Areal entstanden 1894-1897 drei Miethäuser. Bei den sieben Meter in die Tiefe gehenden Fundamentierungsarbeiten fand man zahlreiche menschliche Gebeine, ferner Tierknochen und römische Dachziegel. Von den Neubauten wurde das Gebäude Ecke Tegetthoffstraße 1944 durch Bomben zerstört und zunächst durch eine (architektonisch das Platzbild störende) Parkhochjarage ersetzt, später durch ein sich stilistisch besser einfügendes Bürohaus ersetzt.


Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

Haus B:

  • Fleischbank


Literatur

  • Thomas Zacharias: Joseph Emanuel Fischer von Erlach. 1960, S. 141 ff.
  • Karl Fürst zu Schwarzenberg: Geschichte des reichsständischen Hauses Schwarzenberg. Neustadt an der Aisch 1963, S. 155, S. 159, S. 239, S. 250
  • Johann Bernhard Fischer von Erlach Ausstellung. Graz - Wien - Salzburg 1956/1957. Veranstaltet von der Johann Bernhard Fischer von Erlach-Gesellschaft im Auftrag des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau und des Bundesministeriums für Unterricht aus Anlaß der 300. Wiederkehr des Geburtstages von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Wien: Schroll, S. 156 ff., Nr. 51
  • Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 82 ff.
  • Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 102 ff.
  • Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 122 f.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 115, S. 141 f.
  • Albert Ilg: Entdeckungen bei der Demolierung des Schwarzenberg-Palais. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Alterthumsverein zu Wien 1884-1918, Band 11,1894, S. 77 ff.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 177
  • Pritsche: Bilder aus dem österreichischen Hof- und Gesellschaftsleben. 1914, S. 260 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 423
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 56-70