Philipphof: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | |Stadtplan Text=Der Philipphof auf dem [[Generalstadtplan]] 1912 | ||
|Architekt=Carl König | |Architekt=Carl König | ||
− | |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen; | + | |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Wolfgang Wirsig: Wiener Hofnamen; Paul Harrer: Wien, seine Häuser; |
|Bildname=HMW 197178.jpg | |Bildname=HMW 197178.jpg | ||
|Bildunterschrift=Philipphof - Augustinerstraße / Führichgasse, 1899 | |Bildunterschrift=Philipphof - Augustinerstraße / Führichgasse, 1899 | ||
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− | Philipphof (1, [[Albertinaplatz]] 1, [[Tegetthoffstraße]] 10, [[Augustinerstraße]] 8, [[Führichgasse]] 5) | + | Philipphof ([[1]], [[Albertinaplatz]] 1, [[Tegetthoffstraße]] 10, [[Augustinerstraße]] 8, [[Führichgasse]] 5). |
− | Die Giebelgruppe "Tag" mit Viergespann stammte von [[Theodor Friedl]] | + | Das Areal war Teil des [[Bürgerspital am Schweinemarkt|Bürgerspitals am Schweinemarkt]] (vorher [[Clarakloster]]) beziehungsweise des unter [[Joseph II.]] aus Mitteln des [[Bürgerspitalfonds]] errichtet und 1882/1883 demolierten [[Bürgerspitalzinshaus|Bürgerspitalzinshauses]]. Nach dessen Abbruch wurde in den Jahren 1883/1884 hier der Philipphof nach Plänen von [[Carl König]] für den Bankier Philipp Zierer errichtet. |
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+ | Der an allen Seiten freistehende Hof war eines der architektonisch wertvollsten Mietshäuser Wiens. Die Hauptfront war der Augustinerstraße zugewandt. Die Giebelgruppe "Tag" mit Viergespann stammte von [[Theodor Friedl]]. Im Hauptgeschoss des Hauses befanden sich, separat zugänglich, die Räume des Jockeyklubs (ab 1938: Wiener Rennverein; [[Galopprennen]]), in den Obergeschossen Mietwohnungen. Im Erdgeschoss waren verschiedene Geschäftslokale untergebracht. Ab 1893 befand sich im Philipphof auch jahrzehntelang die Lehrmittelhandlung "Pichlers Witwe & Sohn" ([[Franz Pichler junior]]). | ||
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+ | Das Gebäude kam 1911 durch Kauf in Besitz des kaiserlichen Familienfonds. Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde das Eigentumsrecht am Philipphof dem Kriegsgeschädigtenfonds einverleibt. Aufgrund der Amtsbestätigung des Bundeskanzleramtes vom 1. Dezember 1936 wurde es dem Familienversorgungsfonds des Hauses [[Habsburg-Lothringen]] zurückgegeben, doch schon am 5. Mai 1938 wurde die Beschlagnahme durch die geheime Staatspolizei (Gestapo) vorgemerkt. Danach kam er in das Eigentum des Landes Österreich (Amtsbestätigung des Reichskommissärs für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 20. Juni 1939). Durch eine Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 31. Mai 1941 wurde das Eigentumsrecht der Reichsfinanzverwaltung des Deutschen Reiches übertragen. Seit 1955 ist die Republik Österreich Besitzerin des Grundstücks. | ||
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+ | Am 12. März 1945 wurde der Philipphof von mindestens fünf Bomben getroffen, der darauffolgene Brand zerstörte das Gebäude vollkommen. Hier gab es die höchste Zahl von zivilen Todesopfern in einem einzigen Objekt in Wien. Alleine im Luftschutzkeller, in dem schätzungsweise 230 Personen Zuflucht gesucht hatten, kamen 140 Menschen ums Leben. Das Haus wurde so stark zerstört, dass eine Bergung aller Toten nicht möglich war. Die Baureste wurden am 24. Oktober 1947 (nachdem man 180 der wahrscheinlich weit über 300 Toten exhumiert hatte) gesprengt, der Platz planiert. An der Stelle des Philipphofs wurde eine Grünfläche angelegt, von der 1988 ein Teil abgetrennt wurde (Aufstellung des [[Mahnmal gegen Krieg und Faschismus|Mahnmals gegen Krieg und Faschismus]]). | ||
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+ | * verschiedene Geschäftslokale | ||
+ | * Lehrmittelhandlung "Pichlers Witwe & Sohn" ([[Franz Pichler junior]]) | ||
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==Literatur== | ==Literatur== | ||
− | *Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 400 | + | * Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 400 |
− | *Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 154 f. | + | * Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 154 f. |
− | *Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 405 | + | * Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 405 |
− | *Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 20 und S. 418 | + | * Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 20 und S. 418 |
* Fritz M. Rebhann: Finale in Wien – Die Gaustadt im Aschenregen. Wien: Herold 1969 | * Fritz M. Rebhann: Finale in Wien – Die Gaustadt im Aschenregen. Wien: Herold 1969 | ||
+ | * Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 98 f. | ||
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==Links== | ==Links== | ||
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Philipphof Wikipedia: Philipphof] | * [https://de.wikipedia.org/wiki/Philipphof Wikipedia: Philipphof] |
Version vom 1. Juli 2016, 11:30 Uhr
48° 12' 17.19" N, 16° 22' 8.20" E zur Karte im Wien Kulturgut
Philipphof (1, Albertinaplatz 1, Tegetthoffstraße 10, Augustinerstraße 8, Führichgasse 5).
