Schneckenmarkt: Unterschied zwischen den Versionen

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Bereits im Mittelalter bereicherten Schnecken den Speiseplan der Wiener Bevölkerung. Ab dem 17. Jahrhundert wurden rund um Wien Schneckengärten zur Zucht angelegt, um den steigenden Bedarf zu decken. Der Handel mit Schnecken fand hauptsächlich auf dem [[Petersplatz]] statt, wo sogenannte "Schneckenweiber" ihre Ware feilboten. Durch steigenden Bedarf wurde zusätzliche Ware aus Schwaben und der Schweiz importiert, wo die Tiere eigens gezüchtet wurden. 1824 sollen über vier Millionen Stück in Fässern à 10.000 Schnecken jährlich nach Wien transportiert worden sein.<ref>Gustav Gugitz, Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974, S. 28</ref>  
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Auf Schneckenmärkten wurden vom [[Mittelalter]] bis weit in das [[Langes 19. Jahrhundert|19. Jahrhundert]] Schnecken zum Verzehr verkauft.  Der [[Märkte|Hauptmarkt]] für den Schneckenhandel befand sich auf dem [[1]]., [[Petersplatz]].
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==Märkte==
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[[Datei:Petersplatz 1779 WM.jpg|390px|thumb|right|Der [[Petersplatz]] im Jahr 1779. Hier befand sich der Hauptmarkt für den Schneckenverkauf]]
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Bereits im Mittelalter bereicherten Schnecken den [[Speisekarten|Speiseplan]] der [[Wien]]er [[Bevölkerung]]. Ab dem [[Frühe Neuzeit|17. Jahrhundert]] wurden rund um Wien Schneckengärten zur Zucht angelegt. Der [[Handel]] mit Schnecken fand vorwiegend auf dem Petersplatz statt, wo sogenannte "Schneckenweiber" ihre Ware feilboten. Am Petersplatz befand sich auch ein Gasthaus mit dem vom Schneckenmarkt inspirierten Namen "[[Zur Schnecke]]".
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Die Schnecken wurden im Sommer von Kindern gesammelt und an Schneckenhändler verkauft, die die [[Tiere]] bis September mit Kohl, Gemüseabfällen und Kleie fütterten. In der kälteren Jahreszeit schlossen sich die Schnecken und konnten somit in Fässer oder Säcken verpackt werden. Wegen des stetig steigenden Bedarfs wurde zusätzliche Ware aus Schwaben und der Schweiz importiert. 1824 sollen über vier Millionen Stück in Fässern à 10.000 Schnecken jährlich nach Wien transportiert worden sein.<ref>Gustav Gugitz, Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974, S. 28</ref>
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[[Datei:Schneckenverkauf 1804 WM.jpg|390px|thumb|right|Verkaufstand für Schnecken (um 1812)]]
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1753 wurde der Schneckenmarkt auf die [[Seilerstätte]] verwiesen, aber schon bald kehrten die Händler wieder auf dem Petersplatz zurück. Auch an anderen Orten wurden Schnecken verkauft, so zum Beispiel vor dem [[Neutor]], später am [[Mehlmarkt]] sowie [[Am Hof]]. Wie aus einem Ansuchen des Bürgers Anton Stemmer vom 21. Dezember 1763 für die Bewilligung eines Verkaufsstandes für seine Frau in [[Mariahilf]] hervorgeht, wurden neben Schnecken häufig auch Heringe von Händlerinnen angeboten.
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[[Datei:Schneckenstand.jpg|390px|thumb|right|Bericht des [[Innerer Rat|Inneren Rats]] zum Ansuchen eines Bürgers bezüglich der Errichtung eines Verkaufstandes für Schnecken und Häringen in [[Mariahilf]], 1763]]
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Im Lauf des 19. Jahrhunderts sank die Nachfrage nach Schnecken. Die letzten Schneckenhändler verschwanden um 1860 aus dem Stadtbild Wiens. Im 21. Jahrhundert macht sich wieder mehr Angebot von "Wiener Schnecken" bemerkbar, so besteht etwa in [[Rothneusiedl]] eine bekannte Schneckenfarm.
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==Schnecken als Speise==
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<onlyinclude>[[Datei:Gefüllte Schnecken.jpg|390px|thumb|right|Gefüllte Schnecken. In: Ignaz Gartler / Barbara Hickmann: Allgemein bewährtes Wiener Kochbuch in zwanzig Abschnitten. Wien: Gerold 1831]] </onlyinclude>
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Schnecken wurden vor allem im Winter konsumiert. Sie waren aufgrund der strengen kirchlichen Fastenregeln aber auch in der [[Fastenbrauchtum|Fastenzeit]] eine beliebte [[Wiener Küche|Delikatesse]], die mit Essig, Kren und Zwiebeln, manchmal auch mit Kraut oder mit Butter und Sardellen zubereitet wurde.
  
Die Schnecken wurden im Sommer von Kindern gesammelt und an Schneckenhändler verkauft, die die Tiere bis September mit Kohl, Gemüseabfällen und Kleie fütterten. In der kälteren Jahreszeit schlossen sich die Schnecken und konnten somit in Fässer oder Säcken verpackt werden. Der Hauptmarkt für den Schneckenhandel befand sich auf dem Petersplatz. Daneben befand sich ein Gasthaus mit dem davon inspirierten Namen "[[Zur Schnecke]]". 1753 wurde der Schneckenmarkt auf die [[Seilerstätte]] verwiesen, aber schon bald kehrten die Händler wieder auf dem Petersplatz zurück. Auch vor dem [[Neutor]], später am [[Mehlmarkt]] sowie [[Am Hof]] wurden Schnecken verkauft.
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Das Vordringen der [[Gegenreformation]] ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert, die dem [[Katholiken|katholisch-liturgischen]] Leben einem enormen Aufschwung bescherte, beförderte den Schneckenkonsum weiter. Die strenge Einhaltung der Fastenzeiten waren Kirche und [[Habsburger|Herrscherhaus]] ein besonderes Anliegen. Doch zu strenges Fasten war nicht nach dem Geschmack der Wienerinnen und Wiener. Im [[Barock|barocken]] Wien wurde in den [[Gaststätten]] an den „Fast-Tägen" eine eigene Speisenfolge serviert: „Fasten-Suppen", Eier- und Mehlspeisen, Fische und Krebse, Salat, Obst, Käse, Konfekt und eben auch Schnecken.
[[Datei:Peterskirche_1732.jpg|390px|thumb|right|Der Petersplatz aus dem Jahr 1732]]
 