Das Areal war Teil des Bürgerspitals am Schweinemarkt (vorher Clarakloster) beziehungsweise des unter Joseph II. aus Mitteln des Bürgerspitalfonds errichtet und 1882/1883 demolierten Bürgerspitalzinshauses. Nach dessen Abbruch wurde in den Jahren 1883/1884 hier der Philipphof nach Plänen von Carl König für den Bankier Philipp Zierer errichtet.
Der an allen Seiten freistehende Hof war eines der architektonisch wertvollsten Mietshäuser Wiens. Die Hauptfront war der Augustinerstraße zugewandt. Die Giebelgruppe "Tag" mit Viergespann stammte von Theodor Friedl. Im Hauptgeschoss des Hauses befanden sich, separat zugänglich, die Räume des Jockeyklubs (ab 1938: Wiener Rennverein; Galopprennen), in den Obergeschossen Mietwohnungen. Im Erdgeschoss waren verschiedene Geschäftslokale untergebracht. Ab 1893 befand sich im Philipphof auch jahrzehntelang die Lehrmittelhandlung "Pichlers Witwe & Sohn" (Franz Pichler junior).
Das Gebäude kam 1911 durch Kauf in Besitz des kaiserlichen Familienfonds. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Eigentumsrecht am Philipphof dem Kriegsgeschädigtenfonds einverleibt. Aufgrund der Amtsbestätigung des Bundeskanzleramtes vom 1. Dezember 1936 wurde es dem Familienversorgungsfonds des Hauses Habsburg-Lothringen zurückgegeben, doch schon am 5. Mai 1938 wurde die Beschlagnahme durch die geheime Staatspolizei (Gestapo) vorgemerkt. Danach kam er in das Eigentum des Landes Österreich (Amtsbestätigung des Reichskommissärs für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich vom 20. Juni 1939). Durch eine Verordnung zur Durchführung des Ostmarkgesetzes vom 31. Mai 1941 wurde das Eigentumsrecht der Reichsfinanzverwaltung des Deutschen Reiches übertragen. Seit 1955 ist die Republik Österreich Besitzerin des Grundstücks.
Am 12. März 1945 wurde der Philipphof von mindestens fünf Bomben getroffen, der darauffolgene Brand zerstörte das Gebäude vollkommen. Hier gab es die höchste Zahl von zivilen Todesopfern in einem einzigen Objekt in Wien. Alleine im Luftschutzkeller, in dem schätzungsweise 230 Personen Zuflucht gesucht hatten, kamen 140 Menschen ums Leben. Das Haus wurde so stark zerstört, dass eine Bergung aller Toten nicht möglich war. Die Baureste wurden am 24. Oktober 1947 (nachdem man 180 der wahrscheinlich weit über 300 Toten exhumiert hatte) gesprengt, der Platz planiert. An der Stelle des Philipphofs wurde eine Grünfläche angelegt, von der 1988 ein Teil abgetrennt wurde (Aufstellung des Mahnmals gegen Krieg und Faschismus).
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- verschiedene Geschäftslokale
- Lehrmittelhandlung "Pichlers Witwe & Sohn" (Franz Pichler junior)
Literatur
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 400
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 154 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 405
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 20 und S. 418
- Fritz M. Rebhann: Finale in Wien – Die Gaustadt im Aschenregen. Wien: Herold 1969
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 98 f.