  
Schnecken wurden vor allem im Winter konsumiert. Sie waren aufgrund der strengen kirchlichen Fastenregeln aber auch in der [[Fastenbrauchtum|Fastenzeit]] eine beliebte Delikatesse, die mit Essig, Kren und Zwiebeln, manchmal auch mit Kraut oder mit Butter und Sardellen zubereitet wurde. Als Hauptabnehmer galten die Klöster, wo die Fastenzeit besonders streng eingehalten wurde, aber auch im Bürgertum waren Schnecken eine beliebte Fastenspeise. Im Laufe des 19. Jahrhunderts brach der Absatz zusammen, die letzten Schneckenhändler verschwanden um 1860 aus dem Stadtbild Wiens.
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Als Hauptabnehmer galten die [[Klöster]], wo die Fastenzeit besonders streng eingehalten wurde, aber auch im Bürgertum waren Schnecken eine beliebte Fastenspeise. Angeblich sollen in Gasthäusern nicht selten Leute 20 bis 30 Stück Schnecken mit Kren „auf einen Sitz“ verzehrt haben.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++00008522ma8Invent#Stueck__00008522ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 430/1763]: Ansuchen des Anton Stemmer vom 21. Dezember 1763 um die Bewilligung für seine Frau einen Stand zum Verkauf von Schnecken und Häringen in Mariahilf errichten zu dürfen.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00008522ma8Invent#Stueck__00008522ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 430/1763]: Ansuchen des Anton Stemmer vom 21. Dezember 1763 um die Bewilligung für seine Frau einen Stand zum Verkauf von Schnecken und Häringen in Mariahilf errichten zu dürfen.
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++00025059ma8Invent#Stueck__00025059ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A4 - Intimationsdekrete: 12/1764]: Dekret an Anton Stemmer (und an das Steueramt) bezüglich der Bewilligung eines Verkaufsstands für Schnecken und Heringe in Mariahilf (für seine Ehefrau) vom 7. Jänner 1764.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00025059ma8Invent#Stueck__00025059ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A4 - Intimationsdekrete: 12/1764]: Dekret an Anton Stemmer (und an das Steueramt) bezüglich der Bewilligung eines Verkaufsstands für Schnecken und Heringe in Mariahilf (für seine Ehefrau) vom 7. Jänner 1764.
*Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 50/1765: Ansuchen des Anton Stemmer vom 28. Jänner 1765 um die Bewilligung, neben dem bewilligten Schnecken- und Häringverkauf auch Krebsen auf seinem Standl in Mariahilf verkaufen zu dürfen.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++CD59BBA6-6466-4F64-84C7-9035B4ACE969lanm08hof#Stueck__CD59BBA6-6466-4F64-84C7-9035B4ACE969lanm08hof Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 50/1765:] Ansuchen des Anton Stemmer vom 28. Jänner 1765 um die Bewilligung, neben dem bewilligten Schnecken- und Häringverkauf auch Krebsen auf seinem Standl in Mariahilf verkaufen zu dürfen.
*Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 413/1765: Ansuchen der Elisabeth Niderhoferin vom 17. Dezember 1765 um eine Lizenzerteilung auf den Verkauf von Heringen, Schnecken und Krebsen in Sankt Ulrich.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++E02C5986-885D-4FB7-848C-637E1C004AA3lanm08hof#Stueck__E02C5986-885D-4FB7-848C-637E1C004AA3lanm08hof Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 413/1765:] Ansuchen der Elisabeth Niderhoferin vom 17. Dezember 1765 um eine Lizenzerteilung auf den Verkauf von Heringen, Schnecken und Krebsen in Sankt Ulrich.
*Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 21/1765: Beschwerde des Anton Stemmer und der Anna Maria Hofmann vom 29. Jänner 1766 gegen unbefugte Hering-, Schnecken- und Krebsenhändler in Mariahilf.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++02E68210-02B5-41EA-A1D5-72BD90E31D6Clanm08hof#Stueck__02E68210-02B5-41EA-A1D5-72BD90E31D6Clanm08hof Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 21/1765] Beschwerde des Anton Stemmer und der Anna Maria Hofmann vom 29. Jänner 1766 gegen unbefugte Hering-, Schnecken- und Krebsenhändler in Mariahilf.
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Stueck++00009096ma8Invent#Stueck__00009096ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 193/1768]: Bericht vom 20. Mai 1768 über das Ansuchen der Katharina Götzingerin um die Erteilung eines Schutzdekrets auf den Schnecken-, Hering- und Krebs-Handel.
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++00009096ma8Invent#Stueck__00009096ma8Invent Wiener Stadt- und Landesarchiv, Alte Registratur, A2 - Berichte: 193/1768]: Bericht vom 20. Mai 1768 über das Ansuchen der Katharina Götzingerin um die Erteilung eines Schutzdekrets auf den Schnecken-, Hering- und Krebs-Handel.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* Gustav Gugitz, Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974
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* Gustav Gugitz: Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974
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* Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 118 (Schneckenhändler)
  
 
==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
<references>
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<references />

Aktuelle Version vom 31. März 2023, 10:37 Uhr

Schneckenweib, Kupferstich 1775
Daten zum Objekt
Art des Objekts Markt
Datum von
Datum bis 1860
Name seit
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Schnecken
Bezirk 1
Prominente Bewohner
Besondere Bauwerke
PageID 11084
GND
WikidataID
Objektbezug Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Mittelalter, Fastenbrauchtum
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 31.03.2023 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Schneckenweib.jpg
Bildunterschrift Schneckenweib, Kupferstich 1775

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48° 12' 34.01" N, 16° 22' 12.05" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Auf Schneckenmärkten wurden vom Mittelalter bis weit in das 19. Jahrhundert Schnecken zum Verzehr verkauft. Der Hauptmarkt für den Schneckenhandel befand sich auf dem 1., Petersplatz.

Märkte

Der Petersplatz im Jahr 1779. Hier befand sich der Hauptmarkt für den Schneckenverkauf

Bereits im Mittelalter bereicherten Schnecken den Speiseplan der Wiener Bevölkerung. Ab dem 17. Jahrhundert wurden rund um Wien Schneckengärten zur Zucht angelegt. Der Handel mit Schnecken fand vorwiegend auf dem Petersplatz statt, wo sogenannte "Schneckenweiber" ihre Ware feilboten. Am Petersplatz befand sich auch ein Gasthaus mit dem vom Schneckenmarkt inspirierten Namen "Zur Schnecke".

Die Schnecken wurden im Sommer von Kindern gesammelt und an Schneckenhändler verkauft, die die Tiere bis September mit Kohl, Gemüseabfällen und Kleie fütterten. In der kälteren Jahreszeit schlossen sich die Schnecken und konnten somit in Fässer oder Säcken verpackt werden. Wegen des stetig steigenden Bedarfs wurde zusätzliche Ware aus Schwaben und der Schweiz importiert. 1824 sollen über vier Millionen Stück in Fässern à 10.000 Schnecken jährlich nach Wien transportiert worden sein.[1]

Verkaufstand für Schnecken (um 1812)

1753 wurde der Schneckenmarkt auf die Seilerstätte verwiesen, aber schon bald kehrten die Händler wieder auf dem Petersplatz zurück. Auch an anderen Orten wurden Schnecken verkauft, so zum Beispiel vor dem Neutor, später am Mehlmarkt sowie Am Hof. Wie aus einem Ansuchen des Bürgers Anton Stemmer vom 21. Dezember 1763 für die Bewilligung eines Verkaufsstandes für seine Frau in Mariahilf hervorgeht, wurden neben Schnecken häufig auch Heringe von Händlerinnen angeboten.

Bericht des Inneren Rats zum Ansuchen eines Bürgers bezüglich der Errichtung eines Verkaufstandes für Schnecken und Häringen in Mariahilf, 1763

Im Lauf des 19. Jahrhunderts sank die Nachfrage nach Schnecken. Die letzten Schneckenhändler verschwanden um 1860 aus dem Stadtbild Wiens. Im 21. Jahrhundert macht sich wieder mehr Angebot von "Wiener Schnecken" bemerkbar, so besteht etwa in Rothneusiedl eine bekannte Schneckenfarm.

Schnecken als Speise

Gefüllte Schnecken. In: Ignaz Gartler / Barbara Hickmann: Allgemein bewährtes Wiener Kochbuch in zwanzig Abschnitten. Wien: Gerold 1831

Schnecken wurden vor allem im Winter konsumiert. Sie waren aufgrund der strengen kirchlichen Fastenregeln aber auch in der Fastenzeit eine beliebte Delikatesse, die mit Essig, Kren und Zwiebeln, manchmal auch mit Kraut oder mit Butter und Sardellen zubereitet wurde.

Das Vordringen der Gegenreformation ab dem ausgehenden 16. Jahrhundert, die dem katholisch-liturgischen Leben einem enormen Aufschwung bescherte, beförderte den Schneckenkonsum weiter. Die strenge Einhaltung der Fastenzeiten waren Kirche und Herrscherhaus ein besonderes Anliegen. Doch zu strenges Fasten war nicht nach dem Geschmack der Wienerinnen und Wiener. Im barocken Wien wurde in den Gaststätten an den „Fast-Tägen" eine eigene Speisenfolge serviert: „Fasten-Suppen", Eier- und Mehlspeisen, Fische und Krebse, Salat, Obst, Käse, Konfekt und eben auch Schnecken.

Als Hauptabnehmer galten die Klöster, wo die Fastenzeit besonders streng eingehalten wurde, aber auch im Bürgertum waren Schnecken eine beliebte Fastenspeise. Angeblich sollen in Gasthäusern nicht selten Leute 20 bis 30 Stück Schnecken mit Kren „auf einen Sitz“ verzehrt haben.

Quellen

Literatur

  • Gustav Gugitz: Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 118 (Schneckenhändler)

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz, Schneckenhandel in Alt-Wien in: wien aktuell 14/1974, S. 28